Ist ein Geschichts-Lehramtsstudium ein Fehler?

  • Guten Tag zusammen,


    Ich studiere momentan auf Lehramt und habe vor im Land Brandenburg verbeamtet zu werden als Lehrer.


    Meine Fächerkombi ist Geschichte und Geografie für die Sek I und II.


    Ich habe nun aber gesehen, wie katastrophal die Einstellungsaussichten für Geschichtslehrer in anderen Bundesländern sind, bin mir aber nicht sicher ob das Land Brandenburg nicht ganz anders ist in der Beziehung.


    Wenn ihr nun sagt, dass es damit tatsächlich schlechte Aussichten auf einen Job gibt, was wären gute Alternativen? Politische Bildung scheint ja genau so ungefragt zu sein. Und sonst kann ich mir kein Fach erdenken, für dass ich viel Motivation hätte es Schülern zu vermitteln.


    Wohlgemerkt möchte ich wirklich ungern in den benachteiligten Orten Brandenburgs wie Neuruppin oder Brandenburg an der Havel arbeiten. Das können gerne andere ohne einen ausländisch klingenden Namen tun.


    Mit freundlichen Grüßen


    Hikaru

  • Wohlgemerkt möchte ich wirklich ungern in den benachteiligten Orten Brandenburgs wie Neuruppin oder Brandenburg an der Havel arbeiten. Das können gerne andere ohne einen ausländisch klingenden Namen tun.

    Ist das im übrigen Brandenburg ein geringeres Problem?

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • In deiner Fächerkombi ist nicht nur Geschichte ein Problem. 😅

  • Die Kombination ist wirklich extrem ungünstig, für Gymnasium kann es sein, dass du da gar keine Stelle in absehbarer Zeit bekommst.


    Ich würde dir dringend empfehlen ein Hauptfach dazu zu nehmen, auch wenn es „nur“ Deutsch ist, oder irgendeine Naturwissenschaft.

  • und dann DIE Fächer?
    Sorry, aber in der Sek1 kann die (fast) jede*r unterrichten.
    Oder gilt es etwa nur für mein PoWi-Fach?

    In der SEK.I kann im Zweifelsfall jede: r der *bereit* schreit fast alles unterrichten. Das ist also nicht wirklich repräsentativ.


    Hikaru : Welches Zweitfach hast du denn noch im Angebot und wie weit fortgeschritten im Studium bist du bereits, sprich wann kommst du ins Ref? Davon hängt letztlich ab, ob Geschichte im Hinblick auf eine Einstellung an einem Gymnasium in einer Wunschregion der Genickschuss ist, weil sonst nix für die Einstellung in der Wunschregion spricht oder du halt am Ende nur trotz, nicht wegen Geschichte deine Stelle erhalten wirst. Könntest du dir auch vorstellen nach dem Studium in der SEK.I zu arbeiten? Der Mangel dort ist bereits jetzt erheblich größer als an den Gymnasien, so dass abgesehen von einzelen Städten mit massivem Bewerberüberhang wohl bundesweit inzwischen einfach jede Fächerkombi eingestellt wird, die verfügbar ist, um dann durch fachfremden Einsatz den Stundenplan zu erfüllen. Unsere Geschichtsfachschaft ist nicht grundlos eine der größten an der Schule…

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • Offizieller Beitrag

    In der SEK.I kann im Zweifelsfall jede: r der *bereit* schreit fast alles unterrichten. Das ist also nicht wirklich repräsentativ.


    Davon spreche ich nicht.
    Physik oder Mathe werden selten fachfremd unterrichtet. Politik allerdings ganz oft (kann ja jede*r und es ist eh nur ein bisschen soziales Lernen und Methoden). Dass das nicht jede*r so sieht (und am allerwenigsten die ausgebildeten SoWi/PoWi-Leute!) ist klar, aber ich kenne sehr viele Schulen, an denen es so abläuft. Bei den Sachfächern ist es auch im reinen Sek1-Bereich durchaus üblich, den Bündel der drei Fächer "Gesellschaftslehre" oder direkt die drei Fächer in einer Hand zu lassen. Eben, weil man davon ausgeht, dass das auch jemand kann, der ein Studium abgeschlossen hat.
    Das heißt: Nicht nur ist Geschichte oft überbelegt, auch Erdkundee ist kein Mangelfach. Während Geschichte und Politik in der Oberstufe angeboten werden MÜSSEN (KMK-Vorgaben), trifft dies auf Erdkunde nicht. Das heißt, eine mittelgroße Schule könnte (!) die Entscheidung treffen, das Fach zu canceln, wenn es für den Stundenplan einfacher ist oder die Kapazitäten begrenzt sind, usw..


    Und es sind auch mal schulabhängige Geschichten. Ich war mal für eine Vertretungsstelle an einer Schule, die NIEMALS Politik fachfremd hätte unterrichten lassen (na gut, dafür eine Vertretungskraft), dafür kenne ich aber sehr viele andere Schulen, wo das Fach zum Alibi für Alles, was sonst in der Schule laufen soll (Klassenlehrerstunde und soziales Lernen in der Unterstufe, Methodencurriculum, usw..)

  • In deiner Fächerkombi ist nicht nur Geschichte ein Problem. 😅


    Sehe ich auch so. Zwei wenig gefragte Nebenfächer und der große Nachteil bei Geographie ist außerdem, dass es an Berufsschulen m.W. nirgendwo unterrichtet wird. Somit würde selbst diese Option wegfallen, wenn es mit dem Gymnasium nichts wird.


    An Gesamtschulen wiederum werden nicht selten - zumindest in der Sek 1 (wie schon erwähnt) - PoWi o.Ä., Geschichte und Geographie im Fächerverbund unterrichtet. Also auch nicht vorteilhaft.

  • Ich würde dir dringend empfehlen ein Hauptfach dazu zu nehmen, auch wenn es „nur“ Deutsch ist, oder irgendeine Naturwissenschaft.

    Das ist jetzt nach Semesterstart schwierig noch zu wechseln.

    Vor allem tangieren mich Sprachen und mathematisch-logische Fächer mal so gar nicht, zumindest im Kontext der Schule.


    Ich möchte Interessen vertiefen und kein zweitklassiger Lehrer werden der sich grade so durch ein Studium schlägt, welches ihm nicht liegt und woran er kein Interesse hat. Ich hoffe das ist verständlich.


    Das alles frustriert und deprimiert mich einfach. Einmal, dass ich jetzt evtl. ein oder sogar zwei Semester verschwenden werde für ein (Karrieremäßig) nutzloses Fach. Zweitens, dass man sowas nicht relativ transparent kommuniziert bekommt und sich erstmal durch verschiedene Landes-Regierungsstatistiken kramen muss.

    Immer heißt es 'keine Leute, keine Leute', aber dann gibt es auf der anderen Seite sogar Einstellungsstops für manche Fachlehrer.


    Naja sorry, aufregen lohnt sich denke ich nicht.


    Wie klingt denn Geschichte-Biologie oder Geschichte-Chemie? Beides nicht wirklich meins, aber es ist ja anscheinend auch nicht meine Entscheidung.

  • Transparent kommuniziert sind die Fächerprognosen, man muss sich lediglich die Mühe machen, mal reinzuschauen. Ich frage mich, was du da noch erwartest.


    Ein oder zwei "verlorene" Semester sind kein Drama. Ich würde an deiner Stelle überlegen, welches der beiden Fächer mir mehr am Herzen liegt und das andere kicken. Oder alternativ noch ein gefragteres Drittfach dazu nehmen. Ich hab Geo sehr sehr gerne studiert und mag das Fach immer noch, würde es heute aber aus den von mjisw genannten Gründen nicht nochmal wählen. Man ist damit leider sehr unflexibel was Alternativen zu Gymnasium/Gesamtschule angeht.


    Wäre Englisch keine Option? In meinem Umkreis waren die Einstellungschancen deutlich besser, sobald Erdkunde oder auch Geschichte auch bilingal unterrichtet werden konnten.

  • In der SEK.I kann im Zweifelsfall jede: r der *bereit* schreit fast alles unterrichten. Das ist also nicht wirklich repräsentativ.


    Hikaru : Welches Zweitfach hast du denn noch im Angebot und wie weit fortgeschritten im Studium bist du bereits, sprich wann kommst du ins Ref? Davon hängt letztlich ab, ob Geschichte im Hinblick auf eine Einstellung an einem Gymnasium in einer Wunschregion der Genickschuss ist, weil sonst nix für die Einstellung in der Wunschregion spricht oder du halt am Ende nur trotz, nicht wegen Geschichte deine Stelle erhalten wirst. Könntest du dir auch vorstellen nach dem Studium in der SEK.I zu arbeiten? Der Mangel dort ist bereits jetzt erheblich größer als an den Gymnasien, so dass abgesehen von einzelen Städten mit massivem Bewerberüberhang wohl bundesweit inzwischen einfach jede Fächerkombi eingestellt wird, die verfügbar ist, um dann durch fachfremden Einsatz den Stundenplan zu erfüllen. Unsere Geschichtsfachschaft ist nicht grundlos eine der größten an der Schule…

    Aalso, ich weiß gar nicht warum jeder hier denkt, dass ich unbedingt an einem Gymnasium unterrichten möchte? Mir ist es freilich egal ob es auf eine Oberschule, das Gymnasium, und eben dort auf Sek I oder Sek II hinausläuft.


    Soweit ich es verstehe kann ich mit meinem Abschluss in Sek I u. II an allen Schulen jenseits der Grundschule, mit Ausnahme der Förderschulen, unterrichten. Dazu bin ich auch offen. Ich bin auch offen an Schulen benachteiligter Schüler zu unterrichten, ja sogar im Brennpunkt.


    Nur möchte ich selbst nicht in einer Kleinstadt von Tief-Ost wo es fast nichts gibt leben. Evtl. Habe ich in dem Fall dann doch eine Chance in einem guten Ort einen Job mit meiner derzeitigen Fächerkombi zu finden. Übrigens, ich habe noch gar nicht angefangen mit dem Studium, also bin ein 'Ersti'. Die Vorlesungen beginnen dann ja in etwa 2 Wochen.

  • Dass du nicht in den ländlichen Gebieten in Brandenburg arbeiten oder leben willst, kann ich sehr gut nachvollziehen. Mit Geschichte und Erdkunde würdest du wohl nirgendwo sich wirklich eine Stelle finden.


    An meiner alten Uni war ein Fachwechsel auch Anfang Oktober noch möglich, sofern die Fächer zulassungsfrei waren (das war bei uns aber bis auf Biologie mit den beschränkten Laborkapazitäten eh immer der Fall). Die Frage ist eben, welches Fach du dir noch vorstellen kannst. Mit einer Sprache hast du die bilinguale Option, ansonsten habe ich von Kommilitonen und Kollegen oft gehört, dass Deutsch und Geschichte einige Synergieeffekte bringen (ähnliche Arbeitsmethoden, Textproduktion, etc.), aber das kann ich nur aus zweiter Hand berichten. Kunst oder Musik sind zwar bei uns gesuchte Fächer, aber die macht im Zweifelsfall auch jemand nebenbei fachfremd.


    Chemie sollte aber immer gut gesucht sein.

  • Dass du offen bist für eine reine SEK.I- Schule ist super. Ich kenne die Lage in Brandenburg nicht, hier in BW wäre es aber sinnvoller, wenn, dann Geschichte zu kicken und Geographie beizubehalten. Die Geographielehrkräfte kann man nämlich auch ganz gut in bestimmten naturwissenschaftlichen Mixfächern einsetzen. Geschichtslehrerinnen gibt es dagegen wirklich wie Sand am Meer. Wenn also dein Herz für Geschichte- Geo schlägt, Bio oder Chemie aber eine Option wären (beide Fächer hattest du noch angesprochen), dann wäre es mit Sicherheit am Sinnvollsten mit Chemie zu erweitern. Damit solltest du auch in Brandenburg sehr gute Chancen haben und einige Stellen zur Auswahl bis du fertig bist7;€ zwar sowohl in der Ek.I, als auch in der SEK.II. Wenn du eines deiner bisherigen Fächer weglassen möchtest, dann Geschichte.


    Wenn du dich tatsächlich für kein schulisches Hauptfach begeistern kannst, dann würde ich dir sogar dringend raten, drei Fächer zu studieren, damit du auf genügend Stunden in einer Klasse kommen kannst. Es kann später wirklich ätzend sein, wenn man aufgrund der kleinen Nebenfächer am Ende womöglich immer nur 1-2 Wochenstunden pro Klasse hat. Vor allem in verhaltenskreativeren Klassen ist Beziehungsarbeit die Basis, die dich entlastet im Alltag und den Unterrichtstag überstehen lässt. Dazu braucht man aber manchmal mehr als 45min pro Woche Zeit miteinander (auch wenn das damit ebenfalls funktionieren kann, wie ich an meinem Hauptschulzugklassen immer wieder sehe, die ich regelmäßig nur eine Stunde pro Woche unterrichte).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Es kann später wirklich ätzend sein, wenn man aufgrund der kleinen Nebenfächer am Ende womöglich immer nur 1-2 Wochenstunden pro Klasse hat. Vor allem in verhaltenskreativeren Klassen ist Beziehungsarbeit die Basis, die dich entlastet im Alltag und den Unterrichtstag überstehen lässt. Dazu braucht man aber manchmal mehr als 45min pro Woche Zeit miteinander (auch wenn das damit ebenfalls funktionieren kann, wie ich an meinem Hauptschulzugklassen immer wieder sehe, die ich regelmäßig nur eine Stunde pro Woche unterrichte).

    Das ist ein wirklich gutes Argument bzw. Tipp, danke dafür.


    In NRW wo ich herkomme gab es allerdings auch den 'Sozialwissenschaften' Wahlpflicht-Kurs. Das war sozusagen das vierte Hauptfach und entsprechend hat man dort auch sehr viele Stunden mit den Schülern. Das kann man doch sicher auch mit Geschichte machen, ist ja sogar laut Landesgesetz (Geschichte und politische Bildung können nicht kombiniert werden) fast das gleiche hier.


    Weiß nur nicht ob es das hier auch gibt, aber evtl. Weiß das ja wer hier?

  • Bestimmt Kapa , wenn er mal wieder online kommt. Ansonsten kannst du dich aber auch bei der Studienberatung schlau machen in der Frage und wenn die nicht weiter wissen, einer Bildungsgewerkschaft deines Herzens beitreten (das ist für Studierende meist kostenfrei und lohnenswert), um dich dort kostenfrei beraten zu lassen von den Ansprechpartnern für Studierende.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wie klingt denn Geschichte-Biologie oder Geschichte-Chemie? Beides nicht wirklich meins, aber es ist ja anscheinend auch nicht meine Entscheidung.


    Das Erste klingt besser, das Zweite deutlich besser. Wenn du natürlich überhaupt kein Interesse für die Fächer hast, ist das allerdings auch eher ungut.


    Letztendlich ist es aber wie sonst fast überall auf dem Arbeitsmarkt; es geht nicht nur um Selbstentfaltung, sondern darum, dem potentiellen Arbeitgeber auch etwas zu bieten, was ihn interessiert.

  • Also ich bekam dieses Jahr meine Planstelle mit Geschichte und evangelischer Religion.

    Wartezeit 2,5 Jahre. Viele meinten ich müsste noch länger warten.

    Um dir mal Mut zu machen.

    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.:rose:

  • In Bayern ist man mittlerweile selbst bei der angeblich und hier oft noch als Todeskombi bezeichneten Fächerkombination mit Deutsch und Geschichte für Gymnasium bei quasi Volleinstellung. Dabei kommen die schlimmen Jahre des Lehrermangels erst noch. Geo und Geschichte gibt es hier allerdings nicht.

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