Umgang mit Rassismus- und Diskriminierungsvorwürfen

  • Gleichzeitig gibt es in der Parallelklasse einen Lehrer, der manchen Kindern zu ihrer Herkunft doch mal den einen oder anderen markigen Spruch reindrückt (So z.B. nach dem Motto: "Wenn du solche Texte schreibst, hättest du ja auch im Kosovo bleiben können!" etc.) . Er meint es wohl witzig, aber ich weiß nicht, wie das bei den Kindern ankommt. Bin mir unsicher ob/wie ich reagieren sollte...

    Selbst wenn es witzig gemeint gewesen sein sollte, gehört sich sowas nicht, weder von SchülerInnen, von Unbeteiligten und erst Recht nicht von KollegInnen. Darf ich dann zu einem Schülervater, der Polizist ist, auch aus Spaß sagen? "Bulle, wilder in deinem Revier?" Der wird flugs ne Anzeige schreiben. Haben die Chaoten aus Frankfurt auch nur zum Spaß Polizisten mit Flaschen beworfen?


    Wenn bei mir ein Schüler/ eine Schülerin eine solche Aussage tätigt, nehme ich ihn/sie gehörig ins Gebet, ggf. informiere ich zusätzlich die Klassenleitung.


    Ich würde den Kollegen entweder direkt ansprechen "Ich habe gehört, ... was hast du dir dabei gedacht?" und ihm sagen, dass sich sowas nicht gehört (egal ob aus Spaß oder da es ihm Ernst war) oder direkt zur Schulleitung gehen. Und diese muss dann letztlich entscheiden, wie sie weiter vor geht.

    Entfernen aus dem Dienst steht nicht ihrem Ermessenspielraum bzw. steht ihr nicht zu. Das muss die Schulaufsicht machen. Die Schulleitung kann aber zumindest ein dienstliches Gespräch mit diesem Kollegen führen.

    Die anderen Kinder werden es vll. irgendwo erzählen ... und schnell ist dann ein Shitstrorm ausgelöst ...

  • Wir brauchen nicht darüber nachdenken, dass rassistische Äußerungen nicht diskutabel sind. Geht's auch weniger nicht doppelt nicht verneint?

    Völlig wurscht! Kommt auch nicht mehr so darauf an. Ich mach's doch eh nicht mehr so lange.

    Miss Jones' Kommentar bezog sich vermutlich auf

    "Wenn du solche Texte schreibst, hättest du ja auch im Kosovo bleiben können!", ein Satz, den der TE ja angeblich selbst aus dem Munde des Parallelkollegen hörte.

    Ist klar, sowas sagt man auch nicht. Flappsigkeit gegenüber Schülern geht generell nicht, auch bei Schülern ohne Migrationshintergrund.

    Man muss immer höflich und korrekt unterrichten, eben Dienst nach Vorschrift.


    Aber trotzdem wissen wir alle im Forum nicht, wie es sich wirklich zugetragen hat. Ich halte mich da mit Verurteilungen lieber zurück. 8)

  • Aber trotzdem wissen wir alle im Forum nicht, wie es sich wirklich zugetragen hat. Ich halte mich da mit Verurteilungen lieber zurück. 8)

    Ähm, ja, wissen wir nicht, aber das wissen wir bei keinem einzigen Satz der hier steht. Insofern braucht man natürlich nie etwas meinen und finden.


    Völlig wurscht! Kommt auch nicht mehr so darauf an. Ich mach's doch eh nicht mehr so lange.

    Wenn du meinst... Was genau willst du dann hier? Wer wirklich abgeklärt ist muss das nicht an die große Glocke hängen.

  • Völlig wurscht! Kommt auch nicht mehr so darauf an. Ich mach's doch eh nicht mehr so lange.

    Dein Satz "Ich mach's eh nicht mehr so lange", den du hier ja gerne wiederholst, ist einfach großartig :D! Da höre ich schon die Englein singen, wenn sie dich in Empfang nehmen :engel:...

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich glaube ja immernoch, dass "BaldPension" evtl. gar kein Lehrer ist, sondern ein Schüler oder sonstwas, der sich in den Ferien langweilt, weil der Malle-Urlaub dieses Jahr ausgefallen ist 8) . Aber pssst... :flieh:

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Mir hat man das (an einem Gymnasium mit ca. 50% der SuS mit Mirgrationshintergrund), bisher genau zwei Mal gesagt. Beide Male ging es um SchülerInnen mit Noten im Defizitbereich.

    Beide Male handelte es sich um Eltern, die auf genau die Art und Weise auch schon bei anderen KollegInnen versucht hatten, bessere Noten für ihre Kinder zu erkämpfen. In beiden Fällen gab es in den jeweiligen Kursen/Klassen SchülerInnen mit dem gleichen Hintergrund mit Spitzenleistungen. In einem Fall habe ich im letzten Schuljahr mitbekommen, dass es beim jüngeren Geschwisterkind bei KollegInnen auf die gleiche Art und Weise versucht wurde, in dem anderen Fall stand das jüngere Geschwisterkind bei mir durchgehend eins (war halt auch richtig gut).


    Unbewusste Diskriminierung kann immer passieren und man sollte sein Verhalten dahin gehend regelmäßig reflektieren, keine Frage. Aber man sollte auch immer einen Blick auf die Gesamtsituation werfen und schauen, ob der Vorwurf wirklich berechtig oder doch eher eine Masche ist.


    Den Spruch des Kollegen im Deutschunterricht finde ich auch unpassend, völlig unabhängig von der Altersstufe der Schüler.

  • Ich glaube ja immernoch, dass "BaldPension" evtl. gar kein Lehrer ist, sondern ein Schüler oder sonstwas, der sich in den Ferien langweilt, weil der Malle-Urlaub dieses Jahr ausgefallen ist 8) . Aber pssst... :flieh:

    Wäre ja schön! Ein Schüler, der bald in Pension geht.8)

    • Offizieller Beitrag

    Ich empfehle, Prof. Karim Fereidooni ((Professor in Bochum) zu googlen und einiges von ihm zu lesen. Rassismuskritik in der Lehrer*innenbildung und im Lehrer*innenzimmer ist sein Schwerpunkt. Er gibt regelmäßig Interviews, so dass man sich auch in Zeitungsartikeln, Podcasts oder Youtube-Videos ausführlich informieren kann.

  • Was den Kollegen mit diesen "markigen" Sprüchen angeht, finde ich auch, dass er mal eine gehörige Ansprache zumindest von der Schulleitung braucht! So etwas geht gar nicht!

    Sehe ich genauso. Allerdings ist mir aufgefallen, dass ganz gerne mal vor ein paar Jahren die "Diskriminierungskeule" ausgepackt wurde, wenn alle anderen Argumente versagten. Das Ganze steht und fällt aber letztendlich mit der Person, die vorn an der Tafel steht.


    Menschen mit Migrationshintergrund können untereinander auch ganz schön "rassistisch" werden gegenüber anderen Ethnien. Wenn du aber 24 Leute aus 22 verschiedenen Nationalitäten vor dir hast, dann kann man das Thema "Diskriminierung" oder "Rassismus" nicht im Unterrichtsraum durchgehen lassen.


    Ich würde der Kollegin mal den Tipp geben, warum sie vllt bei bestimmten SuS genauer hinschaut, vllt "triggert" da etwas bewußt oder unbewußt.

  • Mir hat mal ein Schüler vorgeworfen ich würde deutsche Schüler diskriminieren, da ich selbst ja Ausländerin sei. Blöd nur, dass ich Deutsche bin (meine Eltern auch) und ich nur zufällig Seit meiner Hochzeit einen nicht-deutschen Nachnamen habe... (Spoiler: er war der einzige schlechte Schüler in der Klasse, er war aber faul und fehlte andauernd)


    Aber generell kann ich mit sowas auch schlecht umgehen. Ich hatte mal eine Schülerin die andauernd sagte: "nur weil ich schwarz bin." Die sagte das auch, wenn man sie als Klassensprecherin vorschlug, aber auch wenn sie Ordnungsdienst hatte. Sie war Klassenbeste und wirklich lustig. Aber das nervte echt irgendwann.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Kevin und Justin kriegen im Schnitt bei gleicher Leistung auch schlechtere Noten als Sebastian und Alexander.


    Niemand ist völlig neutral. Sich selbst zu reflektieren und nicht von vornherein abzublocken, ist doch schon mal ein super Anfang.

    Dann kann jeder selbst herausfinden, ob die Kritik berechtigt oder unberechtigt war.


    Aber sowas sind dann eben auch von SuS-Seite leichte Entschuldigungen für eigene Unzulänglichkeiten. Und ich schätze mal, das wird in Zukunft nicht besser werden.

    Man muss sich doch nur die aktuelle Stimmung angucken, nach der in bestimmten Milieus quasi jeder Polizeibeamte pauschal als Rassist angesehen wird. Gut möglich, dass das weiter übergreift.

    3 Mal editiert, zuletzt von MrJules ()

  • Kevin und Justin kriegen im Schnitt bei gleicher Leistung auch schlechtere Noten als Sebastian und Alexander.

    Ich hatte schon mehrere Justins und Kevins. Einige waren gut und andere schlecht. Letztes SJ hatte ich einen ziemlich schlechten Alexander. Ich hatte aber auch schon einen Alexander, der war Spitzenschüler. Ich hatte auch schon gute und schlechte Julias. Und Emres. Und Cans. Und Annas.

    Das wird immer so postuliert, aber ich weiß gar nicht, ob das noch so ist und meine mich erinnern zu könne, dass die erste Studie die so durch die Medien gegangen ist, doch auch eine Bachelorarbeit war, oder? Da müsste man dann halt auch gucken, in wie weit da weiter geforscht wurde. Wobei ich mir, wie gesagt, nicht mehr sicher bin.


    Trotzdem: Reflektion ist enorm wichtig, das stimmt!

  • Auch was die Namen angeht, so würde ich sagen, dass es hier einen wahren Kern gibt, aber auch Ausnahmen, weswegen man im Einzelfall immer überprüfen sollte, ob das Klischee auch tatsächlich zutrifft (ein Kevin im Abijahrgang vor mir war Jahrgangsbester).

  • Klo

    Kevin und Justin kriegen im Schnitt bei gleicher Leistung auch schlechtere Noten als Sebastian und Alexander.


    Niemand ist völlig neutral.

    Genauso ist es! Die einen Schüler kann man mehr leiden, die anderen weniger, wenn man ehrlich zu sich selbst ist.


    KollegInnen, die sowieso alle (!) Schüler liebhaben und dazu gleich liebhaben, waren mir immer schon suspekt.


    Aber einer meiner hat sich dann immer zu sich selbst gesagt, "Du kannst den Kevin nicht ausstehen. Das wird sich in nächster Zeit nicht ändern. Aber, Du bist ein professioneller Lehrer und musst als Beamter Dienst nach Vorschrift machen. Lass Deine persönlichen Gefühle im Unterricht und bei der Beurteilung außen vor! Es zählt nur die fachliche Leistung."


    In solchen Fällen war ich bei der Zensurenfindung besonders genau, was nicht zum Nachteil des betreffenden Schülers war.


    Kurzum: Man sollte zu seinen Gefühlen stehen, sie sich bewusst machen und versuchen, sachlich und objektiv zu reagieren. 8)

  • ach, du meinst die, wo wir sagen sollten, ob wir fürs Gym emfehlen würden, nicht wussten, welche Noten in welchem fach, aber dafür die Namen?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    • Offizieller Beitrag

    Nein, das war vor deiner Zeit. Ist schon über zehn Jahre her. Hier ist ein Spiegelbericht dazu: Kevin ist kein Name sondern eine Diagnose.


    kl. gr. frosch


    Hier ist die Umfrage vom Juni 2009

    und

    hier eine Diskussion aus dem September 2009

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