Volksantrag 2 Lehrkräfte pro Grundschulklasse Ba-Wü

  • Es gibt doch bereits jetzt nicht genügend Lehrkräfte, um den Unterricht fest mit 1 Lehrkraft pro Klasse abzudecken. Darauf weisen die Initiatoren ja selbst auch hin. Offen bleibt, wo in Anbetracht dieses Befundes zusätzlich noch die Lehrkräfte für konsequente Doppelsteckungen herkommen sollen.

  • Was genau soll das bringen angesichts des eklatanten Mangels an Grundschullehrkräften und der Unterversorgung vieler Schulen?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wenn man so ausbilden würde, dass man eine Doppelbesetzung anstrebt, hätte man die Vertretungsreserve im System und letztlich vielleicht zunächst wenigstens für jede Klasse eine ausgebildete Lehrkraft.


    Den Ansatz, 2 pädagogische Kräfte in der Klasse zu haben, finde ich richtig, angesichts der Aufgaben, die zu leisten sind.

    Es könnte auch ein anderes Berufsbild entstehen (pädagogische Assistenz) oder die Erzieher-Ausbildung einen solchen Schwerpunkt erhalten.

  • Wichtig: Die Forderungen von "Gute Schule JETZT" fordern explizit keine Teilung der Klassen bei mehr Lehrern, sondern eine feste Wandlung hin zum Unterricht im Tandem.


    Das würde ich im Leben nicht machen. Meine Klasse, mein Fach, mein Unterricht. Ich will nicht in einem Team arbeiten (auf den reinen Unterricht bezogen). Und viele die ich kenne (jaja subjektiv...) hätten da gewiss auch keine Lust drauf.

  • Die Idee "Lehrer + pädagogische Assistenz im Klassenraum" ist gut, aber dann müsste erst entsprechend ausgebildet werden, was Zeit kostet, wenn man die 4-Wochen-Weiterbildungen vermeiden möchte. Es sind mehr Menschen als je zuvor im Land, aber gleichzeitig sind auch viele zusätzliche Stellen z.B. im Bereich IT oder in der Pflege entstanden. Würden sich gute Schulabsolventen unter den vielen Möhlichkeiten, die es heute gibt, für eine entsprechende Stelle entscheiden?

  • was Zeit kostet

    Was kostet denn keine Zeit?

    Lehrkräfte auszubilden oder Erzieher:innen auszubilden braucht auch Zeit.


    Es "kostet" Zeit, nichts zu machen und immer weiter abzuwarten, ob es sich nicht von allein bessert ... und das "kostet" nicht nur Zeit, sondern auch noch vieles anderes, ebenso wie die schlechte räumliche Ausstattung in den Schulen.


    Und es braucht mehr Zeit, wenn man immer wieder neue/andere Leute im Team hat, die nur bestimmte Aufgaben übernehmen dürfen und zwar im Team Schule arbeiten, aber als Vorgesetze externe Dienstanbieter haben.

    Wir reden hier also auch über Team-Systeme, Pool-Lösungen und anderes.

    Vielleicht reden wir auch über Aufgaben und Arbeitszeit, weil das, was zu machen wäre, locker für 2 Lehrkräfte Arbeit bringt.

    Das würde ich im Leben nicht machen. Meine Klasse, mein Fach, mein Unterricht. Ich will nicht in einem Team arbeiten

    Das ist in den Grundschulen längst Realität, weil man dort Integrationshilfen mit im Unterricht hat oder weil man angesichtes des Lehrkräftemangels fortwährend Vertretungen einarbeitet, sich mit ihnen abstimmt, sie mit Unterlagen versorgen muss, Klassen übernimmt, wieder abgibt, sich Unterricht und Themen teilt etc.


    Das, was wir an Kooperation umsetzen, ist aber freiwillig oder der Personalsituation geschuldet und man versucht, irgendwie das Beste daraus zu machen.

    Wir Lehrkräfte versuchen miteinander, andere Formen auszuprobieren, Klassen zu mischen, flexibler zu sein, aber da stehen wir noch am Anfang.

  • Wichtig: Die Forderungen von "Gute Schule JETZT" fordern explizit keine Teilung der Klassen bei mehr Lehrern, sondern eine feste Wandlung hin zum Unterricht im Tandem.


    Das würde ich im Leben nicht machen. Meine Klasse, mein Fach, mein Unterricht. Ich will nicht in einem Team arbeiten (auf den reinen Unterricht bezogen). Und viele die ich kenne (jaja subjektiv...) hätten da gewiss auch keine Lust drauf.

    Auch subjektiv: Ich habe bislang durchweg gute Erfahrungen mit Doppel- oder gar Mehrfachsteckungen, wenn sie denn möglich waren. Aber selbst wenn ich einzeln in Klassen/Kursen bin, können Kollegen gerne jederzeit dazukommen, was wir teilweise untereinander auch machen (-> Kollegiale Hospitationen). Ich wundere mich immer wieder, warum das für nicht wenige so ein Grauen zu sein scheint.

  • Auch subjektiv: Ich habe bislang durchweg gute Erfahrungen mit Doppel- oder gar Mehrfachsteckungen, wenn sie denn möglich waren. Aber selbst wenn ich einzeln in Klassen/Kursen bin, können Kollegen gerne jederzeit dazukommen, was wir teilweise untereinander auch machen (-> Kollegiale Hospitationen). Ich wundere mich immer wieder, warum das für nicht wenige so ein Grauen zu sein scheint.

    So arbeite ich glücklicherweise auch. Ich denke, diese Abwehrhaltung mancher KuK gegen eine weitere erwachsene Person im Raum, die noch nichtmal zwingend eine Lehrkraft sein muss, ist oft die Folge eines problematischen Referendariats.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Plattenspieler , wie ist denn deine Meinung dazu?


    Es gibt doch bereits jetzt nicht genügend Lehrkräfte, um den Unterricht fest mit 1 Lehrkraft pro Klasse abzudecken. Darauf weisen die Initiatoren ja selbst auch hin. Offen bleibt, wo in Anbetracht dieses Befundes zusätzlich noch die Lehrkräfte für konsequente Doppelsteckungen herkommen sollen.

    War auch mein erster Gedanke. Andererseits: fordern kann man viel, wenn man sich mit seinen Wünschen und Plänen immer nur am Minimum bewegt, kommt man auch nicht weiter.


    Ich würde allerdings eher für kleinere Klassen plädieren, zu zweit in Klassenräumen zu arbeiten hat unheimlich viel Konfliktpotential, ich bezweifle, dass die Vorteile überwögen...

  • Ich wundere mich immer wieder,

    Ich wundere mich immer wieder, wo andere Schulen die Stunden hernehmen, um Doppelbesetzung mit Lehrkräften bieten zu können.


    Unterstützung gibt es bei uns manchmal durch pädagogische Mitarbeiterinnen, das allein ist ein Segen. Wir haben eine, die ausgebildete Erzieherin ist und von der es sehr gute Rückmeldungen gibt.

    Auch tolle I-Hilfen hatte ich schon viele, die gut mit mehreren Kindern hätte arbeiten können, aber sie sind immer nur für ein spezielles Kind zuständig. Lieber hätte ich die gleichen guten Leute als Schulkräfte mit flexiblerem Einsatz.

  • Ich wundere mich immer wieder, wo andere Schulen die Stunden hernehmen, um Doppelbesetzung mit Lehrkräften bieten zu können.

    Wie ich weiter oben bereits schrieb, geht das auch nur vereinzelt und ist weder flächendeckend an allen Schulen und schon gar nicht in allen Fächern und Jahrgängen möglich. Die Gymnasien in NDS haben hierfür z.B. kaum Möglichkeiten, an Gesamtschulen ist das schon eher möglich. Hier ging es aber gerade weniger um die Möglichkeiten von Doppelsteckungen an sich, sondern darum, dass diese - genau wie kollegiale Hospitationen - nun wirklich nichts schlimmes sein müssen.

  • dass diese - genau wie kollegiale Hospitationen - nun wirklich nichts schlimmes sein müssen.

    Da bin ich absolut sicher, dass das bei sehr vielen Lehrkräften den Erfahrungen im Referendariat geschuldet ist, bei anderen der Gewohnheit.

    Wenn man unentwegt I-Hilfen mit im Unterricht hat, ist man immer mit 2 Erwachsenen im Raum und wundert sich, wenn es anders ist.

  • Vielen Dank für Eure Gedanken.


    Ich möchte mal versuchen, Euch mitzuteilen, warum ich diesen Volksantrag für unterstützungswürdig halte.


    1. Das zeitliche Ziel für diese beiden LKs pro Klasse ist ja nicht schon nächstes Schuljahr, sonder mit 2033 erst in 10 Jahren. Bis dahin könnte man ja vielleicht etwas ändern.


    2. Der Lehrerberuf muss attraktiver werden. Es müssen mehr Studienplätze geschaffen werden und die Absolventenzahlen erhöht werden.

    Ja, das wird nicht einfach werden.

    Kontraproduktiv war u.a. sicherlich auch, dass in Ba-Wü LKs teilweise über die Sommerferien entlassen wurden. So sieht keine Wertschätzung aus.


    3. Was ist die Konsequenz, wenn alles so bleibt, wie es ist? Die Leistungen der SuS werden besser? Eher nicht. Die Klassen werden heterogener, es bleiben am Ende noch mehr auf der Strecke und wir haben ein gesamtgesellschaftliches Problem mit noch mehr Schulabbrechern.


    4. 2 KuK pro Klasse bedeutet ja nicht, dass man sich den Deutschunterricht teilt. Aber der Mathelehrer wäre vielleicht mit in der Klasse und könnte unterstützen. Im Anschluss umgekehrt.

    Und letztendlich entlastet man sich ja auch bei allen organisatorischen Aufgaben gegenseitig.


    5. Ich mache mit meinem Kollegen ab und zu Teamteaching, ohne Stundenentlastung. Das ist viel entspannter. (Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir beide Ingenieure und deshalb Teamarbeit gewohnt sind?)


    6. Es wäre schon viel gewonnen, wenn allein in den ersten Klassen eine Doppelbesetzung wäre. Oder meint Ihr nicht? In der Klasse unseres Sohnes waren 28 Kinder. Von Hochbegabung über Flüchtlinge bis Asperger war alles dabei. Die Lehrerin hat es super gemeistert, auch mit Hilfe der Inklusionskraft. Sie hat aber, obwohl schon sehr erfahren, keinen vollen Lehrauftrag, da sie es sonst nicht geschafft hätte.


    7. Klar kostet das Geld, aber es kostet noch mehr Geld, wenn immer mehr SuS am Ende ohne Schulabschluss dastehen.


    Ich bin irgendwie enttäuscht, dass so viele kritische Stimmen kamen. Sollen wir alles so lassen, wie es ist? Ist es gut?

  • So arbeite ich glücklicherweise auch. Ich denke, diese Abwehrhaltung mancher KuK gegen eine weitere erwachsene Person im Raum, die noch nichtmal zwingend eine Lehrkraft sein muss, ist oft die Folge eines problematischen Referendariats.

    Ich habe nichts dagegen, aber eine weiter Person ist in meinem Unterricht völlig unnötig. Wenn jemand zum schauen kommen will, gerne.

  • ...

    7. Klar kostet das Geld, aber es kostet noch mehr Geld, wenn immer mehr SuS am Ende ohne Schulabschluss dastehen.

    Es geht m.E. nicht (nur) um Geld, es gibt doch aktuell gar nicht genug Lehrpersonen. Wenn man in 10 Jahren nicht nur die unbesetzten Stellen besetzen, sondern noch zusätzlich für alle ersten Klassen eine zweite Lehrperson einstellen will, muss man herausfinden, warum sich aktuell Menschen gegen ein (Grundschul-) lehramtsstudium entscheiden.


    Denkst du persönlich denn, dass die Aussicht auf Teamteaching den Anstoß geben würde, sich pro Lehramt zu entscheiden?

  • Ich habe nichts dagegen, aber eine weiter Person ist in meinem Unterricht völlig unnötig. Wenn jemand zum schauen kommen will, gerne.

    Ich kann dir sagen, dass es ab dem Zeitpunkt nicht mehr entspannt ist, wo die zweite Person eben nicht nur still zuschaut, sondern "helfen" oder gar mitunterrichten soll. Bei zwei Lehrkräften hätten zudem noch beide das Sagen, die Rollenklarheit wäre noch weniger trennscharf, als bei allen bislang bestehenden Konstellationen von zwei Erwachsenen im Klassenzimmer sowieso schon. Wie oft das schiefläuft, kann man beispielsweise über die Suchfunktion hier im Forum unter dem Stichwort "Inklusion" finden.

  • So arbeite ich glücklicherweise auch. Ich denke, diese Abwehrhaltung mancher KuK gegen eine weitere erwachsene Person im Raum, die noch nichtmal zwingend eine Lehrkraft sein muss, ist oft die Folge eines problematischen Referendariats.

    Wohl kaum. Es gibt genug Gründe dagegen:

    1. Wer kommt denn da? Beispiel NRW: "Inklusionskraft" kann ALLES bedeuten, von engagierten Sonderpädagogen (sicher nicht, da das Gehalt nicht stimmt) über völlig unbedarften Beisitzern die nur aufpassen, hin zu Personen, die durch ihr Verhalten den Unterricht negativ beeinflussen (z.B. ständig am Handy sind).

    2. Sobald eine zweite Person mit drin ist werden Absprachen erforderlich. Absprachen kosten Zeit und Nerven.

    3. Unterschiedliche didaktische Vorstellungen.

    4. Unterschiedliche disziplinarische Vorstellungen.

    5. Unterschiedliche Gewichtung von Unterrichtsinhalten.

    6. Unterschiedliche Lehrerrollen, welche ggf. im Verbund nicht funktionieren

    etc.

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