Vorgriff Stellen

    • Offizieller Beitrag

    Was willst Du dazu hören?

    Grundsätzlich ist das eine gute Idee, im Vorfeld des erhöhten Bedarfs an Lehrkräften in der Sek II bei Umstellung auf G9, dieses Personal auch effektiv zu haben - und dann auch schon mit ein bisschen Erfahrung.

  • Kann man machen.


    Übel ist es, wenn die dann in fremden Schulformen geparkt werden.

    Dort müssen die Kollegen dann angelernt werden, sie erfüllen einen Bedarf auf dem Papier und behindern dadurch die Reform struktureller Problemstellen und sind für die Schulentwicklung wegen ihrer kurzen Verweildauer relativ nutzlos.

    • Offizieller Beitrag

    kodi


    Die Alternative wäre, dass gar keiner da ist und man sich ggf. mit gänzlich ungelernten Kräften behelfen muss. Ob das die bessere Wahl ist?

    Wir reden hier ja von einem Zeitraum von aktuell noch wenigstens drei Jahren - das ist im schulischen Kontext schon eine Menge Zeit. Wir bilden Referendare in 18 Monaten aus - da behaupte ich mal, dass Gymnasialkräfte, die sich auf eine Stelle im Primar- oder Sek I-Bereich einlassen, nicht zwingend SO ein Problem sind. Der "Kulturschock" mag in der Tat heftig sein - aber diese Leute haben sich ja bewusst für diesen Weg entschieden.

    Die Alternative wäre eine Überversorgung an den Gymnasien, was zwar einer recht üppigen Vertretungsreserve entsprechen würde und die dauerhafte Mehrarbeit in einigen Fächern reduzieren würde, jedoch wäre das unter Umständen haushaltsrechtlich problematisch.

  • Die Alternative wäre, dass gar keiner da ist und man sich ggf. mit gänzlich ungelernten Kräften behelfen muss. Ob das die bessere Wahl ist?

    Da muss man zwischen individueller Ebene und Systemebene unterscheiden.

    Auf individueller Ebene der betroffenen Kollegen/Schulen ist es natürlich gut, wenn keine Mehrarbeit anfällt, offene Stellen zumindest vertreten werden und der Vertreter ein Lehrämtler ist.


    Auf der Systemebene ist es eine Katastrophe, weil es die Probleme verdeckt.

    Auf dem Papier sind die Stellenbedarfe gedeckt. Es entfällt also jede dringliche Handlungsnotwendigkeit. Deshalb wird sich dann nicht um die Ursachen für den Personalmangel an bestimmten Schulen/Schulformen gekümmert, obwohl das dringend nötig wäre.

  • Wir reden hier ja von einem Zeitraum von aktuell noch wenigstens drei Jahren - das ist im schulischen Kontext schon eine Menge Zeit. Wir bilden Referendare in 18 Monaten aus - da behaupte ich mal, dass Gymnasialkräfte, die sich auf eine Stelle im Primar- oder Sek I-Bereich einlassen, nicht zwingend SO ein Problem sind. Der "Kulturschock" mag in der Tat heftig sein - aber diese Leute haben sich ja bewusst für diesen Weg entschieden.

    Aus der Grundschul-Perspektive:

    Paradoxon bei uns: Die super durchdachten Regelungen in NRW - SekII-Lehrer*innen mit halbem Stundendeputat an die Grundschulen - führen u.a. dazu, dass wir nun zwei unserer Grundschulkolleg*innen abordnen mussten... Das heißt, wir bekamen frische, neue Lehrer*innen ohne Grundschulbefähigung (dafür mit besserer Bezahlung) und mussten dafür erfahrene KuK abgeben... Die Neuen dürfen nicht an die anderen Schulen gehen, weil ihre Verträge an unsere Schule gebunden sind.


  • Wir bilden Referendare in 18 Monaten aus - da behaupte ich mal, dass Gymnasialkräfte, die sich auf eine Stelle im Primar- oder Sek I-Bereich einlassen, nicht zwingend SO ein Problem sind.

    Aber gemacht oder KollegInnen an der Grundschule eingearbeitet hast du noch nicht, oder?


    Wenn, wie kodi es beschreibt, in dieser Zeit an den grundsätzlichen Problemen nicht gearbeitet wird, bleiben die Probleme an diesen Schulen bestehen.

    Man arbeitet über viele Jahre immer wieder neue Leute ein, hat einen ständigen Wechsel im zum Teil kleinen Team, in dem alle Stammlehrkräfte zudem die meisten außerunterrichtlichen Aufgaben stemmen müssen.

    Der ständige Wechsel in den Klassen, der so an Grundschulen nicht üblich ist, ist für Klassen samt Inklusion Gift.


    Gut an der Regelung ist, dass man eine feste Hilfe bekommt, die nicht alle halbe Jahr wechselt oder neu beantragt werden muss.


    In Nds ist die Umstellung auf G9 vollzogen, die Gym-LuL nun wieder am Gym, die anderen Schulformen müssen nun sehen, wie sie die neu entstandenen Lücken auffangen... und wieder neue Leute einarbeiten.

    Hier war es allerdings so, dass die Stellen, die ihr „Vorgriffsstellen“ nennt, zumeist auf 1 Jahr Abordnung begrenzt waren. Außerdem gab es viele Abordnungen gestandener KollegInnen über 1/2 oder 1 Jahr.


    Wir hatten unter anderem eine neu eingestellte Kollegin für ein Jahr, die das gut gemeistert hat. Ihr Vorteil war auch, dass es als Abordnung galt und sie im Anschluss eine Stelle an ihrer Stammschule sicher hatte.

  • Ich finde es unverschämt, dass für Gymnasien ein Bedarf jetzt gedeckt wird, der noch gar nicht vorhanden ist, während Gesamtschulen jetzt nur zu 90% besetzt sind. Das ist klar mit Blick auf die Zufriedenheit der Wählerklientel entschieden worden. Und in der Diskussion von Distanzunterricht wird dann immer wieder die Chancenungleichheit als Totschlagargument herangezogen. Soviel kann ich gar nicht essen, wie ich :uebel: möchte.

  • Ich finde es unverschämt, dass für Gymnasien ein Bedarf jetzt gedeckt wird, der noch gar nicht vorhanden ist, während Gesamtschulen jetzt nur zu 90% besetzt sind. Das ist klar mit Blick auf die Zufriedenheit der Wählerklientel entschieden worden. Und in der Diskussion von Distanzunterricht wird dann immer wieder die Chancenungleichheit als Totschlagargument herangezogen. Soviel kann ich gar nicht essen, wie ich :uebel: möchte.

    Warum genau sind denn Gesamtschulen nur zu 90 Prozent besetzt? Gibt es zu wenig Bewerber (gerade für den GymGe-Bereich in vielen Fächern unwahrscheinlich)? Oder werden zu wenige Stellen ausgeschrieben?

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • In NDS blieben gerne die Stellen an den GeSas übrig.

    Gym-Bewerbende haben lieber 1/2 Jahr mit Vertretungen oder anderem überbrückt, als auf Jahre an die GeSas zu gehen.

    Im Hinblick auf die Umstellung auf G9 konnte man das abwarten, weil sehr viele Gym-Stellen geschaffen wurden und viele Gym-Lehrkräfte ja auch in andere Schulen abgeordnet wurden.

    Ähnliches wird nun sicher auch in NRW und SH erfolgen, damit die Rückkehr zu G9 2024 bewältigt werden kann.

  • Ich kann nur für meine Schule sprechen: Bei uns laufen niemals Stellen leer. Wir bekommen einfach vom Ministerium nicht genügend zugesprochen. Seit Jahren gehen jährlich 6-10 Kollegen in den Ruhestand und wir können nur 4-6 Stellen ausschreiben. So bluten wir halt nach und nach aus. Und die Gymnasien werden plötzlich mit Stellen überschüttet. Eine einzige Abordnung davon ist bei uns gelandet. Eine einzige.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

    • Offizieller Beitrag

    man wird ja keinen Schulformstreit anzetteln, aber es gibt auch Gymns (meins), die seit Jahren keine Stelle bekommen haben, obwohl sie in den letzten Jahren auch viele Kolleg*innen in die Pension entlassen haben. Bei einer Ausschreibungsrunde letztes Jahr gab es 2 Gym-Stellen und über 70 Sek2-Stellen an Gesamt- und Sekundarschulen. Es sind leider Wellen.
    und wie auch immer die Statistik die Auslastung berechnet: die allerallermeisten Schulen außerhalb des Froschparadies sind unterversorgt (insbesondere in einzelnen Fächern, können aber nicht ausschreiben, weil die Statistik etwas Anderes sagt)

  • Wir bilden Referendare in 18 Monaten aus - da behaupte ich mal, dass Gymnasialkräfte, die sich auf eine Stelle im Primar- oder Sek I-Bereich einlassen, nicht zwingend SO ein Problem sind.

    Du vergisst, dass die Grundschullehrkräfte vor dem Referendariat doch tatsächlich auch noch in der Richtung jahrelang an der Uni studiert haben. Das holen Gymnasialkräfte in 1-2 Jahren nicht nach. Meine Erfahrungen mit Gymnasialkräften sind da sehr ernüchternd. Wenn sie offen sind zu lernen und fragen, müssen wir im Nachgang, wenn diese Kräfte dann wieder veschwinden, nicht so viele Scherben aufräumen. Bei einem Großteil macht es keinen Unterschied ob sie Gymnasialkräfte, Seiteneinsteiger oder Quereinsteiger sind.

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