Mit 40 von vorne beginnen? Ist der Zug abgefahren?

  • Lustigerweise wurde mir das in RLP auf dem Dorf auch gesagt, dass Berufsschulen ja so "asi" wären und das völlig unvorstellbar wäre.


    Naja, diese Leute fänden meine Klientel jetzt auch "asi", von daher, das ist halt so eine gewisse Engstirnigkeit.

  • Lustigerweise wurde mir das in RLP auf dem Dorf auch gesagt, dass Berufsschulen ja so "asi" wären und das völlig unvorstellbar wäre.


    Naja, diese Leute fänden meine Klientel jetzt auch "asi", von daher, das ist halt so eine gewisse Engstirnigkeit.

    Naja, "Beufsschulen" sind ja heute wesentlich komplexer von der Ausrichtung her, als das die meisten Leute wissen. Als ich letztens in der Nachbarschaft erzählte, mir würde ja jetzt schon vor dem mündlichen Abitur in Deutsch grauen, herrschte große Verwunderung vor: Es hat sich anscheinend noch nicht herumgesprochen, dass fast alle berufsbildenden Schulen ein berufliches Gymnasium angeschlossen haben, wo tatsächlich ein "anerkanntes Abitur" vergeben wird. Wobei ich übrigens fast lieber Berufsschüler unterrichte und als weniger "asi" empfinde als mittlerweile viele meiner SuS im sogenannten "beruflichen Gymnasium", die sich weiß Gott was auf sich einbilden, oft aber noch nicht einmal über durchschnittliche Intelligenz geschweige denn Anstand verfügen. Da ärgert es mich dann wiederum, dass das berufliche Gymnasium so einen hohen Stellenwert an Berufsbildenden Schulen genießt und den SuS da regelrecht und oft der rote Teppich ausgelegt wird: Während sich bei uns die SuS in der HBF schon schriftlich entschuldigen müssen, wenn sie nur 5 Minuten zu spät kommen, heißt es im beruflichen Gymnasium ganz offen vom Leiter desselben, dass Fehlstunden "nicht so genau erfasst werden sollen". Verkehrte Welt.

  • Das einzige, und ohne das würde ich den Lehrerberuf sofort aufgeben, was ich anderen Berufen gegenüber vorne sehe ist:


    - Ferien (ja, wir müssen auch da arbeiten, aber so viele Tage, an denen man ausschlafen kann gibt es sonst nicht)

    - früher Unterrichtsschluss (man muss zwar auch danach arbeiten, kann aber erstmal Joggen gehen am helligten Tag etc.)

    - die Möglichkeit sich 3 Tage am Stück ohne Schein krank zu melden

    Genau das sind doch aber DIE Gründe, die nach wie vor für Eltern für den Beruf sprechen und die auch für mich entscheidend waren und sind. Und gerade beim letzten Punkt habe ich noch eine wichtige Ergänzung zu machen: Du wirst auch nicht endlos genervt, wenn du krank bist - sondern deine Aktivität, wenn du krank bist, beginnt und endet mit dem Tippen der Mail an den entsprechenden Emailverteiler, dass du also und wie lange du wahrscheinlich krank bist. In meiner alten Firma ging es dann aber munter weiter mit "wo sind die Unterlagen zu Kunde x und y?", "was kannst du zu der und der Mail sagen?" und so weiter und so fort. Und es wurde selbstverständlich auch erwartet, dass du ständig re-agiert hast. Ich musste erstmal "lernen", dass ich jetzt auch krank und nicht erreichbar sein darf. Auch länger als ein oder zwei Tage. Und dass das auch garantiert keine negativen Folgen für mich haben wird. Das ist für mich verdammt kostbar. Und mit Geld ehrlicherweise kaum zu bezahlen. Dir kann in diesem Job nichts passieren. Das finde ich bei manchen Kollegen schlimm, weil es sich negativ auf Ihre Arbeitseinstellung auswirkt - und da vermisse ich oft den "früheren Team- und Leistungsgedanken" durchaus. Bei mir hat es aber auch zu einer grenzenlosen Erleichterung und Lebensqualität geführt, weil ich endlich mal krank sein darf, wenn ich krank bin. Und nicht schlaflose Nächte hinter mich bringen muss wegen einer unbedachten Äußerung oder Aktion. Und selbst wenn ich mal nicht überdurchschnittliche Leistung bringe, hat es keine Konsequenzen für mich.

  • Es mag sein, dass ich da auch viele Berufe überschätze. Ich sehe nur bei meinem Partner in der IT, dass immer wieder an neuen Projekten gearbeitet wird, in die man sich auch erst einmal, auch fachlich, einarbeiten muss. Das sehe ich im Schuldienst nicht mehr wirklich gegeben. Dass ich seit Jahren nur noch eines meiner Fächer unterrichte, was quasi auf Autopilot läuft, hilft auch nicht. Es ist aber jetzt kein Grund, den Job zu verlassen oder so.

    Das ist der Grund warum ich nicht an der Berufsschule hätte bleiben wollen. Da hatte ich auch ganz klar das Gefühl, mich relativ kurzfristig schon grausam anzuöden. Am Gymnasium habe ich doch recht gut die Möglichkeit, immer mal wieder was anderes zu machen, wofür ich mich auch neu einlesen muss. Zumal wir halt auch Projektarbeit und Praktikum haben. FMS ist schon mehr immer irgendwie das gleiche. Da sind es dann eher die Kurse, die sehr heterogen sind, so dass es einem schlussendlich auch nicht langweilig wird.

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