Innenleben (Gebärmutter und Co)

  • (...)

    Das, was ich am Schlimmsten in der "darüber wird nicht gesprochen"-Situation, ist das Leid, das deswegen ertragen wird. Ich durfte erst mit fast 30 erfahren, dass das, was ich jeden Monat ertrage, NICHT normal ist.
    Mir hätte es gut getan zu wissen, dass andere Frauen nicht jeden Monat sterben und ich mich also nicht anstelle, sondern dass es einigen so geht, dass es unbekannte Gründe dafür gibt, ich aber das Recht habe, zu leiden und auch ggf. mich krank zu nennen und einfach nur in Ruhe zu Hause zu leiden, wenn nötig.


    Holy shit, ja, es gibt Schmerzen, auf die ist man mit 13 nicht vorbereitet.

    Ich war 12, null aufgeklärt aus der Schule oder von zuhause aus (trotz Mutter und älterer Schwester- wurde komplett totgeschwiegen bis zu dem Zeitpunkt, dass es das gibt), die paar Mädels, die- wie ich später erfahren hatte- zu dem Zeitpunkt schon ihre Periode hatten, haben sich nur flüsternd im Kreise "Eingeweihter" darüber unterhalten, weil man darüber ja angeblich nicht offen sprechen konnte. Ich also völlig schockiert, als ich plötzlich entsetzliche Krämpfe hatte und Blut kam. (Dass meine ältere Schwester mir dann direkt erklärt hat, ich müsse jetzt sterben, hat natürlich auch nicht geholfen ...) Jeden Monat zuverlässig hatte ich zwei Tage, an denen ich vor Schmerzen kaum sitzen konnte (sehr ungünstig für Schule und Unterricht) und völlig fertig war mit der Welt. Schmerzmittel haben bei mir nicht funktioniert. Erst, als meine Mutter mir einen alten Heiltee zubereitet hat (dessen wichtigste Zutat ich inzwischen auch schon an Schülerinnen weitergegeben habe, die starke Schmerzen haben während der Periode), waren die Schmerzen an den beiden ersten beiden Tagen erträglich. Das Gefühl zu sterben während der Periode ist mir also noch gut erinnerlich. Erst mit 19, als ich mir die Pille habe verordnen lassen, war ich dann zum ersten Mal beim Frauenarzt und habe erfahren, dass u.a. meine Gebärmutter andersherum "geklappt" ist, als bei der Mehrheit der Frauen (hat meine jüngere Schwester auch, die ebenso geplagt war wie ich während der Pubertät, bei ihr waren es meist sogar drei Tage, an denen sie vor Schmerzen nicht mehr ein noch aus wusste, bis irgendwann der Heiltee uns gerettet hat) und es bekannt wäre, dass das stärkere Schmerzen verursachen würde während der Periode. Erst dann habe ich auch erfahren, dass die Einnahme der Pille die starken Blutungen und Schmerzen ebenfalls reduziert. Ich versuche es immer mal wieder ohne Pille, nehme die dann diszipliniert 2-3 Jahre nicht und sterbe immer noch gefühlt bei jeder Periode, bis ich mir meinen Tee gekocht habe, weshalb ich früher oder später dann auch immer wieder zurückgekehrt bin zur Pille.


    Meine Schülerinnen sind mir jedes Mal dankbar, wenn ich denen Frauenmanteltee (Apotheke) mit einigen Ergänzungen empfehle gegen die Schmerzen. Wie meine Schwester und ich früher erzählen die mir dann auch, dass der Tee wirklich besser wirke, als die Schmerztabletten vom Arzt. Insofern liebe Ladies: Frauenmantel heißt nicht grundlos so und ist unsere gute Freundin. Der Tee pur schmeckt leicht bitter, deshalb gerne mischen mit etwas Honig, sowie weitere krampflösende, beruhigende Kräuter kombinieren wie Brombeerblätter, Lavendel, Melisse, Pfefferminze... Den Tee 10min ziehen lassen und so heiß wie möglich trinken. Wirkt auch wenn man (wie ich mit 14) nicht glaubt, dass er wirken könnte. Passt gut auf euch auf ihr Lieben und danke nochmal für diesen Thread!

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • ... Ich also völlig schockiert, als ich plötzlich entsetzliche Krämpfe hatte und Blut kam.

    Dito. Deswegen gebe ich mir Mühe, mit meinen SuS über alles zu reden. Manche Eltern sprechen ganz offen über alles, manche kriegen vermittelt, dass alles eklig oder peinlich ist, was mit ihrem Körper zu tun hat. Das schafft man leider am nachhaltigsten ohne Worte. Furchtbar!

  • Danke für euren Input, ich kämpfe gerade heute übelst mit Wechseljahresbeschwerden, da tun mir eure Worte ganz persönlich gut!! Danke :rose:

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Für irgendwas muss es aber gut sein, immerhin werden Frauen erstaunlicherweise älter als Männer.

  • CDL:

    Danke für den Tipp mit dem Tee, das werde ich mal ausprobieren!


    Ich bin gerade etwas erschüttert, dass es wirklich Mädchen (euch) gab, die nicht wussten, dass Frauen Blutungen bekommen. Das muss ja schrecklich gewesen sein! (So eine Geschichte habe ich nur von meiner Uroma gehört, die von ihrer ersten Periode überrascht wurde, weil sie nichts davon wusste. Aber sie wäre schon weit über 100 Jahre alt...)

  • Falls es von Interesse ist:

    Bei mit gab es leider erhebliches Schmerzen in der Zeit des Eisprungs, war lt. einem Arzt auch psychosomatisch - wie bescheuert.

    Eine Ärztin hat mir dann irgendwann mal gesagt, dass das häufiger vorkommt, man aber die Ursache meist nicht genau angeben kann, weil mehrere Dinge da im Zusammenspiel ursächlich sind und man leider nur Schmerzmittel geben kann. Wärmflasche half mir aber auch.

    Nach den Geburten ist es schlimmer geworden. Dafür war die Mens nicht schmerzhaft, sondern nur irgendwann zu heftig blutig.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • CDL:

    Danke für den Tipp mit dem Tee, das werde ich mal ausprobieren!


    Ich bin gerade etwas erschüttert, dass es wirklich Mädchen (euch) gab, die nicht wussten, dass Frauen Blutungen bekommen. Das muss ja schrecklich gewesen sein! (So eine Geschichte habe ich nur von meiner Uroma gehört, die von ihrer ersten Periode überrascht wurde, weil sie nichts davon wusste. Aber sie wäre schon weit über 100 Jahre alt...)

    Ja, man sollte meinen, dass es so etwas nicht gibt, vor allem, wenn man bedenkt, dass ich Mutter und ältere Schwester im Haushalt hatte. Beide aber schwerst traumatisiert infolge sexueller Gewalt (nicht aus der Kernfamilie heraus), so dass viele Arten "intimerer" Themen komplett belastet und tabuisiert waren über viele Jahre hinweg. Das hat sich erst begonnen zu ändern, als meine jüngere Schwester und ich begonnen haben ganz zögerlich anders über bestimmte Dinge zu sprechen- erst miteinander und dann auch mit unserer Mutter und unserem Vater. Das hat beiden erkennbar gut getan und ihnen geholfen. Ich war aber mit 12 Jahren auch noch wirklich SEHR kindlich und habe über so etwas wie Periode gar nicht nachgedacht, selbst wenn ich das bereits gewusst hätte, dass es das gibt. Für mich war das damals ein entsetzlicher Schock, als ich meine erste Periode hatte und ich habe mich- nicht zuletzt auch wegen des Unfugs, den meine ältere Schwester dann mit mir und meinen Ängsten getrieben hat- mich tatsächlich sehr geschämt für meinen eigenen Körper. Als Erwachsene finde ich es erschütternd, dass man sich als Frau und junges Mädchen so fühlen kann und versuche deshalb deutlich zu machen wenn Schülerinnen mich verschämt nach einem Tampon fragen, dass das eine völlig normale Frage unter Frauen ist, auch keine Rolle spielt, ob man dann grad die Lehrerin fragt und nichts, wofür man sich schämen müsste (auch wenn ich ihre Grenzen respektiere und das insofern natürlich nicht rausbrülle in die Klasse). Die Periode ist etwas völlig Normales für jede Frau und gehört zum Alltag dazu. Genauso selbstverständlich, undramatisch und alltäglich versuche ich deshalb auch Fragen meiner Schülerinnen und Schüler dazu zu beantworten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Für irgendwas muss es aber gut sein, immerhin werden Frauen erstaunlicherweise älter als Männer.

    Ja ... und ein vorzeitiger Eintritt der Menopause lässt Frau eben auch schneller altern. Die Hormönchen sind nicht nur gefühlsmässig wichtig.


    Anti-Aging - Die Rolle der Hormone


    Wobei die geringere Lebenserwartung der Männer natürlich nicht rein biologisch begründbar ist. Die haben statistisch gesehen auch einfach den ungesünderen Lebenswandel.

  • (...)

    Wobei die geringere Lebenserwartung der Männer natürlich nicht rein biologisch begründbar ist. Die haben statistisch gesehen auch einfach den ungesünderen Lebenswandel.

    Ich habe vor längerem mal gelesen gehabt, dass Männer angeblich länger leben würden, wenn sie in festen Partnerschaften leben würden/ehelich verbandelt wären, weil sie dann häufig gesünder leben würden, wohingegen Frauen das vorzeitige Ableben des Ehepartners wohl eher zuträglich wäre im Hinblick auf die Lebenserwartung (oder das Singleleben), weil sie dann wohl länger leben würden (weniger Caretaking, mehr Berücksichtigung eigener Bedürfnisse, die nicht mehr zurückgestellt werden?). Wie seriös die Info war kann ich nicht mehr sagen, habe ich mir (kam vor 3-4 Jahren mal im Radio) nur gemerkt, weil es so kurios klang. Weiß jemand, ob sich das tatsächlich so nachweisen lässt?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Der verhaltensbereinigte Unterschied dürfte bei 1-2 Jahren liegen, es gab da mal Studien mit Mönchen und Nonnen (Klosterstudie/Österreich). Erklärungsansatz für den verbleibenden Unterschied war da glaube ich das fehlende zweite X-Chromosom für die "Fehlerkorrektur"...

    CDL: ich glaube, da war bei den Männern die Begründung, dass Ehefrauen sie zu einem gesünderen Lebenswandel und zu regelmäßigen Arztbesuchen anhalten. Es gab da die Gegenposition, dass vor allem körperlich gesunde und stärkere Männer überhaupt für den Heiratsmarkt infrage kommen und der Effekt daher nur ein Artefakt sei...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • ... So eine Geschichte habe ich nur von meiner Uroma gehört, die von ihrer ersten Periode überrascht wurde, weil sie nichts davon wusste. Aber sie wäre schon weit über 100 Jahre alt...)

    Meine Oma wäre über 100 und meine Mutter ist von ihr erzogen worden...

  • So eine Geschichte habe ich nur von meiner Uroma gehört, die von ihrer ersten Periode überrascht wurde, weil sie nichts davon wusste. Aber sie wäre schon weit über 100 Jahre alt

    Ups. Meine Uroma wäre jetzt 162... scheiße, fühle ich mich jetzt alt. Aber nein, ich habe sie nicht mehr kennengelernt!

  • Beide aber schwerst traumatisiert infolge sexueller Gewalt (nicht aus der Kernfamilie heraus), so dass viele Arten "intimerer" Themen komplett belastet und tabuisiert waren über viele Jahre hinweg.

    Das bestärkt auch eine These für meine Familie. Hach, da muss man erst ordentlich erwachsen werden, um festzustellen, dass es anderen auch so geht:troest:

  • Erklärungsansatz für den verbleibenden Unterschied war da glaube ich das fehlende zweite X-Chromosom für die "Fehlerkorrektur"

    Im Zweifel ist es immer das. Wie wir nun dank Pandemie wissen wird auch ein Teil der Immunantwort übers X vererbt :top:

  • Ups. Meine Uroma wäre jetzt 162... scheiße, fühle ich mich jetzt alt. Aber nein, ich habe sie nicht mehr kennengelernt!

    Was vermittelst du denn deinen Kindern zum eigenen Körper? Ist das lediglich eine modernisierte Fassung dessen, was du selbst schon erfahren hast über z.B. Genitalien, die Periode, etc. oder ganz anders? Wie gehst du als SL an einer Klinikschule an so ein Thema heran? Ist das da selbstverständlicher, so ein körperbezogenes Thema nicht zu tabuisieren oder sind eure Hasen teilweise so belastet, dass das gar nicht zur Sprache kommt/sie überfordern würde? Wie selbstverständlich ist es für dich und deine männlichen Kollegen über Periode, Tampons, etc. zu sprechen?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das sind aber viele Fragen auf einmal!

    Was vermittelst du denn deinen Kindern zum eigenen Körper? Ist das lediglich eine modernisierte Fassung dessen, was du selbst schon erfahren hast über z.B. Genitalien, die Periode, etc. oder ganz anders?

    Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr so genau, wie meine Eltern mir das vermittelt haben - es muss aber jedenfalls so gewesen sein, dass es "gepasst" hat. Mit dem Kauf von Damenhygieneartikeln hatte ich aber schon als Kind/Jugendlicher kein Problem.

    Wie gehst du als SL an einer Klinikschule an so ein Thema heran? Ist das da selbstverständlicher, so ein körperbezogenes Thema nicht zu tabuisieren oder sind eure Hasen teilweise so belastet, dass das gar nicht zur Sprache kommt/sie überfordern würde?

    Das Problem stellt sich so eigentlich nicht. Dafür sehen wir unsere Schüler nicht lange genug. Allerdings, ja: Manche sind natürlich zu belastet in der Hinsicht, andere sind (zumindest nach außen) ganz normale Teenager, mit denen man auch mal einen Witz reißen kann.

    Wie selbstverständlich ist es für dich und deine männlichen Kollegen über Periode, Tampons, etc. zu sprechen?

    Du meinst meineN männlichen Kollegen... äh, nein, um ehrlich zu sein: Solange es andere Gesprächsthemen gibt, sind das nicht gerade unsere Präferenzen. Läge allerdings klar vor Fußball!


    - In meinem Schreibtischcontainer steht übrigens eine Schachtel Tampons. Wird gelegentlich doch nachgefragt (wenn auch meist eher etwas verlegen).

  • CDL: ich glaube, da war bei den Männern die Begründung, dass Ehefrauen sie zu einem gesünderen Lebenswandel und zu regelmäßigen Arztbesuchen anhalten. Es gab da die Gegenposition, dass vor allem körperlich gesunde und stärkere Männer überhaupt für den Heiratsmarkt infrage kommen und der Effekt daher nur ein Artefakt sei...

    Da wird aber der Lebensstil der Damen romantisiert :D


    Ist es nicht eher so, dass die Herren sich gehen lassen, sobald sie zuhause bekocht werden? ;)

  • Danke fürs auslagern, Conni! Endlich erfahre ich mehr über die bald anstehende Menopause und weiteres. Und schön, dass wir uns hier so austauschen!


    Aufklärung: Gabs bei mir in Form eines Buches. Da ich generell viel gelesen hat und dort (meiner Erinnerung nach) sehr viel drin stand, war das ideal für mich. Meine Mutter war sehr jung. Sie war in meinen heutigen Alter schon 8 Jahre Oma (bin 46). Ich schätze, das war sie beide die eleganteste Lösung. Mit einem Vater hätte ich zB darüber null sprechen wollen.

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