Lohnt sich Anstrengung als verbeamteter Lehrer?

  • Wenn die Arbeit von 7:30 bis 21:00 Uhr geht, ist aber praktisch unter Woche gar keine Freizeitaktivität mehr möglich, oder wie schaffst du das?

    Und das können sich auch nur kinderlose "erlauben".


    Und partnerlose. Meiner gehe z.B. um 21 schlafen, dann würden wir uns ja nie sehen.


    Und wer macht den Haushalt?

  • Und wer macht den Haushalt?

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Und das können sich auch nur kinderlose "erlauben".


    Und partnerlose. Meiner gehe z.B. um 21 schlafen, dann würden wir uns ja nie sehen.


    Und wer macht den Haushalt?

    Der bleibt dann liegen bis auf Einkaufen und Blumengießen (meine Frau) und Koche und Wäsche (ich). Kurzsichtigkeit wirke da sehr entlastend, wenn man die Brille abnimmt.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Der bleibt dann liegen bis auf Einkaufen und Blumengießen (meine Frau) und Koche und Wäsche (ich). Kurzsichtigkeit wirke da sehr entlastend, wenn man die Brille abnimmt.

    Du gehst dann um 21 Uhr noch Wäsche waschen? Oder kochst um 21 Uhr?


    Oder meinst du, du machst das alles zwischendurch? Dann relativiert sich die Arbeitszeit ja deutlich, wenn man zwischendurch auch andere, private Sachen macht. Hört sich gleich schon ganz anders an.


    Also ich arbeite ganz, ganz oft bis 21 Uhr, habe dann aber natürlich nachmittags auch viele private Sachen gemacht.

  • Wäsche werf ich auf dem Weg zur Arbeit in die Maschine, aufhängen geht in 5 Minuten, und natürlich wasch ich nur das, was unbedingt gebraucht wird. Es gibt dann auch schnelle Gerichte zu essen und ich koche grundsätzlich für zwei Tage. Hausarbeit lässt sich immer auf die Zeit ausdehnen, die dafür zur Verfügung steht. Belastungsspitzen dauern ja auch nicht wochenlang ohne Pause.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Das sind kurzzeitige Belastungsspitzen, da geht das. Wenn der Klausurplan mir drei Klassenarbeiten in einer Woche beschert, dazu noch ein Hifeplangespräch kommt und die Schulkonferenz tagt, dann ist das leider so.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Höflicher wäre es sicherlich, so etwas als Frage zu formulieren anstatt als Feststellung...

    Ich tracke meine Arbeitszeit seit Jahren, insofern kann ich dich etwas beruhigen. Deshalb konnte ich ja auch - wie im Post dargelegt - feststellen, dass meine Jahresarbeitszeit tatsächlich gar nicht so sehr überschritten wurde, wie man vielleicht vermuten könnte, wenn man die Ferien dann konsequent als Abfeiern der Überstunden anwendet. Tatsächlich korrigiere ich heute auch deutlich schneller als früher, u. a. weil ich den zweiten Lesedurchgang bei einer Deutscharbeit gestrichen habe, den aber viele KollegInnen der sprachlichen Fächer immer noch anwenden, um sprachliche und inhaltliche Bewertung getrennt voneinander anzugehen.

    Aber wenn bei - ich nehme mal das extreme Jahr heraus, in dem ich in der Zeit die genannten Spitzen hatte - sechs Korrekturklassen zwei davon Deutsch-Leistungskurse sind, dann gehen Schultage gern von 7.30 Uhr bis 21.00 Uhr (abzüglich Essenspausen) plus Arbeit am Wochenende, zumal ja all die anderen Aufgaben in dieser Zeit nicht liegenbleiben.

    Das einzige, was also vielleicht nicht stimmt, ist also entweder die ungleiche Behandlung von Lehrkräften hinsichtlich der Arbeitszeit (ich kann beispielsweise froh sein, dass mein zweites Fach Latein und nicht beispielsweise Englisch ist) oder (und das war mein eigentlicher Punkt in dem Post) dass diese immer wieder auftretenden Belastungsspitzen für Lehrkräfte gesundheitlich gefährlich sind und sie dann nichts davon haben, dass sie sie durch die Ferien im Laufe des Jahres ausgleichen können.

    Dann formuliere ich das nächste mal gerne als Frage ;)


    D.h. Du hast dann von 7.30 bis 21 Uhr immer durchgängig gearbeitet?! (Meinetwegen abzüglich 45 Min Essenspause wie in der Industrie).

    Sind in dieser betrachteten Zeit auch drin:

    -Pendeln

    -Einkaufen

    -Kochen

    -Hobbies

    -Sonstiges (Handy, lesen, telefonieren, Arztbesuche, Entspannung und durchatmen...)


    Ich habe auch in der Industrie die Erfahrung gemacht, dass viele Leute, die ihre Arbeitszeit so extrem hoch angeben oft viel zu viel mitreinrechnen.

    Den Weg zur und vorn der Arbeit. Dann wird während der Arbeitszeit auch total viel privates geregelt (Urlaub planen, Onlineshopping, Gang zum Friseur usw). Sollte das nicht auf Dich zutreffen, dann Prost Mahlzeit.

  • -Sonstiges (Handy, lesen, telefonieren, Arztbesuche, Entspannung und durchatmen...)

    Das alles lief im Bürojob immer mit. Warum? Neben den Phasen des konzentrierten Arbeitens brauchte es auch immer wieder einen geistigen Schritt zur Seite, um wieder weiterarbeiten zu können. Bei meinem Industriejob war das also mit drin in der "Arbeitszeit".

    ;)

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Ach, dazu gibt's doch x Studien: Effektive Arbeitszeit im Büro liegt bei unter 50%.

    Nur bei Lehrers wird dann (aus den eigenen Reihen!) gefordert, dass es wieder mal ganz anders sein müsse.

  • Zudem ist es verboten mehr als 10 Stunden pro Tag zu arbeiten plus 45 Minuten Pause. Also wenn ich z.B. um 07:30 das Arbeiten anfange (ich arbeite neben meinem Studium im sozialen Bereich), dann muss ich spätestens um 18:15 raus.

    Das alles lief im Bürojob immer mit. Warum? Neben den Phasen des konzentrierten Arbeitens brauchte es auch immer wieder einen geistigen Schritt zur Seite, um wieder weiterarbeiten zu können. Bei meinem Industriejob war das also mit drin in der "Arbeitszeit".

    ;)

    Ach, dazu gibt's doch x Studien: Effektive Arbeitszeit im Büro liegt bei unter 50%.

    Nur bei Lehrers wird dann (aus den eigenen Reihen!) gefordert, dass es wieder mal ganz anders sein müsse.

    Das stimmt mit der Tätigkeit von meinem Freund überein. Der arbeitet im Büro und wir sind immer wieder von unseren total gegensätzlichen Arbeitsbedingungen überrascht. Er kann z.B. mir fast immer in der Arbeitszeit über WhatsApp schreiben, also generell einfach so seine Arbeit unterbrechen. Dieser "geistige Schritt zur Seite" existiert für mich, wenn überhaupt, nur in meiner Pause die ich 30-45 Minuten habe. In meiner Arbeit generell ist das natürlich nicht möglich.

  • Wenn die Arbeit von 7:30 bis 21:00 Uhr geht, ist aber praktisch unter Woche gar keine Freizeitaktivität mehr möglich, oder wie schaffst du das?

    Das schaffe ich nicht einmal mitten im Abitur, wenn noch gleichzeitig Elternabende o.ä. wären. Und das erst Recht nicht als dauerhaften Zustand über mehrere Tage oder gar Wochen hinweg. Eine solche Arbeitszeit wäre im Übrigen auch nicht zulässig.

  • WhatsApp schaffe ich in der Schule schon noch. Doof sind so Sachen wie Vorverkaufsstart für begehrte Konzertkarten - da bin ich froh, dass ich fürgewöhnlich mit ausreichend Bürojobmenschen unterwegs bin, die sich die Zeit locker freiblocken können und das für mich mit erledigen.


    Ich hab im Studium bei einem großen Messeveranstalter gejobbt und da passte 7.30h bis 21h in den Wochen kurz vor Messe. Die Projektassistentin der 2 Messen, für die ich gearbeitet habe, hatte am Jahresende 3 Monate (!) an Überstunden angesammelt und einen riesen Anschiss von der Personalabteilung dafür bekommen (mit dem Ergebnis, das dann eben ausgestempelt und/oder die Arbeit nach Hause verlagert wurde). Wir sind alle oft bis 22h im Büro gewesen, aber ich eben nur an 2-3 Wochentagen und der Rest an 5-6. An dieses Pensum bin ich im Lehrerjob auch in Belastungsspitzen (die ich nicht kleinreden will) nie dran gekommen. Und auch da gab es zwischendurch das Schwätzchen in der Kaffeeküche oder am Kopierer und man konnte mal - in Maßen - privat telefonieren oder was online machen.

  • Ach, dazu gibt's doch x Studien: Effektive Arbeitszeit im Büro liegt bei unter 50%.

    Vom Gefühl her kommt das gut hin. Wenn man viele Meetings hat, eher noch weniger :D

  • Unsere Konferenzen empfinde ich oftmals als ineffektiv… Hauptsache jeden Monat gibt es eine „große“ Konferenz… und selbst wenn es „ nichts wirkliches“ gibt schaffen wir es immer die 3h zu überziehen bzw. bis zur letzten Minute auszureizen.. wegen Geschwafels..

  • Ich hatte es in einem anderen Thread (- glaube ich -) schon mal geschrieben: In vielen BLs kann sich de GeKo eine eigene Geschäftsordnung geben. Die könnte dann auch Grundsätze (!) für die Anzahl der Konferenzen oder die Dauer festlegen. Auch Redezeiten können limitiert werden.

    Außerdem kann es sinnvoll sein, darauf hinzuweisen, dass Konferenzen per se erstmal Entscheidungsgremien sind, wo also Beschlüsse gefasst werden. Zu reinem Geschwafel sind sie nicht da. Manchmal kann man durch gezielte Anträge zur Tagesordnung (Auslagerung eines TOPs in eine Email oder ViKo) hier Änderungen herbeiführen.

  • Ich habe auch in der Industrie die Erfahrung gemacht, dass viele Leute, die ihre Arbeitszeit so extrem hoch angeben oft viel zu viel mitreinrechnen.

    Den Weg zur und vorn der Arbeit. Dann wird während der Arbeitszeit auch total viel privates geregelt (Urlaub planen, Onlineshopping, Gang zum Friseur usw). Sollte das nicht auf Dich zutreffen, dann Prost Mahlzeit.

    Danke der Nachfrage ;)

    Ich will nicht ausschließen, dass ich beim Korrigieren am Schreibtisch auch mal einen Kaffee gekocht oder eine Push-Nachricht gelesen habe... Asche auf mein Haupt.

    Da ich lange Jahre nur einen Arbeitsweg von wenigen Minuten mit dem Fahrrad hatte, fällt die Pendelei gar nicht ins Gewicht. Die von dir und anderen geschilderte Beobachtung, dass Dinge, die in der Verantwortung des Arbeitsnehmers liegen (wie beispielsweise die Fahrtzeit von und zur Arbeitsstelle=Schule), von manchen Lehrkräften ohne Wimpernzucken zur persönlichen Arbeitszeit gezählt werden, kann ich ebenfalls aus Gesprächen bestätigen. Das meinte ich in einem früheren Post mit dem Hinweis, dass oft die, die wirklich belastet sind, sich eher still verhalten, während die lautesten Krakeeler im Kollegium sich ihre Belastung zurechtrechnen.

  • Das meinte ich in einem früheren Post mit dem Hinweis, dass oft die, die wirklich belastet sind, sich eher still verhalten, während die lautesten Krakeeler im Kollegium sich ihre Belastung zurechtrechnen.

    Das kann man auch so intertpretieren, dass diejenigen, die nicht nach sich schauen und/oder selbst keine Grenzen setzen/die potentielle Arbeit nicht auf ein passables Maß reduzieren (noch) nicht an ihrer Sollbruchstelle angekommen sind. Deswegen dann (noch) nicht schreien... Deine Arbeitsspitzen mögen so stimmen. Wenn ich aber mit Deutsch+X Kollegen spreche, dann kommt nie ein Wert wie 70 Wochenstunden. (Gymnasiale Oberstufe) Deswegen wundert mich das.


    Zurück zum Thema: Leistung lohnt sich nicht. Seit ich angekündigt habe, das Netzwerk nicht mehr zu betreuen und nur noch Übergangweise und reduziert in dem Bereich tätig bin, lebt es sich um Welten besser. Nicht mehr immer zwischen Tür und Angel springen müssen usw. Ich bin für Kollegen nicht mehr (so einfach) ansprechbar, da ich auch woanderst zum unterrichten eingesetzt werde. Früher war ich der Kollege, der gelobt wurde, dass wenn angesprochen "das Problem immer schnell und zuverlässigt beseitigt" wurde. Jetzt bin ich immer mehr der Kollege, den man nicht mehr greifen kann und deswegen auch nicht mehr anspricht. Ergo habe ich weniger Arbeit neben dem Unterricht. Mir geht es dabei besser und ich habe abseits von mehr Unterrichtsverpflichtung keinerlei Nachteile. Und Unterricht ist einfach planbar und man hat als Lehrer (fast alles) selbst in der Hand. Das war bei der Netzwerkarbeit nicht oder nur sehr bedingt so. Ergo hat sich der Mehraufwand für mich die letzten Jahre in keinster Weise gelohnt!


    Lustigerweise hat ein Freund (auch Lehrer) zur fast gleichen Zeit dieselbe Erfahrung gemacht. Er hatte Ambitionen in Richtung Schulleitung/Verwaltung zu gehen. Ihm wurde eine Stelle angeboten. Ihm das Gefühl vermittelt, dass er der "Auserwählte" ist. Dann als es kurz davor um die Annahme der Stelle ging, kam raus, dass er im Gegensatz zur Stellenbeschreibung einfach nur das Mädchen für alles sein sollte. Darauf hat er dankend abgelehnt und konzentriet sich - ähnlich wie ich - nur noch auf den Unterricht.


    In dem System stimmt einfach was nicht. Es gibt einfach keine bzw. nicht adäquate Anreize im Gegensatz zum Kerngeschäft Unterricht noch dauerhaft etwas drüberhinaus zu leisten. Im Endeffekt wird ja händeringend nach motivierten Leuten gesucht. Ob sich die - mit oder ohne Lehrermangel - so finden werden bleibt fraglich.

  • Die Überschreitung von Arbeitszeiten ist von vielen Faktoren abhängig. Einen habt Ihr bislang außen vor gelassen, nämlich den Standorttyp der Schule. So können sich viele Gymnasialkollegen wahrscheinlich überhaupt nicht vorstellen, wie hoch der Zeitaufwand zur Fehlzeiten- erfassung der SuS sein kann. Gemeint ist zum einen die Eingabe der Daten in das PC System, wobei das hoffentlich zukünftig mit dem elektronischen Klassenbuch entfällt bzw. jeder Fachlehrer in seiner Stunde selbst vornimmt, sondern auch die Durchführung der daraus resultierenden Maßnahme. Wir haben in jeder Klasse SuS mit auffällig hohen Fehlzeiten. Das geht bis zu 150 Fehltagen im Jahr. Viele fehlen auch nur stundenweise. Es gibt auch genug Schüler die deswegen schon Sozialstunden leisten mussten, allerdings macht das die Sache auch nicht besser. Jemand der das in dieser Heftigkeit noch nicht mitgemacht hat, kann sich nicht vorstellen, dass alleine dafür fünf Stunden pro Woche drauf gehen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

Werbung