Ruf der Universität – wichtig?

  • Hallo zusammen!

    Mich würde interessieren, wie wichtig der Ruf einer Universität bei einem Lehramtsstudium ist. Am Ende wird ja jeder transparent und gleich besoldet, aber ist es bei Lehrer*innen wichtig, an welcher Universität sie studiert haben?

    Ich studiere an einer eher kleineren Uni in NRW und frage mich, ob es Nachteile hat, wenn man nicht z.B. in Münster/Köln studiert hat.


    (Frage für das gymnasiale Lehramt)

  • Möglicherweise haben manche SLen persönliche Vorlieben, die sich bei Bundesländern die vor allem oder sogar ausschließlich schulscharf einstellen unterbewusst (und nur da!) auswirken könnten. Letztlich sind andere Aspekte aber natürlich immer relevanter, wie die Fächerkombi, die örtliche Flexibilität, das persönliche Auftreten im Vorstellungsgespräch samt Antworten auf dort gestellte, für die Schule relevante Fragen (Bereitschaft zu xyz, Zusatzqualifikationen, ...) und schließlich ganz schlichtweg auch der persönliche Draht, den man aufbauen kann und der einen von anderen, ähnlich qualifizierten Kandidaten abheben und den entscheidenden Unterschied machen kann. Man stellt schließlich nicht den Ruf ein, den die Hochschule genießt, sondern konkrete Lehrkräfte, die dann ihre Arbeit machen können müssen. Das Zeugnis des 2.Staatsexamens ist insofernauch deutlich wichtiger, als das Zeugnis des 1.Staatsexamens/Masterstudiums, ergänzt um den persönlichen Eindruck, so es keine Einstellung rein nach Listenverfahren ist.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Hinterher ist das völlig egal.


    Während des Studiums kann das anders aussehen. Bei manchen Unis läuft Lehramt so nebenher und das Interesse der Profs fokussiert sich auf die Fachstudenten. Da hat man dann natürlich schlechtere Bedingungen, als wenn die Uni einen Lehramtsschwerpunkt hat. (... der nicht nur auf dem Papier steht.)


    Natürlich gibt es auch bei Lehrern, wie in jeder Berufsgruppe, ein paar Typen, die sich etwas auf ihre Uni einbilden. Meiner Erfahrung nach haben die es dann auch oft nötig und es ist eh gesünder um solche Leute einen Bogen zu machen. ;)

  • Nach meinem Eindruck gibt es in Deutschland überhaupt nur wenige Unis, die ganz allgemein einen "guten Ruf" für sich beanspruchen können. Eine Elitenbildung gilt hier nach wie vor als verpönt. Mir fällt da spontan nur die RWTH Aachen ein, für technisch-naturwissenschaftliche Studiengänge.


    Dann gibt es einzelne Fachbereiche innerhalb einer Uni, die (auch international) einen besonders guten Ruf genießen. Dies spielt dann aber vor allem im Bereich der Forschung eine Rolle (und ist dort dann aber durchaus auch Thema) und bezieht sich manchmal auch nur auf einzelne Forschungsbereiche innerhalb eines Fachbereichs (z.B. theoretische Informatik im Fachbereich Informatik).


    Für Lehramt habe ich das im Uni-Bereich noch nie gehört ;-)

  • Interessiert keinen und damit meine ich wirklich keinen.

    Okay gut. An meiner Uni studiert man auch im Bachelor schon den Bachelor of Education (bei Gym. Lehramt) und habe manchmal das Gefühl, weil bei den anderen Unis der B.A./Sc. vergeben wird, mein Studium weniger „wert“ ist..

  • Okay gut. An meiner Uni studiert man auch im Bachelor schon den Bachelor of Education (bei Gym. Lehramt) und habe manchmal das Gefühl, weil bei den anderen Unis der B.A./Sc. vergeben wird, mein Studium weniger „wert“ ist..

    Es wurde ja schon erwähnt...

    Letztendlich mag die Debatte um die Qualität der Abschlüsse/Hochschulen während des Studiums eine "geringe" Rolle spielen, wenn man sich noch mit anderen Studierenden austauscht, die nicht Lehramt studieren (BA/MA, BSc./MSc., etc.).

    Selbst hier gibt es wohl Ausnahmen, wenn man wie in Ba-Wü an einer eigens dafür eingerichteten Hochschule (PH) die meisten Lehrämter außer SekII studiert. Da bleiben einem sicherlich solche Vergleiche im "internen" Hochschulbetrieb erspart. ;)


    Da der Lehrerberuf grundsätzlich staatlich reglementiert ist, zählt abschließend nur, ob man die relevanten "Zettel" (1. u. 2. StEx) am Schluss für eine Stelle vorweisen kann. Das Selektionsverfahren erfolgt über Abschlussnoten, Einstellungsbedarf, Einsatzorte, Wartezeiten, etc.

    Das ist sicherlich in manchen Punkten auch ein "guter" Aspekt, im Gegensatz zu so manchem Konkurrenzdruck in der freien Wirtschaft.


    Egal von welcher Hochschule man kommt, niemanden interessiert es ob man in Köln, Heidelberg, an der LMU oder in Frankfurt auf Lehramt studiert hat. :top:

  • Ich möchte noch ergänzen: Überhaupt keinen.

    Ich habe aber auch schon Kolleginnen und Kollegen erlebt, die sehr von sich überzeugt sind und wenn jemand an einer anderen vermeintlich "schlechtere" Hochschule studiert hat, das dann belächelt wird. Naja merkwürdige Menschen sammeln sich halt überall (gefühlt vermehrt im Lehrerberuf :D).


    Ich hatte aber noch nie einen Nachteil gehabt und kann mir nur sehr wenige Situationen vorstellen, in denen es überhaupt relevant sein sollte. An Regelschulen eigentlich gar nicht. Im beruflichen Bereich könnt es an der ein oder anderen Stelle etwas Vorteilhaft sein in einem bestimmten Fachbereich ausgebildet worden sein. Das ist aber alles eher homöopatisch.

  • Ich studiere an einer eher kleineren Uni in NRW und frage mich, ob es Nachteile hat, wenn man nicht z.B. in Münster/Köln studiert hat.

    Kommt vielleicht noch auf die Fächer an. Aber er klein klingt auch eher nach einer besseren Ausbildung.

    In Aachen mit 500 Studenten im Hörsaal ist das weniger gegeben.


    Je nach Fach wären noch die Praktika interessant, wie gut die sind, oder welche fachlichen Zusatzqualifikationen man erwerben kann.


    Aber in NRW geht es primär um deine Noten, da wird keiner an der Stelle auf die Uni schauen.

  • *Flüsterton* Und nicht nur das. Wir haben einen Sek I-Kollegen, der keines der Fächer, die er seit 20 Jahren unterrichtet, studiert hat. Auch hat er nicht auf Lehramt studiert. Merkt kein Mensch. Er macht seinen Job wirklich ausgesprochen gut. (Und seit fast alle Kollegen, die seine Eistellung noch mitbekommen haben, pensioniert sind, gibt es auch keine abfälligen Bemerkungen mehr.) *Flüsterton aus*

  • Nein, den Schulleitungen und Schulämtern ist es ziemlich egal, wo man seinen Abschluss in Deutschland gemacht hat.


    Während meines Refs in NRW vor etwa 12 Jahren lästerten die Fachleiter jedoch, dass in den neuen Bundesländern die Fachdidaktik offenbar zu kurz käme und dass man dies bei den Referendaren aus den neuen Bundesländern in der Lehrerbildung merken würde - was insofern als Generalisierung schon Blödsinn ist, als dass man zu meiner Zeit in RLP noch weniger Fachdidaktik im Studium hatte als z.B. in Berlin. Jedoch hatten die Referendare, die z.B. in Wuppertal studiert hatten, mehr Vorkenntnise im Hinblick auf bestimmte schulische Thematiken; die universitäre Ausbildung war bereits auf schulspezifische Inhalte ausgelegt. Ich dagegen habe quasi das Gleiche wie die Magister gemacht und kannte folglich einige Ansätze nicht.


    Am Ende hängt es eher von den einzelnen Universitäten ab, was man dort "mitbekommt", aber heute ist durch die Modularisierung vermutlich Vieles ähnlicher geworden.

  • Ich habe aber auch schon Kolleginnen und Kollegen erlebt, die sehr von sich überzeugt sind und wenn jemand an einer anderen vermeintlich "schlechtere" Hochschule studiert hat, das dann belächelt wird. Naja merkwürdige Menschen sammeln sich halt überall (gefühlt vermehrt im Lehrerberuf :D).

    Solche Leute kenne ich auch, aber eher von der Uni 😂 Mein damaliger Praktikumsleiter in Physik hat sich sehr was drauf eingebildet, dass er seinerzeit in Göttingen studiert und promoviert hat. Allerdings war auch in seiner Studienzeit die grosse Zeit der Uni Göttingen als Mekka der Mathematik und Physik schon längst vorbei, die bedeutenden Namen aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts kannte er auch nur aus Anekdoten.


    Für eine Unikarriere kann die Alma Mater aber durchaus bedeutsam sein. Das ist jetzt nur eine persönliche Beobachtung und vielleicht auch nur ein statistischer Effekt (zumindest kenne ich keine Studie dazu), aber viele Physik-Professoren haben ihren akademischen Weg in Heidelberg oder München begonnen.

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