Lehrer in der heutigen Zeit - würdet ihr es wieder studieren?

  • Ihr braucht ein Konzept, in dem genau das festgeschrieben ist. Das macht nur einmal Mühe, danach fällt jede mühevolle Diskussion weg.

    Da braucht man eben die Expertise, ich habe zum Beispiel letzte Woche eine Stunde gebraucht um zu recherchieren, wie man Gebärdendolmetscher für Elternabende bekommt.

  • Wenn ich mich recht entsinne (seh ich am Handy nicht), kommt Josh aus Österreich und darf sich zu Recht über schlechte Bezahlung ärgern. Ich meine, hierorts mal was von unter 2000 Netto gelesen zu haben. Immerhin Euro, nicht Schillinge...

    Ich war mir nicht sicher, ob Yummis Antwort auf ich bezogen war.


    Tatsächlich ist es so, dass bis zum SJ2018/19 das Einstiegsgehalt für Sekundarstufenlehrer I+II bei ca. 1900 Euro lag, bei Sekunderstufenlehrer I sogar noch darunter.
    Das ist für jemanden, der MINT-Fächer studiert hat, ziemlich wenig.
    Erst mir Überstunden kommt man auf ein passables Gehalt.


    Für neue Kollegen gilt nun ein neues Dienstrecht mit höheren Einstiegsgehältern, aber einer flacheren Gehaltskurve. Für einige bedeutet das auch ein Verlust in der Lebensverdienstsumme.

  • Da braucht man eben die Expertise, ich habe zum Beispiel letzte Woche eine Stunde gebraucht um zu recherchieren, wie man Gebärdendolmetscher für Elternabende bekommt.

    Oh wie schrecklich. Dafür haben wir einen Inklusionskoodinator.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Dafür haben wir einen Inklusionskoodinator.

    Das bin gewissermaßen ja ich ... für 16 berufliche Schulen mit 6 Stunden in der Woche :P

  • Das bin gewissermaßen ja ich ... für 16 berufliche Schulen mit 6 Stunden in der Woche :P

    So ist es. Berufsschulen betreiben schon immer Inklusion. Nebenher. Nach der allgemeinen Schulpflicht schließt sich die Berufsschulpflicht an. Und die Förderschwerpunkte (außer der für geistige Entwicklung) fallen plötzlich weg.

  • Und die Förderschwerpunkte (außer der für geistige Entwicklung) fallen plötzlich weg.

    Da arbeite ich für Hessen gerade dran. Zumindest für Frankfurt haben wir im Prinzip schon eine Vereinbarung, dass den BS auch Ressourcen zur Verfügung stehen müssen, nur der Umfang wird noch lange und harte Verhandlungen bedeuten.

  • Sissymaus: Die Aussage, dass Berufsschulen schon immer Inklusion betreiben, überrascht mich jetzt, da ja letztens ein Thread bestand, in dem gemeint wurde, dass aufgrund der Standardisierung in der Berufsschule kaum Inklusion möglich sei. Im Regelschulbereich wird ja kritisiert, dass Inklusionsschüler durchgeschleift werden, obwohl sie die geforderten Leistungen nicht zeigen können. Werden diese Schüler nicht spätestens dann aussortiert, wenn sie an der Berufsschule ihre Abschlussprüfungen nicht bestehen? Oder hat ein Jugendlicher mit Verhaltensauffälligkeiten ernsthaft eine realistische Chance, eine Lehre zum Bankkaufmann zu absolvieren?

  • die Abschlussprüfung im dualen System obliegt in den meisten Fällen den Kammern und ist formal von der Schule VÖLLIG unabhängig.


    Wenn wir bei einem Schüler keine realistische Chance sehen, teilen wir das den betrieben natürlich mit. Die meisten reagieren, indem sie den überforderten Schüler ein Jahr zurückstellen, woraufhin er dann im Allgemeinen genauso überfordert ist. Bei einigen hilft noch zusätzliche Nachhilfe, bei vielen nicht. Insofern: Egal, ob das jetzt "Inklusionskandidaten" sind oder einfach Leute, denen aus verschiedensten Gründen sämtliche Voraussetzungen fehlen, wir müssen mit allen klar kommen.


    EDIT
    An die überforderten gewöhntman sich. Kritisch wurd's bei mir, als ich einen mit multipler Persönlichkeit bekam. Er hatte weder einen Betreuer noch haben wir irgendeinen Inklusionsleher, und auch wenn seine Hauptpersönlichkeit ein sehr netter Kerl war, war ich heilfroh, als er wiedwr gekündigt hat.
    EDIT ENDE


    In einem hast Du, @Lehramtsstudent, Recht: Die Kammer-Abschlussprüfung sortiert aus. Ich finde das gut, man ist in vielen Berufen halt auch für Gesundheit oder - bei uns - mitunter lebensbedrohliche Dinge verantwortlich, und zumindest in Prüfungen, bei denen ich dabei bin, wird bspw. nie einer bestehen, der immernoch denkt, eine normale "Sicherung" würde Personen schützen.


    Dieses Aussortieren kommt aber meist nach einmal zurückstellen und drei Prüfungsanläufen. Das sind dann 4 1/2 Jahre für die Katz. Mein Extremfall hat es durch ständige Betriebswechsel auf stolze sieben gebracht.

  • Für neue Kollegen gilt nun ein neues Dienstrecht mit höheren Einstiegsgehältern, aber einer flacheren Gehaltskurve. Für einige bedeutet das auch ein Verlust in der Lebensverdienstsumme.

    Im Jammern waren die Österreich ja immer groß, Fakt aber ist:


    Zitat

    Im Durchschnitt verdient ein Lehrer in Österreich etwa 51.000 € im Jahr. Das entspricht einem Bruttoverdienst von monatlich um die 3.650 €. Hinzu kommen ein Urlaubsgeld in einer durchschnittlichen Höhe von etwa 2.880 € und eine Weihnachtsremuneration in Höhe von durchschnittlich etwa 2.850 €.

    https://www.finanzonline.or.at/arbeit/lehrer-gehalt/




    Also knapp 4200€ brutto im Monat.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Da arbeite ich für Hessen gerade dran. Zumindest für Frankfurt haben wir im Prinzip schon eine Vereinbarung, dass den BS auch Ressourcen zur Verfügung stehen müssen, nur der Umfang wird noch lange und harte Verhandlungen bedeuten.

    Ist auch richtig so! Viele unserer Schüler gehen in ihrer Ausbildung nicht mehr in den Blockunterricht einer speziellen Einrichtung für Hörgeschädigte oder machen in einem BBW die Ausbilodung, sondern sind an der ganz normalen Berufsschule.
    Theoretisch sind wir für die Beratung an Regelschulen von allem höher als Klasse 10 nicht mehr zuständig. Wir machen es trotzdem, weil es ja nötig ist. Das ist dahingehend besonders bitter, dass das zum Teil sogar aufwendiger ist, weil meine Kollegin (sie macht das hauptsächlich an den Berufsschulen) nicht nur in die Schulen geht und dort berät, sondern der Ausbildungsbetrieb glücklicherweise auch oft Interesse an einer Beratung zur Hörschädigung hat. Da sind ja leider nicht alle unsere Abgänger und vor allem aus der Inklusion fit genug, dass sie das selbst alles so gut kommunizieren können.

  • :rofl:

    Tragisch, diese Verschwendung von Lebenszeit. In den sieben Jahren hätte der Kandidat doch locker ein Studium absolvieren können!

  • :rofl:

    Nein, aber er hätte eine Ausbildung machen können, zu der er fähig gewesen wäre.


    Besonders lustig ist das übrigens nicht. Er hat in seinen sieben Jahren mehrere Klassen "aufgemischt".
    Und wir haben halt mal KEINE Möglichkeit, solche Leute loszuwerden, außer sie verstoßen mehrfach sehr grob gegen die Schulordnung (und erhalten entsprechende Ordnungsmaßnahmen) und sind über 22 Jahre alt (EDIT: Selbst da ist's schwierig, wirklich einfach wird's mit 25, dann beschulen wir sie quasi beidseitig freiwillig). Den jeweils neuen Betrieben dürfen wir ja vor dem Wechsel nicht sagen, was für ein Kaliber sie sich da in's Haus holen, und dieser Kandidat war dummerweise einer, der sich gegenüber Leuten, die ihn noch nicht kannten, SEHR gut darstellen konnte.


    Als er dann endlich das richtige Alter und den (etwa) 17. Tadel, davon mehrere durch den KL und AL, zusammenhatte, und dann nochmal richtig böse auffiel (Vandalismus), hat er tatsächlich unseren Chef um den Finger gewickelt, obwohl alle, die ihn kannten, die sofortige Ausschulung dringend empfohlen haben.

    2 Mal editiert, zuletzt von DePaelzerBu ()

  • @Ausgangsfrage: Nein, ich würde nicht mehr dasselbe studieren (Chemie auf Diplom mit anschliessender Promotion in der Physikalischen Chemie). Wahrscheinlich würde ich Materialwissenschaften oder eine Ingenieurswissenschaft (vermutlich Luft- und Raumfahrttechnik) studieren. Mit dem Chemiestudium würde ich aber keinen anderen Job als Lehrer machen wollen. Ich mag meine Jugendlichen, meine Schule und mein Unterrichtsfach.

  • Ich würde nicht mehr Physik studieren, sondern gleich Mathe. Auch gleich auf Lehramt Sek 2 bzw. M.Ed. mit Philosophie oder Kunst als zweitem Fach (oder beides). Auf keinen Fall ein INT Fach. Promovieren würde ich definitiv nicht mehr, egal worin. Seine Lebenszeit kann man sinnvoller verbringen.

  • Und aufgrund der Besonderheiten des deutschen Beamtenrechts mit seiner Befreiung von den gesetzlichen Sozialversicherungen und dem spezifischen Altersversorgungssystem sind internationale BRUTTOverdienstvergleiche auch völlig untauglich....

  • Promovieren würde ich definitiv nicht mehr, egal worin. Seine Lebenszeit kann man sinnvoller verbringen.

    Dafür danke! Ich hätte promovieren können (einen Doktorvater hatte ich schon), habe mich dann aber doch für das Referendariat entschieden. Hin und wieder zweifel ich mal an dieser Entscheidung, aber ich glaube, eigentlich war sie richtig, oder zumindestens vernünftig.

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