Schwanger und auf Jobsuche...

  • Würdest du die Frau denn einstellen, wenn du es wüsstest und du durchgehende LK-Lehrer für die 2-jährige Q-Stufe suchst und es noch weitere Bewerber gibt???

    Ich zitiere mich mal selbst, denn die Frage wurde noch nicht beantwortet: Mr Jules (und alle anderen, die das Verschweigen höchst unmoralisch finden): wie lautet deine / eure Antwort???

  • Ich zitiere mich mal selbst, denn die Frage wurde noch nicht beantwortet: Mr Jules (und alle anderen, die das Verschweigen höchst unmoralisch finden): wie lautet deine / eure Antwort???

    Bei einer dauerhaften Stelle. Wenn die schwangere besser als alle anderen ins Team passt - Ja. (In der Hoffnung, dass ich Sie nach der Elternzeit noch lange in der Schule halten kann.)

    Bei einer Vertretungsstelle, die in etwas solange dauert bis zum begin des Mutterschutzes/Elternzeitbegin geht - Ja.

    Bei einer Vertretungsstelle, die deutlich über das Ende der Schwangerschaft geht, und ich auch nicht plane die Schwangere dauerhaft ins Team zu integrieren - vermutlich nein

    • Offizieller Beitrag

    Wenn wir einmal das Szenario hätten, dass alle schwangeren Frauen ihre Schwangerschaften nicht beim Bewerbungsgespräch angeben und danach auch nicht gefragt werden darf, dann dürfte ein Schulleiter, der in der Situation, wie Anna Lisa dargestellt hat, ist, generell keine Frauen im gebärfähigen Alter einstellen.
    Damit kommen wir aber nicht weiter.

    Das Problem ist eher ein anderes: In der Regel gehen junge Mütter nach der Elternzeit erst einmal in Teilzeit. Die anderen Stunden müssen dann durch Vertretungskräfte aufgefangen werden, die ihrerseits immer nur befristet beschäftigt werden können, weil die volle Stelle durch die Teilzeitkraft ja "belegt" ist. Ein Überhang durch unbefristete Beschäftigung der Vertretungskräfte als reguläre Kräfte beim Aufstocken der Stunden der Teilzeitkraft ist systemisch nicht gewünscht.

    Es gibt hier kein eindeutiges richtig oder falsch. Es ist völlig legitim, dass die Bewerberin und die Schulleitung ihre eigenen Interessen im Blick haben. Rücksicht auf den anderen zu nehmen, führt hier effektiv zu Nachteilen auf der eigenen Seite. Das mag moralisch wünschenswert erscheinen, doch kann man davon eben nicht seinen Lebensunterhalt bestreiten oder die Unterrichtsversorgung seiner Schule sicherstellen.

  • Früher hieß es bei Ärztinnen sarkastisch „man kriegt den guten Job als junge Ärztin, wenn man die Gebärmutter in Formalin auf den Tisch stellt“.
    Da hat man offenbar noch nicht an Adoption gedacht, kann auch mal ziemlich plötzlich kommen und zwar ohne 40 Wochen Vorlauf.
    Ist man auch unzuverlässig, wenn man einen Adoptionsantrag gestellt hat und es dann wider Erwarten ganz schnell klappt?

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

    • Offizieller Beitrag

    "zuverlässig" kann für eine Schulleitung auch sein: "Hauen Sie uns bitte nicht bei einer Planstelle ab".

    Heißt das, dass eine Schulleitung nur Vertretungslehrkräfte einstellen sollte, die furchtbar schlechte Fächerkombis und schlechte Noten haben, damit man sicher ist, dass sie nicht zum Halbjahr wieder weg sind?


    chili

    • Offizieller Beitrag

    Mir hat übrigens tatsächlich die SL meiner Refschule gesagt, dass sie mir kein Angebot machen würde, da ich fest gebunden, kinderlos und im Alter sei, Kinder zu bekommen.
    Mensch hat sie immer wieder doof geguckt, wenn sie mich die nächsten Jahre gesehen hat und ich kein Kind bekommen habe. Es kamen sogar zwei Mal die Frage, ob ich jetzt in XXY "gefangen" sei oder wechseln könnte / würde, sie hätten ja Bedarf.

    Menschlich in Gedanken nachvollziehbar: alleine in meinem Ref gab es innerhalb eines Jahres 6 "Rückkehrerinnen" aus der Elternzeit (natürlich alle paar Wochen eine) und mehrere Schwangere.
    als Führungskraft und laut überhaupt... das geht gar nicht.

    (ach übrigens: es war eine Frau)

  • Zitat

    Ich zitiere mich mal selbst, denn die Frage wurde noch nicht beantwortet: Mr Jules (und alle anderen, die das Verschweigen höchst unmoralisch finden): wie lautet deine / eure Antwort???

    Im Grunde genommen hast du hier die Antwort schon bevor deine Frage kam:

    Langfristig wird sich so ein Verhalten auch eher nachteilig auf die Chancengleichheit von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt auswirken. Irgendwann wird sich jeder Chef, Direktor etc. denken "Vielleicht ist sie schwanger und sagt nix; nehme ich lieber den Mann.".

    Wenn schon die reine Möglichkeit einer bestehenden Schwangerschaf für MrJules schon dazu führt, dass man lieber den Mann einstellt, dann ist wohl klar, was das Faktum einer bestehenden Schwangerschaft bedeutet.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • ... Rücksicht auf den anderen zu nehmen, führt hier effektiv zu Nachteilen auf der eigenen Seite.

    Nein, nein und nochmals nein. Es geht hierbei nicht um eine moralische Frage und Interessen. Der Schulleiter kann nicht verlangen, dass alle Kollegen immer gesund und unschwanger sind. Es ist seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alle Schüler Unterricht erhalten. Nicht mehr, nicht weniger. Fängt er an rumzumosern, weil etwas unvorhergesehenes passiert dann sollte er fix seine Stelle samt A15xy abgeben. Menschen bekommen Kinder und es sind munmal Frauen, die sieauf die Welt bringen. Es dauerte lang genug, dass ihnen zumindest in Deutschland und als Lehrerin daraus kein Nachteil erwächst, denn in genug anderen Berufen können sie die Karriere knicken, von anderen Ländern ganz zu schweigen. Dreht bitte den Sachverhalt nicht auf eine völlig falsche Seite. Es ist Quatsch und Kokolores von "Verständnis und Interessen" zu reden. Die TE bewirbt sich um eine Stelle, wird für ihre Arbeit bezahlt und wenn sie schwanger wird steht ihr der Mutterschutz gesetzlich zu Punkt um und Streusalz drauf.

  • Wenn das so ist, braucht die Schwangere ja gar nicht zum Vorstellungsgespräch, sondern kann gleich anrufen und absagen, weil sie lieber die nächsten 3 Jahre oder so auf arbeitslos macht:


    schwanger - Elternzeit - vor Ablauf der Elternzeit mit Kind 2 schwanger - wieder Elternzeit


    Und dann kriegt man keinen Job, weil man doch mit kleinen Kindern eh unzuverlässig ist.


    Und wenn die Kinder größer sind, kriegt man keinen Job, weil man zu alt ist und ohne Berufserfahrung.


    Frauen sollten wohl besser nicht studieren. Da gab es doch mal so ein schickes Konzept für Frauen...…..

  • Das Problem ist eher ein anderes: In der Regel gehen junge Mütter nach der Elternzeit erst einmal in Teilzeit. Die anderen Stunden müssen dann durch Vertretungskräfte aufgefangen werden, die ihrerseits immer nur befristet beschäftigt werden können, weil die volle Stelle durch die Teilzeitkraft ja "belegt" ist. Ein Überhang durch unbefristete Beschäftigung der Vertretungskräfte als reguläre Kräfte beim Aufstocken der Stunden der Teilzeitkraft ist systemisch nicht gewünscht.

    DAs ist doch aber scheinbar ein NRW Problem, hier werden die offenen Stunden nicht mit Vertretungsverträgen aufgefangen, sondern mit normalen Stellen, klar kann das dann mal zu Umsetzungen führen, aber da war eh viel mit Quereinsteigern Refs usw. abdecken müssen, habe ich das in den letzten 7 Jahren bei uns in der Schule nicht erlebt.


    Wir haben alle Vollzeitverträge und die dann befristet reduziert

  • Ich zitiere mich mal selbst, denn die Frage wurde noch nicht beantwortet: Mr Jules (und alle anderen, die das Verschweigen höchst unmoralisch finden): wie lautet deine / eure Antwort???

    Man stellt niemanden ein, weil man "einen durchgängigen LK-Lehrer für die Qualifikationsphase sucht", man stellt jemanden ein, weil man Bedarf in seinen Fächern hat und dann hat man anschließend 3, 8 oder 20 Kollegen in dem jeweiligen Fach und macht die Unterrichtsverteilung passend. Und wenn sich was ändert und es dann nicht mehr passt, ändert man die Unterrichtsverteilung. Wenn es kurzfristig gravierende Probleme gibt, die man nicht mit Bordmittelt lösen kann, wendet man sich an die übergeordnete Behörde und lässt sich durch eine Abordnung aushelfen.

    Wenn mir das alles zu viel Arbeit ist und ich keinen Bock auf die ständige Umplanerei habe und eigentlich nur meine Ruhe haben möchte, werde ich nicht Schulleiter.

    • Offizieller Beitrag

    Nein, nein und nochmals nein. Es geht hierbei nicht um eine moralische Frage und Interessen. Der Schulleiter kann nicht verlangen, dass alle Kollegen immer gesund und unschwanger sind. Es ist seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alle Schüler Unterricht erhalten. Nicht mehr, nicht weniger. Fängt er an rumzumosern, weil etwas unvorhergesehenes passiert dann sollte er fix seine Stelle samt A15xy abgeben. Menschen bekommen Kinder und es sind munmal Frauen, die sieauf die Welt bringen. Es dauerte lang genug, dass ihnen zumindest in Deutschland und als Lehrerin daraus kein Nachteil erwächst, denn in genug anderen Berufen können sie die Karriere knicken, von anderen Ländern ganz zu schweigen. Dreht bitte den Sachverhalt nicht auf eine völlig falsche Seite. Es ist Quatsch und Kokolores von "Verständnis und Interessen" zu reden. Die TE bewirbt sich um eine Stelle, wird für ihre Arbeit bezahlt und wenn sie schwanger wird steht ihr der Mutterschutz gesetzlich zu Punkt um und Streusalz drauf.

    Ich stimme Dir grundsätzlich zu. Desiderata sind jedoch eine Sache, die Realität ist die andere. Da hilft auch ein Basta, Punkt um und Streusalz drauf wenig.
    In einem Kollegium mit vielen gebärfreudigen jungen Kolleginnen, die früher oder später in Mutterschutz gehen (muss kollegial vertreten werden) oder früher rausgezogen werden (muss in der Regel wegen Unvorhersehbarkeit des Ausfalls kollegial vertreten werden), kommen die anderen Lehrkräfte irgendwann an ihre Belastungsgrenzen. Folgt man Deiner Logik, müsste der von Dir genannte Umstand nicht nur den Schulleitungen sondern auch den Lehrkräften bewusst sein und auch sie müssten dann den Dienst quittieren, wenn sie mit der Mehrarbeit nicht klarkommen. Schließlich sieht die ADO ja bis zu sechs Stunden regelmäßige Mehrarbeit vor.

    Das systemische Problem lösen wir dadurch nicht. Was wir brauchen, ist eine mindestens 10%ige Vertretungsreserve, die solche Dinge abfängt - gerade weil Menschen Kinder bekommen und es eben die Frauen sind, die diese auf die Welt bringen.

  • Es gibt diesbezüglich kein Auskunftsrecht und erst recht keine aktive Bringschuld es mit zu teilen. Ein Schulleiter, der daraus ein "Vertrauensverhältnis unreparierbar zerstört" stricken will, dokumentiert lediglich eine eigene Inkompetenz in Fragen Rechtskenntnis und Personalführung.

    Nur weil etwas rechtlich in Ordnung ist, heißt das nicht, dass es moralisch bzw. zwischenmenschlich in Ordnung ist.


    Man betrügt auch nicht zwei Wochen nach der Hochzeit seine Ehefrau - auch wenn das rechtlich okay ist.


    Wenn das deine Lebenseinstellung ist, dass alles okay ist, solange man dich nicht rechtlich belangen kann, dann gute Nacht.


    Ich bin ehrlich gesagt leicht schockiert über die Haltungen, die hier unter vielen Pädagogen herrschen, die doch schließlich in ihrer Funktion auch SuS gewisse Werte mitgeben wollen.


    Würdest du dich auch in den Unterricht stellen und sagen: "Lügen bzw. Verschweigen (Hinterlistigkeit) ist okay, wenn es zu eurem Vorteil ist und man euch strafrechtlich nichts kann. Ob andere dadurch Nachteile haben, ist egal, sind ja nur andere und nicht ihr."


    Mit so einer Einstellung gehört man m.E. nicht in eine Schule.


    Wir reden hier von einem Fall, wo einer Person geraten wird, eine Stelle anzunehmen in dem Wissen, dass sie dann sowieso ausfällt. Und wer darf dann dafür bezahlen? Die Gemeinschaft bzw. der Steuerzahler! An anderer Stelle fehlt dann das Geld, um neue Lehrer einzustellen bzw. Planstellen zu schaffen. Aber Hauptsache, man hat sich auf Kosten anderer bereichert und seinen eigenen Vorteil. Das ist einfach zutiefst unsolidarisch und unkollegial und eigentlich auch eine Frechheit gegenüber den SuS.


    Midnatsol


    Du hast leider nicht verstanden, was ich meinte. Ich meinte, dass wenn Schulleizungen ständig auf diese Weise angeschissen werden, diese irgendwann starke Ressentiments aufbauen, wovon dann auch Frauen betroffen sind, die sich nicht so verhalten.

    Es ist also nicht nur unsolidarisch der Gesellschaft gegenüber, sondern auch dem eigenen Geschlecht gegenüber.

    3 Mal editiert, zuletzt von MrJules ()

  • Die Frage ist geradezu das Paradebeispiel für Fehlverhalten in Vorstellungsgesprächen. Jeder, der mit solchen Gesprächen zu tun hat, bekommt in der entsprechenden Fortbildung eingebläut, dass er sie nicht zu stellen hat, auch nicht durch die Blume oder sonstwie.

    Es wird auch den Referendaren im "ach so schrecklichen sinnlosen" Referendariat erklärt, dass die Frage so auf keinen Fall in Ordnung wäre. Man dürfte falls eine solche Frage käme auch lügen, da die Frage ohnehin nicht zulässig ist.

    • Offizieller Beitrag

    Im vorliegenden Fall wird nicht gelogen, weil die Frage nach einer Schwangerschaft im Auswahlgespräch nicht gestellt werden darf.
    Im Falle einer Angabe der Schwangerschaft wird die Schulleitung sehr wahrscheinlich einen anderen Bewerber auswählen. In diesem Fall hätte die Fairness der Bewerberin direkte nachhaltige und womöglich existenzgefährdende Nachteile für sie selbst. Es darf sich somit jeder, der hier ein Urteil fällen möchte, zunächst selbst fragen, wie selbstlos (und selbstschädigend) er/sie hier vorgegangen wäre.

    Die Argumentation mit den Nachteilen für den Steuerzahler sind aus meiner Sicht übrigens ziemlich daneben und zeugt von grober Unkenntnis der Funktionsweise der Solidargemeinschaft, weil diese "Nachteile" für den Steuerzahler früher oder später so oder so bei einer Schwangerschaft entstehen würden. Ob die Bewerberin im Vorfeld arbeitet oder nach der Schwangerschaft ist dabei unerheblich. Der einzige wirkliche "Nachteil" wären die organisatorischen Probleme an der Schule. Finanziell tut sich das nichts.
    Hier mit dem Steuerzahler zu argumentieren, ist ein Schlag ins Gesicht einer jeden Frau bzw. eines jeden Paares, das Kinder bekommen möchte. Pfui.

  • Bolzbold


    Wofür gibt es Kindergeld? Ich lese auch nichts davon, dass sie alleinerziehend sein wird.

    Hätte sie das Angebot nicht bekommen, wäre sie doch wohl auch schwanger geworden. Dann hätte man auch irgendwie klarkommen müssen.


    Wirkliche Existenznot und Lebensstandard halten wollen sind zwei verschiedene Paar Schuhe.


    Wenn es wirklich so prekär bei den beiden aussieht, hätte sie gar nicht erst schwanger werden dürfen. Wir leben schließlich nicht mehr in den 50ern.

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