• Hallo,


    ich befinde mich noch in einem relativ frühen Stadium der Lehrerausbildung (Bachelor, Mathe + Physik Sek II) aber habe im Moment dennoch einige Fragen, die mich etwas im Unklaren lassen. Das Studium macht mir unheimlichen Spaß und ich bin mir im Moment auch sicher, dass ich Lehrer werden möchte. Gleichzeitig habe ich jedoch auch großes Interesse an den Fachinhalten meiner Fächer (insbesondere Mathematik) und beschäftige mich somit auch derzeit schon tiefer mit Mathematik, als es mein Modulhandbuch vorsieht. Auch wenn das Ganze natürlich noch in ferner Zukunft liegt, kann ich mir auch vorstellen, nach meinem Master zu promovieren. Ich weiß, dass mir das weder im Schulalltag noch bei den Einstellungschancen etwas bringen wird und ich würde auch nur aus fachlichem Interesse promovieren. Dabei stellen sich mir jedoch einige Fragen:


    1. Welche Nachteile zieht eine solche Promotion mit sich? Ich weiß, ich verliere damit effektive Zeit als Lehrer und damit auch Geld, aber gibt es noch andere Nachteile, die auf den ersten Blick nicht so offensichtlich sind?
    2. Wann wäre der beste Zeitpunkt für die Promotion, vor oder nach dem Referendariat? Und wenn nach dem Referendariat, würde ich da immer noch einen Doktorvater finden?
    3. Bietet sich eher eine fachdidaktische oder fachliche Promotion an, vor allem im Hinblick auf weitere Berufe im Berufsfeld Schule & Bildung? Oder spielt die Art der Promotion oder gar eine Promotion selbst auch hier keine Rolle?

    Über Antworten freue ich mich sehr!

  • 1.) Nachteile? Vielleicht, dass die Schüler immer überlegen, ob sie dich mit Doktor ansprechen sollen oder nicht , das stört den Singsang des Namens bei der Begrüßung insbesondere in Vertretungsstunden ganz gewaltig...mir sind bisher keine Nachteile aufgefallen. ;)

    2.) Wenn es fachwissenschaftlich sein soll würde ich vor dem Referendariat empfehlen, weil du einfach noch tiefer drin bist, danach wenn du in die didaktische Richtung gehen willst (einfach um ein bisschen Erfahrung zu haben wie es läuft). Eine Promotionsstelle zu finden ist eigentlich kein Problem, achte am Besten darauf, dass sie drittmittelfinanziert und auf drei Jahre ausgelegt ist. In solchen Programmen verzögern sich Promotionen erfahrungsgemäß am wenigsten

    3.) Der Doktortitel sorgt erfahrungsgemäß dafür, dass dir Leute Kompetenzen zuschreiben (die du möglicherweise gar nicht hast) und dass du ein paar (nicht inhaltliche, sondern was Soft Skills angeht) auch tatsächlich erworben hast, ansonsten hättest du die Promotion nämlich gar nicht durchgestanden. Beides hilft bei Beförderungsverfahren, auch wenn es kein direktes Auswahlkriterium ist.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Danke für die Antwort!

    Ich habe von irgendwo mal aufgeschnappt, dass es Referendaren mit Doktortitel schwieriger haben können, da die Prüfer eher zur Strenge tendieren würden (u.a. deswegen auch Fragen 1 und 2). Damit hast Du dann keine negativen Erfahrungen gemacht?

  • Danke für die Antwort!

    Ich habe von irgendwo mal aufgeschnappt, dass es Referendaren mit Doktortitel schwieriger haben können, da die Prüfer eher zur Strenge tendieren würden (u.a. deswegen auch Fragen 1 und 2). Damit hast Du dann keine negativen Erfahrungen gemacht?


    Naja wenn du in Fachdidaktik promoviert hast und schwach auftrittst in dem Bereich oder in der Physik und dann fachliche Fehler machst, wird es vielleicht noch stärker "bestraft"?

    Aber ansonsten sehe ich da keinen Grund drin.

    Ist am Ende auch eine Frage des Auftretens.

    Ich habe nen Kollegen, der beharrt so dermaßen auf seinen Dr. Titel, den habe ich diesbezüglich gefressen. ;)

    Der Titel bringt einem also im Bereich Schule auch gar nichts, daher ist die Frage, ob man es im Ref überhaupt angeben muss/will.

  • Meinen Fachleitern war das herzlich egal, im Kollegium und (sogar öfter) von den Schülern wurde manchmal aus Interesse gefragt in welchem Bereich und zu welchem Thema, aber das sehe ich jetzt weder als Vor- noch als Nachteil...eventuell könnte dir das passieren was Kiggie gesagt hat, wenn du dir in dem Bereich dann fachliche Fehler erlaubst ist es schon seltsam, genauso wie wenn du in einen Dauerbesserwissermodus wechselst, weil du in einem kleinen Spezialbereich wirklich viel Ahnung hast, das mag auch keiner (vor allem nicht wenn es um Pädagogik oder Didaktik geht, fachwissenschaftlich geht es da nie so heiß her), aber das mag ich persönlich auch nicht, also konnte ich mich da so ganz knapp zurückhalten. ;)


    Es ist glaube ich einfach eine Frage des Umgangs damit was man da gemacht hat...wenn man jemand ist der zwei Tage nach Erhalt der Promotionsurkunde zum Einwohnermeldeamt läufst um sich das in den Perso eintragen zu lassen, könnte es schwierig werden, aber das hat glaube ich nichts mit dem Referendariat zu tun... :)

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  • Danke für die Antwort!

    Ich habe von irgendwo mal aufgeschnappt, dass es Referendaren mit Doktortitel schwieriger haben können, da die Prüfer eher zur Strenge tendieren würden (u.a. deswegen auch Fragen 1 und 2). Damit hast Du dann keine negativen Erfahrungen gemacht?

    Das sind doch völlig ungelegte Eier, über die du dir da den Kopf zerbrichst. Natürlich ist es total peinlich, wenn man da mit frischem Doktortitel ankommt und sich fachlich oder didaktisch in die Nesseln setzt. Aber ansonsten beurteilen die Prüfer, was sie sehen - und wie so ein Prüfer gerade tickt, ist auch nicht vorherzusehen.


    Ich kann Leute auch nicht leiden, die überall meinen, ihren Doktortitel raushängen lassen zu müssen. Wenn dich das wissenschaftliche Arbeiten interessiert, dann versuche halt zu promovieren. Ohne Hintergedanken, ob dir das nutzt oder schadet. Das weißt du nicht und das wissen andere auch nicht. Ich kenne auch Leute, die die Promotion abgebrochen haben. Kein Ding, die machen jetzt andere Sachen. Mediziner bilden eine Ausnahme, das ist ja bekannt.


    Sich in eine Sache tief reinknien verändert einen. Man weiß dann, man kann auch gründlich. Um so größer ist der Abstand zu Pubertierenden, die gerade Mathe kein Stück interessant finden und sich fragen, warum man sich mit sowas überhaupt beschäftigt. Die fragen dann vielleicht mal. Und dann gucken sie wieder auf ihr Handy.

  • Ich kann keinen Nachteil aus einem Doktortitel feststellen...


    Auch dass du Zeit „verlierst“, sehe ich nicht so... Wieso sollte das verlorene Zeit sein einen Doktortitel zu erwerben?! Verlorene Zeit ist, wenn man jahrelang rumhängt und nichts tut...


    Außerdem wirst du vermutlich ohnehin bis 70 plus arbeiten müssen. Was macht es da aus, wenn du drei Jahre später damit anfängst?


    Ich habe jetzt nie mit dem Gedanken gespielt zu promovieren, aber ein paar Freunde von mir hätten die Gelegenheit gehabt. Alle haben sich am Ende dagegen entschieden.


    Einer wollte relativ bald eine Familie gründen und brauchte schlicht das Geld. Mittlerweile, 11 Jahre nach unserem Uni-Abschluss, hat er vier Kinder.


    Eine Freundin von mir hat es gelassen, weil es ihr als Lehrerin keine Vorteile bringt. Weder finanziell noch sonst irgendwie.


    Bei einem anderen Freund von mir kam die Liebe dazwischen. Er ist ins Ausland gegangen und hat die Idee Promotion da dann nicht weiterverfolgt.

  • Ihr habt recht, ich mache mir wohl zu viele Gedanken. Auf den Doktortitel zu beharren ist sicherlich nervig - wir hatten auch so einen Lehrer, dem war im Unterricht so ziemlich alles egal, außer dass man seinen Doktortitel ja nicht vergisst. Bei mir ist das aber wie gesagt ein rein fachliches Interesse.


    Ich stimme euch zu, dass es seltsam ist, wenn man frisch promoviert ankommt und fachliche Fehler im Unterricht zu finden sind - aber das sollte doch für alle Lehrer gelten, oder? Immerhin hat jeder einen großen Anteil an fachlichem Studium hinter sich. Deswegen habe ich mich gefragt, ob da Referendare mit Promotion strenger behandelt werden als ohne. Da mach ich mir aber wie gesagt vermutlich zu viele Gedanken, da tiefgreifende fachliche Fehler gar nicht erst auftreten sollten (wobei natürlich jeder mal Fehler macht).


    MrsPace, ich glaube meine Wortwahl war etwas unangemessen. Ich meinte "verlorene Zeit" natürlich nicht im klassischen Sinne, sondern dass ich später in den Beruf einsteige und damit beispielsweise Geld fehlt, was ja durchaus ein Faktor sein kann, wenn man, wie einer deiner Freunde, plant, zeitnah eine Familie zu gründen.

    Wie das bei mir dann aussehen wird, kann ich jetzt natürlich noch nicht sagen.

  • Ich habe einige Lehrer in der Familie, ein paar davon mit Doktortitel, u.a. mein Vater. Der meinte, als ich ihn mal als Jugendliche danach gefragt habe, dass der Titel vor allem manche Eltern beeindrucke und von diesen prinzipiell verwendet werde (was ihm relativ egal war bzw. er als völlig unnötig empfunden hat, er ist aber auch nicht der Typ, der sich den Titel in den Perso eintragen lassen würde, sondern das einfach aus wissenschaftlichem Interesse heraus damals für sich selbst gemacht hat), schulisch aber genau genommen irrelevant sei. Eine Mitanwärterin von mir hatte eine fachdidaktische Promotion abgeschlossen, war auch absolut nicht der Typ, der das raushängen lassen würde, erfahren habe ich das insofern von der SL, der das unglaublich wichtig war und die deshalb ständig am Bauchpinseln war, weil sie es offenbar beeindruckend fand so jemanden an der Schule zu haben. Die war dann schon im Ref für die SL komplett auf Augenhöhe und wurde fachlich zu Rate gezogen. Nachteile hatte natürlich niemand durch seine Promotion, Vorteile eben teilweise durch den Respekt von Eltern die sich von solchen Titeln beeindrucken lassen und meinen, Lehrkräfte mit Titel seien per se kompetent(er als andere Lehrkräfte) - was aber vernachlässigbar ist wenn wir ehrlich sind- oder eine bauchpinselnde SL (auf die man auch verzichten kann). Der zentrale Vorteil einer Promotion ist, dass du dich einem Thema wissenschaftlich vertieft widmen kannst und damit dein persönliches Erkenntnisinteresse und deinen Fachanspruch befriedigen kannst. Ich habe auch lange mit einer Promotion geliebäugelt, mich aus verschiedenen Gründen erstmal fürs Ref entschieden, möchte aber nicht ausschließen doch noch einmal eine fachdidaktische Promotion nachzulegen, einfach weil es mich persönlich reizt mich so intensiv einer politikwissenschaftlichen/politikdidaktischen Frage widmen zu können. Alles andere würde ich für die falschen Gründe halten, die einen eine Promotion auch nicht durchhalten und beenden lassen (und selbst wenn dieses Interesse vorhanden ist, ist es nicht leicht- meine Nachbarin promoviert seit 8 Jahren in Germanistik, weil sie die Promotion komplett selbst finanzieren muss und sich im Laufe der Arbeitsjahre immer mehr von ihrer wissenschaftlichen Arbeit entfernt hat. Ganz aufgegeben hat sie den Traum noch nicht- verständlicherweise- ich vermute aber, diese Promotion wird letztlich nicht abgeschlossen werden.).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich stimme euch zu, dass es seltsam ist, wenn man frisch promoviert ankommt und fachliche Fehler im Unterricht zu finden sind - aber das sollte doch für alle Lehrer gelten, oder? Immerhin hat jeder einen großen Anteil an fachlichem Studium hinter sich.

    Absolut. Fachliche Fehler sind ein No-Go. Über Planungsfehler kann eine Kommission hinweg sehen, aber wenn fachliche Probleme offenkundig werden, kann man eigentlich vom Durchfallen ausgehen (im Examen).

  • Huhu zusammen,


    sagt mal, ist eine Promotion für Beamte "meldepflichtig" oder kann ich mich einfach so an einer Uni für eine Promotion einschreiben, ohne, dass mein Dienstherr etwas darüber weiß? Weiß jemand eine rechtssichere Quelle dafür? Danke vorab. VG

  • Hast du einen Lehrauftrag während der Promotion bzw. erhältst dafür Drittmittel? Falls ja, könnte das anzeigepflichtig sein, sonst wüsste ich erstmal nicht, was das den Dienstherrn angehen sollte.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Geh erst mal durch dein Studium durch, am Ende wirst du dann eine bessere Einschätzung haben, ob du akademisch weiterarbeiten willst oder nicht. Denn darum geht es bei der Promotion, nicht um den Titel.

  • Hast du einen Lehrauftrag während der Promotion bzw. erhältst dafür Drittmittel? Falls ja, könnte das anzeigepflichtig sein, sonst wüsste ich erstmal nicht, was das den Dienstherrn angehen sollte.

    Ihn könnte angehen, dass man seine Arbeotskraft noch an anderer Stelle einsetzt. Ich bin da kein Experte, aber es ist AFAIK nicht so einfach, dass etwas nur deshalb nicht anzeigepflichtig ist, weil es nicht entlohnt wird. Genehmigungspflichtig dürfte eine Promotion weniger sein. Immerhin ist die wissenschaftliche Betätigung grundgesetzlich geschützt. Allerdings kenne ich einen Fall, in dem einem Referendar die Fortsetzung der Vorbereitung eienr Promotion untersagt wurde, weil dadruch der Erfolg der Ausbildung gefährdet sei. Keine Ahnung, ob das rechtens war. Am besten mal jemanden fragen, der sich damit auskennt. Personalrat, Gewerkschaft.


    Im Übrigen promoviert nicht derjenige, der die Inaugurialdissertation anfertigt, vorstellt und verteidigt. Jener wird promoviert. Er erhält auch keinen Titel, sondern einen akademischen Grad.


    Sollte man wissen, wenn man sich einem solchen Verfahren unterziehen möchte.

  • Danke für deine Antwort O. Meier.


    Der Duden sagt allerdings etwas anderes dazu:


    Das Verb promovieren kann sowohl transitiv, d. h. mit Akkusativobjekt, im Sinne von „jemandem die Doktorwürde verleihen“ verwendet werden wie auch intransitiv im Sinne von „die Doktorwürde erlangen, den Doktorgrad erwerben“. ... Ebenso ist korrekt: Ich habe an der Ruprecht-Karl-Universität in Heidelberg promoviert.


    https://www.duden.de/sprachwis…r/promovierenhabilitieren


    Geht also wohl beides :-)

  • Nur, wenn man den Unterschied zwischen Disputation und Rigorosum nicht kennt. Jeder der promoviert wurde, weiß wie man das Verb korrekt benutzt. :P

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Geht also wohl beides

    Es gibt auch Leute, die sagen, sie "machen ihren Doktor". Geht auch irgendwie, klingt aber nicht so richtig gebildet.


    Der Duden hat an dieser Stelle wohl einfach nur dem falschen Sprachgebrauch nachgegeben.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ebenso ist korrekt: Ich habe an der Ruprecht-Karl-Universität in Heidelberg promoviert.

    Also wenn ich das schreibe, dann ist das zu 100 % korrekt. Für alles andere bin ich trotz Dr. rer. nat. offenbar zu blöd. Oder es ist mir einfach wurscht.


    Ich finde die Promotion durchaus auch als Lehrperson vorteilhaft, vor allem wenn man naturwissenschaftliche Fächer in der Oberstufe unterrichtet. Selbständiges, wissenschaftliches Arbeiten lernt man in den Naturwissenschaften so richtig erst während der Promotion und die Vermittlung von Wissenschaftspropädeutik gehört nunmal auch zum Lehrauftrag in der gymnasialen Oberstufe. Klar geht's auch ohne. Ich habe aber sicher schon häufig in meinem Berufsalltag davon profitiert.

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