Tarifrunde eingeläutet

  • Realistisch oder relativierend?


    Wer Bürgergeld bezieht, geht in der Regel keiner Arbeit nach. Wer aus dem Bürgergeld aufgestockt wird, geht in der Regel einer Teilzeitbeschäftigung nach oder einer Vollzeitbeschäftigung, deren Ausbildungsvoraussetzungen wiederum nicht im mindesten an ein Studium mit zwei Staatsexamina tippen können.


    Was auch immer die Bedingungen für den Bürgergeldbezug sein mögen, ich bin nicht gewillt, mein eigenes Einkommen daran zu bemessen. Zumindest nicht unter der Maßgabe, dass ich zufrieden sein muss, solange mein Einkommen über der Grundsicherung liegt. Allerdings können einen die prozentualen Bürgergeldsteigerungen schon neidisch werden lassen.


    Übrigens, wenn wir dereinst auch bei voller Berufstätigkeit mitsamt akademischer Ausbildung auf dem Niveau des Bürgergelds angekommen sein werden, gibt es da ja immer noch Bangladesch oder Burkina Faso. "Warum seid ihr unzufrieden, beim Nachbarn ist das Gras noch viel brauner."

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Hinzuzufügen sei noch, dass wir auch noch 7-10 Jahre unterhalb des Bürgergeldes gelebt haben, um diese Ausbildung zu finanzieren. Also ich zumindest weiß, was es heißt sich das Essen in der Mensa nicht täglich leisten zu können, vom Kaffee ganz zu schweigen…

  • Vielleicht nehmen wir an dieser Stelle einfach nochmal zur Kenntnis, dass das Bürgergeld für Alleinstehende 502€ und für Paare in der Bedarfsgemeinschaft bei 902€ liegt, während wir selbst bei Einstieg als Single selbst nach Abzug einer PKV noch gut 3200€ Netto haben. Hier kann doch keinerlei Rede davon sein, dass wir keinen hinreichenden Abstand haben. Der Vergleich unserer Gehälter bezieht sich im Übrigen auch nicht auf Bürgergeldempfänger, sondern auf die 80-90% der Bevölkerung in Deutschland, die ein geringeres Haushaltsnettoeinkommen haben als wir.

  • Vielleicht nehmen wir an dieser Stelle einfach nochmal zur Kenntnis, dass das Bürgergeld für Alleinstehende 502€ und für Paare in der Bedarfsgemeinschaft bei 902€ liegt, während wir selbst bei Einstieg als Single selbst nach Abzug einer PKV noch gut 3200€ Netto haben. Hier kann doch keinerlei Rede davon sein, dass wir keinen hinreichenden Abstand haben. Der Vergleich unserer Gehälter bezieht sich im Übrigen auch nicht auf Bürgergeldempfänger, sondern auf die 80-90% der Bevölkerung in Deutschland, die ein geringeres Haushaltsnettoeinkommen haben als wir.

    Auch wenn ich im Grundsatz bei dir bin, funktioniert die Rechnung so nicht.

    Beim Bürgergeld kommen noch die ortsangemessene Miete und angemessens Heizkosten hinzu. Je nach Region können das zusammen nochmal 1000 Euro pro Monat sein. Mit einem 14-jährigen Kind ist man insgesamt bei ca. 2300 Euro.

  • Ich frage mich ernsthaft, ob diejenigen, die sich hier mit dem Bürgergeldempfänger vergleichen, tatsächlich Bekannte, Freunde oder Verwandte haben, die so leben, oder ob sie nur aufgrund der Zahlen und der immer wieder aufflammenden politischen Diskussion auf eine Welle aufspringen, aber keine reale Vorstellung von so etwas haben.


    Wer die Situation kennt, kann sich nicht ernsthaft mit Sozialhilfeempfängern vergleichen...

  • Wir vielleicht nicht. Aber was sagst du den Kollegen von der Streife die A9 bekommen?

    Auch A9 hat einen großen Abstand zum Bürgergeld.
    Das sind (verh. 2 Kinder) 2773 € netto + Kindergeld
    https://oeffentlicher-dienst.i…id=beamte-bund-2021&g=A_9

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Auch A9 hat einen großen Abstand zum Bürgergeld.
    Das sind (verh. 2 Kinder) 2773 € netto + Kindergeld
    https://oeffentlicher-dienst.i…id=beamte-bund-2021&g=A_9

    Meine Nachbarn haben zwei Kinder und beziehen als Familie Bürgergeld. Ich kenne die Zahlen, weil sie offen darüber reden und man es sowieso überall nachlesen kann. Sie bekommen eine monatliche Überweisung von 2200,- € (Sätze für zwei Erwachsene und zwei Kinder). Miete und Nebenkosten werden übernommen (ich schätze einen Wert von 1200,- €). Macht also ein Nettoeinkommen von 3400,- €. Hinzu kommen Übernahme von Kosten aus dem Bildungs- und Teilhabepaket wie Klassenfahrten, Mittagessen, Schulbücher usw. Beide Nachbarn sagen ganz offen, dass sie weniger hätten, wenn sie arbeiten gehen würden. Deshalb bleiben sie zu Hause.

  • Meine Nachbarn haben zwei Kinder und beziehen als Familie Bürgergeld. Ich kenne die Zahlen, weil sie offen darüber reden und man es sowieso überall nachlesen kann. Sie bekommen eine monatliche Überweisung von 2200,- € (Sätze für zwei Erwachsene und zwei Kinder). Miete und Nebenkosten werden übernommen (ich schätze einen Wert von 1200,- €). Macht also ein Nettoeinkommen von 3400,- €.

    Zwei Erwachsene mit zwei Kindern (wenn diese zwischen 14 und 17 Jahre alt sind) erhalten einen Regelsatz von 1793 Euro (1649 Euro wenn beide Kinder zwischen 6 und 13 Jahre alt sind, bzw. 1589 Euro, wenn beide Kinder jünger als 6 Jahre alt sind). Kritik in beide Richtungen sollte ohne Lügen, Über- und Untertreibungen auskommen.

  • Der Kollege von der Polizei arbeitet 41h, muss sich beleidigen lassen und hat kaum mehr als Bürgergeldempfänger.


    So abgedroschen es auch klingt aber ja; Arbeit muss sich lohnen. Und das tut es da einfach nicht.

    Das ist kein Problem eines zu hohen Bürgergeldes, sondern (je nach Branche unter Umständen) zu niedriger Löhne.

  • Vielleicht nehmen wir an dieser Stelle einfach nochmal zur Kenntnis, dass das Bürgergeld für Alleinstehende 502€ und für Paare in der Bedarfsgemeinschaft bei 902€ liegt, während wir selbst bei Einstieg als Single selbst nach Abzug einer PKV noch gut 3200€ Netto haben. Hier kann doch keinerlei Rede davon sein, dass wir keinen hinreichenden Abstand haben. Der Vergleich unserer Gehälter bezieht sich im Übrigen auch nicht auf Bürgergeldempfänger, sondern auf die 80-90% der Bevölkerung in Deutschland, die ein geringeres Haushaltsnettoeinkommen haben als wir.

    Und jetzt rechnen wir mal das Ganze für den Werkstattlehrer mit Besoldungsgruppe A9 und ggf. Kindern durch.


    Und denke auch an folgende Dinge, die der Bürgergeldempfänger zusätzlich bezahlt bekommt:

    • Wohnung
    • Heizung (= Mirtnebenkosten)
    • Krankenversicherung
    • Schulbücher, Klassenfahrten, Schul-iPads
    • Sozialtickets im ÖPNV
    • GEZ wird vom Amt übernommen
    • Zusätzliche Kosten für die Fahrten zur Arbeit und die Arbeitskleidung selber fallen weg
    • Offizieller Beitrag

    Beide Nachbarn sagen ganz offen, dass sie weniger hätten, wenn sie arbeiten gehen würden. Deshalb bleiben sie zu Hause.

    Da du auf Wolfgangs "A9-Beitrag" reagierst: wenn beide Eltern Vollzeit bei der Polizei wären (oder Werkstattlehrer) und A9 bekämen, hätten sie etwa 2500 € mehr zur Verfügung. Grob über den Daumen gepeilt.


    Wir haben es also schon wieder mit anderen Zahlen zu tun, die beweisen sollen, dass das Bürgergeld zu hoch ist und der Abstand zu unserem Gehalt (denn darum geht es hier doch) zu gering.


    ---

    Disclaimer: ja, die Polizisten mit A9 und auch der Werkstattlehrer verdienen sicherlich eine andere Eingruppierung oder höhere Lohnerhöhungen (haben sie ja faktisch auch mit diesem Abschluss). Aber dann würden ja hier im Forum auch wieder User wegen des "fehlenden Abstands" schimpfen.

  • Der Kollege von der Polizei arbeitet 41h, muss sich beleidigen lassen und hat kaum mehr als Bürgergeldempfänger.


    So abgedroschen es auch klingt aber ja; Arbeit muss sich lohnen. Und das tut es da einfach nicht.

    Zwei verheiratete hessische Polizisten (beide A9, Stufe 4), einer 50%, der andere 100%, mit zwei Kindern kommen netto bei knapp 5000 Euro (minus KV) raus.


    Ein verheirateter Alleinverdiener in A10 (was bei den meisten Polizisten über kurz oder lang erreicht wird), Stufe 4, mit zwei Kindern kommt netto bei 3900 Euro (minus KV) raus.

  • Das ist kein Problem eines zu hohen Bürgergeldes, sondern (je nach Branche unter Umständen) zu niedriger Löhne.

    Das ist das Lieblingsargument von Linken.

    Sozialausgaben hoch, keine Sanktionen/Verpflichtungen, und Forderung nach erheblich höheren Löhnen.

    Leistungen des Gemeinwesens sollten an Leistungen für das Gemeinwesen gekoppelt werden.

  • Zwei verheiratete hessische Polizisten (beide A9, Stufe 4), einer 50%, der andere 100%, mit zwei Kindern kommen netto bei knapp 5000 Euro (minus KV) raus.


    Ein verheirateter Alleinverdiener in A10 (was bei den meisten Polizisten über kurz oder lang erreicht wird), Stufe 4, mit zwei Kindern kommt netto bei 3900 Euro (minus KV) raus.

    Dann ziehst die Miete beim Alleinverdiener ab und dein Abstand zum Bürgergeldempfänger ist nicht mehr groß. Aber dafür darfst 41 h arbeiten:aufgepasst:

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