Familienzuschlag/Regionalklassen NRW

  • … das man gar nicht hätte ansparen können, hätte man mit den Kindern in einem Ort mit Mietstufe 1 gewohnt.

    Ich will die Diskussion jetzt nicht zum 100. Mal aufwärmen, aber liegt da nicht ein Denkfehler zugrunde? Wenn der Studienrat in Düsseldorf 1000€ netto mehr bekommt für seine drei Kinder, der im tiefsten Sauerland aber nicht, dann dürfte das doch maximal die Wohnmehrkosten in Düsseldorf ausgleichen, oder? Zurücklegen könnten sie dann beide ca das Gleiche ...

    There are only 10 sorts of people - Those who know binaries and those who don't.

  • dann dürfte das doch maximal die Wohnmehrkosten in Düsseldorf ausgleichen, oder? Zurücklegen könnten sie dann beide ca das Gleiche ...

    Wenn beide zur Miete wohnen, gleicht es die Mehrkosten aus. Aber wenn beide Eigentum damit finanzieren, sieht die Sache anders aus. Zwar haben beide während des Aufwachsens der Kinder nach Abzug des Bauspardarlehens grob den gleichen Geldbetrag in der Tasche, nur wenn der Studienrad in Düsseldorf die Immobilie verkauft nachdem die Kinder ausgezogen sind, wird er weitaus mehr auf dem Konto haben als der Kollege im Sauerland, eben weil die Immobilien in Düsseldorf viel mehr wert sind.

    • Offizieller Beitrag

    Und so konstruieren wir beständig Situationen, in denen die Ungerechtigkeit hervorgehoben wird.
    Natürlich könnte man das "ausnutzen" und mit dem Familienzuschlag die Immobilie erwerben. Damit würde man sich aber andererseits auch auf zwei bis drei Jahrzehnte festlegen und - gerade bei Immobilien in Düsseldorf - eine erhebliche finanzielle Belastung eingehen. Und wie oft kommt zumindest statistisch hier eine Scheidung in die Quere...
    Der Studienrat im Sauerland wird weniger Kredit aufnehmen müssen, hat die Hütte ggf. früher abbezahlt und muss sich ggf. nicht so festlegen oder gar einschränken.


    Aber mal im Ernst: Wer rechnet denn bitte so und richtet danach sein Leben aus?

    ("Mein liebes drittes Kind, ich wollte Dir jetzt, wo Du 20 Jahre alt geworden bist, endlich sagen, dass Du nur existierst, weil Mama und ich den höheren Familienzuschlag kassieren wollten, um uns eine Immobilie in Düsseldorf leisten zu können, die Du dann anteilig mit Deinen beiden Geschwistern erben wirst..." Etwa so?)



  • Und wenn wir fleißig weiter konstruieren:


    Nehmen wir mal an, man hat kein dickes Erbe in der Hinterhand (100.000€ Erspartes vll.) und zahlt für ein anständiges freistehendes Einfamilienhaus im Sauerland 400.000€, während man in Düsseldorf froh ist, ein schönes Reihenhaus für 800.000€ zu bekommen.


    Lassen wir Gebühren und Sondertilgungen außen vor und gehen von einem für die letzten 20 Jahre vermutlich realistischen Durchschnittszins von 4% aus, und einer Tilgung von (für meine Begriffe üppigen) 2000€/Monat (3000€ in Düsseldorf, wegen des Zuschlags) aus.


    Dann wäre man nach 17,3 Jahren im Sauerland schuldenfrei, aber erst nach 38 Jahren in Düsseldorf. In letzterem Fall hätte man auch ca. 650.000€ Zinsen gezahlt.


    Fazit: Lohnen kann es sich nur für den reichen Erben/ Lotteriegewinner mit drei Kindern. Also vermutlich für einen vernachlässigbaren Anteil ;).

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  • ("Mein liebes drittes Kind, ich wollte Dir jetzt, wo Du 20 Jahre alt geworden bist, endlich sagen, dass Du nur existierst, weil Mama und ich den höheren Familienzuschlag kassieren wollten, um uns eine Immobilie in Düsseldorf leisten zu können, die Du dann anteilig mit Deinen beiden Geschwistern erben wirst..." Etwa so?)

    Also, deine Geschwister und du - Karnickelkind - ihr teilt euch das Haus. Die Kinderzuschläge hat sich Karnickelkind verdient.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

    • Offizieller Beitrag

    man muss es nicht absichtlich machen...

    aber WENN das Kind kommt (und dann das 2. geplant ist), wäre der Reiz, ins Umland zu gehen, um sich ein weiteres Zimmer zu leisten, doch höher, wenn es nicht diese ausgleichende Zuschläge gäbe, und das UNABHÄNGIG davon, ob man eine Stelle in Düsseldorf hat und ein Umzug außerhalb der Stadt mit anderen Folgen wie Pendelei in die Stadt verbunden wäre oder eben umgekehrt die Stelle eben im Umland ist, man aber als Junglehrer seinem studentischen/Referendarwohnort treu geblieben war, weil es so cool ist.


    Dieses Wohnortprinzip (statt Dienstort-) zementiert die ungleiche Stadtentwicklung. NATÜRLICH werden einige Lehrkräfte das Grüne im Umland bevorzugen. Aber wenn man ein paar hundert Euro im Monat bekommt, die man bei einem Umzug NICHT bekäme, dann lässt sich ein Mietvertrag oder ein Kredit mit besserem Gefühl unterzeichnen.

    Und ach, die Scheidung? Bei den aktuellen Immobilienpreisen das kleinste Risiko, wenn man nicht eine total komisch geschnittene Wohnung im schlimmsten Viertel gekauft hat. (und SELBST das ist kein Problem. Ich spreche aus Erfahrung, und dies ohne Scheidung).

    • Offizieller Beitrag

    Die These von plattyplus fand ich interessant. Also habe ich mal genauer hingesehen und gerechnet.

    Menden (Sauerland) - Mietenstufe II
    Düsseldorf - Mietenstufe VI

    Familienzuschlag bei drei Kindern (entspricht Stufe 3 plus jeweils 829,75 €)

    Menden: 1.601,91 € (772,16 + 829,75)

    Düsseldorf: 2.172 € (1.343,19 + 829,75)


    Differenz: 571,03 €


    Durchschnittliche Immobilienpreise auf der Basis zweier Immobilienunternehmen:

    Menden: zwischen 2.100 und 2.300 Euro pro qm.

    Düsseldorf: 5.300 Euro pro qm.


    Der Durchschnittspreis bei einem Haus von 140qm Wohnfläche beträgt also für


    Menden: 308.000 €

    Düsseldorf: 742.000 €


    Man bracht kein Mathematikgenie zu sein, um zu sehen, dass die Rechnung von plattyplus nicht aufgeht.


    Dass die Rechnung einer angestellten Lehrkraft gegenüber einer verbeamteten Lehrkraft deutlich ungünstiger aussieht, haben wir hier ja schon festgehalten.

  • Dann wäre man nach 17,3 Jahren im Sauerland schuldenfrei, aber erst nach 38 Jahren in Düsseldorf. In letzterem Fall hätte man auch ca. 650.000€ Zinsen gezahlt.


    Fazit: Lohnen kann es sich nur für den reichen Erben/ Lotteriegewinner mit drei Kindern. Also vermutlich für einen vernachlässigbaren Anteil ;).

    Nee, du rechnest nur nicht zu Ende. Du musst den Wert der Immobilie bzw. ihre Wertentwicklung mitrechnen. Dazu kommt, dass die zweite Finanzierung schon sehr selten sein wird. Entweder würde ich ein deutlich preiswerteres Haus oder eine ETW kaufen. Rechne doch mal mit einem kleinen Reihenhaus oder einer ETW für 500.000 €.

    • Offizieller Beitrag

    Nee, du rechnest nur nicht zu Ende. Du musst den Wert der Immobilie bzw. ihre Wertentwicklung mitrechnen. Dazu kommt, dass die zweite Finanzierung schon sehr selten sein wird. Entweder würde ich ein deutlich preiswerteres Haus oder eine ETW kaufen. Rechne doch mal mit einem kleinen Reihenhaus oder einer ETW für 500.000 €.

    Ansprüche absenken gilt nicht. :P

  • Wenn ich überlege .. wir haben bei uns zu Hause 200qm.

    Wir sind diese „ Karnickelfamilie“ wie sie hier genannt wurde mit 3 Kindern.

    Wir haben tatsächlich „nur“Mietstufe 2, wie die überwiegende Mehrheit. Die hohen Stufen gibt es nur in wirklich wenigen Orten.

    Ich glaube in Köln würde uns ein gut zehnjähriges Haus mit 200qm deutlich mehr kosten.

    Das muss man ja auch erstmal finanzieren. Auch wenn es wahrscheinlich einen besseren Wertzuwachs hat.

  • Menden: 308.000 €

    Düsseldorf: 742.000 €


    Man bracht kein Mathematikgenie zu sein, um zu sehen, dass die Rechnung von plattyplus nicht aufgeht.

    Du hast dann aber auch z.B. bei Pensionierung einen höheren Wert. Wenn beide nur ihr Haus mit 67 verkaufen und nach 37 Jahren Dienst in Pension gehen hat die Person aus Düsseldorf ein höheres Vermögen.

    Dazu gibt es eine ganze Reihe anderer Vorteile für den Stadtbewohner. Ich wohne selber eher ländlich. Aber ich wäre damals sicherlich auch gerne in die Stadt gezogen. Aber dort gab es weniger Stellen und die hohen Immobilienkosten waren sicherlich auch ein Argument. Dann spart der Stadtbewohner vielleicht auch, weil er im Gegensatz zum Landbewohner den öffentlichen Nahverkehr benutzen kann. Vielleicht braucht er kein Auto. Wenn ich mit dem Verein irgendwo hinfahre, fahren wir mit dem PKW. Andere Vereine setzen sich in den Zug. Zu vielen Fachärzten fahre ich eine Ewigkeit, dazu das bessere kulturelle Angebot.

    Es zieht die meisten Lehrkräfte auch ohne Zuschläge in die Stadt. Stellen in der Stadt sind in der Regel deutlich begehrter als im Umland. Und dann macht man diese Stellen noch finanziell attraktiver?

  • Nee, du rechnest nur nicht zu Ende. Du musst den Wert der Immobilie bzw. ihre Wertentwicklung mitrechnen. Dazu kommt, dass die zweite Finanzierung schon sehr selten sein wird. Entweder würde ich ein deutlich preiswerteres Haus oder eine ETW kaufen. Rechne doch mal mit einem kleinen Reihenhaus oder einer ETW für 500.000 €.

    Ich hab ja selbst geschrieben, dass es den Fall wohl nicht oder allenfalls kaum geben wird. Es ging mir nur drum diese Behauptung zumindest zu relativieren:

    Aber wenn beide Eigentum damit finanzieren, sieht die Sache anders aus.

    Ansonsten stimme ich Bolzbold zu: Man muss natürlich vergleichbare Objekte nehmen. Wer sich für 100m² Wohnung statt 200m² Haus mit 1000m² Grundstück entscheidet, zahlt möglicherweise am Ende in DD nicht viel mehr, hat aber natürlich auch eine andere Art Wohnqualität.

    Aber nochmal: Es ging mir nicht ums Aufwärmen, sondern einzig um allein darum, zu zeigen, dass die zitierte These so nicht haltbar ist. Dazu stehe ich bei den genannten Beispielen auch noch unter Einbezug des eventuellen Verkaufswertes.

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  • Alternativ kann man sich auch damit auseinandersetzen, ob das Konzept Alimentierung noch zeitgemäß ist.

    Wie stellst du dir denn sonst unser Dienstverhältnis vor? Ich mach das auch gerne freiberuflich, aber unter 140€ je Unterrichtsstunde komme ich nicht.

  • Du hast dann aber auch z.B. bei Pensionierung einen höheren Wert. Wenn beide nur ihr Haus mit 67 verkaufen und nach 37 Jahren Dienst in Pension gehen hat die Person aus Düsseldorf ein höheres Vermögen.

    Wir müssen ja hier mit sehr einfachen Werten recht ungenau rechnen, aber wir sind uns ja sicher einig, dass die Immobilie in Düsseldorf mehrere 100.000€ (sagen wir mal 350.000€) mehr kostet, als die in Menden. Der Kinderzuschlag macht nach Bolzbolds Rechnung aber nur ca. 100.000€ aus. Nehmen wir an, der Studienrat in Menden legt also die anderen 250.000€ über die 37 Dienstjahre in ETFs an. Dann wäre er zur Pensionierung bei sehr konservativ gerechneten 5% Durchschnittsrendite p.a. bei einem Deporwert von >700.000€ (vor Steuern!). Geht man von 7% aus, sind wir bei 1,1 Millionen.

    Es ist also möglicherweise nicht so einfach, wie ich es darstelle. Genauso wenig reicht aber deine Darstellung ;).

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  • Ich verstehe die Diskussion nicht. Natürlich wäre es schön, wenn alle mehr bekämen.

    Aber ich kenne keine Familien mit drei Kindern oder mehr, die sich den Wohnort Düsseldorf freiwillig aussuchen.

    Wenn, dann wäre der Familienzuschlag für sie notwendig

    (Eine mindestens 4 Zimmer große Wohnung ist ziemlich teuer hier in DD). Somit hat die Familie ja nicht wirklich etwas gewonnen. Nur eben, dass Lehrer aus Düsseldorf eben auch von Ort wohnen "können". Das könnten sich verbeamtete Lehrer aus DD ja sonst nicht wirklich leisten (mit Großfamilie). Es wäre doch schön, wenn jemand in dieser Situation auch kurze Anfahrtswege zur Arbeit hätte (wie der kinderlose Lehrer aus DD, welcher sich dort aber auch eine 2-Zimmer-Wohnung leisten kann). Im Prinzip ist es politisch ein guter Schachzug der Bezirksregierung, denn somit sind alle Arbeitsorte für Lehrer attraktiv (unabhängig vom Familienstand). Ist doch gut für alle! Und ja, das ist natürlich eine Subvention. 😉


    PS: Ich hab keine Kinder und hab kein Problem mit dem Familienzuschlag für Lehrer...die auch Eltern sind.

  • Nee, du rechnest nur nicht zu Ende. Du musst den Wert der Immobilie bzw. ihre Wertentwicklung mitrechnen

    Immobilien, gerade selbstbewohnte, sind keine Investitionsobjekte, sondern Verbindlichkeiten. Das hat in Deutschland bisher nur noch niemand verstanden.

  • Wir müssen ja hier mit sehr einfachen Werten recht ungenau rechnen, aber wir sind uns ja sicher einig, dass die Immobilie in Düsseldorf mehrere 100.000€ (sagen wir mal 350.000€) mehr kostet, als die in Menden. Der Kinderzuschlag macht nach Bolzbolds Rechnung aber nur ca. 100.000€ aus.

    Um die Frage abzukürzen: So lange das Mehr an Kinderzuschlag (also diese 100.000 €) größer ist als die zusätzliche Zinsbelastung über einen Zeitraum von 18 Jahren, macht man beim Kauf einer Immobilie in Düsseldorf Plus. Übersteigt die zusätzliche Zinsbelastung beim Bauspardarlehen die 100.000€ Marke (nur Zinsen, nicht die Tilgung!) innerhalb von 18 Jahren, macht man bei der Immobilie in Menden Plus.

  • Immobilien, gerade selbstbewohnte, sind keine Investitionsobjekte, sondern Verbindlichkeiten. Das hat in Deutschland bisher nur noch niemand verstanden.

    Wahrscheinlich hat es niemand verstanden, weil es nicht richtig ist. Es ist Vermögen. Weder Verbindlichkeit noch Investitionsobjekt. Eigentlich musst du zwei Dinge ansehen. Was verdiene ich während meines Berufslebens und welches Vermögen kann ich damit aufbauen. Wenn ich mich dafür entscheide in Düsseldorf zu wohnen, dann bekomme ich dafür einen Mehrwert. Genauso wenn ich einen Porsche statt einen Dacia fahre. Die Frage ist nur, warum wird das eine vom Land bezuschusst und das andere nicht. Wenn ich der Argumentation folge, müsste ich auch mehr Gehalt bekommen, wenn ich beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen eine besondere Diät brauche. Oder wenn ich meine Eltern im Pflegeheim unterstützen muss ...

  • Außerdem, wenn es einen Ausgleich für teures Wohnpflaster geben soll, dann sollte es gerade diesen für alle geben, denn auch die Singles oder Paare sind wohnortgeschädigt, was die Mietkosten anbelangt.

    Die Frage ist, ob es hier überhaupt einen Ausgleich geben sollte, den teures Wohnpflaster hat idR auch eine höhere Wohnqualität.

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