Fühle mich alleine in der Seminargruppe

  • arrogante Verhalten hat ja keine negativen Auswirkungen auf den Verlauf oder die Bewertung des Refs

    Äh, nicht? Dachte ich immer.

  • Äh, nicht? Dachte ich immer.

    Nee, Reffis lästern zum Beispiel in der Schule übers Seminar und im Seminar über die Schule und bekommen trotzdem eine 2, wenn die Stunde gut war. Oder eine 1, wenn die Stunde gut war und dringend Leute im Vogtland gebraucht werden.

  • Die Grenze von selbstbewusst zu Überheblichkeit und Selbstüberschätzung ist fließend und sehr schmal.


    Es gibt auch selbstbewusst im Sinne von mit sich im Reinen und ausgeglichen. Das besitzen in meinen Augen aber nicht viele, die man im Allgemeinen als sehr selbstbewusst bezeichnen würde. Oft sind es nur überhebliche Schwätzer, wie von fossi74 geschildert.

  • das Selbstbewusstsein scheint dieser Generation in die Wiege gelegt.

    ... oder gerade nicht, weil sie sich in digitalen Medien und auch sonst ständig Vergleichen ausgesetzt sehen, wobei es abspielbare Aufnahmen sind und keine Momente, die vergehen und eher vergessen werden. Und das von Kindheit an.

    Auch die Möglichkeiten, unbeobachtet zu spielen, sind heute weit geringer als früher. In einer Dokumentation wurde mal dargestellt, dass sich der Radius, den man als Kind hat, erheblich verkleinert hat. Früher war freies Umherstreifen in 5km Umkreis üblich, das hat sich sehr dezimiert.


    Ich habe schon ein paar mal gedacht, dass die Praxis, "möglichst junge LehrerInnen als KL in Klasse 5 und 6", die ja an vielen Schulen vorherrscht, vielleicht nicht unbedingt die richtige ist.

    Da fragt an der kleinen Grundschule niemand, das ist üblich und der entsprechende Fachunterricht und fachfremde Fächer kommen hinzu.

    In Klasse 5 sitzen dann ohnehin die größten und selbstständigsten Schüleryinnen der Grundschule :_o_D


    Andererseits haben doch diese Junglehrkräfte mit 35 Jahren viel Erfahrung, während andere dann erst beginnen, diese zu sammeln und in dem Alter ihren ersten Elternabend zu geben, der dann auch aufregend ist.


    Übrigens sind unsere Junglehrerinnen alle hochmotiviert, sehr kooperativ und vielfältig aufgestellt. So gar keine „Mädchen“.

    Unsere Referendarinnen sind ähnlich, viel bedenklicher finde ich mal wieder die unterschiedlichen Ansagen der SeminarleiterInnen ( das ändert sich wohl nie:wacko:).


    Ich bin ihr auch nicht sicher, ob die Perlohrring-Fraktion um die Grundschule inzwischen nicht eher einen Bogen macht... vielleicht bleiben sie auch eher in den Städten und kommen bei uns nicht an.

  • s3g4 ,

    ... dass weniger kompetente Personen "durch Bildung oder Übung nicht nur ihre Kompetenz steigern, sondern auch lernen können, sich und andere besser einzuschätzen... ", schreibt Wikipedia zum Dunning-Kruger-Effekt. Das lässt doch hoffen.


    Heißt das im Gegenzug eigentlich, wenn man ständig an sich zweifelt, ist man kompetent? :zahnluecke:

  • Heißt das im Gegenzug eigentlich, wenn man ständig an sich zweifelt, ist man kompetent? :zahnluecke:

    Im Prinzip ist es auch so. Ich merke diesen Verlauf ganz stark an den Fächern, die fachfremd unterrichte. Anfangs dachte ich mein Fachwissen wird schon ausreichen. Je mehr ich mich damit beschäftige desto mehr merke ich wie wenig ich eigentlich verstanden habe. Diese Durchläufe hatte ich auch beim Übergang von Studium in die Industrie.


    Sehr gut kann man das auch bei Stammtischgeschwätz beobachten.

  • Je mehr ich mich damit beschäftige desto mehr merke ich wie wenig ich eigentlich verstanden habe

    Das passiert mir sogar noch regelmässig im Hauptfach. Es gibt so viele Details die irgendwie mysteriös sind. In der Physik bin ich erst mal froh dass es einigermassen läuft. Hübsch kann's später mal noch werden.

  • Nee, Reffis lästern zum Beispiel in der Schule übers Seminar und im Seminar über die Schule und bekommen trotzdem eine 2, wenn die Stunde gut war. Oder eine 1, wenn die Stunde gut war und dringend Leute im Vogtland gebraucht werden.

    Höhö, nur blöd wenn man in der Schule dann über Kollegen lästert und die das dann mitbekommen. Endet dann dennoch nicht so jut (ich packe irgendwie voll viele Anekdoten aus meiner Schulzeit aus, hatte da aber sehr viel mit den Refis zu tun, da ein Kumpel damals an der Schule sein Ref gemacht hat und ich so etwas mehr mitbekommen habe :D )

  • Das passiert mir sogar noch regelmässig im Hauptfach. Es gibt so viele Details die irgendwie mysteriös sind. In der Physik bin ich erst mal froh dass es einigermassen läuft. Hübsch kann's später mal noch werden.

    Toll, hättest du das nicht schreiben können, ehe ich meinen 7ern für ihre und meine allererste Ethikstunde 30 handgeschrieben Minibriefe vorbereitet habe? :sterne: Dann hätte ich es beim hässlichen, aber funktionalen Buch belassen können...

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace


  • Das Bild - lässt sich nicht zitieren? - hat aber nichts mit Dunning-Kruger zu tun, sondern ist die Hype-Kurve, sieht man an der Form der Kurve und vor allem der Beschriftung.


    Ach, die jungen Leute... neulich Foto von mir gesehen, damals: ich war schon sehr jung damals, wie ich etwas wehmütig feststelle.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Im Gegenteil! ich finde es absolut wichtig, dass auch eine Lehrkraft mal eine Zeitlang über den "Tellerrand Schule" hinausblickt. Das ist absolut notwendig, wenn ich - zumindest in der Sek. II - meine Schüler*innen auf das Berufsleben vorbereiten will.

    Sehe ich auch so. Ich möchte die beruflichen Erfahrungen außerhalb des Unterrichtsraums nicht missen, man bekommt einfach einen anderen Blick auf Abläufe und hilfreich in berufsbezogenen Fächern ist es auf jeden Fall.

  • Was den Tellerrand angeht, so muss man m.E. vorher ansetzen. Was bewegt einen jungen Menschen dazu, Schule-Uni-Schule zu machen und dazwischen keine andere Station einzubauen? Da sind wieder wir selbst als Lehrkräfte gefragt.

    Vllt die Angst vor "dem großen Unbekannten", den "unerforschten Weiten" der nichtschulischen Arbeitsweil?

  • Vllt die Angst vor "dem großen Unbekannten", den "unerforschten Weiten" der nichtschulischen Arbeitsweil?

    Karriere? Schnell Studium durchziehen, schnell Ref, schnell Verbeamtung. Dann Flix eine Beratungsstelle übernehmen und darauf hinarbeiten SL zu werden.

    Als Lehrer hat man zwar beschränkte Karrierechancen dennoch gibt es die.

    Und als ob es schlecht wäre, schnell in den Job zu starten. Besser als tausend mal Work & Travel weil man sich ja noch „selbst finden“ muss. Sollte man eigentlich mit 18/19 schon

  • Was den Tellerrand angeht, so muss man m.E. vorher ansetzen. Was bewegt einen jungen Menschen dazu, Schule-Uni-Schule zu machen und dazwischen keine andere Station einzubauen? Da sind wieder wir selbst als Lehrkräfte gefragt.

    Ich finde da muss man unterscheiden:

    • Schule-Uni-Schule kann für die zielstrebigen mit gefestigtem Berufswunsch gut sein. Die verschaffen sich den Blick über den Tellerrand meistens auch so, weil sie ein Interesse am Lehrerberuf und ihren Fächern haben.
    • Schule-Uni-Schule ist absolut Mist, wenn es eine Notlösung ist.
    • Offizieller Beitrag

    die große Frage ist: wie viele der "zielstrebigen mit gefestigtem Berufswunsch" sind es WIRKLICH? Ich spreche nicht ab, dass ein guter Teil sich genauso entwickelt wie gedacht, aber man kennt den Einfluß von Sozialisation. Wie soll man denn wissen, was einem gut tut, wenn man nur eine Seite kennt. Und klar, man wird nie alles kennenlernen, aber es ist schon für die allermeisten Abiturient*innen und (Lehramts)Studierenden einseitig.
    Und auch für die "Karriere" ist es durchaus förderlich, etwas Anderes gesehen zu haben. Dass die Schulwelt nicht mehrheitlich der Ort ist, wo genau das anerkannt und gewürdigt wird, merke ich immer wieder und ich hoffe sehr, dass sich das ändern wird.

  • Wie soll man denn wissen, was einem gut tut

    Indem man vor einer Klasse steht, merkt dass man die Schüler begeistern kann und spürt wie einen das selbst erfüllt?

    Man merkt einfach ob das jetzt ein Job oder ein Beruf ist. Ich hatte zb auch Kollegen die mir bestätigt haben, dass ich genau da vorne hin gehöre, hatte schon immer Spaß am erklären, habe in meiner Schulzeit schon einen Kurs an meiner Schule unterrichtet etc. Man merkt sowas einfach. Klar, bei einigen meiner Kommilitonen denke ich mir auch „Guck dir besser mal noch ein paar andere Sachen an, Schule wird dich auf lange Sicht nicht glücklich machen“. Aber man kann nicht alle über einen Kamm scheren

    • Offizieller Beitrag

    ja, habe ich gesagt, es gibt immer solche Leute.
    Und dass es das Beste ist, dass Neutrinoninos so schnell in Schulen stürmen und das Ruder übernehmen (oder die Karriereleiter, wer weiß?), weil alle so begeistert von ihnen sind, weiß ich...
    Aber wie du selbst immer wieder merkst: es gibt doch soviele Andere, die noch nicht so weit sind oder doch total doof... denen muss man eine Chance geben. Selbst wenn es bedeuten würde, dass es deine Karriere kurz bremsen würde.
    [disclaimer: dieser Beitrag kann sich eventuell leicht sarkastisch anhören]

  • Naja ich persönlich sehe es als unnötig an, wegen anderen Jobs Pausen einlegen zu müssen. Habe mir schon genug außerhalb der Schule angeguckt. Wenn man halt in der Zeit nach dem Abi nur „chillt“ ist das deren Problem aber nicht meins.

    Bin auch froh darüber, dass ich schon arbeiten kann, ja. Werde ich im Ref von profitieren und sicher danach auch. Aber ich weiß auch, dass nicht jeder schon so früh dazu in der Lage ist (gerade da man ja auch die passenden Kollegen und das Vertrauen der SL braucht). Ich weiß für meinen Teil, dass ich meinen Job gut mache, dass es mir Spaß macht und die Kids was lernen.

    Ein duales Lehramtsstudium fände ich sehr sehr gut. Weiß aber auch, dass es bei der Masse an Geschichts-/Deutschstudenten wenig Sinn macht. Denn wohin mit denen?

    Deshalb habe ich mir mein duales Studium einfach selbst gebastelt.

    • Offizieller Beitrag

    Also ich habe nicht den direkten Weg genommen, weil ich ganz bewusst erst einmal sehen wollte, ob die dauerhafte Arbeit mit Kindern und Jugendlichen etwas für mich ist. Durch zwei Jahre Arbeit als studentischer Erzieher in einem angesehenen Internat habe ich sehr viel darüber gelernt und glücklicherweise einige zentrale Erfahrungen gemacht, die zu dem Zeitpunkt zwar frustrierend waren, mir dadurch aber selbige Erfahrung im Referendariat und in der Zeit als Junglehrer erspart haben.

    @Neutrino

    Was die Karriere im Schuldienst angeht, so kannst Du ja mal die Erfahrungen, die andere User (mich eingeschlossen) diesbezüglich gemacht haben, hier im Forum nachlesen. Ausgehend von einem durchschnittlichen Gymnasium treffen wir dort ca. 70 LehrerInnen an sowie drei A15er-KoordinatorInnen, eine Stellvertretung und eine Schulleitung an. Durchschnittlich fünf von 75 Lehrkräften können somit "Karriere" machen. Die anderen nicht, weil es dafür nicht nur rein rechnerisch keine Stellen gibt. Ausgehend von diesen Perspektiven bedeutet das für viele KollegInnen, dass spätestens bei A14 Schluss ist. Die Möglichkeiten, zur Bezirksregierung oder ins MSB zu wechseln, sind ebenso überschaubar.

    Nur am Rande:
    Ich finde Menschen, die auf der Basis dessen, was sie schreiben, so vor vordergründigem Selbstbewusstsein strotzen, auf Dauer etwas anstrengend. Wie ich anderenorts schrieb: Wahres Selbstbewusstsein oder gar Überlegenheit gegenüber anderen zeigt sich in der Regel darin, dass man dies eben nicht tagtäglich zur Schau stellen muss.

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