Jogginghose oder Schule?

  • Wie du meinst, sieht unsere Hausordnung eben anders und ist so von der Schulkonferenz (also auch von Eltern und Schülern) abgestimmt worden. Sehen also scheinbar noch mehr Leute anders als du.

    Das und noch vieles anderes würde ich gerne mal vor Gericht geklärt wissen. Da würde einiges, sicher von vielen liebgewonnenes, wegfallen müssen.

  • Die Gesellschaft ist ja auch offener geworden.

    Der männliche Kollege in rosa Mütze und gelbem Minirock wäre vor 20 Jahren (bei gleichem Grundgesetz) vom Schulleiter rund gemacht worden, im Jahr 2024 wird es sicher akzeptiert.

    Der männliche Kollege im Minirock dürfte farbunabhängig von einigen SLen auch im Jahr 2024 noch rund gemacht werden. Eine Unterhaltung mit Anwärter:inne:n zeigt, wie viele SLen es an den Schulen ihrer Mitanwärter: innen gibt, die auch im Jahr 2024 noch äußerst genau Vorstellungen äußern, was insbesondere männliche Lehrkräfte tragen dürften.


    Der Grund ist doch meist völlig egal, aber da stehen dann Kinder auf dem Hof und zeigen mit dem Finger auf andere und sagen "die Familie" hat die Schule verklagt. Den Grund und die Bedeutung interessiert dabei vermutlich wenig und wird von den meisten Kindern auch nicht begriffen.

    Das dürfte dann von zahlreichen SuS weniger im Sinne eines schädlichen Verhaltens kolportiert und kommentiert werden, sondern wohl eher als Ruhmestat des gallischen Widerstands gegen scheinbar übermächtige Lehrkräfte. Ich glaube, du suchst da gerade an der falschen Stelle nach einem Argument.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • sondern wohl eher als Ruhmestat des gallischen Widerstands gegen scheinbar übermächtige Lehrkräfte

    Sicherlich nein, denn auch diese Eltern sorgen dafür, dass ihre Kinder Gesprächsthema sind, ich vermute das Problem kann man bei einer Schule mit größeren Kindern einfach nicht nachvollziehen/verstehen.

  • Naja, Kinder sind grausam und wer die Schule verklagt bzw. welche Eltern spricht sich schnell rum, da braucht noch nicht mal ein Kollege eingeschnappt zu sein.

    Ich finde es durchaus vorbildlich, wenn sich Eltern und Kinder für geltendes Recht einsetzen. Wenn daraus ein mobbendes Umfeld entsteht, wäre mein nächster Schritt eine andere Schule.

    Oh da gibt es sicher genug Eltern die dazu anstacheln, also zumindest bei uns an der Schule, wegen jedem Mist. Der ist noch Referendar, deshalb kann der Unterricht nicht gut sein. Der hat das falsche Fach studiert usw.


    Die Eltern sind das und das von Beruf usw. usw. da überlegt man sich als Eltern sehr gut, ob das Absetzen einer Mütze/eines Caps das Risiko für das Kind wert ist.

    Was ist das denn für eine vergiftete Atmosphäre? Schreitet die Schulleitung da nicht ein?

  • Meine Meinung zum Thema: Ich finde es gut, dass sich Regeln ändern, das Kids von heute hinterfragen, anstatt einfach hinzunehmen. Es sollte ihnen klargemacht werden, dass Kleidung eine Wirkung nach außen hat, aber sie selbst müssen ab einem bestimmten Alter schon ein Stück' weit selbst entscheiden, ob sie eventuelle Nachteile in Kauf nehmen wollen (zB bei Bewerbungen). Das gehört eben auch zum Lernprozess. Zudem gibt es Branchen, da ist das völlig egal, wie man aussieht und was man an hat, sondern sogar eher ein Vorteil ist. Siehe Modeszene. Da gibts schon reichlich Paradiesvögel. Ich finde das Mega-spannend und toll, wenn jemand mutig ist und sich vom mainstream abhebt.

  • Schreitet die Schulleitung da nicht ein?

    Nein, warum sollte die Schulleitung da einschreiten, das tun schon die Lehrer, wenn sie es denn mitbekommen, aber das bekommen sie eben auch nicht immer mit.


    Wenn daraus ein mobbendes Umfeld entsteht, wäre mein nächster Schritt eine andere Schule.

    Na wenn das so einfach wäre, dann kann man doch gleich gehen, wenn einem die Hausordnung nicht passt und nicht mit Grundrechten argumentieren. ;)

  • Na wenn das so einfach wäre, dann kann man doch gleich gehen, wenn einem die Hausordnung nicht passt und nicht mit Grundrechten argumentieren. ;)

    🙄 Ich weiß wohl wieso nicht ich, sondern meine Frau zu den Elternabenden an der Grundschule geht.

  • Nein, warum sollte die Schulleitung da einschreiten, das tun schon die Lehrer, wenn sie es denn mitbekommen, aber das bekommen sie eben auch nicht immer mit.


    Na wenn das so einfach wäre, dann kann man doch gleich gehen, wenn einem die Hausordnung nicht passt und nicht mit Grundrechten argumentieren. ;)

    Vergiftetes Klima, in dem sich weder Schulleitung noch Lehrkräften um eine Verbesserung scheren, aber ein Basecap ist furchtbar unhöflich und gehört daher verboten. Da stimmen die Prioritäten. 👍

  • Na wenn das so einfach wäre, dann kann man doch gleich gehen, wenn einem die Hausordnung nicht passt und nicht mit Grundrechten argumentieren. ;)

    Stimmt. Wäre toll, wenn alle Eltern das machen würden und solchen Schulen samt merkwürdigem Kollegium zugemacht würden.

  • Der männliche Kollege im Minirock dürfte farbunabhängig von einigen SLen auch im Jahr 2024 noch rund gemacht werden. Eine Unterhaltung mit Anwärter:inne:n zeigt, wie viele SLen es an den Schulen ihrer Mitanwärter: innen gibt, die auch im Jahr 2024 noch äußerst genau Vorstellungen äußern, was insbesondere männliche Lehrkräfte tragen.

    Am liebsten würde ich es jetzt mal ausprobieren. Ein Mitglied der Schulleitung mit rosa Mütze und gelbem Minirock.


    Vielleicht bin ich zu naiv, da ich an einer Stadtschule mit älteren Schülern arbeite.


    Ich denke, alle würden kurz dumm schauen, das war es aber schon.

  • Da wird einem echt beim Lesen schwindelig. :autsch:


    Für mich findet hier eine Vermischung zwischen Sachgründen und Wahrnehmungen statt.


    Ohrringe im Sport können gefährlich sein, also aus.

    Kappe ist weder gefährlich, noch müssen sie respektlos sein. Sie KÖNNEN es sicher sein, aber das sind Ausnahmen, die kommuniziert werden können.

    Jogginghosen sind ne Geschmacksfrage. Gefährlich oder anstößig sind sie sicher nicht.


    Dass das Kleiderthema die innere Haltung bei Älteren tangieren könnte, ist schon eher für mich denkbar, aber das kann man kommunizieren. Schule ist für viele wie "daheim". Viele gehen gerne, treffen dort ihre Freunde und ich habe schon oft gehört: "Meine Klasse ist wie meine zweite Familie".

    In meiner Klasse früher saß ein Schüler, der nur in Jogginghosen kam. Durchschnitt im Abi 15 Punkte, also quasi unter 1,0.


    Für mich geht Selbstverwirklichung und Selbstausdruck so lange vor, solange sie nicht die Freiheiten der anderen oder sich selbst einschränken, den Unterricht stören oder andere Belästigungen stattfinden, wie intensiver Geruch oder sowas. Letztens saß ein sehr gepflegter Anzugträger am Nachbartisch unserer Lokalität (draußen). Wir genossen die Sonne und unser Essen, er packte seine Kippen aus, zündete sich eine an und es war ihm völlig egal, dass er uns das Essen verrauchte. Was brachte uns da seine tolle Kleidung? Nix.


    Hier geht es ja NUR um die Klamottenfrage. Es geht nur darum, ob es ok ist, dass Kinder Kappen tragen oder Klamotten, die wir vielleicht nicht als die hübschesten erachten. Und darum, ob die Schule sich da einmischen sollte/darf. Ich empfinde das als übergriffig, da allgemeine Regeln zu setzen. Das mögen andere anders sehen, das ist ok, aber ich finde es nicht gut, wenn es so wirkt, als dürfe man nicht anderer Meinung sein als andere hier.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Am liebsten würde ich es jetzt mal ausprobieren. Ein Mitglied der Schulleitung mit rosa Mütze und gelbem Minirock.


    Vielleicht bin ich zu naiv, da ich an einer Stadtschule mit älteren Schülern arbeite.


    Ich denke, alle würden kurz dumm schauen, das war es aber schon.

    Als Mitglied der Schulleitung bist du aber halt auch im Zweifelsfall weniger jemand, den deine SL doof anmachen würde, weil er/sie dich wohl gut genug kennt und weiß, warum das wenig sinnvoll wären Sinne einer weiteren, konstruktiven Zusammenarbeit. Im Umgang mit Anwärter: innen zeigen SLen eher mal wie sie wirklich ticken in solchen Fragen, weil sie einerseits dort die Machtposition haben, das entsprechend durchdrücken zu können, was sie für richtig erachten und andererseits auch eher meinen, das eine oder andere könnte Teil der Ausbildung sein, was es womöglich aber gar nicht ist.


    Mit Stadtschule hat das jedenfalls gar nichts zu tun, sehr wohl aber mit Fragen des Machtgefälles und dem, wie eine SL in derartigen Fragen generell tickt. Ich glaube auch nicht, dass die Schulart bzw. das Alter der unterrichteten SuS irgendeine Relevanz haben in der Frage, wie SLen meinen mit ihrem Kollegium umgehen zu können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Sicherlich nein, denn auch diese Eltern sorgen dafür, dass ihre Kinder Gesprächsthema sind, ich vermute das Problem kann man bei einer Schule mit größeren Kindern einfach nicht nachvollziehen/verstehen.

    Klingt für mich nach keiner Frage der Schulart bzw. des Alters der geschulten SuS, wobei bei euch die Grundschule doch eh bis Klassenstufe 6 geht. 5er und 6er sind auch mein täglich Brot, also würde ich sagen, wir haben genügend Schnittmengen bei den von uns beschulten SuS vom Alter her.


    Der Mist mag bei euch vielleicht üblich sein, das liegt dann aber einerseits an eurer Elternschaft und andererseits an dem, was ihr als Schule auch damit macht und wie ihr damit umgeht.

    Im Fall eines gewonnen Gerichtsverfahrens wäre z.B. der einfachste Weg unschönen Gerüchten direkt das Wasser abzugraben, indem ihr als Schule euch verbalexplizit (in den Klassen und am Elternabend) hinter das Rechtsstaatsprinzip stellt und deutlich macht, dass es gut ist, dass Gerichte immer wieder prüfen, ob Regelungen vereinbar sind z.B. mit unserem GG und es gerade als Schule dann auch wichtig ist, aus solchen Urteilen zu lernen und es künftig gemeinsam besser zu machen. Damit dürfte dann nämlich der Drops gelutscht sein, wenn ihr euch derart einfach hinter die Familie stellen würdet, die erfolgreich geklagt hätte. So läuft das nämlich bei uns im Zweifelsfall, damit bestimmte Dinge, die ihr offenbar hinzunehmen bereit seit, nicht überhand nehmen und eskalieren.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Der Grund ist doch meist völlig egal, aber da stehen dann Kinder auf dem Hof und zeigen mit dem Finger auf andere und sagen "die Familie" hat die Schule verklagt. Den Grund und die Bedeutung interessiert dabei vermutlich wenig und wird von den meisten Kindern auch nicht begriffen.

    In 99 von 100 Fällen ist man der King auf dem Pausenhof, wenn die Eltern die Schule verklagen und gewinnen.

  • Aber erst dann und bis dahin haben die Kinder schon Spießrutenlaufen. Da gab es bei uns ganz andere Sachen, die für die Kinder nicht nett waren. Aber wie gesagt, das kann man eben nicht mit großen Kindern nachvollziehen, denn in 5/6 ist das eher weniger ein Problem (wobei auch da werden viele das nicht ertragen), guckt man sich doch schon mal das an, was ihr hier heute macht, wie viele der Grundschüler würden das aushalten? Sicherlich nicht mal die Hälfte.

    Und die andere Hälfte der Eltern interessiert Schule eh nicht, also warum sollten sie da irgendjemanden verklagen.

  • Nochmal: Das Grundrecht ist höher als Beschlüsse der Schulkonferenz.

    Mein Grundrecht erlaubt mir, mit offenem Hosenstall umher laufen. Ähem... oder doch nicht? Wo beginnt das "öffentliche Ärgernis" - wo der "Anstand", wo gemeinsame Konventionen - wer war nochmal dieser "Knigge"?

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Nachtrag zum Knigge:

    Was sind Respekt und 'gutes Benehmen', Tischmanieren, Umgangsformen? Sollte man das pflegen?

    https://www.autenrieths.de/verhalten.html#Umgangsformen


    "Die passende Kleiderwahl ist ein ewiges Streitthema in allen zwischenmenschlichen Beziehungen. Es mag unfair oder sogar diskriminierend erscheinen, dass jemand die persönliche Kleidungswahl einschränkt. Darüber wird aber häufig übersehen, dass alle Menschen zu allen Zeiten in ihrer Kleiderwahl eingeschränkt sind.


    Die Kleiderwahl beeinflusst sehr stark, wie andere Menschen uns sehen! Wählen wir unpassende Kleidung, werden wir als nicht vertrauenswürdig, unfähig oder als Ruhestörer empfunden. Problematisch dabei ist, dass modische Geschmäcker meilenweit auseinander liegen können und deshalb andere Menschen die von uns als neutral empfundene Kleidung für untragbar halten. Es ist unsinnig und sogar in beide Richtungen sexistisch zu argumentieren, aufreizende Kleidung würde männliche Lehrer irritieren und von ihrer Arbeit ablenken.


    Tatsächlich gehören aufreizende Kleidung und aufreizendes Make-up aus dem gleichen Grund nicht in die Schule wie tausende anderer Kleidungsstile von der Badehose über das Musketierkostüm bis zum Mondanzug: Sie werden als unpassend empfunden. Unterwäsche sollte, wie der Name schon sagt, komplett unter der Oberbekleidung getragen werden. Dies gilt selbstverständlich für beide Geschlechter. Zu einer angemessenen äußeren Erscheinung gehört es beispielsweise, dass während des Unterrichts, im Klassenzimmer, keine Kopfbedeckung wie Baseballcap, Mütze oder Kapuze getragen wird – ausgenommen sind selbstverständlich religiöse Kopfbedeckungen wie das Kopftuch und die Kippa.


    Ersteres vermittelt nicht nur ein Gefühl der Respektlosigkeit, sondern verdeckt teilweise Augen oder Ohren, was die Aufnahmefähigkeit im Unterricht und die Kommunikation erheblich stören kann. Auch Sonnenbrillen gelten in geschlossenen Räumen als unhöflich. Eine angemessene äußere Erscheinung gilt übrigens für Schüler wie Lehrer gleichermaßen. Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist es leider keineswegs"
    https://de.wikibooks.org/wiki/Umgangsformen:_Schule

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    Einmal editiert, zuletzt von Wolfgang Autenrieth ()

  • Nicht viele schaffen es, sich selbst als Autoritätsargument zu bringen.

  • Nicht viele schaffen es, sich selbst als Autoritätsargument zu bringen.

    Jeder, wie ihm gebührt ;)

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