Kind lesen beibringen

  • Hallo,

    Ich schreibe hier mal als Vater. (Und bin mir grad nicht sicher, ob es hier überhaupt hineingehört)

    Und zwar interessiert sich meine kleine (4jahre) immer mehr für das lesen (und ist entsprechend frustriert, weil sie es nicht kann). Nun bin ich weder Sprachwissenschaftler noch Grundschullehrer, möchte sie da aber ein wenig unterstützen. Hab aber auch Angst, dass ich da irgendwas anfange, was in der Grundschule ganz anders von statten geht und sie dann am Ende noch mehr verwirre bzw. Das erwerben von lesen und schreiben auf Dauer erschwere.


    Daher meine Frage, wie wird das Lernen vom lesen in der Grundschule gemacht? Und ist es überhaupt ratsam, das jetzt schon zu üben, wenn das Kind von sich aus Interesse zeigt?


    Liebe Grüße

  • Ich würde es so sehen: Wenn das eigene Kind mit 4 Jahren Interesse am Lesen zeigt, ist das eine Chance. Und zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit eine zeitlich befristete. Es wäre meiner Meinung nach ein Fehler, diese verstreichen zu lassen.

  • Wenn deine Tochter sich nachhaltig dafür interessiert, wirst du kaum verhindern können, dass sie es sich selbst beibringt. Musst du ja auch nicht. Dann kann sie halt lesen, wenn sie in die Schule kommt. Die einzige Gefahr, die ich dabei sehe, ist, dass sie sich am Anfang langweilt, wenn ihre Freunde noch die spannenden Abenteuer im Lesebuch erkunden. Lilo trinkt lila Limo...

  • Die einzige Gefahr, die ich dabei sehe, ist, dass sie sich am Anfang langweilt, wenn ihre Freunde noch die spannenden Abenteuer im Lesebuch erkunden. Lilo trinkt lila Limo...

    Davor habe ich tatsächlich auch ein wenig angst.

  • Meine Tochter hat von mir eine Anlauttabelle bekommen, die in meinem Arbeitszimmer lag. Sie wollte unbedingt Briefchen schreiben und so konnte sie bald Buchstaben und einfache Wörter. Wörter wie Mama, Papa, Oma usw. und auch unsere Vornamen ließ sie sich aufschreiben. Gelangweilt hat sie sich in der Schule nicht, denn den richtigen Schreibablauf der Buchstaben konnte sie natürlich nicht. Sie hat auch sowieso meist alles groß geschrieben. Bitte lautieren und nicht buchstabieren, also nicht beeee, sondern b sagen usw.

  • Davor habe ich tatsächlich auch ein wenig angst.

    Dieses Problem hatte ich mit meinen lesenden Schulanfängern tatsächlich noch nie. Sie sind in der Regel so sehr mit den ganzen neuen Abläufen, dem sozialen Miteinander und allem anderen, was eben Schule bedeutet, beschäftigt, dass es eigentlich ein Vorteil ist, wenn sie mit dem Lesen keine Probleme haben. Natürlich differenziert man dann, sie dürfen vielleicht schonmal was Kleines vorlesen und bekommen andere Lesetexte wie die Klassenkameraden, aber dass es langweilig ist, weil man etwas schon kann, hat bei mir wirklich noch niemand gesagt.

  • Wenn deine Tochter sich nachhaltig dafür interessiert, wirst du kaum verhindern können, dass sie es sich selbst beibringt. Musst du ja auch nicht. Dann kann sie halt lesen, wenn sie in die Schule kommt. Die einzige Gefahr, die ich dabei sehe, ist, dass sie sich am Anfang langweilt, wenn ihre Freunde noch die spannenden Abenteuer im Lesebuch erkunden. Lilo trinkt lila Limo...

    In einem guten differenzierten Unterricht stellt das aber keinerlei Problem dar. Wir haben oft Erstklässler, die schon lesen können und die im Unterricht dann genau wie die Zweit- und Drittklässler den anderen dann Sachen vorlesen z.B.

  • Meine Tochter hat von mir eine Anlauttabelle bekommen, die in meinem Arbeitszimmer lag. Sie wollte unbedingt Briefchen schreiben und so konnte sie bald Buchstaben und einfache Wörter. Wörter wie Mama, Papa, Oma usw. und auch unsere Vornamen ließ sie sich aufschreiben. Gelangweilt hat sie sich in der Schule nicht, denn den richtigen Schreibablauf der Buchstaben konnte sie natürlich nicht. Sie hat auch sowieso meist alles groß geschrieben. Bitte lautieren und nicht buchstabieren, also nicht beeee, sondern b sagen usw.

    Ja an eine Anlauttabelle habe ich auch schon gedacht (Auch, wenn ich sie ansich zunächst besorgen müsste - gibt es da "richtige" bzw. "falsche"?) Und das mit dem lautieren versuche ich mir schon anzugewöhnen. Ist garnicht so leicht, wenn man es nicht gewohnt ist =D


    Gibt es denn gute Übungen mit der Anlauttabelle bzw. wie wird damit effektiv gearbeitet?

    Dieses Problem hatte ich mit meinen lesenden Schulanfängern tatsächlich noch nie. ....

    Das beruhigt mich ein wenig.

    • Offizieller Beitrag

    Davor habe ich tatsächlich auch ein wenig angst.

    1) Ich würde eher davor Angst haben, was es mit einem Kind machen kann (ich sage nicht, dass es die einzige Alternative oder dein Weg wäre), wenn man es mit seinen Fragen alleine lässt, weil "es noch nicht soweit ist".

    2) Ich würde auf die Differenzierungsfähigkeit von Grundschullehrkräften setzen, deine Tochter ist sicherlich nicht die erste Erstklässlerin, die schon einiges an Vorsprung hat.

    3) Lesen ist sooo vielfältig, dass man im Zweifel auch neben Erstleser*innen ein viel komplexeres Sachbuch lesen kann, ohne dass es total auffällt, weil viele eh unterschiedliche Sachen lesen lässt.

    Ich habe keinen Erstspracherwerb studiert, kann also nicht richtig antworten sondern kann nur sagen: sowohl bei Kids auf Deutsch als auch auf Französisch habe ich die Erfahrung gemacht: wenn das Kind will und die Eltern immer wieder selbst vorlesen (bzw. das Lesen und "lesen lassen" als ganz normal vorlesen, klappt es mit Silbenlesen immer nach und nach, bis es komplette Sätze sind.

  • Wie genau macht sich das Interesse am Lesen denn bemerkbar? Unsere Kinder z.B. haben (vor der Grundschulzeit) ständig nach den Buchstaben gefragt, welcher ist dieser, welcher jener, später: Was steht da (einzelne Wörter). Der Rest kam dann irgendwie von selbst (sie konnten kurze und dann immer längere Wörter lesen); das einzige, was ich viele Jahre bis in die Grundschulzeit hinein gemacht habe, war, viel vorzulesen.


    Allerdings haben sie sich beide anfangs in der Schule tatsächlich gelangweilt, besonders Kind 2. Kind 1 war dann trotzdem still und Kind 2 hat gestört, dass die Lehrerin uns zum Gespräch gebeten hat. Sie sagte, sie könne nicht so differenzieren, dass sie ihm bzw. allen gerecht wird. Beide Kinder durften "zur Differenzierung" in die Leseecke gehen und Bücher lesen...

  • Mein Sohn hat sich überhaupt nicht für Buchstaben interessiert, konnte nur mit Mühe und Training durch mich seinen Namen schreiben. Das wird hier bei der Einschulung irgendwie vorausgesetzt und es wäre mir peinlich gewesen, wenn er es als Sohn einer Grundschullehrerin nicht gekonnt hätte. Im Endeffekt war er an Weihnachten so weit wie seine Schwestern es waren, die vor der Schule schon ein bisschen lesen konnten. Er schreib einen Brief an den Weihnachtsmann, ich habe ihn noch. Darin steht: LIEber Weinartsmann. Ich, alzo F.....wünsche mir ein plaimobilflukzeuk. danke hap dich lip dein F.....

    Er behauptet, er hätte anhand der Buchrücken im Regal lesen gelernt. Naja, ob das stimmt? Er schrieb uns immer gerne Zettelchen, auch mit der Tabelle. In der Schule hatte er einen ganz normalen analytisch-synthetischen Leselehrgang, durfte aber zusätzlich die Tabelle verwenden.

    • Offizieller Beitrag

    meine Kinder konnten alle 4 schon vor Schulbeginn lesen, weil sie angefangen hatten zu lautieren. "Mmmama fängt mit mmm an (wahlweise mit ma),wie schreibt man ein M/ein Ma?"


    Es ging ihnen dabei weniger ums Lesen als vielmehr ums Schreiben.


    Zum Glück hatten die beiden Jüngeren eine Lehrerin, die mit Anlauttabelle arbeitete, das kam ihnen sehr entgegen.

    Gelangweilt hat sich keines von ihnen, es gab noch so viel anderes zu erkunden, und wenn es nur die Haargummis der anderen Mädchen waren :D

  • Ja an eine Anlauttabelle habe ich auch schon gedacht (Auch, wenn ich sie ansich zunächst besorgen müsste - gibt es da "richtige" bzw. "falsche"?)

    Du musst auf da "Ü" achten. Da kannst du dann aussuchen, ob du die Tabelle mit "Ü-Ei" oder die mit "Überholverbot" besser findest. Moralisch integrer ist natürlich letztere, von wegen Ferrero, Palmöl und 3. Welt und so.

  • Wie genau macht sich das Interesse am Lesen denn bemerkbar? Unsere Kinder z.B. haben (vor der Grundschulzeit) ständig nach den Buchstaben gefragt, welcher ist dieser, welcher jener, später: Was steht da (einzelne Wörter). Der Rest kam dann irgendwie von selbst (sie konnten kurze und dann immer längere Wörter lesen); das einzige, was ich viele Jahre bis in die Grundschulzeit hinein gemacht habe, war, viel vorzulesen.


    Allerdings haben sie sich beide anfangs in der Schule tatsächlich gelangweilt, besonders Kind 2. Kind 1 war dann trotzdem still und Kind 2 hat gestört, dass die Lehrerin uns zum Gespräch gebeten hat. Sie sagte, sie könne nicht so differenzieren, dass sie ihm bzw. allen gerecht wird. Beide Kinder durften "zur Differenzierung" in die Leseecke gehen und Bücher lesen...

    Genau so wars bei mir. Ich hab die Buchstaben gekannt und dann, als mein Papa mir ein Buch vorgelesen hat, was ich kannte und in das ich wegen der Bilder reingeguckt habe, schlagartig verstanden, wie Lesen geht und mit vorgelesen. Am nächsten Tag dann ein komplettes Kinderbuch laut auf Kassette eingelesen - dachte, ich kann das als Hörspiel hören, hat aber schrecklich geklungen - und dann konnte ich lesen.


    Ich hab mich später in der Schule zwar ein bisschen gelangweilt und deswegen nach ner Woche immer das ganze Deutschbuch durch, aber erstens gabs genug Anderes zu lernen und zweitens ist mir das eigentlich bis zum Abitur so gegangen.

  • Ich habe meine damals für meine Tochter aus dem Konfetti gehabt.

    Meine Tochter hatte eine selbstgemalte. Die hatte mein Mann mit ihr zusammen gezeichnet ohne dass er überhaupt wusste was eine Anlauttabelle ist :). Vermutlich war die didaktisch nicht ganz einwandfrei, aber das Kind hat damit auch rasch schreiben und dann lesen gelernt. Vorher hatte sie auch diese Phase, wo sie ständig wissen wollte, wie bestimmte Buchstaben geschrieben werden und plötzlich kapiert hat, wie schreiben funktioniert. Danach hat sie mit Begeisterung Listen geschrieben.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Wie genau macht sich das Interesse am Lesen denn bemerkbar? Unsere Kinder z.B. haben (vor der Grundschulzeit) ständig nach den Buchstaben gefragt, welcher ist dieser, welcher jener, später: Was steht da (einzelne Wörter). Der Rest kam dann irgendwie von selbst (sie konnten kurze und dann immer längere Wörter lesen); das einzige, was ich viele Jahre bis in die Grundschulzeit hinein gemacht habe, war, viel vorzulesen.

    Im wesentlichen zeigt sich das genau so. Sie ist immer ganz stolz, wenn sie einen Buchstaben erkennt beim Vorlesen. Sie "liest" auch gerne selbst Briefe vor (auch wenn sie keine Ahnung hat, was drin steht und ihre Fantasie mit ihr durch geht ;) )


    Aber vielen Dank für die vielen Antworten :) Scheinbar ist das Lesen lernen doch nicht so ein Hexenwerk, wie ich mir das vorgestellt hab - Ich kann mich an meine eigene Zeit selbst nicht mehr erinnern.


    Ich stell aktuell nur selbst fest, dass die Schüler an meiner Schule total miserabel lesen können. Ich habe teilweise das gefühl, als würden diese nur einzelne Wörter vorlesen (und das teilweise sehr stockend) ohne wirklich den Satz als ganzes zu lesen. Zumindest können die fast keine Aufgabenstellungen lesen und verstehen und sind sie noch so leicht formuliert. Und das trifft nichtmal nur auf Kinder aus Migrationsfamilien zu. Und da hoffe ich, dass sich meine Tochter nicht so entwickelt.

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