Referendariat + Schöffentätigkeit (NRW)

  • Bolzbold

    Im Regelfall (also in 90% der Fälle) hast Du 6 bis 9 Termine die tatsächlich stattfinden, dass ist also im Normalfalle durchaus im Bereich des Zumutbaren.

    Sollte es einmal die üblichen Anforderungen überschreiten, dann sollten gerade wird, die wir uns (auch als Tarifbeschäftigte) der öffentlich rechtlichen Grundordnung verpflichtet haben, bewußt sein, dass das Schöffenamt für jedermann rechtlich verpflichtend ist und nicht abgelehnt werden kann. Gerade im Bereich des Jugendgerichtsbarkeit werden besonders Menschen gesucht, die auch beruflich mit Kindern und Jugendlichen umgehen. Für deren Arbeitgeber dürfte es alle nicht einfach sein alles unter einen Hur zu bringen. Ich kann jedoch als Staat nicht erwarten, dass jedermann abkömmlich zu sein hat, abe meine eigenen Staatsbediensteten lasse ich außen vor.

    Übrigens an der Stelle auch der Hinweis, wenn man nicht genügend freiwillige Meldungen hat, bedient man sich gerne der Listen von öffentlich rechtlich Beschäftigten um die Posten zu füllen. Das gilt für den Wahlhelfer genauso wie für den Schöffen oder das Mitglied einer "Pflichtfeuerwehr".

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Bolzbold

    Im Regelfall (also in 90% der Fälle) hast Du 6 bis 9 Termine die tatsächlich stattfinden, dass ist also im Normalfalle durchaus im Bereich des Zumutbaren.

    Wobei das sehr stark von der Kammer abhängt. Am LG kann ich das für die Berufungskammern unterschreiben, aber an den großen Strafkammern kann es durchaus anders laufen...

  • Kein Problem, da wir da nicht in der Schule sind, gibt es eine Ansage und danach stehen die bei wiederholter Störung draussen. Darüber hinaus ist das keine Entscheidung des Richters, wer an dem Prozesstag Richter ist. Das hat mit dem grundgesetzlich garantierten Anspruch auf den sogenannten gesetzlichen Richter zu tun.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Antrag beim Landgericht auf Befreiung stellen, mehr als Ablehnung kann ja nicht passieren.

    So selten werden solche Anträge auch gar nicht gestellt (sagt mein Vater, der als Rechtspfleger die Schöffenauslosung macht und solche Anträge öfters auf dem Tisch hat).

  • Oh je, das tut mir leid für dich.. Ich finde ehrlich gesagt die Kommunikationspraxis der Gerichte auch etwas unglücklich, so etwas nicht schon bei der Ladung für den 1. Tag des Prozesses mitzuteilen, sondern damit so um die Ecke zu kommen..

    Sofern der Prozess geplant wird vom Vorsitzenden, sollte man das eigentlich mit der Einladung bekommen. Ich habe das bisher fast immer korrekt bekommen.

    Das eine Mal nur 12 von 18 Tagen, die übrigen ergaben sich dann in der Verhandlung, die sich aber eh über ein halbes Jahr hinstreckte.

    Das zweite Mal aktuell, weil der Verteidiger das verlangt/erfordert mit seiner Art der Verteidigungsführung.

  • Übrigens an der Stelle auch der Hinweis, wenn man nicht genügend freiwillige Meldungen hat, bedient man sich gerne der Listen von öffentlich rechtlich Beschäftigten um die Posten zu füllen. Das gilt für den Wahlhelfer genauso wie für den Schöffen oder das Mitglied einer "Pflichtfeuerwehr".

    Ja und? Klar können sie mich als Schöffen, Wahlhelfe oder sonstwas dienstverpflichten, aber dann müssen sie auch für die Folgekosten aufkommen. Da kann dann ein Tag als Schöffe auch mal bis zu 10.000€ Kosten zu Lasten der Staatskasse verursachen, wenn kurzfristig ein Urlaub auf Fiji und Samoa storniert werden will oder es darum geht mich und dazu die ganze Familie aus dem Urlaub am anderen Ende der Welt zurückzuholen.


    Und nein, Skrupel solche Kosten dem Gericht in Rechnung zu stellen hätte ich absolut keine. Wenn sie schon die Termine so kurzfristig wie oben beschrieben herausgeben, eben mit nur 2 Wochen Vorlauf, dann müssen sie damit rechnen, daß ich da noch andere Dinge geplant habe.

  • plattyplus

    Keep calm! Auch bei Gericht arbeiten Menschen. Einen Urlaub kann man voranmelden, so dass man für einen evtl.neuen Prozess ausgeplant wird. Lediglich bei laufenden Verfahren ist das komplizierter und im ungünstigsten Fall entstehen dann diese Kosten, das kratzt aber bei Gericht genauso wenig, als wenn Zeugen aus Timbuktu eingeflogen werden. Wenn es der Wahrheitsfindung entstehen hält diese Kosten🤷

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • chemikus08

    Ich mußte halt an meine Knochenmarkspende vor einigen Jahren zurückdenken. Da habe ich mich als Spender eigentlich nur noch als Fußabtreter gefühlt. „Halten sie sich für die Spende für die nächsten 6-9 Monate bereit… Näheres dürfen wir ihnen aufgrund des Datenschutzes nicht sagen.“


    Damals habe ich am Ende auch auf dieses „Bereithalten“ gesch****, schließlich habe ich auch noch ein eigenes Leben, und dann war ich halt in Neuseeland, als es ernst wurde.

  • Kam es dann zu deiner Rückholung? Ich würde mal grob schätzen, dass das dann einer der kleineren Posten auf der Gesamtrechnung war.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • plattyplus NICHT dein Ernst ://// ich bin schockiert. Hofftl hat der potentielle Empfänger ohne deine Spende überlebt. Da ist ein Urlaub mehr Wert als ein Menschenleben. WTF.

    Ich war schon zweimal in der Situation, dass ich mich für einen längeren Zeitraum zur Spende bereithalten sollte - zu der es dann aus mir unbekannten Gründen nicht kam.

    Ich glaube, dass bei diesen Spenden immer mehrere geeignete Kandidaten in Warteposition gehalten werden.

  • Ich war schon zweimal in der Situation, dass ich mich für einen längeren Zeitraum zur Spende bereithalten sollte - zu der es dann aus mir unbekannten Gründen nicht kam.

    Ich glaube, dass bei diesen Spenden immer mehrere geeignete Kandidaten in Warteposition gehalten werden.

    Dafür muss es dann aber überhaupt erstmal mehrere geben...

  • plattyplus NICHT dein Ernst ://// ich bin schockiert. Hofftl hat der potentielle Empfänger ohne deine Spende überlebt. Da ist ein Urlaub mehr Wert als ein Menschenleben. WTF.

    Was hätte er denn deiner Meinung nach machen sollen? 6-9 Monate Zwangsinhaftierung, weil er ja gebraucht werden "könnte"?

  • plattyplus

    Keep calm! Auch bei Gericht arbeiten Menschen. Einen Urlaub kann man voranmelden, so dass man für einen evtl.neuen Prozess ausgeplant wird. Lediglich bei laufenden Verfahren ist das komplizierter und im ungünstigsten Fall entstehen dann diese Kosten, das kratzt aber bei Gericht genauso wenig, als wenn Zeugen aus Timbuktu eingeflogen werden. Wenn es der Wahrheitsfindung entstehen hält diese Kosten🤷

    BTW, ich habe bereits Fahrtkosten von 100€ in Rechnung gestellt, weil ich auf einer Veranstaltung war und man mich während dieser als Schöffe lud.

  • chemikus08

    Ich mußte halt an meine Knochenmarkspende vor einigen Jahren zurückdenken. Da habe ich mich als Spender eigentlich nur noch als Fußabtreter gefühlt. „Halten sie sich für die Spende für die nächsten 6-9 Monate bereit… Näheres dürfen wir ihnen aufgrund des Datenschutzes nicht sagen.“


    Damals habe ich am Ende auch auf dieses „Bereithalten“ gesch****, schließlich habe ich auch noch ein eigenes Leben, und dann war ich halt in Neuseeland, als es ernst wurde.

    Habe ich arge Schwierigkeiten mit. Ein Freund von mir ist im ersten Coronajahr an Leukämie verstorben, nachdem Spender Nr. 2 und 3 beide aus verschiedenen Gründen nicht mehr verfügbar waren (Spender Nr. 1 wurde abgestoßen).
    Ich verstehe, dass das Bereithalten doof ist, aber leider ist das manchmal so ungenau.

  • plattyplus NICHT dein Ernst ://// ich bin schockiert. Hofftl hat der potentielle Empfänger ohne deine Spende überlebt. Da ist ein Urlaub mehr Wert als ein Menschenleben. WTF.

    Doch, mein voller Ernst. Ob der Empfänger überlebt hat, weiß ich nicht. Ist ja alles Datenschutz. Ich weiß nur, daß ich zur Spende, damals noch aus dem Beckenknochen, auf den OP-Tisch mußte. Es kam also zur Spende. Bis sie mich damals im Urlaub erreicht haben, dauerte es allerdings eine gute Woche.


    Ich hatte die Flüge nach Neuseeland bereits ein knappes Jahr vor dem Urlaub gebucht. Wir sind ja an die Schulferien und damit an feste Termine gebunden und auf den Seiten der Fluggesellschaften kann man Linienflüge ein Jahr vorab buchen.Zwei Monate nach der Buchung bekam ich einen Anruf, daß ich in der engeren Wahl für eine Knochenmarkspende wäre, verbunden mit der Frage, ob ich wirklich noch dazu bereit wäre. Als ich dies bejahte, haben sie mir ein weiteres Testkit für die genauere Untersuchung zugeschickt, mit dem ich zu meinem Hausarzt gehen sollte, damit er die Blutproben nimmt etc. etc. ...

    Bei diesem Telefonat habe ich bereits angemerkt, daß ich in der Zeit von ... bis ... im Urlaub in Neuseeland bin und dort mit einem gemieteten Wohnmobil das Land bereise. Darauf kam nur die Antwort, daß solche Informationen im System nicht hinterlegt werden könnten. (Ob das stimmt???) Außerdem war die Ansage, daß ich mich 6-9 Monate für die Spende bereithalten solle.


    Damit sie mich erreichen konnten, hatte ich die Telefonnummer, die auf sämtlichen Unterlagen angegeben war, in meinem Handy in der Kontaktliste gespeichert. Im Urlaub habe ich dann mein Handy so eingestellt, daß nur noch Telefonanrufe von den Nummern aus der Kontaktliste durchkommen. Roaming kostet außereuropäisch ja nicht gerade wenig Geld. Außerdem stellt mein Handy Anrufe nachts generell nicht durch. Dank 12 Stunden Zeitverschiebung zwischen Deutschland und Neuseeland war ich entsprechend in der Zeit von 8-18 Uhr (Deutschland) nicht zu erreichen.


    Als sie mich nach einer knappen Woche dann doch erreicht haben, kamen die Vorwürfe, daß ich ja nicht erreichbar wäre. Dabei haben sie stets von einer komplett anderen Telefonnummer angerufen als von der, die in den Unterlagen vermerkt war, weswegen mein Handy die Anrufe als Spam klassifiziert und automatisch abgelehnt hat. Klar haben sie mir ein Flugticket angeboten, um sofort nach Deutschland zurückzukommen. Aber als ich auf vier Flugtickets bestanden habe, weil in dem Moment die ganze Familie die Reise abbrechen würde und ich mindestens einen Tag Zeit bräuchte, um die Rückgabe des Wohnmobils zu organisieren oder wahlweise jemand aus Deutschland nach Neuseeland fliegen müßte, um für mich die Rückgabe abzuwickeln, wenn ich noch schneller zurückreisen müsse, wurde es dann doch nicht mehr schön, um mich mal ganz vorsichtig auszudrücken. "Die anderen drei Familienmitglieder könnten die Reise ja fortsetzen", hieß es am Telefon. Da ahnten sie wohl am Telefon, daß das alles dann doch etwas teurer wird, inkl. der Entschädigung für entgangenen Urlaub usw. usw. ...


    Bei einem Arbeitskollegen, der ebenfalls in der engeren Auswahl für eine Knochenmarkspende war, dann aber nicht genommen wurde, war es ähnlich. Er sollte sich auch 6-9 Monate bereit halten. Es kam aber nicht zur Spende und er hat nie wieder etwas von der Geschichte gehört. Es gab nicht einmal einen Anruf, in dem ihm mitgeteilt wurde, daß seine Spende nicht mehr benötigt wird, weil der Patient verstorben ist oder es einen passenderen Spender gegeben hätte. Soviel zur Wertschätzung des Spenders.


    Wie gesagt, als Spender ist man nur der Fußabtreter des Systems. Die Reputation der Ärzte kommt an erster Stelle, der Patient kommt an zweiter Stelle und der unbekannte Spender kann sehen wo er bleibt. Ich habe jedenfalls noch nirgendwo ein Ehrenmal "des unbekannten (Organ-) Spenders" gesehen, an dem zu Totensonntag der Bundespräsident und die Größen der Transplantationschirurgie demütig einen Kranz niederlegen.


    Fazit daraus, um aufs Ehrenamt zurückzukommen: Das Ehrenamt ist die freiwillige Sklavenarbeit des Dummen.

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