Schulisch bedingte PTBS in der Probezeit

  • Aber das Okay für die Lebenszeitverbeamtung kam noch immer nicht und langsam werde ich echt nervös.

    Zudem hatte ich kürzlich den Termin beim medizinischen Gutachteninstitut wegen der Anerkennung des Dienstunfalls, den ich als so schrecklich empfunden habe, dass ich fürchte, dass es auf eine Ablehnung hinausläuft.

    Und all diese "Hintergrund-Sorgen" belasten gerade zusätzlich in der eh schon stressigen Zeugniszeit.

    Das klingt ja furchtbar. Da passiert im Dienst etwas und man muss noch solche Dinge aushalten. Hab den Thread jetzt nicht im Kopf: Warst Du schon bei einem Anwalt für Verwaltungsrecht?

    Es tut mir sehr leid, dass Du das durchmachen musst. Ich wünsche Dir von Herzen, dass diese dienstrechtliche Sache gut ausgeht und Du den Vorfall gut verarbeiten kannst.

  • Danke CDL

    Momentan habe ich leider wieder mal das Gefühl überhaupt nicht mehr stressresistent zu sein seit dem Vorfall...

    Das ist- leider- völlig normal bei einer PTBS, dass der Heilungsweg einerseits nicht geradlinig verläuft und es andererseits infolge der inneren „Übererregung“ schneller ist durch weitere Stressoren (wie das Gutachtengespräch oder auch den Schuljahresendstress) schneller an den inneren Anschlag zu kommen, als vor der Traumatisierung. Das wird schrittweise besser werden dank der Behandlung, die du ja äußerst konsequent verfolgst, das kann ich dir zumindest versprechen. Aber du musst, so schwer das auch fällt, an dieser Stelle geduldig bleiben mit dir selbst und lernen, planbare Stressphasen wie das Schuljahresende besonders gut vorzuentlasten bzw. durch Ressourcenarbeit zu begleiten, sowie dich bei unerwarteten Triggern/ Stressoren besonders gut zu unterstützen mittels Therapie und weiterer, alltäglicher Ressourcenarbeit. Ich habe beispielsweise eine Zeitlang immer, ehe ich das Haus verlassen habe erst eine mentale Übung gemacht, die mir geholfen hat, bei der ich meine verletzten Anteile erst einmal an einen mentalen sicheren Ort gebracht habe, damit diese nicht weiter belastet, sondern geschützt werden. Wenn nicht schon geschehen, dann könntest du dir dazu etwas in der Therapie erarbeiten, was dir weiterhilft.

    Es wird wieder besser werden und Schritt für Schritt bringt deine Stabilisierungsarbeit mehr Früchte, so dass die Traumaschleifen weniger langwierig und weniger destabilisierend werden können, ehe sie hoffentlich komplett zur Ruhe kommen in dir. Kämpf weiter für dich, du schaffst das!

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Vielen Dank CDL für deine unterstützenden Worte!

    Es war keineswegs meine Absicht, hier irgendwie für Aufwühlung zu sorgen, in Rätseln zu sprechen oder mir unnötige (wenn auch vielleicht gut gemeinte) Ratschläge abzuholen, wie z.B., dass Stress in unserem Beruf normal ist und man damit umgehen können sollte.

    Als ich das erste Mal hier im Forum geschrieben habe, war meine Hoffnung, dass ich in einer so großen Community vielleicht jemanden finde, der oder die ähnliche Erfahrungen machen musste, damit man sich austauschen kann. Ich hatte per PM einen hilfreichen Austausch mit CDL zum Thema PTBS, auch wenn hier kein schulischer Vorfall im Hintergrund steht. Das tat mir dennoch gut. Ansonsten hat sich aber niemand Betroffenes bei mir gemeldet.

    Ich schildere hier im Forum nicht, was genau vorgefallen ist, um das betreffende Kind und mich zu schützen bzw. um Rückverfolgungen auf unsere Personen zu vermeiden. Wer weiß, ob hier nicht irgendwelche Eltern oder so mitlesen.

    Ich würde mir jedoch wünschen, wenn irgendwann eine Kollegin oder ein Kollege hier im Forum Rat sucht, weil ihr oder ihm etwas ähnliches widerfahren ist, dass die Person auf meine Beiträge hier stößt und Kontakt aufnehmen kann. Vielleicht habe ich dann ja hilfreiche Tipps, wo man in der Situation Unterstützung finden kann. Ich habe mir inzwischen an vielen Stellen Beratung und Unterstützung gesucht, mehr als ich hier im Forum benannt habe.

    Und auch ansonsten denke ich wie CDL, dass es vielleicht anderen helfen kann, wenn sie hier im Forum lesen, dass sie mit ihrer Belastung nicht alleine sind. Wen es nicht interessiert, wie es in meinem Fall weitergeht, muss es ja nicht lesen.

    Warst Du schon bei einem Anwalt für Verwaltungsrecht?

    Nein, bei einem Anwalt war ich nicht. Aber ich habe über die Gewerkschaft Kontakt zum Rechtsschutz aufgenommen. Die können jedoch erst dann tätig werden, wenn mir etwas schriftlich vorliegt. Und das ist noch immer nicht der Fall. Ich warte inzwischen seit über 2 Monaten. Bei einem Anwalt wird es nicht anders sein, auch der wird etwas Schriftliches brauchen, womit er arbeiten kann.


    Danke für deine ermutigenden Worte, CDL . Es ist irgendwie nochmal etwas anderes, von einer anderen betroffenen Person zu lesen, dass diese Entwicklung ganz normal ist, als wenn die Therapeutin das sagt.

  • Ja, das verstehe ich sehr sehr gut, dass es hilft, wenn auch andere Betroffene bestätigen, was man seiner Therapeutin in manchen Phasen kaum glauben kann, weil es einem gerade zu schlecht geht.

    Es gibt einige User: innen in diesem Forum mit PTBS, auch wenn nur ich mich bei dir offen gemeldet haben mag. Ich bin mit mehreren User: innen im unregelmäßigen Austausch via PN, wo wir uns vertraulich unterstützen oder auch mit unserem Wissen versuchen bei Fragen weiterzuhelfen. Das Krankheitsbild gibt es also deutlich häufiger unter Lehrkräften, als den meisten bewusst sein dürfte. Umso wichtiger finde ich es, immer wieder daran zu erinnern, wie ein gesundes, sich gegenseitig unterstützendes, kollegiales Miteinander aussehen könnte auch im Rahmen dieses Forums, um es letztlich allen KuK nicht schwerer, sondern leichter zu machen miteinander. Jede: r ist mal besonders belastet durch den Beruf, jede: r kann im Laufe seines Lebens schwer erkranken, schwer beschädigt werden (beruflich oder auch privat) und in der Folge unter Umständen eine Behinderung erwerben. Ich hoffe, deine oder auch meine Offenheit im Umgang mit der eigenen Erkrankung können nicht nur anderen Betroffenen direkt helfen, sondern auch etwas zu einem kollegialeren Umgang beitragen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich hoffe, deine oder auch meine Offenheit im Umgang mit der eigenen Erkrankung können nicht nur anderen Betroffenen direkt helfen, sondern auch etwas zu einem kollegialeren Umgang beitragen.

    Das hoffe ich auch! Und ich bin dir sehr dankbar für deine Offenheit.

  • Die können jedoch erst dann tätig werden, wenn mir etwas schriftlich vorliegt. Und das ist noch immer nicht der Fall. Ich warte inzwischen seit über 2 Monaten. Bei einem Anwalt wird es nicht anders sein, auch der wird etwas Schriftliches brauchen, womit er arbeiten kann.

    Ich wäre mir nicht so sicher, ob der Anwalt dasselbe sagt. Weiter oben schreibst du

    "Die Amtsärztin meint, eine PTBS sei eine zu schwerwiegende Erkrankung, um da jetzt eine Aussage zu treffen und daher möchte sie lieber in 2 Jahren noch einmal schauen wie es dann aussieht."


    Das bedeutet, die Amtsärztin macht deine Lebenszeitverbeamtung von deinem Gesundheitszustand in 2 Jahren abhängig. Dir geht es aber doch gerade darum, dass das unabhängig von deinem Gesundheitszustand passiert, da du die Erkrankung im und durch den Dienst bekommen hast. Im Gegenteil solltest du noch zusätzliche Unterstützung durch den Dienstherr bekommen. Ich bin aber natürlich keine Juristin, daher kann ich nur spekulieren.


    Vielleicht hast du im Umfeld jemanden, der dich zu einem Anwalt begleiten kann? Es kann auch helfen, solche Termine in etwas weiter liegender Entfernung zu planen und in Ruhe zu gucken, wo die Kanzlei ist, wer dort arbeitet, wie die Räume aussehen usw., um sich innerlich vorzubereiten und mit der Situation vertraut zu machen und so den zusätzlichen Stress etwas zu minimieren. Unabhängig vom Ergebnis könntest du zumindest handeln und wärst nicht zum Abwarten verdammt, das würde mir jedenfalls helfen.


    Wie auch immer es formal weitergeht, alles Gute für deine Gesundheit weiterhin <3

  • Herzlichen Glückwunsch! Ich wünsche dir, dass du, nachdem diese Sorge dir genommen wurde, in den Sommerferien gut Kraft tanken und wieder einen kleinen Schritt in Richtung Heilung machen kannst. :rose:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Jetzt warte ich nur noch auf die Nachricht, ob der Vorfall als Dienstunfall anerkannt wird oder nicht

    Du hast im ersten Posting geschrieben, der Vorfall sei "in der Schule" passiert. Normalerweise würde man da sagen, dass es keinen Zweifel daran geben kann, dass das ein Dienstunfall ist. Was steht dem denn entgegen, wenn ich so neugierig sein darf?

  • Du hast im ersten Posting geschrieben, der Vorfall sei "in der Schule" passiert. Normalerweise würde man da sagen, dass es keinen Zweifel daran geben kann, dass das ein Dienstunfall ist. Was steht dem denn entgegen, wenn ich so neugierig sein darf?

    Weil von einem "unabhängigen Gutachteninstitut" geprüft werden muss, ob ein solches Ereignis geeignet ist eine derartige Störung hervorzurufen. Der Gutachtentermin war erst vor ein paar Wochen und verlief sehr unangenehm, Gutachter haben eine ganz seltsame Art Fragen zu stellen. Und somit befürchte ich, dass auch eine Ablehnung möglich sein könnte. Obwohl der Fall für die Betriebsärztin und meine Therapeutin ganz klar ist.

  • Weil von einem "unabhängigen Gutachteninstitut" geprüft werden muss, ob ein solches Ereignis geeignet ist eine derartige Störung hervorzurufen. Der Gutachtentermin war erst vor ein paar Wochen und verlief sehr unangenehm, Gutachter haben eine ganz seltsame Art Fragen zu stellen. Und somit befürchte ich, dass auch eine Ablehnung möglich sein könnte. Obwohl der Fall für die Betriebsärztin und meine Therapeutin ganz klar ist.

    Lass dich nicht unterkriegen. Gutachtertermine sind vermutlich immer heftig, gerade wenn dabei so viel aufgewühlt wird, wie im Rahmen einer Traumabegutachtung. Ich habe das bislang zweimal erlebt im Rahmen der OEG-Begutachtung. Das war jedes Mal retraumatisierend, wie und welche Art Fragen gestellt wurden, auch wenn es beim zweiten Mal etwas leichter wurde dadurch, dass ich schon wusste, welcher Berg an Sch**** auf mich wartet im Rahmen des Termins. und vor allem auch in den Wochen danach.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Gutachtertermine sind vermutlich immer heftig, gerade wenn dabei so viel aufgewühlt wird, wie im Rahmen einer Traumabegutachtung. Ich habe das bislang zweimal erlebt im Rahmen der OEG-Begutachtung. Das war jedes Mal retraumatisierend, wie und welche Art Fragen gestellt wurden

    Da sprichst du mir aus der Seele. Die Art und Weise der Fragestellung habe ich als extrem unangenehm und auch übergriffig empfunden und war die nächsten zwei Tage wieder in einem ziemlichen Loch.

    Tut mir leid, dass du das schon zweimal durchmachen musstest.

    Ich versuche den Gedanken an die Dienstunfallanerkennung derzeit wegzuschieben, da ich den Bescheid eh erst nach den Ferien erhalten werde, weil dieser vermutlich über den Dienstweg an die Adresse der Schule geht.

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