Seiteneinstieg - "Alternativ"-Studienverlauf für SuS-Ohren?

  • Ich sage ja nicht, dass das Verständnis gar nicht vorhanden wäre. Aber es reicht, wenn ein oder zwei SuS dies "nutzen", um Stimmung gegen den L zu machen.

    Da müsste dann aber mE auch mal eine klare Ansage/Statement der Schulleitung her, gegenüber Eltern, Schülern bzw. beiden.


    Die Schüler können froh sein, dass du sie unterrichtest, sonst würden evtl diese Fächer einfach ausfallen.

    Habt ihr einen Personalrat, mit dem du über dieses Phänomen/Problem sprechen kannst?


    Dass es nicht "gern gesehen" wird, wenn man sich als Seiteneinsteiger/fachfremder Lehrer etc. outet, finde ich total daneben.

    Da muss eine ganz andere Kommunikationsstrategie her.

    Gerade als Seiteneinsteiger bringt man doch zahlreiche Zusatzkompetenzen mit, von denen die Schüler profitieren.

  • ??

    Die SuS wissen das doch gar nicht.



    Ääh, nein. Man bekommt zwei Fächer, eines oder gar kein Fach anerkannt. Je nach dem verlängert sich dann die Anzahl der Jahre bis zur Anerkennung der vollen Lehrbefähigung. Außerdem bleibt man in der eingangs zugewiesenen Gehaltsstufe. Das kann E12 sein, oder aber auch E10 (oder gar weniger?). Das "Verteilsystem" ist völlig intransparent, keiner weiß, wonach die Gehaltsstufen zugewiesen werden. Mir selbst ist bei zwei exakten Bewerbungen zeitgleich für dieselbe Schulform und dieselben Fächer einmal E12 und einmal E10 angeboten worden :autsch:

    Stimmt! Das mit dem Gehalt hatte ich ganz vergessen. Bei mir war es einmal E11 und einmal E10?

  • Zitat

    Da müsste dann aber mE auch mal eine klare Ansage/Statement der Schulleitung her, gegenüber Eltern, Schülern bzw. beiden.


    Die Schüler können froh sein, dass du sie unterrichtest, sonst würden evtl diese Fächer einfach ausfallen.

    Habt ihr einen Personalrat, mit dem du über dieses Phänomen/Problem sprechen kannst?


    Leider ist da von Seiten der SL nichts zu erwarten. Vom PR wohl auch nicht. Und die SuS? Haha, die würden sich freuen, wenn all die ungeliebten Fächer einfach ausfallen/wegfallen würden.

  • Catania: Ach, da nehme ich an, dass mal einer der Kollegen eine Anmerkung gemacht hat....Vielleicht bist du doch noch etwas anders als die alten Hasen, da wittern dann einige SuS eine Schwachstelle...Fachfremd ist sicher nicht so das Problem


    Die SuS kennen in der Regel Referendare und Lehrer...(alles dazwischen ist ja auch komplex). Wenn da mal einer der Kollegen eine Anmerkung gemacht haben sollte und Du zudem viele Besuchsstunden machen musst, fällst Du in die erste Kategorie...


    In meiner eigenen Schulzeit (lang, lang zurück) hatte ich auch mal einen Seiteneinsteiger, der war aber jahrzehntelang vorher Unidozent und verfügte über einen Dr-Titel, den hingen wir an den Lippen, obwohl er so eine Art Univorlesungen in Kunstgeschichte durchgeführt hat (die anderen Kunstlehrkräfte hatten eher den hang, praktische Arbeiten anzuleiten) War halt ein Intellektueller, anderer Typ als alle anderen Lehrer und schwamm daher auf einer Sympathiewelle...Im Kollegium schien der als 'Fast-Professor' auch hohen Respekt zu genießen. Da wurde übrigens ganz offen (nicht aktiv von ihm) kommuniziert, dass Professorenstellen rar wären und man glücklich sei, dass so ein Mann nun an der Schule wäre. Das zwei Muttersprachler im Fremdsprachenunterricht auch Seiteneinsteiger waren, habe ich übrigens erst nach der Schulzeit erfahren (aber Seiteneinstieg war halt mit einer ganz spezifischen Qualifikation verbunden, ist heute ja nicht mehr unbedingt so)


    Nun kann natürlich nicht jeder Seiteneinsteiger mit absoluter fachlicher Autorität (Dr.-Titel sicherlich auch hilfreich) und Ausstrahlung glänzen...aber fachliche Autorität ist auch bei ausgebildeten Lehrkräften durchaus ein absolutes Positivum bei SuS (auch bei Katastrophenlehrern im Classroommangement wurde dann zumindest von uns SuS anerkennen bescheinigt "der hat aber voll die Ahnung").


    Kritik an Fachlichkeit kommt i.d.R. nur, wenn auch sonst das SuS-Lehrerverhältnis nicht stimmt, das sollte im Brennpunkt der Aufmerksamkeit sein (haste halt Schüler in der Klasse, die Angriffspunkte suchen). Interventionen von außen (Schulleitung oder so) könnten natürlich Deine Stellung ihm gegenüber und im Kollegium schwächen

    • Offizieller Beitrag

    (Dr.-Titel sicherlich auch hilfreich)

    Kleine Zwischenbemerkung:


    die Erfahrungen an "meiner" Schule lassen Schüler wie Kollegen zusammenzucken, wenn ein Seiteneinsseiger mit Dr.-Titel kommt.

    Erst mal gibts einen Staun-Effekt und dadurch einen Vertrauensbonus, doch wenn dann das Didaktisch-Pädagogische nicht stimmt, erweckt das bei den Schülern doch den Eindruck "Sie/ er kann nichts"


    Also bitte nicht drauf ausruhen ;)

  • Wie geht Ihr damit um?

    Ich sage meinen SuS direkt raus, daß ich auf Dipl. studiert und mir das Dipl.-Zeugnis als 1. Staatsexamen habe anerkennen lassen, um dann das 2. Staatsexamen zu machen. Ich arbeite aber auch an einem Berufskolleg, wo die KuK mit Dipl.-Zeugnis in der Tasche bei den SuS eher das höhere Ansehen genießen.

  • wo die KuK mit Dipl.-Zeugnis in der Tasche bei den SuS eher das höhere Ansehen genießen.

    Also bei uns haben die authentischen KuK das beste Ansehen, der Abschluss ist da völlig zweitrangig, wenn ich nur Murks erzähle und auf die SuS nicht eingehen kann.

  • Also bei uns haben die authentischen KuK das beste Ansehen, der Abschluss ist da völlig zweitrangig, wenn ich nur Murks erzähle und auf die SuS nicht eingehen kann.

    Das ist so oder so Vorrausetzung für alles. Wer nicht authentisch ist, hat bei der Interaktion mit anderen Menschen früher oder später verloren.

  • Da hat MV aber ein merkwürdiges System. Kann man auch an Gymnasien und Berufsschulen ohne Studienabschluss den Seiteneinstieg machen, ohne dass man das das Fach studiert hat? Aber damit erwirbt man doch keine Lehrbefähigung für andere BL.


    Ich sage immer, dass ich vorher 10 Jahre als Ingenieurin gearbeitet habe. Am BK sind 80% Quereinsteiger. Also völlig normal. Und natürlich ist es ein Bonus, dass ich eine Ausbildung und ein Studium außerhalb des Lehramts gemacht habe. Schade, dass das in MV so abgewertet wird.

  • So viele?!? An meiner BBS sind es max.30-35%, schätze ich (insbesondere Fachpraxislehrkräfte).

    Ich würde sagen bei uns auch mind. 50%, wenn nicht sogar mehr. In den letzten Jahren alle mit OBAS, davor einige mit dem damaligen Anerkennungsverfahren also ohne 2. Staatsexamen.

    Habe da bei uns auch nie negative Erfahrungen mit gemacht und bin damit immer offen umgegangen. Während der letzten zwei Jahre standen dann ja auch immer mal wieder UBs an. Jetzt werde ich immer noch erzählen, was ich vorher gemacht habe.

  • So viele?!? An meiner BBS sind es max.30-35%, schätze ich (insbesondere Fachpraxislehrkräfte).

    Ich habe da für unsere Schule auch keine Zahlen zu, aber die Lehrkräfte mit Lehramtsstudium sind nicht in der Mehrheit. Wenn man die gymnasial Lehrkräfte noch rausrechnet, dann sind es schätze ich mal 30% BS Lehrämtler.

  • So viele?!? An meiner BBS sind es max.30-35%, schätze ich (insbesondere Fachpraxislehrkräfte).

    Außer mir fallen mir abteilungsweit noch 2 von ca 40 KollegInnen ein, die wirklich gezielt Lehramt studiert haben (gibt ja noch mehr Modelle als Quereinstieg). Schulweit dürfte es in der Fachbildung ähnlich aussehen, bei den allgemeinbildenden Fächern wohl etwas weniger


    Ich glaub, das ist ein bisschen von der fachlichen Ausichtung der Schule abhängig. Bei den Wirtschaftsleuten im Ref waren einige dabei, die Lehramt studiert hatten. In den technischen Fächern war ich auch dort der einzige.

  • Das ist wirklich interessant! Danke für die Rückmeldungen Meer , s3g4 und @DpB . Dann ist es bei uns vielleicht Zufall oder BL-bedingt (ich muss mal bei Bekannten, die an anderen nds. BBSn tätig sind, fragen, wie hoch der Anteil der Quereinsteiger*innen bei ihnen ist).

    Lehrkräfte, die eigentlich Gymnasiallehramt studiert haben, haben wir nur sehr wenige (drei oder vier von 140 KuK sind es, wenn ich mich nicht irre).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • nicht-LehramtsstudentInnen (gibt ja noch mehr als Quereinstieg)

    Öhm, nein, nicht dass ich wüsste. In NDS gibt es m. E. nur die Möglichkeit, über den Quereinstieg in den Schuldienst zu kommen. Oder was genau meinst du?


    BTW: In meiner Abteilung "Wirtschaft und Verwaltung" gibt es unter den ca. 40 KuK überhaupt keine Kolleg*innen, die nicht das Lehramt BBS mit dem Schwerpunkt Wirtschaft(swissenschaften) studiert haben.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Öhm, nein, nicht dass ich wüsste. In NDS gibt es m. E. nur die Möglichkeit, über den Quereinstieg in den Schuldienst zu kommen. Oder was genau meinst du?

    Bei uns in RLP wären da noch

    Seiteneinsteiger, Fachlehrer, Fachpraxislehrer und Honorarkräfte.

  • Öhm, nein, nicht dass ich wüsste. In NDS gibt es m. E. nur die Möglichkeit, über den Quereinstieg in den Schuldienst zu kommen. Oder was genau meinst du?

    Es gibt bei uns mehrere Möglichkeiten: QuiV Quereinstieg in den Vorbereitungdienst, QuiS Quereinstieg in den Schuldienst (so was wie OBAS), QuEM Quereinstieg im Bereich Informatik, Metall- und Elektrotechnik (auch wie OBAS, keine Ahnung wieso das anders heißt), Direkteinstieg mit passendem Studium (nur TV-H).


    BTW: In meiner Abteilung "Wirtschaft und Verwaltung" gibt es unter den ca. 40 KuK überhaupt keine Kolleg*innen, die nicht das Lehramt BBS mit dem Schwerpunkt Wirtschaft(swissenschaften) studiert haben.

    In Wirtschaft und Verwaltung gibt es auch keinen Mangel an Lehramtstudenten, daher kann der Bedarf auch mit diesen gedeckt werden.

  • Zitat

    Da hat MV aber ein merkwürdiges System. Kann man auch an Gymnasien und Berufsschulen ohne Studienabschluss den Seiteneinstieg machen, ohne dass man das das Fach studiert hat? Aber damit erwirbt man doch keine Lehrbefähigung für andere BL.


    In der Theorie wohl schon. Die Praxis sieht aber so aus, dass in den Gymnasien (Berufsschulen weiß ich nicht) kaum Seiteneinsteiger angenommen werden, da es dort genügend grundständig ausgebildete Bewerber gibt. Höchstens mal in den MINT-Fächern. In meinem Weiterbildungskurs von ca. 50 Personen gab es nur 2 Seiteneinsteiger für das Gymnasium (beide hatten einen Master/Diplom im MINT-Bereich, Fach sogar namensgleich).


    Wie sich das bei den anderen Schulformen verhält bei einer späteren Bewerbung (mit in MV bescheinigter voller Lehrbefähigung) in einem anderen Bundesland - keine Ahnung. Irgendwann, wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich das mal erfragen. Dieselbe Frage ergibt sich ja auch für Fächer, die es (genau so) in anderen Bundesländern gar nicht gibt. Ich sehe da eigentlich eher wenig Chancen.

  • So viele?!? An meiner BBS sind es max.30-35%, schätze ich (insbesondere Fachpraxislehrkräfte).

    Bei uns sind auch weit über 50% aller Neueinstellungen Quereinsteiger. Nur die altgedienten Lehrkräfte halten die Quote der originär ausgebiuldeten Lehrer oben. Daher denke ich auch, daß man das Lehramtsstudium gleich komplett abschaffen sollte oder zumindest an die Besserstellung der Quereinsteiger angleichen.

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