Schüler ohne Deutschkenntnisse mit zur Abschlussfahrt ?

  • Hallo,


    Ich habe einen neuen Schüler in meiner integrativen Klasse 9 mit 30 SuS.

    Er kommt aus Armenien und spricht kein Deutsch, kein Englisch usw..

    In der Klasse ist er nicht integriert, da er meistens in die internationale Klasse geht.

    Nun steht im August die Klassenfahrt nach Berlin an. Meine Co Klassenleitung ist versetzt worden. Meine Inklusionsbetreuerin geht zum Juni.

    Ich kenne den Schüler kaum.

    Ich habe Bauchschmerzen, ihn mit nach Berlin ( Alexanderplatz) zu nehmen.

    Er versteht ja meine Anweisungen nicht oder ggf falsch....! Er kann sich nicht verständigen, wenn er mal nicht weiter weiß.

    Ich kann diese Verantwortung, in Konstellation mit den nicht unproblematischen restlichen SuS, kaum übernehmen.

    Unser Berater, bzw Sozialpädagoge für geflüchtete Kinder, sieht das anders. Der kommt aber auch nicht mit und übernimmt nicht die Verantwortung.

    Meiner SL habe ich meine Sorgen mitgeteilt.

    Da gab es noch keine Lösung.


    Habt Ihr eine Idee?


    Grüße

  • Öhm, also den Schüler würde ich auf gar keinen Fall mitnehmen. Wie kannst du denn die Aufsichtspflicht für jemanden übernehmen, der kein einziges Wort mit dir sprechen kann? Den müsstest du ja den ganzen Tag bei dir behalten und nachts quasi vor seiner Tür kampieren, nur um rechtlich unantastbar zu sein!

    Sollte deine Schulleitung darauf bestehen, und du trotzdem noch fahren wollen, UNBEDINGT vorher Remonstrieren, auf deine Bedenken hinweisen und jegliche Haftung deinerseits ablehnen. Das Dokument unbedingt von der Schulleitung bestätigt aufheben!

  • Ich würde generell keinesfalls mit einer Neunten alleine nach Berlin fahren. Never ever!

    Unser Berater, bzw Sozialpädagoge für geflüchtete Kinder, sieht das anders. Der kommt aber auch nicht mit und übernimmt nicht die Verantwortung.

    Na dann hast du vielleicht jemanden, der mitkommt. Vielleicht lässt sich ja da was über die Schulleitung und den Arbeitgeber des Sozialpädagogen regeln?

  • Er versteht ja meine Anweisungen nicht oder ggf falsch....! Er kann sich nicht verständigen, wenn er mal nicht weiter weiß.

    Doch, er kann sich mit Hilfe von Google Übersetzer verständigen, genau wie du. Darüber hinaus wird er bis August nicht nur selbst ein klein wenig Deutsch sprechen, sondern vor allem auch einiges verstehen. Das solltest du mit bedenken.

    Gibt es ansonsten in der Klasse denn jemand, der dieselbe Sprache spricht und unterstützen könnte bei Bedarf?


    Wenn die Klasse insgesamt so problematisch ist, darüber hinaus eine Inklusionsbegleitung in der Klasse benötigt wird, die aber möglicherweise ab Juni nicht zur Verfügung stehen wird (oder ist bereits absehbar, wann eine neue Inklusionsbegleitung beginnen wird?) und die Co-Klassenleitung versetzt wurde: Wer wird denn abgesehen von dir die Klasse begleiten? Wenn normalerweise eine Inklusionsbegleitung benötigt wird, wäre das der Ansatzpunkt, um durchzusetzen, dass zumindest 3 Personen die Klasse begleiten. Könnte der Sozialpädagoge die dritte Person sein?


    Für mich liest sich das Sprachproblem ehrlich gesagt deutlich unproblematischer als die andern Rahmenbedingungen angesichts der Herausforderungen mit der restlichen Klasse. Ich nehme an, wenn der Sozialpädagoge keine Gründe sieht den Schüler nicht mitzunehmen kennt er diesen etwas besser als du, erlebt, dass dieser absprachefähig ist und trotz Sprachbarriere möglich ist zu kommunizieren? Falls ja, würde ich vermuten, dass das eigentliche Problem ein anderes ist, vor allem aber davon ausgehen, dass es keinen Grund gibt, den Schüler zurückzulassen und damit deutlich auszugrenzen. Sollte der Sozialpädagoge den Schüler aber als nicht - absprachefähig erleben, dann wäre genau das der Grund ihn nicht mitzunehmen, nicht aber seine Sprachkenntnisse.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Hallo,


    was die internationale Klasse macht, weiß ich nicht.

    Der Schüler ist seit einigen Monaten in Deutschland.

    Ohne Dolmetscher geht nix.

    Und ich habe mitten in Berlin nicht die Nerven und die Zeit, alles mit Google-Übersetzer zu regeln. Die Mitschüler auch nicht, bzw sie werden es nicht verlässlich tun.

    Es spricht auch in der Klasse niemand die Sprache.

    Wir sind dann grad 2 Wochen in Klasse 10 wenn wir fahren.

    Es ist eine inklusive Klasse mit 30 Leuten ohne Sonderpädagogen. Viele SuS sind nicht unproblematisch. Ritzen, Depressionen, Körperlich-geistige Einschränkungen, Epilepsie, ADHS, Multiple Sklerose, Panikattacken, emotionale-soziale Entwicklungsstörungen (ESE), LE, GG....!

    5 Tage Berlin. 500 km Entfernung.

    Ggf bekomme ich im August ne neue Co-Klassenleitung. Diese kennt dann die ganze Klasse grad mal 2 Wochen....

    Einen Sonderpädagogen habe ich nicht.

    Ob eine neue Inklusionsbetreuerin kommt, weiß kein Mensch.

    Alles ganz klasse.

    So will ich das nicht machen.

    Der Schulleitung habe ich meine Bedenken heute nochmals schriftlich mitgeteilt.

    Der Sozialpädagoge kann nicht mit, da er an 2 Standorten der Schule etliche Geflüchtet betreut...

  • Ohne Dolmetscher geht nix.

    Dann muss eine Dolmetscherin mit.


    Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass eine Klassenfahrt genehmigt wird, wenn im Antrag steht, dass eine Schülerin nicht midürfe, weil sie kein Deutsch spreche.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Das liest sich so, als seist du die einzige Begleitung.
    In NRW ist das unter den dargestellten Umständen nach aktueller Erlasslage nicht erlaubt.


    Ich würde bei der Schulleitung schriftlich die Zuweisung einer erforderlichen Begleitperson (m/w/?) anfordern, auch meine sonstigen Bedenken schriftlich vorlegen, am besten per Dienstemail.

    Und achte auf die Regularien zu Vertragsabschlüssen.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Es ist eine inklusive Klasse mit 30 Leuten ohne Sonderpädagogen. Viele SuS sind nicht unproblematisch. Ritzen, Depressionen, Körperlich-geistige Einschränkungen, Epilepsie, ADHS, Multiple Sklerose, Panikattacken, emotionale-soziale Entwicklungsstörungen (ESE), LE, GG....!

    5 Tage Berlin. 500 km Entfernung.

    Wie gesagt, never ever alleine, schon gar nicht mit dieser Gruppe. Was machst du denn, wenn einer Liebeskummer kriegt und abhaut während der andere eine Panikattacke bekommt und nicht in die U-Bahn einsteigt, während eine einen epileptischen Anfall hat, während einer im Zimmer sitzt und sich blutig ritzt und am Abreisetag bricht Magen-Darm aus? Das ist Irrsinn und der Junge, der kein Deutsch kann, dein geringstes Problem.


    Und Sozialpädagogen, die einem sagen, was das Beste für die Kinder und als Lehrer alles zu schaffen ist aber dann selbst nicht zur Verfügung stehen, deren Rat braucht man kein zweites Mal einholen.

  • Es ist eine inklusive Klasse mit 30 Leuten ohne Sonderpädagogen. Viele SuS sind nicht unproblematisch. Ritzen, Depressionen, Körperlich-geistige Einschränkungen, Epilepsie, ADHS, Multiple Sklerose, Panikattacken, emotionale-soziale Entwicklungsstörungen (ESE), LE, GG....!

    Ganz ehrlich?

    Unter den Voraussetzungen würde ich mit der Klasse gar nicht fahren bzw. zumindest vorher vor Zeugen remonstrieren. Da ist der eine Schüler, der die Sprache nicht spricht, nicht einmal das Problem. So, wie das sich anhört, braucht man bei 30 Schülern ca. 15 Betreuer, also eine 2:1 Quote und das wirklich 24/7, also ist da Schichtbetrieb angesagt. Das ist alles auch nichts Inklusives mehr. Die Klasse besteht wohl aus allen Schülern, die sonst keiner in seinen Klassen haben wollte.

  • Es ist eine inklusive Klasse mit 30 Leuten ohne Sonderpädagogen. Viele SuS sind nicht unproblematisch. Ritzen, Depressionen, Körperlich-geistige Einschränkungen, Epilepsie, ADHS, Multiple Sklerose, Panikattacken, emotionale-soziale Entwicklungsstörungen (ESE), LE, GG....!

    Mit einer solchen Klasse würde ich nicht fahren. Eine solche Verantwortung kann überhaupt keiner übernehmen.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Ich kann diese Verantwortung, in Konstellation mit den nicht unproblematischen restlichen SuS, kaum übernehmen.

    Unser Berater, bzw Sozialpädagoge für geflüchtete Kinder, sieht das anders. Der kommt aber auch nicht mit und übernimmt nicht die Verantwortung.

    Fehler 1: "kaum". Das richtige Wort ist nicht.

    Fehler 2: Auf Sozialpädagogen hören.


    Es gibt einfach eine Lösung --> nicht fahren.

    Schulleitung will, dass du es machst? Schriftlich remonstrieren.

    Widerspricht sie --> die nächsthöhere Ebene einschalten.


    Sowas darf man nicht mit sich machen lassen. Ebenfalls das Philosophieren darüber, welche Lösungswege es gäbe.

  • Es gibt einfach eine Lösung --> nicht fahren.

    Wurde jetzt ja mehrfach vorgeschlagen. Kam mir auch in den Sinn. Allerdings sollte man den Eindruck vermeiden, dass man wegen der Migrantin nicht führe. Das fände ich ebenso komisch, wie diese zu Hause zu lassen.


    Wurde denn schon etwas beantragt? Unter welchen Bedingungen? Welche Begleitpersonen wurden z. B. angegeben? Wurde das (so) genehmigt?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Doch, er kann sich mit Hilfe von Google Übersetzer verständigen, genau wie du.

    Google-„Übersetzer“ ist Schrott. Neulich hielt mir eine Schülerin ihr Handy unter die Nase. Dort stand übersetzt die Frage, ob es noch Gutscheine gebe. Im Gespräch fand ich dann 'raus, dass sie wissen wollte, wann sie die Klassenarbeit nachschreiben könne.


    Auf neuronalen Netzen basierende Musterübertragungssysteme funktionieren nicht gut bei kurzen Texten. Deshalb kommt bei einzelnen Sätzen manchmal ein echter Murks heraus, auf den ich mich nicht verlassen wollte.

  • Du fährst - entweder mit zweiter Begleitperson, mit Klasse einschl. des armenischen Jungen.


    Oder du fährst nicht - wegen fehlender zweiter Begleitperson.


    Der Junge spielt bei der Entscheidung keine Rolle. Bis August wird er genug basales Deutsch können, um einfache Absprachen zu verstehen. Bis dhin wird er auch in der Klasse angekommen sein. Ihn sechs Monate vorher bereits auszuschließen, verbietet sich m.E. aus pädagogischer Sicht völlig.



    Wie andere bereits schrieben: Du stellst die falsche Frage.


    Die Fahrt muss abhängen von der zweiten Begleitung. Nur nebenbei: In meinem Bundesland wären bei 30 SuS sogar drei Begleitungen nötig (1:12 Verhältnis).

  • Geplant und genehmigt wurde die Fahrt , als wir noch 28 SuS mit 2 Klassenlehrern und 0 Sonderpädagogen und 1x 19 jähriger IB waren.

    Nun sind wir 30, meine Co wurde zum 1.2. versetzt und die IB geht vor den Sommerferien.

    Es soll höchstwahrscheinlich eine neue Co ab August kommen, die dann neu zu unserer Schule versetzt wird.

    Ich bin Klassenleitung dort seit der 5. Klasse.

    Aber es ist korrekt, dass die Klasse wirklich sehr anspruchsvoll bezüglich der Zusammenstellung ist. Es ist auch richtig, dass mir schon mehrere SuS vom Nebenstandort in meine Klasse versetzt wurden, die wegen Aggressionen, Gewalt, Sachbeschädigung, psychischen Problemen in meine Klasse kamen.

    Die Co-Klassenleitung hat mich nun 2x verlassen.( das lag nicht an meiner Person 😀)

    Der Schüler aus Armenien ist auch traumatisiert, meine Klasse hat genug eigene Sorgen und ist im Integrieren nicht wirklich bemüht.

    Ich sehe den Schüler nur 2 Stunden pro Woche.

    Er ist seit einigen Monaten in Deutschland und versteht nix. Warum er nun bis zu den Ferien im Juni plötzlich ausreichend verstehen soll, erklärt sich mir noch nicht. Die Klasse kennt ihn auch kaum, ich kenne ihn nicht, die neue Klassenlehrerin wird ihn nicht ausreichend kennen....! Nicht ganz ohne...!

    Ich gebe recht, dass es rein strukturell noch weitere Baustellen gibt. Aber diese ist eben auch schon heftig. Die meisten anderen SuS kenne ich seit 5-6 Jahren.

    Ich gelte als Lehrer, der die Schüler gut im Blick hat, der strukturiert ist, ...wo es läuft.

    Deshalb bekomme ich irgendwie seit einiger Zeit oft die A-Karte zugeschoben.


    Ich werde die Tips und Ratschläge hier annehmen und einen Termin bei der Abteilungsleiterin machen.

    Ich brauche ja auch mindestens noch ne Inklusionsbetreuerin für die Inklusionsschüler....


    Danke.

  • ...Es ist auch richtig, dass mir schon mehrere SuS vom Nebenstandort in meine Klasse versetzt wurden, die wegen Aggressionen, Gewalt, Sachbeschädigung, psychischen Problemen in meine Klasse kamen.

    ...

    Ich kann nur sagen: Zieh rechtzeitig Grenzen. Die Schulleitung geht so lange zum Brunnen, bis die Lehrkraft bricht. Oder so.


    Im Ernst, wir bekommen auch immer von anderen Schulen Strafversetzte und geben selbst nie welche ab, weil sich die Schulleitung nicht traut. Ausbaden müssen es aber wir im Klassenzimmer.

  • Den armenischen Jungen nicht mitzunehmen aufgrund der Sprache erscheint etwas willkürlich. Dann könntest du ja auch entscheiden, dass du andere SuS nicht mitnehmen möchtest aufgrund des Verhaltens, aufgrund des Gesundheitsrisikos etc - das wäre genauso willkürlich, da würde es genauso eine Grundlage geben müssen (Beschluss der Klassenkonferenz aufgrund von Ordnungsmaßnahmen laut Schulgesetz z.B., ich weiß nicht, ob das in anderen BL auch so heißt). Ehrlich gesagt wundere ich mich, dass du die Sprachbarriere als problematisch beschreibst - wie andere hier schon schrieben, wären für mich ganz andere Dinge problematisch. Aber ich würde auch sagen: unter den Umständen grundsätzlich nicht fahren! Hast du denn mit der SL allgemein über die Rahmenbedingungen gesprochen? Oder nur über das Sprachproblem? Wenn die Begleitungsfrage nicht gelöst ist, kannst du das so nicht verantworten; andersrum: wenn die SL dir bei der Begleitungsfrage hilft, kann sie auch versuchen, für den Jungen eine passende Begleitung u finden….

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