Frage für eine Bekannte: 2. Staatsexamen in einem Lehramt endgültig nicht bestanden... Umorientierung?

  • Liebe Mitglieder!


    Ich habe für eine Bekannte eine Anfrage hier im Forum.

    Sie ist aktuell völlig verzweifelt und da dachte ich, ich übernehme die Anfrage.


    Ausgangslage:

    Besagte Bekannte hat den Vorbereitungsdienst (nach der Wiederholungsprüfung!) für ein Lehramt (H/R-Bereich) endgültig nicht bestanden.

    Bei Google und auch hier im Forum habe ich teils widersprüchliche Aussagen gefunden.

    Die Aussagen die kursieren, reichen von: "Ja, man kann ein Lehramt neu studieren!", bis hin zu: "Nein, es ist für alles aus und vorbei!".


    Könnte man also eventuell ein anderes Lehramt studieren, z.B. so wie ich das LA für die Förderschule und erhält eine neue Chance den Vorbereitungsdient in diesem neuen Lehramt zu absolvieren?

    Oder aber ist man egal für welches Lehramt deutschlandweit endgültig für jeden Vorbereitungsdienst gesperrt?


    Weihnachtliche Grüße,


    Mucbay33

  • Gibt es Gründe, die zum Widerspruch beitragen könnten?

    Könnte ein Bundeslandwechsel was bringen?


    Auch ohne bestandenes Examen kann man als Lehrerin arbeiten. Privatschulen, deutsche Schulen im Ausland usw.

    Aber wenn man trotz Wiederholung nicht bestanden hat, sollte man stark darüber nachdenken, ob das Unterrichten einem wirklich liegt und man es braucht. Ein anderer Beruf könnte durchaus besser geeignet sein.

  • Nun, ich kann es ja für "andere" nicht beurteilen, ich war nicht dabei in der Prüfung. ;)

    Endgültig ist wohl leider endgültig, wie ich vermute. :angst:

    Es schien um die Didaktik/das Fachwissen im H-R-Bereich zu gehen was die Begründung angeht.

    Da kann man sich sicherlich die Frage stellen, ob ein Lehramtswechsel eventuell Sinn macht. Der Umgang mit den Schülern war anscheinend überhaupt kein Problem.


    Wie ich ja in meinem direkten Berufsalltag weiß, sind vor allem Förderschullehrer in Hessen sehr gesucht. :)

    Daher die Idee ein anderes Lehramt zu studieren.

    Ein anderes Lehramt grundständig, bzw. mit Anerkennung von Scheinen aus dem Erstudium zu beginnen, würde natürlich nur Sinn machen, wenn man grundsätzlich überhaupt noch einen Anspruch hat, ein weiteres Referendariat in einem anderen Lehramt zu absolvieren.



    So kurz vor Weihnachten ist das natürlich alles keine schöne Sache und ich wollte hier nur unverbindlich anfragen, wie der "oben genannten" Sachverhalt aussieht.

  • Stand 2008: Anderes Lehramt mit bestandenem Studium = neuer Prüfungsanspruch, falls ein Ref-Platz zugeteilt wird (ist ja nicht in allen BL selbstverständlich). Auf jeden Fall beraten lassen von der Gewerkschaft zur aktuellen Rechtslage, denn mein Wissen zu diesem Teilaspekt ist schon ein paar Jährchen alt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Stand 2008: Anderes Lehramt mit bestandenem Studium = neuer Prüfungsanspruch, falls ein Ref-Platz zugeteilt wird (ist ja nicht in allen BL selbstverständlich). Auf jeden Fall beraten lassen von der Gewerkschaft zur aktuellen Rechtslage, denn mein Wissen zu diesem Teilaspekt ist schon ein paar Jährchen alt.

    Danke für diesen ersten Hinweis. :top:

    Ich denke nach so einem Schock muss man sich erst einmal sammeln, um dann die "Fühler" nach einer weiteren Möglichkeit ausstrecken.

    Ich werde vor allem den Tipp mit der Gewerkschaft weitergeben!

  • Ich würde trotzdem eine berufliche Umorientierung anstreben. Wenn man 2x die Staatsprüfung nicht besteht, ist man meiner Meinung nach ungeeignet für diesen Job, egal in welchem Lehramt. Das ist meines Erachtens nach Zeitverschwendung hier nochmal zu studieren.

  • Das finde ich von außen sehr schwer zu beurteilen, da die Anforderungen in den Seminaren, die Unterstützungskultur in den Schulen, etc. sehr unterschiedlich sind. Aber aus meiner Perspektive würde ich Karl-Dieter zustimmen:

    Ich habe schon einige Leute das Referendum bestehen sehen, deren Eignung für den Beruf in meinen Augen zweifelhaft war. Die wenigen, die zwei mal durchgefallen sind, waren die wirklich ganz harten Fälle: schon nach drei Monaten eigenverantwortlichen Unterricht entzogen, keinerlei Beratung angenommen, von ihrer Persönlichkeit her oft völlig ungeeignet vor der Klasse zu stehen.


    Man sollte nicht vergessen, dass der Lehrerberuf ein hohes Maß psychischer Belastung aufweist und ein hohes Risiko psychischer Erkrankungen besteht und dabei spielt durchaus eine Rolle, dass Leute diesen Beruf ergreifen, die nicht für ihn geeignet sind.


    Daher stehe ich der Beratung, wie man in diesen Fällen dann auf weiteren Wegen doch noch versuchen kann in den Beruf zu kommen, sehr skeptisch gegenüber. Man tut den Betreffenden keinen Gefallen und auch ihrem Umfeld nicht.

  • Könnte man also eventuell ein anderes Lehramt studieren, z.B. so wie ich das LA für die Förderschule und erhält eine neue Chance den Vorbereitungsdient in diesem neuen Lehramt zu absolvieren?

    So weit ich weiß, ist das in der Studienordnung jedes Bundeslandes geregelt. Wenn du allerdings in einem Bundesland im Ref für ein bestimmtes Lehramt endgültig durchgefallen bist, gilt das auch für alle anderen (das steht dann aber auch in den Studienordnung jeweils explizit drinnen).

    Wenn aber ein anderes Lehramt studiert wird, dann gilt das nicht - ist ja wieder ein anderer Studiengang. Wsl müsste deine Freundin dann allerdings auch die erste Staatsprüfung noch einmal ablegen (sie könnte sich aber bestimmt vieles anrechnen lassen).


    (Mein Wissen dazu ist allerdings auch schon ein bisschen älter, hatte mal einen ähnlichen Fall in meinem Bekanntenkreis.)



    Wenn man 2x die Staatsprüfung nicht besteht, ist man meiner Meinung nach ungeeignet für diesen Job, egal in welchem Lehramt.

    Wenn da aber steht: "Umgang mit Schülern kein Problem"? Es gibt leider auch unfähige Prüfer. Man kann auch einfach einfach nur zweimal hintereinander Pech haben, so, wie es statistisch gar nicht so unwahrscheinlich ist, dass man zweimal hintereinander eine Sechs würfelt.

    Das ist aber schwierig aus der Ferne zu beurteilen.


    Es schien um die Didaktik/das Fachwissen im H-R-Bereich zu gehen was die Begründung angeht.

    Da kann man sich sicherlich die Frage stellen, ob ein Lehramtswechsel eventuell Sinn macht. Der Umgang mit den Schülern war anscheinend überhaupt kein Problem.


    Wie ich ja in meinem direkten Berufsalltag weiß, sind vor allem Förderschullehrer in Hessen sehr gesucht. :)

    Daher die Idee ein anderes Lehramt zu studieren.

    Hm, das heißt also, eher ein fachtheoretische Frage und nicht ein Problem der Unterrichtspraxis? Wer weiß, welche Spitzfindigkeit da der Prüfer gefunden hat, um einen Fallstrick zu drehen ...

    die Frage ist auch, ob man da nicht sogar das Ergebnis anfechten könnte - hat sie das eigentlich in Erwägung gezogen?



    Grundsätzlich würde das ja heißen, dass sie gut im Unterricht und mit den Schülern zurechtkommt (was doch auch entscheidend ist).


    Das ist meines Erachtens nach Zeitverschwendung hier nochmal zu studieren.

    Wenn man diesen Job gern macht, grundsätzlich gut mit Schülern klar kommt, sich außerdem Leistungen anrechnen lassen kann - weshalb nicht? Für etwas komplett Neues muss man ja auch noch einmal erhebliche Zeit und Arbeit investieren, es sei denn, man strebt an, als ungelernter Arbeiter Regale einzuräumen.^^


    Muss sagen, mich machen solche Geschichten immer traurig und auch leicht wütend. Man hat prinzipiell top ausgebildete und super qualifizierte Leute, die immerhin schon die erste Staatsprüfung inklusive aller Prüfungen davor bewältigt haben, ferner erfolgreich (bis zur Prüfung!) den Vorbereitungsdienst. Eine schlechte Performance, ein bestimmter unwilliger Prüfer verbaut dann möglicherweise den ganzen Lebensweg. Wenn jemand schon die ganze Zeit Defizite zeigt, sich vor Schülern fürchtet oder Ähnliches, okay, aber so? Der Witz ist ja auch, dass die Prüfer ja auch selbst Pädagogen sind (die ihr - vernichtendes - Urteil sprechen und die Prüflinge dann damit allein lassen). Da müsste sich dringend etwas ändern, an diesem Prozedere.


    --

    Lange Rede, kurzer Sinn:

    Ich würde empfehlen, noch einmal genau zu prüfen, ob man das Prüfungsergebnis nicht vielleicht anfechten kann (War vielleicht die entscheidende Frage, die überhaupt zu "nicht bestanden" geführt hat, überhaupt zulässig?) Vielleicht findet sich ja ein Formfehler.


    Ansonsten: Wenn deine Freundin diesen Job gerne macht, dann würde ich tatsächlich nach Alternativen suchen und mich dabei beraten lassen (in jedem Bundesland gibt es Studienberatungen, die da sehr gut sind).

    Sie möge den Kopf nicht hängen lassen, kann auch sein, dass diese Misserfolgserfahrung im späteren Leben durchaus noch nützt! :)

    Sie soll einfach an das berühmte Zitat des Paypal-Mitbegründers denken:

    ,,Das erste Unternehmen, das ich gegründet habe, ist mit einem großen Knall gescheitert. Das zweite Unternehmen ist ein bisschen weniger schlimm gescheitert, aber immer noch gescheitert. Und wissen Sie, das dritte Unternehmen ist auch anständig gescheitert, aber das war irgendwie okay. Ich habe mich rasch erholt, und das vierte Unternehmen überlebte bereits. Es war keine großartige Geschichte, aber es funktionierte. Nummer fünf war dann PayPal."

  • Wenn da aber steht: "Umgang mit Schülern kein Problem"?

    Ich habe noch nicht ein mal erlebt, dass ein mehrfach durchgefallener Referendar von sich aus gesagt hat "Ich bin wirklich nicht für diesen Beruf geeignet, ich mache was anderes." Diejenigen, die das eingesehen haben, haben immer vorher abgebrochen, wer es zwei mal bis zur Prüfung auf die Spitze treibt, ist in der Regel nicht mehr in der Lage, sich seine Defizite ein zu gestehen. Und es sind auch immer genau die hier fallenden Sprüche, mit denen man sich das Ganze schön redet ("Die Schüler mögen mich eigentlich, es lag an den unfairen Prüfern").

  • Ganz kurz: neues 1. Staatsexamen in einem neuen Lehramt = neuer Anspruch auf den entsprechenden Vorbereitungsdienst. Das ist bundeweit so.


    Bei Sonderpädagogik ist aber zu beachten, dass einige Bundesländer (z.B. Berlin) kein eigenständiges Sonderpädagogikref. anbieten (dann wird es kompliziert, da man ja in seinem 'Endgültig-Lehramt' gesperrt ist)

  • Zumal ich anmerken möchte, dass "Umgang mit Schülern kein Problem" eine etwas schwammige Aussage ist.

    Von Schülern gemocht zu werden, ist keine Kunst.

    Da gebe ich 1x keine Hausaufgaben auf, bringe 1x Süßigkeiten mit in die Stunde oder lasse sie malen anstatt zu unterrichten.


    Von Schülern gemocht zu werden, wenn man mal einen Brüller loslässt, eine Verfehlung konsequent mit einem Verweis ahndet oder schlechte Noten vergibt, ist eine ganz andere Hausnummer. Dann zeigt sich nämlich, ob man glaubhaft, authentisch und transparent seinen Job macht. Und man sollte Schüler in diesem Zusammenhang nicht unterschätzen: Die wissen nämlich tatsächlich sehr genau, was in der Folge konsequent oder willkürlich ist.

  • Ist aber nun mal schon besser, als wenn der Umgang mit SuS nun gar nicht gelänge.


    Prüfungsergebnisse anfechten ist übrigens ohne vorherige Rüge kaum erfolgversprechend möglich (Mitwirkungspflicht des Prüflings) - und ja, das System ist so, dass ich so ein 'endgültig nicht bestanden' nicht mit einer generellen Untauglichkeit für ein Lehramt in Verbindung bringen würde (zudem für ein anderes Lehramt: Realschüler oder geistig Behinderte zu unterrichten, macht ja z.B. schon einen Unterschied)


    Ich würde das Durchfallen im neuen Lehramtsreferendariat übrigens verschweigen (wenn es geht - Schule müsste zumindest gehen) - würde man da mit Ausbildern a la Karl-Dieter oder Moebius konfrontiert werden, hätte man bei denen schon eine große Hypothek...

  • Also während Corona fanden die Prüfungen ja auch teilweise ohne Schüler statt. Kann schon verstehen, dass Leute vielleicht guten Unterricht machen, aber das Konzept und den Aufbau vor der Kommission vielleicht nicht so wirklich rüber bekommen. Wer weiß was da für komische Fragen kommen...

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich würde das Durchfallen im neuen Lehramtsreferendariat übrigens verschweigen (wenn es geht - Schule müsste zumindest gehen) - würde man da mit Ausbildern a la Karl-Dieter oder Moebius konfrontiert werden, hätte man bei denen schon eine große Hypothek...

    Ist doch super, dann weiß man direkt, wer beim nächsten mal Durchfallen schuld ist - die fiesen Ausbilungslehrer, ist mal ne Abwechslung zu den unfähigen Prüfern.


    Die Frage kommt regelmäßig und die Antworten sind immer die gleichen: Gemeine Prüfer, nach Formfehlern suchen und anfechten, Bundesland/Fach wechseln, etc.

    Damit hilft man niemandem.

  • Wer weiß was da für komische Fragen kommen...

    Ich hatte so eine Prüfung im Mai. Das war wirklich merkwürdig. Es wurden Fragen gestellt und der Lerngruppe wurde ein Verhalten unterstellt, dass ich niemals erwartet hätte. Da konnte man sehr gut in irgendwas eingewickelt werden, was in der realen Durchführung gar kein Hindernis dargestellt hätte. Bei der ganze Verwicklung und dem hypothetischen Hin und Her wurde zum Glück ein Fehler in meiner Musterlösung übersehen (der war Fundamental :x).

  • Also während Corona fanden die Prüfungen ja auch teilweise ohne Schüler statt. Kann schon verstehen, dass Leute vielleicht guten Unterricht machen, aber das Konzept und den Aufbau vor der Kommission vielleicht nicht so wirklich rüber bekommen. Wer weiß was da für komische Fragen kommen...

    Ich glaube auch, dass man das gerade bei diesem Jahrgang mit bedenken muss, dass man ja in der Prüfung gar nicht zeigen kann, wie man Dinge praktisch umsetzt, Planungsschwächen durch eine starke reale Umsetzung nicht ausbügeln kann und wenn dann noch zu einer auf dem Papier schwach geplanten Stunde Prüfungsangst durch das vorhergehende Durchfallen und ein paar besonders kritische/problematische Fragen von Prüfern kommen, kann das halt auch mal in die Hose gehen, obgleich es bei einer realen Prüfung mit echten SuS im Wiederholungsfall womöglich zum Bestehen ganz problemlos gelangt hätte. Eine Freundin von mir- französische Muttersprachlerin- hat ausgerechnet ihr 2.Staatsexamen in Französisch nicht bestanden gehabt, musste also diese Lehrprobe ein halbes Jahr später wiederholen und hatte dermaßen Angst, erneut durchzufallen (trotz ansonsten guter Noten in allen anderen Staatsexamensprüfungen, die insofern auch bestanden waren, aber das hat sie völlig blockiert, so dass sie viele gute Ideen hatte, aber keinen roten Faden zusammenbekommen hat), dass sie keine vernünftige Planung mehr für Französisch zusammen bekommen hat. Die hat sie dann von mir bekommen, hat es selbst gut umgesetzt und ist völlig zurecht jetzt Lehrerin, weil sie wirklich gute Arbeit leistet. Der Kontext spielt durchaus eine Rolle und lässt sich von außerhalb- auch bei 2-maligem Nichtbestehen- nicht pauschal beurteilen ohne Kenntnis der genauen Umstände. In manchen Bundesländern (z.B. BW) kann das ja wirklich nur ein einziges Fach sein, in dem man 2x nicht bestanden hat; selbst wenn man dann alle anderen Prüfungsteile und gerade auch die Lehrproben mit 1,0 bestanden hätte (und damit kaum als völlig ungeeignet betrachtet werden könnte), wäre man damit einfach komplett raus. (Meine Freundin hatte einen 2er-Schnitt selbst mit der nicht-bestandenen Lehrprobe in Französisch, die eben nichts besagt hat über ihre prinzipielle Eignung für den Beruf.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    2 Mal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Danke schon einmal an alle für die zahlreichen Einschätzungen und Tipps!


    Es ist eben ein "zweischneidiges Schwert", was allgemein Examensprüfungen angeht - gerade auch die "Coronabedingungen" rufen bei mir selbst viele Fragezeichen hervor. So wohlwollend wie vorher kommuniziert wurde, schien das nicht immer zu laufen, wenn ich mich hier in meinem Umfeld bei einigen Referendaren umhöre.


    Auch andere hier im Forum haben mit ihrer Meinung bestimmt recht, es gibt sicherlich einige Anwärter, die sich beruflich neu orientieren sollten.

    Ganz verallgemeinern wird man das aber nicht können, gerade wenn man das "System Vorbereitungsdienst" kennt. ;)


    Unterm Strich lese ich aus der Diskussion heraus, dass das "Kind nicht völlig in den Brunnen" gefallen ist und man wohl je nach Lehramt (z.B. Sonderpädagogik/ Lehramt an Förderschulen) eine neue Möglichkeit eröffnet bekäme, um doch noch den Traumjob zu kommen, nach dem Motto: "Neue Chance, neues Glück!".

    Es erscheint ja auch logisch. Wenn man für Sek1/H-R durchfällt, bedeutet es zumindest meiner Meinung nach nicht gleich, dass man auch für die GS/Förderschule "untauglich" ist.


    Ich werde die Infos weitergeben und dann kann sich meine Bekannte ja in Ruhe in den nächsten Wochen Gedanken machen, wie sie weitermachen möchte:

    • Ein Kontakt zu GEW/VBE wird nicht schaden.
    • Prüfungen anfechten? Das sehe ich selbst kritisch. Auch wenn da etwas zu machen wäre, ist man je nach Bundesland wohl weiterhin im selben System (Seminar, Ausbildungsschule Prüfer) gefangen und kann ja gar nicht an anderer Stelle zeigen, ob man es doch kann. Vorgefertigte Meinungen sind oft das Zünglein an der Waage. Da ist es auch ein guter Tipp, dieses Nichtbestehen auch zukünftig nicht "an die große Glocke zu hängen", wenn man den Weg eines neuen Studiums/Refs beschreiten möchte, eventuell in einem ganz anderen Bundesland.
    • Infos von den Hochschulen für ein Aufbau- /Zweitstudium einholen ist eine gute Idee. Es gibt ja gerade für Sonderpädagogik wohl Aufbaustudiengänge als Master (z.B. an einer PH in Ba-Wü).


    Ich denke, es ist auf jeden Fall wichtig mit sich selbst im Reinen zu sein, woran es in der Gesamtheit lag, was das Nichtbestehen angeht. Das kann man nur mit einigem Abstand bewerten.

    Letztendlich würde meine Bekannte eh warten müssen, da es für eine Bewerbung im kommenden Sommersemester sowieso an den Hochschulen nicht mehr reicht.

    Für eine Einschreibung im Sommer/Herbst 2021 ist ja noch Zeit zum Nachdenken.

  • Ich habe noch nicht ein mal erlebt, dass ein mehrfach durchgefallener Referendar von sich aus gesagt hat "Ich bin wirklich nicht für diesen Beruf geeignet, ich mache was anderes." Diejenigen, die das eingesehen haben, haben immer vorher abgebrochen, wer es zwei mal bis zur Prüfung auf die Spitze treibt, ist in der Regel nicht mehr in der Lage, sich seine Defizite ein zu gestehen. Und es sind auch immer genau die hier fallenden Sprüche, mit denen man sich das Ganze schön redet ("Die Schüler mögen mich eigentlich, es lag an den unfairen Prüfern").M

    Man hat genau zweimal (!) die Möglichkeit, diese Prüfung zu bestehen. Von mehrfach durchgefallen kann man da wohl kaum reden.
    Ich kenne Mediziner, die, da sie in einer wichtigen Prüfung zweimal (und damit endgültig) durchgefallen waren, diese in einem anderen Bundesland gemacht haben (das juristische Schlupfloch gab es damals), bestanden haben und heute zwei super fähige Ärzte sind.

    Wann ist es eigentlich "normal" geworden, immer davon auszugehen, dass ratsuchende Menschen immer selbst schuld sind, an dem, was sie plagt? Weshalb muss man unterstellen, dass das Gegenüber die Situation komplett falsch einschätzt? Und selbst wenn es so wäre, was denkst du, dass eine Formulierung deiner Umdeutung im Sinne von "naja, die Person ist halt so verblendet, dass sie ihre eigenen Defizite nicht mehr sieht" konkret bringt?


    Ungeachtet dessen finde ich es mehr als schwierig, einem Menschen, den man nicht persönlich kennt, zu unterstellen, er häte den Realtiätssinn verloren, wäre zudem beschränkt in seinem Urteilsvermögen und hätte, nicht zu vergessen, charakterliche Defizite. Denn nichts anderes implizert der Spruch: "Die Schüler mögen mich eigentlich, es lag an den unfairen Prüfern."


    Interessant dagegen finde ich diese Aussage allerdings, wenn es darum geht, wie sehr man als Pädagoge anscheinend (unbewusst?) schulische Erfahrungen generalisiert. "Der hat ja schon das letzte Mal nix auf die Reihe gekriegt, also, wird es jetzt wohl wieder so sein. .... Aaaaah, da fühlt sich jemand ungerecht behandelt - ist klar, das wird wohl niemals nicht an mir/am Lehrer liegen." :D

    Nix für ungut, musste jetzt einfach auch einmal sein.

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