Tarifrunde eingeläutet

  • Als Faustregel empfehle ich, das genannte Zeitfenster der Teilzeitkraft (gemessen in Schulstunden) zu den überhaupt möglichen Schulstunden ins Verhältnis zu setzen und das dann mit der Teilzeitquote zu vergleichen.

    Wer 50% Teilzeit macht, sollte auch nur maximal 50% der möglichen Schulstunden als Zeitfenster angeben müssen bzw. bei einem festen Konferenznachmittag eher etwas weniger, denn die Konferenzzeit muss sich ja auch die Teilzeitkraft komplett als Arbeitszeit freihalten.


    Wer bei 50% Teilzeit sagt, ich arbeite am Konferenznachmittag und möchte dann nur noch an vier Vormittagen von 8-12 Uhr arbeiten, hat keine extremen Wünsche.

    Bei einer Halbtagsschule sicher. Bei einer Ganztagsschule ist das hingegen ein sehr grenzwertiger Wunsch.

  • Aber ein freitags will ich frei und an den restlichen Tagen ab 9 und keinen Nachmittagsunterricht geht zu weit.

    Warum? Ich könnte aus dem Stehgreif 5 Leute nennen, die sich wünschen einen Tag frei zu haben (bevorzugt Freitag), immer erst zur 2., lieber 3. zu kommen, allerdings geht das bei Vollzeit dann nicht ohne Nachmittagsunterricht. Aber je nach Anrechnungsstunden ist das annähernd möglich das zu erfüllen.

    Machen wir auch... wir erfüllen alle Wünsche, wenn es möglich ist. Und "ich korrigiere gerne nachts" ist da nicht weniger legitim als "der Kindergarten macht erst um 7:30 auf", als "ich muss noch mit dem Hund gehen".

    Manche Schulen bekommen das tatsächlich hin (es sei denn jemand unterrichtet beispielsweise Schwimmen und will den Tag in der Schwimmhalle frei haben, oder 2 Leute in Parallelkursen haben konträre Wünsche). Fachpraxis ist halt auch meist nachmittags, vorher haben wir kein Labor so lange frei. Nee, wenn man mit Leuten redet, ist echt viel möglich. Dann kommt die Nachteule auch einen Tag schon zur 3. (ihr Wunsch ist eigentlich 4. oder später), eine "Teilzeit-Mutti" (wie manche hier sehr abwertend sagen) kommt auch zur 1. und für den Sport LK kann ein Vollzeit-Vater plötzlich auch 8./9. unterrichten.

    Denn auch Väter in Vollzeit äußern solche Wünsche, was gerade in Sport schwierig ist,... da müssen die dann in der UV schon gut drauf achten

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Machen wir auch... wir erfüllen alle Wünsche, wenn es möglich ist.

    Bei uns wird auch ziemlich viel möglich gemacht. Probleme gibt es allerdings immer dann, wenn es um Berufsschulklassen geht, die nur einen Tag/Woche da sind und Fächer betroffen sind, die nur von ganz wenigen Kollegen (zumeist nur 1 oder 2) unterrichtet werden. Hinzu kommt das Problem Abendschule.


    Vor langer Zeit hatten wir da regelmäßig das Problem, daß es in einem Fach nur zwei KuK gab, die das unterrichten konnten/durften und eine Person davon Teilzeit hatte mit dem Verweis: "Ich kann erst zur 3. Stunde kommen, ich muß die Kinder erst in die Kita bringen (alleinerziehend)."

    Der Kollege in Vollzeit verwies darauf: "Wenn ich am Vorabend bis 22 Uhr in der Abendschule unterrichtet habe, habe ich ein Anrecht auf 11 Stunden Ruhezeit und kann ebenfalls erst zur 3. Stunde, es gibt nur Doppelstunden, eingesetzt werden.


    So, wen schickst jetzt am Folgetag in die 1. und 2. Stunde? Die Kollegin, die auf ihre Teilzeit und die Kita verweist oder den Vollzeit Kollegen, der auf seine Ruhezeiten hinweist. Welches Kriterium hat die höhere Priorität?

  • Bei einer Halbtagsschule sicher. Bei einer Ganztagsschule ist das hingegen ein sehr grenzwertiger Wunsch.

    Wieso? Die Woche hat 5 Vormittage ( ca. 8-12 Uhr) und 5 Nachmittage (ca. 12-16 Uhr). Länger dürfte der Ganztag nicht gehen, wenn es fünf lange Tage sind. Und wenn man bei 50% Teilzeit von diesen zehn halben Tagen fünf arbeite, ist man fertig mit arbeiten. Zunächst ein legitimer Wunsch. Problematisch wird es erst, wenn die Beschäftigung für Vollzeitkräfte so unattraktiv wird, dass es (fast) nur noch Teilzeitkräfte gibt. Da sollte dann aber der Arbeitgeber nachbessern und nicht die Teilzeitkraft ein schlechtes Gewissen eingeredet bekommen.


    Und wenn es überhaupt nicht möglich ist, kann vielleicht die Teilzeitkraft auch einen Nachmittag mehr arbeiten und der Partner an diesem Nachmittag dafür nicht. Das bedeutet dann aber, dass dieser Nachmittag dauerhaft festgelegt werden muss. Denn der Partner wird meist nicht ständig einen neuen freien Nachmittag auswählen bzw. aushandeln können. Und insbesondere nicht erst dann, wenn der neue Stundenplan für das neue Schuljahr bekannt ist. Gerade bei Kindern kann man sich sonst ja nichts anderes wünschen als nur am Vormittag zu arbeiten.

  • 50% von 5 Nachmittagen sind 2,5

    Realistisch gesehen haben die meisten Ganztagsschulen 3 Nachmittage. 50% davon sind immer noch 1,5.


    Wenn du dich als Teilzeitkraft oder als Vollzeitkraft dem Nachmittagsunterricht ganz entziehen willst, dann bist du extrem unkollegial und auch falsch an einer Ganztagsschule. Denn klar ist, dass das Kollegium als Ganzes alle Zeiten abdecken muss, auch den Nachmittag.


    So eine Tandemlösung wäre ok. Aber realistisch gesehen klappt das nicht, weil die Vormittags-/Nachmittagszeiten im Empfinden der Kollegen schlicht nicht gleichwertig sind.

  • So, wen schickst jetzt am Folgetag in die 1. und 2. Stunde? Die Kollegin, die auf ihre Teilzeit und die Kita verweist oder den Vollzeit Kollegen, der auf seine Ruhezeiten hinweist. Welches Kriterium hat die höhere Priorität?

    Wenn es nicht möglich ist, beide Wünsche zu berücksichtigen, bedeutet es ja nicht gleich, dass die Wünsche unverschämt sind. Ich vermute mal, dass man an der Stelle nicht einfach den Stundenplan des Abendschulunterrichts verändern kann? Dann ist es echt schwierig und sicher eine Einzelfallentscheidung.

    Denn auch Väter in Vollzeit äußern solche Wünsche, was gerade in Sport schwierig ist,... da müssen die dann in der UV schon gut drauf achten

    Das sollte dann aber auch der betroffene Kollege im Blick behalten und nicht unpassende Deputatswünsche äußern.

  • Ich vermute mal, dass man an der Stelle nicht einfach den Stundenplan des Abendschulunterrichts verändern kann?

    Könnte man schon, aber das würde das Problem dann nur auf andere Wochentage verschieben und nicht lösen. Berufsschulklassen sind nur 1 bis maximal 1,5 Tage/Woche im Unterricht und die Wochentage, an denen sie da sind, stehen weit vor der Stundenplanerstellung fest, damit die Betriebe sich darauf einstellen können. Man kann den Vormittagsunterricht also nicht einfach auf einen anderen Wochentag schieben. Der muß an dem Tag stattfinden.

  • Dann kann der Kollege den Abendunterricht oder den Berufsschulunterricht nicht mehr machen. Berufsschulunterricht ist oft so speziell, dass es da keinen Ersatz gibt, also wird wohl die Abendschule dran glauben müssen.

  • Habe auch nie verstanden, warum der Unterricht in der SekII immer um 8 oder früher anfangen soll.

    Wenn es die Probleme mit den Kollegen gibt, fangen die Schüler erst gegen 9 an und machen dann länger.


    Grundsätzlich sollten alle Wünsche und Anliegen berücksichtigt werden, solange die Basics anderer Kollegen dadurch nicht beeinträchtigt werden. Dazu gehört die Ruhezeit ebenso wie Begrenzung von Einsätzen und Springstunden.


    Darf nicht sein dass ein Freitagsfreiwunsch dazu führt, dass der Abendschulkollege seinen freien Vormittag nicht mehr bekommt.

    Also erst die Selbstverständlichkeiten regeln und dann schauen, ob Sonderwünsche möglich sind.

  • Wenn sich der Arbeitgeber auf eines verlassen kann, dann darauf, dass die Beschäftigten einen Großteil ihrer Energie dafür aufwenden, sich gegenseitig zu vergleichen, zu beäugen und zu schauen, ob es der Nachbar nicht doch ein bisschen besser hat als man selbst.


    Hier ging es um die aktuelle Tarifrunde, vielleicht könnt ihr die themenfremde Diskussion mal woanders hin verlagern?



    Die Tarifrunde für Bund und Kommunen ist heute nacht gescheitert.

    Was mir in der medialen Berichterstattung sehr negativ aufstößt:

    Es wird reduziert auf "Die Arbeitnehmer fordern 10,5%, die Arbeitgeber haben 8% geboten, das reicht den Gewerkschaften aber nicht." Da kann man als neutraler Leser für das Scheitern eigentlich kein Verständnis haben.

    Unterschlagen wird die Laufzeit, bei der sich die Arbeitgeber wohl 27! Monate vorstellen. Das entspräche wiederum gerade einmal 3,5% pro Jahr, also etwa der Hälfte der erwarteten Inflationsrate oder 8% Reallohnverlust für die Laufzeit.

  • Was mir in der medialen Berichterstattung sehr negativ aufstößt:

    Es wird reduziert auf "Die Arbeitnehmer fordern 10,5%, die Arbeitgeber haben 8% geboten, das reicht den Gewerkschaften aber nicht." Da kann man als neutraler Leser für das Scheitern eigentlich kein Verständnis haben.

    Unterschlagen wird die Laufzeit, bei der sich die Arbeitgeber wohl 27! Monate vorstellen. Das entspräche wiederum gerade einmal 3,5% pro Jahr, also etwa der Hälfte der erwarteten Inflationsrate oder 8% Reallohnverlust für die Laufzeit.

    Das habe ich mir auch gedacht, als ich heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit den WDR im Autoradio an hatte. Für mich grenzte das Weglassen der Laufzeitunterschiede und der damit verbundenen jährlichen Zueachsrate schon an parteiische Berichterstattung, eben weil Fakten gezielt weggelassen werden und so beim Hörer der Eindruck entsteht, daß die Gewerkschaften den Hals nicht voll genug kriegen können: „Wegen 2,5% Unterschied (8% zu 10,5%) legen sie jetzt die ganze Republik still?“



    Nachtrag:

    Auch im Internet kein Wort zu den gravierenden Laufzeitunterschieden:

    https://www.tagesschau.de/wirt…enst-schlichtung-101.html

  • So, wen schickst jetzt am Folgetag in die 1. und 2. Stunde? Die Kollegin, die auf ihre Teilzeit und die Kita verweist oder den Vollzeit Kollegen, der auf seine Ruhezeiten hinweist. Welches Kriterium hat die höhere Priorität?

    Ganz klar: die Klasse kommt erst zur 3. Stunde und hat dann länger Unterricht 🤷🏼‍♀️

    Oder der Kollege macht am Abend vorher keinen Unterricht (UV ändern), oder wenn es 1/2 sein muss: die Kollegin nimmt sich für einen Tag eine Kinderfrau oder die Großeltern helfen. Haben wir beides. Und wenn dann doch alle unzufrieden sind, wird halt nach einem halben Jahr getauscht.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ja, schadet aber auch nix. Sogar ein wochenlanger Streik wäre mal wieder

    sinnvoll, einfach damit sich die Leute mit dem Ganzen beschäftigen.


    Ich finde auch diese extreme Angleichung nach unten völlig unnachvollziehbar,

    so wird der Lehrermangel und der Akademikermangel nur noch größer.


    Da muss man ausnahmsweise mal der Gemeindenseite recht geben.

  • Dann kann der Kollege den Abendunterricht oder den Berufsschulunterricht nicht mehr machen. Berufsschulunterricht ist oft so speziell, dass es da keinen Ersatz gibt, also wird wohl die Abendschule dran glauben müssen.

    Bzw. der Unterricht in der Abendschule ist so speziell, dass dann die BS dran glauben müsste ;)


    Zumindest kenne ich es so, dass in der BS die meisten Klassen und Themen einigermaßen nah an fachlichen Standardthemen sind, während die Abendschule (Achtung: Fachschule!) teils extrem spezialisiert ist. Was bzgl. BS natürlich bei besonderen Ausbildungsgängen an einer kleinen BBS mit kleinen Fachbereichen völlig anders sein kann.


    Wenn Abendschule aber eine Schulform zum Erlangen eines allgemeinbildenden Abschlusses ist, dann ist es natürlich umgekehrt (und BS hat als Pflicht-Schule eine höhere Prio als die freiwilligen Schulformen).

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Meine Schwägerin arbeitet in Elternzeit Teilzeit mit 20 Stunden.

    Sie hat nur 3 Tage Unterricht. Finde ich mega.

  • 20 Stunden?

    Das kann man bei uns dank Abendschule auch in 1,5 Tagen schaffen. :geschenk:

    Beinahe ;)

    Tatsächlich hatte ich mal eine überschaubare Phase mit manchmal 19h in zwei Tagen beim seltenen ungünstigen Zusammentreffen bestimmter Randbedingungen. In dieser ungünstigen Überlagerung dann aber nur einmal im Monat.

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  • Beinahe ;)

    Tatsächlich hatte ich mal eine überschaubare Phase mit manchmal 19h in zwei Tagen beim seltenen ungünstigen Zusammentreffen bestimmter Randbedingungen. In dieser ungünstigen Überlagerung dann aber nur einmal im Monat.

    Joah kann passieren. Mein Maximum war mal 8 Unterrichtsstunden Vormittags und dann noch mal 5 am Nachmittag/Abend. Also 13. Muss man auch aber auch nicht dauerhaft haben :D

  • In meinem ersten Jahr hatte ich an einem Tag 12 Stunden (morgens und abends) und am nächsten Morgen nochmal 8 Stunden gleich hinterher. Da bin ich am zweiten Tag einmal aufm Pult eingepennt. :rotwerd:


    Die wenigen restlichen Stunden verteilten sich dann über die anderen Tage.

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