Kann man im Lehrerberuf glücklich werden auch wenn man im Studium verzweifelt?

  • Hallo,


    ich bin aktuell im 5. Semester fürs LA Gym und denke im Prinzip schon seit einem Jahr darüber nach, alles hinzuschmeißen, weil ich das Studium einfach schrecklich finde. Es ist nicht so, dass ich inhaltlich überfordert wäre, ich verstehe meistens alles auf Anhieb und meine "schlechteste" Prüfungsleistung bisher war eine 2,0. Aber mit dem System Uni komme ich überhaupt nicht klar. Mir fehlt der strukturierte Alltag, hier mal ein Seminar um 9, da um 13 Uhr, ansonsten freie Zeiteinteilung, das liegt mir einfach nicht, genauso wie das wissenschaftliche Arbeiten. Ich lerne Dinge lieber aus praktischen Erfahrungen. Irgendwie haben mich die paar Stunden, die ich im Orientierungspraktikum unterrichten durfte mehr gelehrt als 2 Jahre Fachdidaktik und Bildungswissenschaften. Dazu kommt noch, dass alles online stattfindet und ich mit meinem Studium so überhaupt keine Freude verbinden kann, nur unendlich lange Aufgaben, für die ich mich nicht motivieren kann, weil ich die Inhalte nie im Leben brauchen werde. Es war etwas besser, als zu Semesterbeginn endlich mal wieder Präsenzlehre war, da fiel es mir auch leichter, mich zu motivieren. Deshalb bin ich mir auch super unsicher, inwieweit es vielleicht "nur" die Onlinelehre und nicht das Studium generell ist, was mich fertig macht.

    Das Unterrichten im Praktikum hat mir schon Spaß gemacht, aber ich frage mich auch, ob ich mit meinem schlechten Zeitmanagement überhaupt für den Job geeignet bin. Ich habe Kommilitonen, die haben mehr Kurse mit teils zeitintensiveren Aufgaben als ich und nen Nebenjob, während ich es nicht mal schaffe, Woche für Woche bei meinen sieben Seminaren mit den Aufgaben hinterherzukommen. Ich hab es auch schon versucht, mir Zeitpläne zu machen, aber irgendwie funktioniert das alles nicht.

    Ging es da vielleicht irgendjemandem von euch auch so? Habt ihr euch durch das Studium gequält und jetzt Spaß im Job oder ist es auch im Job nicht besser geworden?

    Ich würde mich sehr über ein paar Erfahrungen freuen :)

    • Offizieller Beitrag

    zu deiner Ausgangsfrage:


    ja, man kann im Lehrerberuf glücklich sein. Negative Seiten gibt es in jedem Beruf.


    Allerdings gehört ein gutes Zeitmanagement unbvedingt dazu, um als Lehrer nicht nach wenigen Jahren im Burn out zu landen. Als Lehrer arbeitest du einen guten Teil deiner Aufgaben zu Hause bzw in freier Zeiteinteilung (Unterrichtsvorbereitung, -Nachbereitung, Klassenabreiten und Prüfdungen erstellen u.v.m)


    Allerdings kann man Zeitmanagement lernen, mit Hilfe von Coaches oder evtl durch Gespräche mit anderen, die es gut handhaben. Selbstdisziplin gehört jedoch immer dazu.


    P.S. Ich persönlich habe Zeitmanagement in der Praxis erst gelernt, als ich das erste Kind hatte (Nach dem Studium):lach:

  • weil ich das Studium einfach schrecklich finde


    Unabhängig davon, dass der Lehrerberuf nicht das Studium ist, solltest du doch zumindest Freude an der Auseinandersetzung mit den Inhalten deiner Fächer haben, die du ja später unterrichten möchtest.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Dazu kommt noch, dass alles online stattfindet

    Dir fehlt wohl auch der Kontakt zu andren Studenten, der Austausch, die Unbeschwertheit der Zeit. Das ist zermürbend und dann kommst du auf solche Gedanken.

    Hatte ich - obwohl damals nur Präasenzstudium - auch, so Durchhänger und mitunter habe ich mich gefragt, ob das nicht alles zu theoretisch ist.

    Nun ja, es ist nunmal ein wissenschaftliches Studium und von daher vielleicht etwas "trocken", aber es ist einfach die Grundlage. Das Ref wird dir die Praxis dann schon zeigen. Nimm jetzt mit, was geht. es nützt dir später, auch wenn es jetzt nicht so aussieht.

    Bezüglich der Zeiteinteilung: Das kann man lernen, da gibt es sicher schlaue Bücher drüber oder nette Kommilitonen.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ehrlich gesagt bietet der Lehrerberuf eher keinen struktierten Alltag. Das Feierabendgefühl eines Bürojobs gibt es nicht von außen. Das muss man selbst erlernen.

  • Deine geschilderten Probleme glaube ich in mir wiederfinden zu können, daher zwei Gedanken aus meiner Sicht:


    Ich sehe für dich auch das Problem, das state_of_Trance anspricht: Wie strukturiert dein Arbeitsleben als Lehrer ist, hängt zu mindestens 50% deiner Arbeitszeit von deiner persönlichen Strukturiertheit ab. Bekanntlich sind wir ja nur ca.25h im Unterricht, die restliche Arbeitszeit fließt in außerunterrichtliche Tätigkeiten, deren Strukturierung dir obliegt.


    Andererseits halte ich persönlich es schon für etwas grundlegend anderes, ob man rein in Distanz (auf sich gestellt, zu Hause sitzend) studiert, oder eben diese 25h Präsenz hat. Wenn ich meine Zeit vollkommen frei einteilen kann, bin ich auch unglaublich unproduktiv. Stichwort: Prokrastination. Ich könnte z.B. niemals eine Doktorarbeit verfassen, weil mir da die Struktur fehlen würde: Ich brauche regelmäßige Termine bzw. Deadlines! Im Schulalltag ist die nächste Englischstunde bei den 7ern die Deadline für deren Unterrichtsvorbereitung, die nächste Klassenarbeit in der Q1 ist die Deadline für deren Erstellung, etc. Da ist dann schon relativ klar, was ich jeden Tag zu Hause zu erledigen habe. Auch gibt mir der Unterricht unter der Woche ganz klar eine Tagesstruktur vor: Immer mehr oder weniger um dieselbe Uhrzeit aufstehen, die Rückkehr nach Hause ist etwas unterschiedlicher aber über die Wochen gesehen dann doch relativ gleichförmig, was aber auch Routinen bildet (am kurzen Tag wird nach Unterrichtsschluss eingekauft und etwas aufwändiger gekocht, am langen Tag danach gibt es dann Reste des Vortages zu essen, ...). Entsprechend ist für mich der Lehreralltag etwas ganz anderes als das von dir sehr frei beschriebene Studium.


    Ich frage mich entsprechend, ob wirklich jegliche freie Zeiteinteilung und das Gefühl, nicht (lies: nie) fertig zu werden, für dich ein Problem ist, oder das Extrem, das du momentan erlebst.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Huhu,


    ich glaube, es geht bei dir eventuell gar nicht um das Zeitmanagement an sich sondern um effizientes Arbeiten. Ich bin Jemand der sehr effizient arbeitet und bin auf Fortbildungen jedes Mal förmlich geschockt, wenn ich sehe wie andere Kolleginnen und Kollegen arbeiten. Ich hoffe das klingt jetzt nicht arrogant und/oder herablassend... Ich bin dieses Schuljahr mal wieder umfangreicher auf Fortbildungen weil es in Mathe einen neuen Bildungsplan gibt bei uns. Da gab es reihenweise Kollegen, die haben es in zwei Zeitstunden nicht geschafft ein Arbeitsblatt für eine Doppelstunde zu erstellen. Meine Gruppe war nach 45 Minuten fertig und hat sich danach gelangweilt. (Und es hat nur deshalb solange gebraucht, weil die anderen Gruppenmitglieder die Arbeit aufgehalten haben... Ich alleine hätte das in 15 - 20 Minuten fertig gehabt.) Probleme, die es seitens der anderen KuK gab:

    • mangelnde Kreativität (z.B. Was eignet sich als Einstieg?)
    • mangelnde Erfahrung im Bereich Unterrichtsvorbereitung (z.B. Wie baut man ein Arbeitsblatt auf?)
    • fachliche Defizite (z.B. Anschauliche Bedeutung / Alltagsbezug mathematischer Sachverhalte nicht klar)
    • mangelnde EDV-Kenntnisse (z.B. Wie generiere ich selbst eine zum Sachverhalt passende Grafik?)
    • mangelnde Kenntnisse über die allgemeine Gestaltung von Arbeitsprozessen (z.B. Pareto-Prinzip nicht bekannt)

    Ich denke, die Liste ließe sich noch eine Weile fortsetzen... Ähnliche Listen ließen sich erstellen für andere Aufgabenbereiche des Lehrerberufs (z.B. Korrekturen, etc.)


    An deiner Stelle würde ich das Studium nicht nur unter dem inhaltlichen Aspekt sehen. Klar wirst du das inhaltlich wohl nie wieder brauchen das Zeug. Sehe es unter dem Aspekt, dass du dir in dieser Zeit eine gut funktionierende Arbeitsweise aneignest. Gerade jetzt wo du im Studium umzufrieden bist, hättest du Zeit die Metaebene zu beleuchten. Wie bekomme ich ein besseres Zeitmanagement hin? Wie arbeite ich effektiver? Und DAS sind dann die Sachen, die du später im Beruf brauchst!


    Ich war im Studium (vor allem in Mathe) jetzt auch nicht der Hit... Ich glaube in Mathe hatte ich maximal eine Note im Zweierbereich... Im gesamten Studium. Trotzdem komme ich jetzt im Beruf sehr gut zurecht. Ich arbeite Vollzeit (25 Deputatsstunden), bin Vorsitzende des ÖPR und habe zudem noch ein recht aufwändiges Hobby, das mich (Minimum) 22 Stunden die Woche beschäftigt. Und fühle mich jetzt ehrlich gesagt nicht überarbeitet.


    Bitte nicht falsch verstehen... Mir liegt es fern, irgendwie anzugeben oder besserwisserisch zu sein. Oder auf Kollegen herab zu sehen, die sich im Schulalltag schwerer tun. Ich schildere nur meine Erfahrungen aus meiner Sicht und hoffe, sie helfen dir ein bisschen.


    Lg,

    Mrs Pace

  • ch persönlich habe Zeitmanagement in der Praxis erst gelernt, als ich das erste Kind hatte (Nach dem Studium)

    Das war bei mir im Prinzip auch so. Nicht Zeitmanagement an sich, aber so zu arbeiten, dass zu einem bestimmten Zeipunkt einfach Schluss sein muss.

    Sonst stimme ich auch allen Punkten von MrsPace zu. Ich persönlich ziehe für mich aus dem Pareto-Prinzip, dass nicht alles perfekt sein muss, weil sich der Arbeitsaufwand nicht wirklich lohnt.

    "Gut aber nicht unbedingt perfekt" ist an vielen (aber nicht an allen) Stellen im Beruf ein bisschen zu meinem Motto geworden. Man wird mit der Zeit auch wirklich deutlich schneller mit der Unterrichtsvorbereitung. Man hat schon einiges vorbereitet und auch die Entwicklung neuer Stunden/Materialien nimmt heute nicht mal mehr ein Viertel der Zeit in Anspruch, die es am Anfang gedauert hat.

    Und frei nach dem Motto "effizientes Arbeiten" mache ich mich jetzt an die Arbeit und bin hoffentlich relativ schnell fertig :D

  • Im Lehrerberuf habe ich auch einen zerstückelten Stundenplan. Mal um 18.00 zum Abendunterricht, Mal um 11.15Uhr, Mal 2 Stunden am Tag, dann 12 Stunden an einem Tag.

    Dazu muss der Unterricht eigenständig vorbereitet werden und du findest nur ungenaue und allgemeine Angaben in den Lehrplänen.....


    Wenn aber einmal ein Konzept steht, macht der Job unglaublich viel Freude.


    Probiere es doch einfach mal aus. Die meisten Schulen sind dafür offen.

  • Ging es da vielleicht irgendjemandem von euch auch so? Habt ihr euch durch das Studium gequält

    Hier! :gruss: Ich bin zwar noch nicht im Beruf (mein Ref startet jetzt dann zum Halbjahr), deshalb kann ich dir deine Ausgangsfrage nicht so wirklich beantworten, aber ich kann dir versichern, dass mein Studium wohl so ähnlich "unstrukturiert" verlaufen ist, wie deines.

    Du hast nach Erfahrungen gefragt, also erzähle ich dir einfach mal wie ich mein Studium empfunden habe und wieso ich mich trotz ähnlicher Probleme/Zweifel dazu entschieden habe jetzt ins Referendariat zu starten:


    In den ersten Semestern (sagen wir mal bis zum 3. Semester) hatte ich wahnsinnig mit dem Arbeitspensum und der Organisation zu kämpfen, von der Schule war ich es überhaupt nicht gewohnt mich für gute Noten anstrengen zu müssen und jeden Tag pflichtbewusst Lernstoff vor- und nachzubereiten.


    Semester 4-7 hatte ich dann meinen Rhythmus gefunden (jeden Tag um dieselbe Uhrzeit aufstehen, von 8-16 Uhr an der Uni sein, ggf. zwischen den Veranstaltungen in der Bib sitzen und arbeiten).


    Semester 8 war dann das Sommersemester 2020 und das hat mich ganz schön straucheln lassen, denn das "von zu Hause aus" hat mich sehr aus der Arbeitsroutine geschmissen und mich stark in Prokrastination verfallen lassen.. Allerdings muss ich auch sagen, dass das Arbeitspensum durch die Zoom-Veranstaltungen deutlich angestiegen ist. Auch viele meiner Kommiliton:innen haben das so gesehen. Was früher "Kleinigkeiten" waren, z.B. einen Text für das Seminar lesen, war auf einmal viel aufwändiger, da die Dozierenden uns nun auch zu beantwortende Leitfragen geschickt haben, welche wir vor dem Seminar abgeben mussten.

    (Nicht falsch verstehen: Ein normales Durcharbeiten eines Textes frisst schon auch Zeit und möchte man im Seminar ordentlich mitdiskutieren bereitet man sich auch selbst auf Leitfragen vor. Jedoch ist es schon noch mal ein anderer Zeitaufwand und Druck das Ganze für die Dozierenden aufzubereiten und schon einen Tag vor Seminarbeginn abzusenden).


    Semester 9+10 waren dann wieder ziemlich okay, da ich die Bib wieder besuchen konnte. In diesen Semestern hatte ich keine Veranstaltungen mehr, sondern habe nur noch selbstständig meine Zulassungsarbeit verfasst und mich auf das Staatsexamen vorbereitet. Hier kam nur folgendes Problem besonders zum Tragen:

    Wenn ich meine Zeit vollkommen frei einteilen kann, bin ich auch unglaublich unproduktiv. Stichwort: Prokrastination. Ich könnte z.B. niemals eine Doktorarbeit verfassen, weil mir da die Struktur fehlen würde: Ich brauche regelmäßige Termine bzw. Deadlines!

    Es war für mich wahnsinnig anstrengend produktiv zu Arbeiten mit Deadlines, die in weiter Ferne (10 Monate) lagen. Irgendwie hab ichs hinter mich gebracht, mit selbst gesetzten, kleinen Deadlines, aber rückblickend muss ich schon sagen: Es war eine Qual.


    Ich bin sehr gespannt wie es bei mir im Referendariat weiter geht, aber ich hoffe dass die vielen "kurzen Deadlines" mir ein gutes Rahmengerüst für meine Arbeitsplanung geben.

    das liegt mir einfach nicht, genauso wie das wissenschaftliche Arbeiten. Ich lerne Dinge lieber aus praktischen Erfahrungen. Irgendwie haben mich die paar Stunden, die ich im Orientierungspraktikum unterrichten durfte mehr gelehrt als 2 Jahre Fachdidaktik und Bildungswissenschaften. Dazu kommt noch, dass alles online stattfindet und ich mit meinem Studium so überhaupt keine Freude verbinden kann, nur unendlich lange Aufgaben, für die ich mich nicht motivieren kann, weil ich die Inhalte nie im Leben brauchen werde. Es war etwas besser, als zu Semesterbeginn endlich mal wieder Präsenzlehre war, da fiel es mir auch leichter, mich zu motivieren.

    Mit diesem Aspekt habe ich auch sehr lange gehadert, habe deswegen neben den (wenigen) vorgeschriebenen Praktika freiwillig noch 2 weitere (je 4 Wochen) in den Semesterferien gemacht und versucht so viel vor Klassen zu stehen wie nur möglich. Das hat mich dann immer wieder "auf die Bahn" gebracht und ich war wieder motiviert mein Studium durchzuziehen und überzeugt, dass ich mich für die richtige Laufbahn entschieden habe.

    Jetzt bin ich fertig mit dem Studium und kann sagen: Wissenschaftliches Arbeiten macht mir immer noch nur sehr begrenzt Spaß.


    Wenn du also schreibst, dass deine Zweifel vor allem durch das "System Universität" und "Corona-Studium" aufkommen, dann weiß ich dass du mit diesen Gedanken auf keinen Fall alleine bist!


    Für mich persönlich war ausschlaggebend:

    Solange dir die Praktika Spaß gemacht haben und dir Sicherheit geben, den richtigen Beruf gewählt zu haben und du ein gewisses Maß an Interesse für deine Fächer aufbringen kannst, ist die Wahrscheinlichkeit im Lehrberuf glücklich zu sein definitiv gegeben!

    Ich bin auf jeden Fall Feuer und Flamme für das Referendariat und versuche mich auch nicht von den ganzen Horrorgeschichten verunsichern zu lassen. Für mich fühlt es sich definitiv nach "Endlich kann ich da hin, wo ich immer hinwollte!" an und ich bin sehr froh, dass ich mich dazu entschieden habe das Studium durchzuziehen.

  • Habt ihr euch durch das Studium gequält und jetzt Spaß im Job oder ist es auch im Job nicht besser geworden?

    Der Master mit seinen Bildungswissenschaften war die Hälle für mich. Hausarbeiten, Bücher wälzen, Literatur zusammensuchen - das ist so gar nicht meins gewesen. Ich würde sagen, ich unterrichte trotzdem ganz passabel.

    Ich bin eher der Typ Fachlehrer, ich liebe die Inhalte meiner Fächer und lese mich da gerne ein. Bin aber nicht der Methodenmensch, der alles nett aufarbeitet und laminiert. ;)


    Von daher, wenn das Praktikum gut war - dann Augen zu und durch.

    Wenn du unsicher bist - schau, dass du noch ein Praktikum machst oder ne kleine Vertretungsstelle findest.

  • Als jemand, der kein klassisches Lehramtsstudium gemacht hat, muss ich etwas differenzieren.


    Das Fachstudium an der Uni habe ich geliebt und würde ich auch sofort wieder machen. Mich fachlich vertieft mit Inhalten auseinandersetzen, mit viel Eigenverantwortung und freier Zeiteinteilung - das ist genau mein Ding und ich mag es auch gerne, zu improvisieren, wenn etwas unvorhergesehenes passiert 😉 Die freie Zeiteinteilung und die Eigenverantwortung, das finde ich gerade das Tolle am Lehrberuf … ich hatte auch schon 9-to-5 Jobs vor meinem Lehrerleben und die entsprachen mir überhaupt nicht.


    Das Pädagogikstudium an der PH empfand ich aber als etwas mühsam, vor allem da oft sehr weltfremd. Aber ich wusste, dass ich das brauche, um Lehrer werden zu können. Also habe ich die Zähne zusammengebissen und es hinter mich gebracht.


    Aber sehr wichtig war mir tatsächlich der persönliche Kontakt zu anderen Menschen. Wie gut oder schlecht ich mit einem Studium unter Pandemiebedingungen zurecht gekommen wäre - schwer zu sagen. Wenn ich mir aber meine Erfahrungen als Lehrer aus der Fernunterrichtszeit 2020 in Erinnerung rufe - das habe ich psychisch schon als schwierig empfunden und viele meiner Lernenden auch.

  • Hey Charlie,


    ich bin gerade mit meinem Lehramtsstudium fertig geworden und ich erkenne mich in sehr Vielem wieder. Ich hab quasi vom ersten Tag an im Studium gezweifelt, ob Lehramt der richtige Weg für mich sein soll. Eigentlich fühlte ich mich in meinem FSJ vor dem Studium und nach dem Abi (Jugendheim/Soziale Arbeit) sehr wohl - hab dann aber sogar den Platz für ein Duales Studium, den man mir dort angeboten hatte, ausgeschlagen, weil ich von der vergleichsweise schlechten Bezahlung in diesem Bereich abgeschreckt war und dachte, da muss was her, was ordentlich bezahlt und einem auch möglichst viele Sicherheiten und Annehmlichkeiten bietet. So bin ich dann ganz überraschend aufs Lehramt gestoßen - ich dachte: ja, ist ja auch irgendwie ne Arbeit mit Jugendlichen, also wird schon passen.

    Ging dann direkt schon los mit der Frage: Tja, welche Fächer jetzt nehmen? Schon da zeigte sich das ganze Chaos, letztlich hab ich nur ein Fach, das mir wirklich interessensmäßig zusagt, das andere war halt Pflicht, denn man braucht ja mindestens 2. Und so zog sich das dann alles durch ein mittlerweile viel zu lang hingezogenes Studium, notenmäßig, wie du, eigentlich über dem Durchschnitt, aber halt nach wie vor mit sehr großen Selbstzweifeln, ob das der richtige Weg war.


    Abgebrochen habe ich aber trotzdem nicht. Warum nicht? Nun, zum einen, war ich irgendwann einfach zu weit fortgeschritten und auch altersmäßig zu alt, um dann noch hinzuschmeißen und mit Mitte/Ende 20 dann nichts außer ein fast 10 Jahre altes Abi zu haben. Zum anderen dachte ich: nimm halt mal den Uni-Abschluss mit, mal schauen, wofür er mal noch gut ist.


    Jetzt nach dem Uni-Abschluss werd ich aber nicht direkt mit dem REF weitermachen, sondern erstmal wieder im Soziale-Arbeit-Bereich arbeiten. Dann sieht man weiter, ob ich irgendwann das REF mal noch angehen kann/will/werde/soll/muss.

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