Mal wieder Digitalisierung

  • Denn wenn SuS ALLEIN PRIVAT(!) 6 - 8 Stunden am Tag online sind - das sind durchaus realistische Zeiten! -, was tun sie anstelle dessen dann nicht mehr?

    Gute Frage! Ich könnte mir vorstellen, dass weniger gemeinsam mit der Familie unternommen wird und dass die Verabredung zum Spielenachmittag/zum Abhängen (je nach Alter eben) dem gegenseitigen Verschicken von Nachrichten gewischen ist.

    Auf der anderen Seite... Wenn deine Zahlen wirklich realistisch sein sollten, müsste das nicht heißen, dass Schüler nach Abzug der Zeit in der Schule (Du betonst ja das Wort "privat".), zum Essen, Schlafen und Hygiene (evtl. noch Hausarbeit je nach Alter) quasi durchgehend online sind?

  • Wenn deine Zahlen wirklich realistisch sein sollten, müsste das nicht heißen, dass Schüler nach Abzug der Zeit in der Schule (Du betonst ja das Wort "privat".), zum Essen, Schlafen und Hygiene (evtl. noch Hausarbeit je nach Alter) quasi durchgehend online sind?

    Ja. Mehr oder weniger schon.


    Mir war vor wenigen Jahren die Klassenführung einer 5. Klasse überantwortet worden. Dort gibt es ein Patensystem, wobei SuS aus dem 9. Jg. die Betreuung übernehmen und dafür extra ausgebildet werden. Im Rahmen dieses Systems war ein Kegel-Nachmittag angesetzt worden. Die Patengruppe erschien, teilte meine Klasse in Gruppen ein, und ließ sie kegeln. Dann verzogen sich die Paten in eine Ecke, holten die Smartphones raus und tauchten in den Tiefen des Internets ab. Nur eine(!) Patin aus der 5er-Gruppe guckte hin wieder nach dem Rechten. Die übrigen befassten sich gar nicht mit ihren Schützlingen.

    Ich habe mir das Schauspiel bis zum Ende angesehen, um zu prüfen, ob die das wirklich so durchziehen. Sie taten es tatsächlich!

    Einmal editiert, zuletzt von Lempira ()

  • Haha, den Schuh hast du dir aber selbst angezogen. Das würde ich tatsächlich nicht darauf zurückführen.


    Ich kenne auch kaum jemand, der keinen Fernseher besitzt, ich kenne aber außer meiner Familie (die wohnen allerdings tatsächlich auf dem Dorf) niemanden mehr persönlich, der reguläres TV schaut (viele haben auch gar keinen Anschluss). Fernseher werden zum streamen und für Konsolen genutzt.

    Zählt ARD Mediathek zu streamen oder TV schauen? Falls letzteres, dann kennst du jetzt jemanden ;)

  • Mediathek zählt zum Streamen. Der Unterschied ist ja, dass der Sendezeitpunkt beim regulären Fernsehen vorgegeben wird, beim Streamen nicht. Da ist es unwesentlich, ob der Inhalt öffentlich-rechtlich oder privat ist.

  • ich kenne aber außer meiner Familie (die wohnen allerdings tatsächlich auf dem Dorf) niemanden mehr persönlich, der reguläres TV schaut

    Ich gucke "reguläres TV". Meistens einen Spielfilm zum Tagesausklang.

  • Wir haben ja auch keinen Fernseher und meine Schüler sind immer bass erstaunt, wenn ich ihnen das erzähle. Also, die Unterschicht hat noch dicke, fette Riesenfernseher, keine Sorge. Soweit ich weiß, kein Stream sondern reguläres Programm.

    Wir gucken halt gezielt mit Minilaptop, zappen oder "hängen bleiben" gibt es da nicht, wir schauen gezielt. Macht schon einen Unterschied, aber ja, ist auch "glotzen" und wir bezeichnen es auch als solches.

    Unsere Kinder (6 und 10) dürfen nur am Wochenende (Fr, Sa, So) je 60min streamen. Oft vergessen sie es, zB letzten Freitag, es wird auch nicht nachgeholt.

    Im Übrigen ist mein großes Kind eines von 2 aus einer Schulklasse von 30 Schülern am Gym, das kein Handy besitzt. Und auch keines möchte.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Im Übrigen ist mein großes Kind eines von 2 aus einer Schulklasse von 30 Schülern am Gym, das kein Handy besitzt. Und auch keines möchte.

    Ich hatte mal in Deutsch einen Abiturienten - das muss 2013/14 gewesen sein - der kein Handy hatte und auch partout nicht besitzen wollte. Im schriftlichen Abitur gab einen Prüfungsvorschlag zu Chancen und Risiken der Neuen Medien. Dieser S. hat im Rahmen seiner Arbeit eindrucksvoll dargelegt, was eine selbstbestimmte Handy-Abstinenz für einen Menschen seines Alters bedeutet: Soziale Isolation.

  • Ja, so ist das heute. Es wird auch bei meinem Kind der Tag kommen, an dem es eines möchte, weil es kein Außenseiter sein möchte. Ich hoffe, das dauert noch.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich hatte mal in Deutsch einen Abiturienten - das muss 2013/14 gewesen sein - der kein Handy hatte und auch partout nicht besitzen wollte. Im schriftlichen Abitur gab einen Prüfungsvorschlag zu Chancen und Risiken der Neuen Medien. Dieser S. hat im Rahmen seiner Arbeit eindrucksvoll dargelegt, was eine selbstbestimmte Handy-Abstinenz für einen Menschen seines Alters bedeutet: Soziale Isolation.

    Kein Smartphone zu haben bedeutet nicht, keine sozialen Medien zu benutzen oder sozial isoliert zu sein. Wir haben einen 17-Jährigen Abiturienten im Verein, der kein Smartphone besitzt, wohl aber einen mittel erfolgreichen Youtube Kanal betreibt, ältere Freunde irl hat, in einer online Community aktiv ist usw.

    Nur, weil man nicht bei denn Pubertierenden "dazu gehört", heißt das nicht, dass man nirgends "dazu gehört".

    Ich selbst hatte auch keine wirklichen Freunde in der Schule, aber sehr gute Freunde außerhalb der Schule, bei denen es um interessantere Dinge als den typischen Teenie Quatsch ging.

  • Ich bin immer wieder darüber erstaunt, wenn mir die Kids manchmal erzählen, welche Streaming-Dienste von ihnen alles genutzt werden.

    Vielen reichen heute nicht 1 oder 2, sondern sie haben teilweise die ganze Palette.

    Ich habe auch schon nach der Kostenübernahme gefragt (50 Euro im Monat sind bei den von mir Befragten keine Seltenheit). Vielfach übernehmen es wohl nicht die Eltern, sondern es wird sich entweder selbst erarbeitet oder eben vom Taschengeld bezahlt. Ich muss mal meine Eltern fragen, was ich in dem Alter als Taschengeld bekam. 50 Euro finde ich nämlich echt viel

  • Was haben die alles abonniert? Wir haben Netflix (4,50 € pro Monat), Disney+ (5,-€ pro Monat), Amazon (6,50 € pro Monat) und Crunchyroll (8,- Euro pro Monat). Dann noch Spotify (5,- € pro Monat) und Youtube Premium (7,- € pro Monat). Macht 36,- € pro Monat.

    Andere Dienste kommen auch bei meinen SuS in der Regel nicht vor (ich mache auch Medienerziehung und habe daher einen ganz oken Überblick). Manchmal ist noch Sky oder Magenta dabei, das wird aber nicht von den SuS sondernvon den Eltern benutzt.


    Grundsätzlich ist bzgl. der Mediennutzung von Jugendlichen die JIM-Studie immer ganz interessant. https://www.mpfs.de/startseite/

  • Ich hatte mal in Deutsch einen Abiturienten - das muss 2013/14 gewesen sein - der kein Handy hatte und auch partout nicht besitzen wollte. Im schriftlichen Abitur gab einen Prüfungsvorschlag zu Chancen und Risiken der Neuen Medien. Dieser S. hat im Rahmen seiner Arbeit eindrucksvoll dargelegt, was eine selbstbestimmte Handy-Abstinenz für einen Menschen seines Alters bedeutet: Soziale Isolation.

    Es gab auch Zeiten, bei denen man als Vegetarier schnell als Sonderling galt. Oder, wenn man tatsächlich keinen Alkohol trinkt. Vielleicht tun sich die Deutschen einfach schwer, eine "Er/sie macht etwas anders, aber das ist auch OK."-Einstellung zu vertreten.

    Man muss digitale Medien nicht verteufeln, aber momentan sind wir auf einem gesamtgesellschaftlichen Euphoriehoch, bei dem Masse Klasse darstellt. Da erscheint jemand wie dein ehemaliger Abiturient womöglich wie jemand, der damals behauptete, dass Zucker nicht gesund sei und schlank mache :staun:. Kritische Stimmen gibt es vereinzelt (sei es in Bezug auf durch soziale Medien vermittelte Schönheitsideale oder Cybermobbing), aber die finden in der Öffentlichkeit (noch) kaum Beachtung.

  • u.a. kostet Neflix ja gerade als Basic 7,99)

    Deshalb teilt man den 4er Account mit UHD. Der kostet 18 Euro. Durch vier, macht 4,50 € pro Person. Und nein, das ist nicht "illegal". Das "Schlimmste" das passieren kann ist, dass der Account gekündigt wird. Aber das ist bisher zumindest in Deutschland noch nicht passiert.

    Disney+ kommt mit der Telekom für 5 Euro pro Monat, statt 7,50 € pro Monat. Youtube und Spotify gibts zum Studenten Tarif.

  • Ich wünsche einfach keine Digitalisierung und Punkt!8_o_)

    Ich habe unlängst an zwei mehrtägigen Fortbildungen teilgenommen, die komplett analog durchgeführt wurden.


    Ich habe das dermaßen genossen! :thumbup:

  • Ich möchte keine Digitalisierung!8_o_)

    Krass! An welche Adresse muss ich meine Beiträge hier per Post schicken, dass die digitalisiert und hochgeladen werden? Wie machst du das mit den schnellen Antworten auf Beträge? OK, das läuft über FAX. Das ist ja auch schnell.

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