Wie würdet ihr entscheiden?

  • Liebe Foristen,


    ich arbeite an einer sehr schlimmen Schule. An der Tagesordnung: schwierige Klassen, Drogenproblematiken, Mobbing, Schwänzen, Beleidigungen, Bedrohungen, die SL schweigt dies tot und lässt uns KollegInnen mit unseren Problemen alleine, Zweiklassengesellschaft im Kollegium (Lieblinge der SL bekommen die leichten Klassen und einen guten Stundenplan, Rest die schwierigen Klassen und/oder einen zerstückelten Stundenplan (z. B. Teilzeitkollegin mit kleinem Kind und 1stündiger Anfahrt: 1-2x pro Woche pro Tag nur eine Doppelstunde)), dadurch ist inzwischen eine Teilung im Kollegium entstanden: man möchte gerne Liebling sein, um in die o. g. Vergünstigungen zu bekommen und manche tun dies mit vollem Einsatz (Bespitzeln von KollegInnen, Melden von KollegInnen bei der SL, wenn Kollege während des Unterrichts z. B. mal kurz raus geht, um Kopien zu machen), SL fördert dieses Bespitzeln durch Einzelbefragungen von KollegInnen über KollegInnen (ich wurde auch schon ins Schulleiterbüro gerufen und unter vier Augen gefragt: "Sagen Sie mal, Nordsued, ich habe gehört, dass X dies und das gemacht hat, was wissen Sie darüber?"), SL-Aufgaben werden an BerufsanfängerInnen oder Abhängige abgedrückt, KollegInnen werden aktiv eingeschüchtert, wenn sie nicht spuren (KollegIn wurde zu zwei Vertretern der SL gerufen und im Verhältnis 2:1 aufgefordert: "Bitte unterlassen Sie x, sonst y."), Lügen werden verbreitet, Informationen vorenthalten, es kam auch zu einer Tätlichkeit eines Mitglieds der SL gegenüber einer Lehrkraft, welches als "Missgeschick" ausgegeben wurde. Anwälte, die einzelne KollegInnen vertreten, gehen bei uns ein und aus. Die Schulbehörde weiß von vielem Bescheid, steht aber hinter der SL.


    Ich habe jetzt aufgegeben. An unserer Schule wird sich nichts ändern. Im Gegenteil: Es wird seit Jahren kontinuierlich schlimmer.


    Ich habe einen Antrag auf Versetzung gestellt mit ziemlich geringer Wahrscheinlichkeit, dass diesem entsprochen wird.
    Parallel habe ich mich auf eine schulscharfe Stelle beworben an einer tollen Schule, die leider sehr weit von meinem Heimatort entfernt ist. Ich habe eine Zusage erhalten.

    ABER: Meine Familie möchte hier bleiben, ich müsste also wegziehen und meine Familie zurücklassen (LAG, volljähriges Kind, Haustiere gibt es auch noch).


    Wie würdet ihr euch entscheiden?

    Meine Alternativen sind zusammengefasst:
    - neue Schule, dafür Familie verlassen (die neue Schule ist so weit weg, dass noch nicht einmal eine Wochenendbeziehung möglich wäre)
    - abwarten, ob ich doch noch versetzt werde (dann geht mir das Angebot der neuen Schule flöten u. ich muss evtl. noch länger an meiner jetzigen Schule bleiben)


    Ich bedanke mich im Voraus bei euch für eure Tipps.

    Bitte lasst Kommentare zu meiner Schule sein. Das Thema hat sich für mich erledigt. Es wird sich dort nichts ändern!

  • Moin,


    Haustiere wären in so einer Situation für mich ohne Belang. Was das volljährige Kind angeht, müßte man darüber reden, ob es sich einfach generell gegen jegliche Veränderung sträubt, einfach weil es eine Veränderung ist, oder woran das Festhalten am Wohnort liegt? Hat das Kind am Wohnort bereits eine Lehrstelle, eine eigene Freundin, ...?


    Einzig entscheident dürfte die Frage bzgl. des Lebensabschnittsgefährten werden. Also was ist dir da wichtiger und welche Strecken sind da für Euch beide nicht mehr zumutbar? Bei mir sieht es z.B. so aus, daß ich täglich 120km zur Arbeit fahre (einfache Strecke) und unsere beiden Arbeitsplätze aktuell 190km weit auseinander liegen. Das halte ich jetzt schon 10 Jahre so durch. Entscheidender als die Strecke ist da die Fahrzeit.

  • Also eine Trennung käme für mich nie in Frage. Du schreibst ja, dass noch nicht mal eine WE Beziehung möglich wäre.


    Damit wäre für MICH die Frage beantwortet.


    Dein Partner wird ja auch einen Job haben, den man nicht mal so einfach aufgeben kann. Ihr seid bestimmt auch irgendwie verwurzelt (Familie, Freunde, Haus, Hobbies etc.).


    Wenn dein Partner nicht umziehen will, dann würde ICH es lassen.


    Volljähriges Kind wäre mir egal, die ziehen eh eventuell bald ganz woanders hin. Haustiere wären für mich auch kein Argument.

  • Ergänzung:
    - Meine Familie und meine Haustiere sind momentan das Einzige, was mich am Laufen hält.
    - Ich bin psychisch mittlerweile so angeschlagen, dass ich kurz vor einem Zusammenbruch stehe.
    - Ich persönlich bin hier nicht sehr verwurzelt: kein Wohneigentum, mein Hobby sind meine Haustiere, Herkunftsfamilie nicht existent.

    - Einige "Freundschaften" vor Ort zerbrechen gerade aufgrund der momentanen Situation.

    - Das Kind wird bald ausziehen (Studium).
    - LAG (Partnerschaft besteht schon sehr, sehr lange) hat hier tiefe Wurzeln / Familienbande, daher auch die Weigerung, von hier wegzuziehen.

    - Der Wechsel an die genannte tolle Schule wäre unumkehrbar, da anderes Bundesland.

    • Offizieller Beitrag

    Nur mal zum Verständnis:

    Du wärst grundsätzlich bereit dazu, aufgrund einer untragbaren Situation an Deiner aktuellen Schule in Verbindung mit der Zusage bei einer anderen Schule Partner/in und erwachsenes Kind zu verlassen?

    Damit müssten zwei andere Menschen für eine Situation "bezahlen", für die sie nichts können. Das Problem ist Deine Schule - und offenbar lässt sich dieses Problem nicht dort, wo es entstanden ist, lösen.

    Für mich hört sich das irgendwo nach Flucht an - egal wohin, egal zu welchem Preis, aber Hauptsache weg.

    Ist es das, was DU willst? Also wirklich willst?


    EDIT: Deine Ergänzung hat sich mit meinem Beitrag überschnitten.

  • Ich sehe es wie Anna Lisa: Das erwachsene Kind wäre für mich kein Grund, die neue Stelle auszuschlagen. Und wenn du in der aktuellen Situation solch einen Leidensdruck hast, auch die Haustiere nicht. Die große Frage wäre für mich die Beziehung zum/zur LAG.

    Ich persönlich würde mich nicht von meinem Mann (räumlich) trennen für die Arbeit. Aber das musst du natürlich für dich entscheiden, da niemand hier Einblick in euer Beziehungsleben und eure emotionale Verbindung hat. Folgende Überlegung fände ich in dieser Hinsicht wichtig: Wenn dein*e LAG wirklich gar nicht bereit ist, über eine Änderung eurer Lebenssituation nachzudenken, würde ich an deiner Stelle genau die Motive hinter dieser Entscheidung hinterfragen und prüfen, inwieweit du und deine Situation in dieser Entscheidungsfindung eine Rolle spielten. Es kann total nachvollziehbare Gründe für diese Entscheidung geben, die deinen Leidensdruck auch berücksichtig haben. Es mag aber auch sein, dass deine Interessen dieser Person wenig bedeuten: Ist am Ende die nette Handballmannschaft in der modernen Halle wichtiger als dein Lebensglück? Wäre ich an deiner Stelle, so wäre das Ergebnis dieser Überlegungen für mich sehr relevant in meiner Entscheidungsfindung.

    Ich würde zudem andere Alternativen erwägen: Könntet ihr gemeinsam in die Mitte zwischen jetzigem Wohnort und deiner neuen Schule ziehen? Könntest du dich an Schulen näher am Wohnort bewerben? Falls es dir aktuell so schlecht geht: Könnte eine längere Krankschreibung dir helfen, dich neu aufzubauen, neu zu orientieren? Gäbe es eventuell doch noch Wege, die Situation an der Schule zu verbessern (Zusammenschluss mit KuK, "Tagebuch" führen, Gespräch mit Gewerkschaft/Personalrat -> Perspektiven ausloten)?


    Edit: Deine Ergänzung kam während ich meinen Beitrag schrieb.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Bolzbold, du hast gerade voll ins Schwarze getroffen.

    Das, was du schreibst, ist GENAU SO - aber ich habe es mir bisher so noch nie eingestanden.

  • Danke für die bisherigen Antworten.

    Ich lese mir alles aufmerksam durch und werde manches erst später kommentieren, nachdem ich darüber nachgedacht habe.


    Ich bin für alle Meinungen dankbar!


    PS: Die Situation an meiner Schule ist nicht änderbar! Sie wird im Gegenteil immer schlimmer. Es gibt Leidensgenossen und man tauscht sich aus, aber wenn es hart auf hart kommt, ist sich immer jeder selbst der nächste.

  • Ich persönlich würde die neue Stelle annehmen.

    Das volljährige Kind geht eh bald seine eigenen Wege. Der Partner wäre ein starkes Gegenargument. Wenn ich aber schon so distanziert bin, ihn als LAG zu bezeichnen, dann ist da die Zukunft ja auch fraglich.


    Wie Botzbold aber schon schreibt, ist die große Frage, ob du wirklich wegen der Schule dein gewohntes soziales Umfeld verlassen willst.

  • Schade finde ich, dass mal wieder der Partner derjenige ist, der keine Lust hat, umzuziehen, egal wie schlecht es dir aktuell geht.

    Na ja, da noch nicht mal eine WE Beziehung möglich ist, muss der neue Ort ja mindestens 300 km oder weiter entfernt liegen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich für meinen Mann mal eben plötzlich so weit umziehen würde, meinen Job aufgeben, Freunde etc.....


    Vielleicht hat der Partner auch einen Job, den man nicht überall so einfach neu finden kann und wäre dann arbeitslos bei Kündigung bzw. versaut sich die Karriere dauerhaft. Und wenn dafür dann der andere unglücklich ist, hat man nichts gewonnen.


    Und ich würde von meinem Partner durchaus erwarten, dass er sich im Umkreis von 100 km bewirbt, da gibt es ja wohl zig Stellen. Bei 300 km und mehr ist man ja eigentlich schon im nächsten Bundesland. Über einen Umzug in die Nachbarstadt, damit beide Partner einen verträglichen Arbeitsweg haben, kann man ja reden. Aber dann müsste der andere nicht direkt seinen Job aufgeben.

  • Zitat

    SL fördert dieses Bespitzeln durch Einzelbefragungen von KollegInnen über KollegInnen (ich wurde auch schon ins Schulleiterbüro gerufen und unter vier Augen gefragt: "Sagen Sie mal, Nordsued, ich habe gehört, dass X dies und das gemacht hat, was wissen Sie darüber?")


    Wenn mich das meine SL fragen würde, würde ich sagen, dass sie x doch bitte selbst befragen solle, da ich nicht über das Verhalten anderer KuK spreche (egal ob es positiv oder negativ ist). Wenn das alle KuK machen würden, dann würde die SL hoffentlich schnell die Lust dran verlieren.


    Zum Glück arbeite ich an einer Schule wo es kein Ansch*, keine Bespitzelungen gibt. Für mich wäre eine solche Schule untragbar! Wie sagt man so schön? Der Fisch stinkt vom Kopf her!

    Meine SL würde den KuK, die jm. anders bei ihr ansch* wohl selbst eine deutlich Ansage machen, dieses zu unterlassen.


    Gibt es keine Schule im näheren Umkreis, bei der du dich bewerben könntest?

  • Ich würde meinen Partner nicht für eine Stelle verlassen. Ich würde mir ein Mobbingtagebuch zulegen, mich im Krankheitsfall krankschreiben lassen, mir auch einen Anwalt nehmen und Mithilfe des Bezirkspersonalrates eine Versetzung durchdrücken.

  • Du bist ja bereit sehr viel aufzugeben, dein Leidensdruck scheint groß genug zu sein, aber wie kannst du (vermutlich aus einem Bewerbungsgespräch heraus) so sicher sein, dass es wirklich besser wird?

    Du hast einen kompletten Neuanfang vor dir, Trennung... Fängst quasi bei Null an...


    Welche Optionen vor Ort hast du, um den Druck auf die Versetzung zu erhöhen? Du hast es ja nun auch schon eine Weile ausgehalten (klang nach erstem Versetzungsantrag), welche Möglichkeiten gibt es, bis zur einer Versetzung auszuharren???


    Klingt auf jeden Fall nicht schön an deiner Schule...

    • Offizieller Beitrag

    Bolzbold, du hast gerade voll ins Schwarze getroffen.

    Das, was du schreibst, ist GENAU SO - aber ich habe es mir bisher so noch nie eingestanden.

    Ungeachtet der Ausgangsfrage, was wir tun würden, musst Du Dir die Frage stellen, ob Du für den Beruf im Extremfall alles aufzugeben bereit bist.


    Ich war auch vor fünf Jahren extremst unzufrieden, wenngleich meine Probleme damals im Vergleich zu Deinen wie Petitessen erscheinen. Ich habe dann sozusagen temporär den Job gewechselt. Den Preis hat anfangs meine Familie bezahlt, bis ich dann in der Behörde auch anteilig Homeoffice machen durfte - und Corona habe ich faktisch dadurch fast vollständig im Homeoffice verbracht. Jetzt bin ich nicht mehr in der Behörde, aber dafür an einer Schule, wo es sich aushalten lässt.


    Meine Frau ist die Liebe meines Lebens - daher stünde meine Ehe nie zur Disposition - ebenso wenig meine drei Kinder, die noch eine Weile im Nest bleiben. Eher würde ich kündigen und im Privatschulbereich anheuern oder was auch immer.


    Falls Du allerdings an dem Punkt sein solltest, Dein ganzes Leben im Rahmen der schulischen Situation, einer möglichen Midlife Crisis und dem anstehenden "Empty-Nest"-Syndrom komplett umzukrempeln, wäre das jetzt in der Tat die Chance.


    Bist Du bereit, den Preis dafür zu bezahlen?

  • Das volljährige Kind würde für mich in den Überlegungen keine Rolle spielen, das geht eh bald seiner Wege. Ob eine Fernbeziehung für dich/euch in Frage kommt oder nicht, kann von außen niemand beurteilen - ich persönlich kann nur sagen, meine harmonischste und längste Beziehung erstreckte sich über 600km und ich fand das super. Bin aber auch nicht der Typ, der mit jemandem zusammenwohnen möchte und sich wöchentlich sehen muss.

    Entscheidend wären für mich die Haustiere. Kannst du die mitnehmen und sind sie dann auch durch dich alleine gut versorgt? Hängt der Rest der Familie ebenfalls an den Tieren und du müsstest sie zurücklassen? Letzteres könnte ich persönlich nicht.


    Alternative wäre, sich zu überlegen, ob man der aktuellen Situation psychisch noch gewachsen ist und sich ggf. erstmal rausziehen und in Ruhe sortieren, was und wohin man möchte.

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