"Kein Bock auf Arbeit morgen? Mach was dir Spaß macht und werd Lehrer*in!" ... Das Werbeplakat zur Lehrerwerbung am Stuttgarter Flughafen

  • Diese "Werbung" ist für alle, die sich in und an der Schule engagieren und überwiegend (deutlich) mehr arbeiten als sie eigentlich müssten und sollten, buchstäblich eine Ohrfeige!

    Es gibt bei diesem Plakat auch keine unzähligen "Lesarten", denn im Kern kreist alles um das Narrativ des lauen Jobs als Lehrer.

    Da ich einige Jahre im Bereich Marketing/Werbung tätig war, weiß ich ziemlich genau, wie es zu solchen Entgleisungen kommt. Oft sind es recht ahnungslose Verwaltungsleute, die sich von den Werbefuzzis vollquatschen lassen und dann nach "oben" weitergeben, man habe da - gemeinsam mit einer Agentur - eine total crazy Kampagne ausgeheckt.

    Die Verwaltungs- bzw. Ministeriumsspitze übernimmt diese Einschätzung gerne... und das Desaster nimmt seinen Lauf!

    Einen Gewinner gibt es aber trotzdem immer, nämlich die Agentur, die diesen Bullshit ausgeheckt hat. Denn die bleibt in jedem Fall im Gespräch (auch in unserem...) und wirbt also durch die Kampagne - egal wie kontrovers sie diskutiert werden mag - vor allem für sich selbst!

  • In dem konkreten Fall zeigt ein Blick auf den Lebenslauf von Frau Schopper, dass sie nach Beendigung ihres geisteswissenschaftlichen Studiums ihr gesamtes Berufsleben Berufspolitikerin war. Sicherlich wird sie durch die eigenen Kinder und den erweiterten Bekanntenkreis Kontakt mit Bildungseinrichtungen gehabt haben, aber es macht letzten Endes noch einmal einen Unterschied, ob man wenigstens für kurze Zeit praktisch in einem sozialen Beruf arbeitete oder zeitlebens das Treiben aus der Außensicht betrachtete, wie höchstwahrscheinlich bei Frau Schopper der Fall.

    • Offizieller Beitrag

    Diese "Werbung" ist für alle, die sich in und an der Schule engagieren und überwiegend (deutlich) mehr arbeiten als sie eigentlich müssten und sollten, buchstäblich eine Ohrfeige!

    Nein. Nicht für alle, die sich engagieren. ;)

    Es gibt bei diesem Plakat auch keine unzähligen "Lesarten", denn im Kern kreist alles um das Narrativ des lauen Jobs als Lehrer.

    Es gibt keine unzähligen, es gibt zwei. Wobei "Spaß im Job" kein Narrativ eines lauen Jobs ist. Mein Job als Programmierer damals war lauer - aber Spaß hat er nicht gemacht.



    Vielleicht ist es einfach so, dass ich immer grundsätzlich optimistisch und positiv denke und daher eure Interpretation bei mir nicht auf fruchtbaren Boden fällt. Eine wie auch immer geartetes negatives Klischee-Bild kann ich daher in der Werbung nicht mit gutem Willen sehen. Außerdem passt die "Die Arbeit in der Schule macht Spaß"-Message auch mehr zu meiner beruflichen Wirklichkeit als die Message "Lehrer haben keinen Bock zu arbeiten". *schulterzuck*

  • Beim 1. Lesen vor ein paar Tagen dachte ich sofort an Version a (ich bin wohl auch wie die meisten von "Lehrer sind faul" geprägt und reagiere sofort emotional), später kam ich irgendwann von alleine auf Version b, was lt. Aussage des KuMis gemeint war (aktuell halten sie es für einen vollen Erfolg, es gäbe so viele Rückmeldungen).


    Nur wer denkt länger nach?


    Zu viele glauben immer noch, Lehrer ist ein Halbtagesjob bei voller Bezahlung und 12 Wochen Ferien (gerade wieder von einem Abiturienten gehört). Und genau die aus diesem Grund es wählen, äußern sich dann später enttäuscht auch hier im Forum.


    Daher halte ich das Plakat auch für voll daneben, es verstärkt Vorurteile bei vielen, hilft nicht bei Lehrergewinnung. Es zieht nicht die Richtigen an, die werden eher abgeschreckt.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Vielleicht ist es einfach so, dass ich immer grundsätzlich optimistisch und positiv denke und daher eure Interpretation bei mir nicht auf fruchtbaren Boden fällt. Eine wie auch immer geartetes negatives Klischee-Bild kann ich daher in der Werbung nicht mit gutem Willen sehen.

    Man kann sich alles schön reden, aber wie es auf praktisch alle anderen in diesem Forum wirk kann man hier lesen, wie es nach außen wirkt, kann man an den genau so fatalen Reaktionen in dem Artikel und den genannten Kommentarspalten lesen. Und es ist die Funktion einer Werbung nach außen zu wirken, man kann keinen Frosch neben die Plakatwand stellen, der jedem der davor steht und den Kopf schüttelt erklärt, wie es gemeint sein soll.


    Und unter dem Ergebnis kann man nicht ernsthaft zu einem anderen Schluss kommen, als dass die "Werbung" ein peinlicher Totalausfall ist und das hätte jeder mit etwas Verstand auch vorher erkennen können.

  • Lieber Herr Frosch, deine Interpretation "Dein Job macht dir keinen Spaß? Werd Lehrer!" in allen Ehren,

    was aber wortwörtlich dort steht, ist nun mal: "Kein Bock auf Arbeit morgen? Werd Lehrer!"


    Das zielt, gerade bei einem solchen Plakat am Flughafen, wohl darauf ab, dass die Lehrer (mit ihren lange Ferien!) morgen frei haben, während alle anderen morgen arbeiten müssen. Zumindest der erste Eindruck ist definitiv so. Wenn man möchte, kann man deine Lesart hineininterpretieren, aber impliziert wird doch eine andere Aussage.

    • Offizieller Beitrag

    was aber wortwörtlich dort steht, ist nun mal: "Kein Bock auf Arbeit morgen? Werd Lehrer

    Wenn das da so steht, würde ich dir 100-%ig zustimmen.


    Das steht da aber nicht. Da steht wortwörtlich:

    Zitat

    Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen?

    Mach was dir Spaß macht und werd Lehrer.

    (Das ist was anderes als das, was du zitiert hast.)

  • Stimmt, ich habe ungenau zitiert. Und ja, wenn man alles ganz genau liest, dann kann man zu deiner Interpretation kommen.

    Aber ich wette, viele lesen ungenau, oder es bleibt etwas Falsches / Unvollständiges hängen, so wie bei mir. Deshalb ja auch der Aufruhr, es geht ja mittlerweile durch viele Medien und größtenteils sind die Leute empört.


    "Werd einfach Lehrer" ist übrigens das Nächste, was zumindest verwunderlich ist. So einfach ist es nun auch wieder nicht, Lehrer zu werden.

  • Werd einfach Lehrer" ist übrigens das Nächste, was zumindest verwunderlich ist. So einfach ist es nun auch wieder nicht, Lehrer zu werden.

    Das glauben inzwischen aber viele dank der vielen Kampagnen der Bundesländer. Es findet doch gerade ein Unterbieten an Anforderungen statt. Master, Bachelor egal in was, das bleibt doch bei vielen hängen. Kann man hier im Forum bei vielen Anfragen heraus lesen, "ich habe das gelernt, ...).


    Und deshalb studieren viele gute Abiturienten auf keinen Fall auf Lehramt. Es gilt inzwischen als Notnagel, nicht mehr als Wunschtraum für einen guten Beruf. Das stört mich übrigens mehr. Wir werden doch alle in derselben Topf geworfen. "Die konnte nicht mehr erreichen und wurde daher Lehrer." (Früher wurde ich für meinen Beruf bewundert, erhielt positive Rückmeldungen, heute erhalte ich als 1. Reaktion Mitleid und fühle mich gezwungen, den Lehrerberuf zu verteidigen.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Könnte mir aber auch vorstellen, dass das Absicht ist?

    Es war sicher Absicht. Unser KuMi hat sich gerade positiv über diese Werbung geäußert, es gebe so viele Rückmeldungen.


    (Nur leider scheint ihnen nicht klar zu sein, dass es auf viele Kandidaten abschreckend wirkt.)

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    • Offizieller Beitrag

    Ich war mal so frei, direkt die Metaebene anzusteuern


    Dann solltest du deine Navigation updaten. ;)

    Die Metaebene ist: wenn du keinen Bock mehr auf die Arbeit in deinem Beruf hast, such dir doch einen Beruf, der Spaß macht.

  • Dann solltest du deine Navigation updaten. ;)

    Die Metaebene ist: wenn du keinen Bock mehr auf die Arbeit in deinem Beruf hast, such dir doch einen Beruf, der Spaß macht.

    Hm. "Meine" Metaebene ist: wenn du keinen Bock auf die Arbeit in deinem Beruf hast, komm ins supertollspaßige Lehramt, wo wir in "the Länd" auf dem Niveau "Hurraaaaa" unterwegs sind du quasi nahtlos an die Vibes des Malle-Urlaub anknüpfen kannst, aus dem du gerade gestolpert kommst.


    Oder so ähnlich 🤗

    • Offizieller Beitrag

    Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen?

    Hurraaa!
    Mach was Dir Spaß macht und werde Lehrer*in.


    Selbst wenn man sich von den Klischees lösen möchte, bleibt die Kernbotschaft, dass Lehrkräfte wegen der Ferien nicht am nächsten Tag wieder arbeiten gehen müssen. Die drei Monate Ferien, oder gerne auch im Volksmund "bezahlter Urlaub" genannt, in Verbindung mit etwas, das Spaß macht, schürt Vorurteile. Wie man das allen Ernstes als erfolgreiche Kampagne verkaufen kann, ist ein Beleg dafür, wie sehr sich (Bildungs)Politik von der Sachebene entfernt hat.
    Natürlich muss man sich da als Kultusministerium loben - einen solchen Fauxpas einzuräumen käme hinsichtlich der Fachkompetenz einem Offenbarungseid gleich.

  • ob man wenigstens für kurze Zeit praktisch in einem sozialen Beruf arbeitete oder zeitlebens das Treiben aus der Außensicht betrachtete,

    Also wenn Kollegen unseren Beruf schon als "Sozialen Beruf" bezeichnen, dann kann man jegliche Hoffnung fahren lassen.


    Davon abgesehen möchte ich die Werbekampagne für Pflegekräfte sehen, in der es heißt "keinen Bock auf Arbeit? Werde doch Krankenschwester". Dazu muss ich keinen Tag als solche gearbeitet zu haben, um es nicht alles andere als unverschämt zu finden.

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