Fächerwahl

  • Moin,

    ich bin aktuell Student im 2. Semester eines naturwissenschaftlichen Studiengangs.

    Während der gesamten Oberstufenzeit wollte ich eigentlich immer Lehrer werden, allerdings hat es sich aus geografischen Gründen zu diesem Zeitpunkt nicht angeboten.

    Da ich naturwissenschaftlich sehr interessiert war, habe ich dann einfach mal damit angefangen. Das Studium macht auch sehr viel Spaß (außer das ein oder andere Praktikum), da ich vor allem die theoretischen Inhalte der Biologie- und Chemievorlesungen sehr spannend finde und es mir auch relativ einfach fällt, gute Noten zu schreiben und die Menge des Stoffes zu managen. Dieser Studiengang ist allerdings sehr stark auf Forschung und Entwicklung ausgelegt, was ich mir beruflich auf Dauer unter keinen Umständen vorstellen kann.

    Deshalb überlege ich jetzt wieder, Lehramt auf Gymnasial- und Gesamtschullehramt zu studieren. Meine Lieblingsfächerkombi wäre Chemie (Mangelfach in SH) und Biologie. Hat man mit dieser Kombi eine gute Chance, später eine Stelle zu bekommen? Ist es vom Arbeitsaufwand her zu schaffen, weil man ja vermutlich sehr viele Klassen in diesen doch eher kleineren Fächern unterrichten wird.
    Das gute an der Fächerkombi wäre, dass ich mir einige Module am Anfang anrechnen lassen könnte.

    Notfalls könnte ich mir auch noch Mathematik als Fach vorstellen. Allerdings macht mir die universitäre Mathematik in meinem aktuellen nur sehr wenig Spaß.

    Eine letzte Frage wäre noch, wie es eigentlich mit dem Gehalt ausschaut: Verdient man als A13 Lehrer besser als ein Naturwissenschaftler (keine besondere leitende Position) in der Industrie im Bereich Forschung und Entwicklung?


    Ich würde mich sehr über Antworten freuen!


    Gruß!

  • Stelle? ja, sicher.

    Arbeitsaufwand? Ja, hoch, vor allem zwei Laborfächer mit Experimenten

    Viele Klassen, viele verschiedene SuS? Ja, würde sicher so kommen


    Vor allem: Mit diesem zwei Kurzfächern hast du eher geringe Chancen, Klassenlehrer zu sein. Oder du bist oft in der Oberstufe mit dem entspr. hohen Korrekturaufwand in Leistungskursen. Aber all das ist Spekulation.


    Für ein späteres Lehrerleben hielte ich die Kombi aus Kernfach und Nawi für am besten geeignet. Das ist aber nur meine Perspektive.


    Wenn du die beiden Nawis studieren willst, nur zu. Auch damit kommst du unter und damit kann man glücklich werden.

  • Bio/Chemie ist eine häufige Kombination und eigentlich der Klassiker, weil beide Fächer thematisch zusammenhängen, vor allem in der Oberstufe. Tatsächlich hast du die Fächer meistens zweistündig oder dreistündig. In meinem ersten Jahr als Lehrer hatte ich entsprechend 11 Klassen. Es kann dir aber gut passieren, dass du eine Klasse in Bio und in Chemie bekommst, dann hast du die Klasse vierstündig (also nur eine Klasse statt zwei) und kannst auch locker Klassenlehrer werden. Ich hatte seit 17 Jahren keine Klassenleitung mehr und kann gut damit leben.

    Zum Arbeitsaufwand: Der ist am Anfang höher, aber wenn man sich eingearbeitet und eingelebt hat, deutlich geringer. Ich finde die Arbeiten recht gut und relativ schnell zu korrigeren, da man sich nicht jedesmal durch Textmonster durcharbeiten muss (in der Oberstufe schon eher), aber es genügend andere korrekturfreundliche Aufgabenformen gibt. In Chemie Reaktionsgleichungen oder Aufgaben wie "Gib an, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind und stelle die falschen sinnvoll richtig." Damit kann man mit den passenden Aussagen auch Transferaufgaben erstellen und sie sind trotzdem recht schnell korrigiert. Man hat auch längst nicht in jeder Stunde ein Experiment, vor allem in Biologie nicht. Da läuft vieles über Fotos oder Filme. In Chemie habe ich viele Experimente, die nicht aufwendig sind und wo ich vor der Stunde drei Minuten brauche, um zwei Lösungen und drei Reagenzgläser herauszusuchen und anschließend die Gläser mit Wasser ausspüle und fertig. Natürlich gibt es auch aufwendigere Experimente, aber so häufig sind die auch nicht. Hängt natürlich auch ab, in welchem Zwei man unterrichtet, ob naturwissenschaftlich oder nicht.

  • Eine letzte Frage wäre noch, wie es eigentlich mit dem Gehalt ausschaut: Verdient man als A13 Lehrer besser als ein Naturwissenschaftler (keine besondere leitende Position) in der Industrie im Bereich Forschung und Entwicklung?

    Die Antwort hängt hier im Forum ganz stark davon ab, wen du fragst.


    Im Ernst: Zumindest wenn man beamtische Benefits wie Familienzuschläge, Beihilfe, (theoretisch) zeitlich unbegrenzte Gehaltsfortzahlung bei Krankheit, (nach einigen Dienstjahren) großzügige Versorgung bei dauerhafter Dienstunfähigkeit und schließlich die äußerst großzügige Altersversorgung einrechnet, dürfte sich der A13er mit ziemlicher Sicherheit nicht wesentlich schlechter stehen als "der Naturwissenschaftler" in "der Industrie". Was auch immer das sein mag. Dazu kommen natürlich noch die Lehrer-Benefits wie sechs Wochen Sommerurlaub und zwei Wochen Weihnachtsurlaub (in "der Industrie" völlig illusorisch), um die man sich nicht mit den Kollegen streiten muss.

  • Vielen Dank für die ganzen Nachrichten!

    Ich werde auf jeden Fall Chemie als Fach wählen.

    Beim Fach Biologie bin ich mir noch nicht ganz sicher, ich tendiere eventuell noch zum Fach WiPo.


    Ich hätte noch einige weiteren Frage:

    Wie wahrscheinlich ist es, noch mit unter 40 eine A14 Stelle zu bekommen? Gibt es viel Konkurrenz um solche Stellen?

    Wie sieht es mit der Verbeamtung aus, wenn man 2019 erstmals bei einer Psychiaterin war, aber nie dort Therapie beantragt wurde, allerdings medikamentös behandelt wurde und 2021 eine ambulante Kurzeittherapie aufgrund einer sozialen Phobie und einer mittelschweren Depression in Anspruch genommen wurde? Mein Psychotherapeut würde auch bestätigen, dass die Behandlung soweit erfolgreich war.

    Könnte das für die PKV einen sehr hohen Risikozuschlag bedeuten?


    Freue mich auf Antworten!


    Gruß!

  • Kleiner Bonus übrigens noch: Wer das Studium eines naturwissenschaftlichen Faches durchgestanden hat, wird das Referendariat danach im Vergleich als Entlastung empfinden.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn es dann so weit ist und das Ref ansteht, wirst du dich dem Amtsarzt bzw. der Amtsärztin unterziehen, welche dir entsprechende Fragen für die spätere Verbeamtung (auf Probe) stellt.

    wobei die meisten Bundesländer (?) eine*n erst nach dem Ref (wieder) sehen wollen.


    Zitat

    Je nach Bundesland (aber auch je nach Arzt bzw. Ärztin) unterscheiden sich auch hier wieder die Fragen und Zeiträume, aus denen du deine Krankheiten, Einnahme von Medikamenten etc. zitieren darfst/musst. Wichtig dabei ist, dass du offen und ehrlich bist.

    definitiv.


    Zitat

    Fakt ist nämlich, dass alle (Fach-)Arztbesuche (Therapien etc.), die über die Krankenkasse abgerechnet werden, auch in der Krankenakte stehen, die der Amtsarzt/die Amtsärztin jederzeit einholen könnte, wenn er/sie das denn wollte (dafür unterschreibst du).

    es ist entweder falsch, eine Drohgebärde oder ein Verstoss gegen einiges und definitiv nicht in allen Bundesländern der Fall.

    Meine damalige Krankenkasse war nicht in der Lage mir sowas zu geben, denn es wird eben NICHT in der Form gespeichert.

    Das muss man sich bei jede*m Arzt*in selbst einholen, wenn man die Diagnosen haben will.

  • Ich hätte noch einige weiteren Frage:

    Wie wahrscheinlich ist es, noch mit unter 40 eine A14 Stelle zu bekommen? Gibt es viel Konkurrenz um solche Stellen?

    Das hängt stark von der Schulform und vom Bundesland ab in dem du später arbeiten willst.

    Oben schreibst du etwas von Gym und SH.


    Meiner Erfahrung nach gibt es an Gymnasien weniger A14/15 Stellen als für BK/ BBS/ oder wie man die überall nennt. Außer in Bayern wahrscheinlich.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Kleiner Bonus übrigens noch: Wer das Studium eines naturwissenschaftlichen Faches durchgestanden hat, wird das Referendariat danach im Vergleich als Entlastung empfinden.

    Ich habe zwar keine Naturwissenschaft, aber Mathematik studiert und kann das nicht bestätigen. Das ist typabhängig. Diesen Sozialstress und das ständige kontrolliert- und kritisiert-werden gab's im Studium nicht und im Ref war es echt hart und nervig sowie belastend.

    Fachinhaltlich ist das Ref natürlich keine Herausforderung mehr.

  • Ich habe zwar keine Naturwissenschaft, aber Mathematik studiert und kann das nicht bestätigen. Das ist typabhängig. Diesen Sozialstress und das ständige kontrolliert- und kritisiert-werden gab's im Studium nicht und im Ref war es echt hart und nervig sowie belastend.

    Fachinhaltlich ist das Ref natürlich keine Herausforderung mehr.

    Ich zähle Mathematik dazu, habe ich ja auch studiert. Ich empfand nur die letzte Phase als sehr anstrengend, davor habe ich mich daran kaum gestört. Also ja, Typfrage.

  • Kleiner Bonus übrigens noch: Wer das Studium eines naturwissenschaftlichen Faches durchgestanden hat, wird das Referendariat danach im Vergleich als Entlastung empfinden.

    Ich glaube, das hängt auch stark vom Studienort ab. Man kann (konnte) beispielsweise Mathematik und Physik auch ohne Hausarbeiten und ohne große schriftliche Klausuren studieren. Praktika fallen (fielen) im Gegensatz zu Chemie auch nicht unbedingt so viele an.

    Ich hatte jedenfalls in der Zeit des Referendariats deutlich mehr zu tun als während des Studiums. Zumindest rein zeitlich gesehen. Und von der Schwierigkeit her lässt sich das sowieso nicht vergleichen, weil es im Referendariat um ganz andere Kompetenzen und Inhalte geht als während des Studiums.

    Edit: Da empfand ich nicht eines belastender als das andere.

  • Ich glaube, das hängt auch stark vom Studienort ab. Man kann (konnte) beispielsweise Mathematik und Physik auch ohne Hausarbeiten und ohne große schriftliche Klausuren studieren.

    Mathe, Physik ohne Klausuren?

    Wo geht denn das? Das hab ich ja noch nie gehört.


    Ich finde übrigens dass man Studienstress und Referendariats-Stress nicht vergleichen kann. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass wenn man fachlichen Stress in seinen Unterrichtsfächern im Referendariat hat, dann ist man völlig ungeeignet. Der Stress im Referendariat ist eher Stress durch die nur zum Teil beeinflussbare Sozialsituation, in der man bewertet wird zusammen mit dem Fehlen letztlich eindeutiger und harter Kriterien und eindeutigen Handlungswegen.

  • Hallo,

    ich habe mich nun gestern 30 Minuten vor Bewerbungsschluss für die Fächer Chemie und WiPo auf Gymnasial- und Gesamtschullehramt entschieden.

    Bis zum Schluss - und auch weiterhin - war und bin ich mir unsicher, was diese Fächerkombi angeht.

    Ich habe einfach Angst, mit dieser Kombi keine oder keine gute Stelle zu bekommen, da die Fächer ja doch sehr klein sind und es eigentlich keine Nachfrage an WiPo Lehrern gibt. Wäre es vielleicht schlauer gewesen, Mathe und WiPo auf Lehramt zu studieren, da man so zumindest noch ein Hauptfach hätte?

    Wie schätzt ihr die Chancen für meine jetzige Fächerkombi ein, auch wenn man das sicherlich nicht einfach beurteilen kann.

    Ich selbst habe mein Abitur an einem beruflichen Gymnasium gemacht und könnte es mir auch gut vorstellen, an einer beruflichen Schule zu arbeiten.

    Chemie ist dort allerdings kein Mangelfach. Außerdem wird es ja wahrscheinlich immer weniger BG Klassen geben (was ich sehr schade finde), da immer mehr Gesamtschulen nun eine gymnasiale Oberstufe anbieten. WiPo wird dort - soweit ich weiß - in jedem Bildungsgang und in den Ausbildungsklassen unterrichtet. Dort scheint WiPo allerdings auch kein Mangelfach zu sein. Oder kann man davon ausgehen, dass sich das aufgrund der immer komplizierteren Lage, Nachwuchs für die beruflichen Schulen zu finden, irgendwann nochmal ändern wird?

    • Offizieller Beitrag

    Laienmeinung: ich schätze, dass Chemie zwar weniger Stunden im Deputat (also im Gesamtbedarf) hat, dafür aber auch wesentlich weniger Kandidat*innen, ich schätze, dass Chemie ein gesuchtetes Fach als Mathe. Klar wäre Chemie/Mathe gesuchter als Chemie/WiPo, aber schlecht schätze ich die Kombi nicht, wenn man nicht total unflexibel im Nachbarsdorf arbeiten möchte.

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