Schüler haben kein Vertrauen in mich als KV

  • Hallo,

    Ich bin heuer das erste Mal KV. Ich bin im 2. Dienstjahr.

    Ich habe leider das Gefühl, die Schüler haben kein Vertrauen in mich.

    Ich höre öfters, ja das Kind hat sich nicht getraut zu kommen.

    Ich bin noch wirklich unerfahren, aber versuche mein bestes. Schimpfe nicht, bin zugänglich, aber eben nicht genug.

    Erst heute hab ich gehört, dass eine Schülerin ein ernstes Problem nicht mit mir besprechen möchte, weil sie meint, ich würde es dem Vater erzählen (mit dem gibt es ernste Probleme, was wir bis heute aber nicht so wussten). Ich denke schon an einen Jobwechsel. Muss sagen, ich bin Quereinsteigerin und erst seit vorigem Jahr an der Schule. Was mache ich falsch? Lg

  • KV

    KV? Wie wär's, mal nicht mit Abkürzungen um sich zu schmeißen? Sorry, wenn ich das an dieser Stelle anbringe, es geht mir schon länger auf den Keks. In eine Diskussion, von der ich noch nicht mal weiß, ob ich weiß, worum es geht, bringe ich mich wohl aber nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit ein.


    Generell sollte man dafür sorgen, dass das Thema, zu dem man Tipps haben möchte, in nachvollziehbarer und verständlicher Form dargestellt wird. Vieles ergibt nur im Kontext des Faches, des Bundeslandes, der Schulform, der Schule selbst oder der eigenen Biographie Sinn. Bitte immer die Kontexte mitliefern.


    Also — was ist KV?

  • Entschuldigung - Klassenvorstand bzw Klassenlehrerin.

    Check.


    Wie wär's noch mit ein paar Details? Welche Klassenstufe ist das? Was „Sekundarstufe“ sagt mir als Schulform auch nichts.


    Ich weiß jetzt zwar, dass ich bei dem Thema 'raus bin aber ... Kontexte ... usw ....

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Sieh das nicht zu negativ. Du bist im 2. Jahr und lernst noch.

    Wenn ich das richtig herauslese bist du jetzt zum ersten mal Klassenlehrerin. Das heißt die Schüler kennen dich erst ein halbes Jahr! Kinder sind da unterschiedlich. Manche fassen schnell vertrauen und binden sich an dich, andere brauchen deutlich länger. Das hängt manchmal auch ein bisschen von der Art der Probleme ab. Manches erfährt man (leider) erst nach Jahren und manches auch nie.

    Wichtig ist nur, dass das Kind überhaupt jemanden gefunden hat, dem es sich anvertrauen mochte. Wenn es jemand anders war, Vertrauenslehrer, Sozialarbeiter, etc. ist das doch auch gut. Entscheidend ist, dass dem Kind geholfen wird.


    Deine Klasse wird mit Sicherheit über die nächsten Jahre eine zunehmend engere Bindung zu dir aufbauen.

  • Das kommt mit der Zeit. Du vertraust ja auch nicht einer "fremden" Person, nur weil sie dir sagt, dass du mir alles erzählen kannst und mir trauen kannst.

  • Danke.

    Ich mache mir halt Vorwürfe, da ich das Problem falsch eingeschätzt habe. Ich habe versucht, mit dem Vater des betreffenden Kindes eine gute Vertrauensbasis aufzubauen, im Endeffekt war es so, dass das Kind mir deswegen gerade misstraut. Dabei hab ich versucht, echt umsichtig zu sein. Ich habe damit das Gegenteil bewirkt, wusste jedoch nicht, dass der Vater jedesmal schimpft, wenn er was von der Schule hört.

    Jetzt wird die Situation dem Amt weitergeleitet.

  • In so einem Fall würde ich mir das Kind schnappen, mich dolle bei ihm entschuldigen und ihm genau das sagen: "Ich wusste nicht, dass... und es tut mir leid."

    Auch für Kinder sind Entschuldigungen wichtig und zu zeigen, dass man nicht perfekt ist und niemand perfekt sein muss, hilft in der Regel, das Vertrauensverhältnis zu verbessern. Zudem ist die Kommunikation, warum du als Erwachsene so gehandelt hast, auch für das Kind wichtig. Wo sonst soll das Verständnis für dein Handeln herkommen? Ansonsten scheint die Situation ja etwas ärger zu sein, wenn das Amt mit eingeschaltet wird. Euch da ein gutes Durchkommen.


    Vieles ist bei Kindern übrigens nicht in Stein gemeißelt. Es kann sein, dass das Kind jetzt gerade ein Vertrauensproblem hat, weil der "Bruch" quasi akut war, aber in einem halben Jahr alles ganz anders aussieht. Kinder öffnen und verschließen sich oft sogar nach Tagesform - etwas zu erzwingen ist nicht sinnvoll und in Selbstzweifeln zu versinken, auch nicht. Beobachte, lerne, vor allem, auch so eine Situation mal auszuhalten. Je länger du in der Klasse bist, desto besser wird es in den meisten Fällen werden, so jedenfalls meine Erfahrung.


    Und wenn du denkst, dass du vielleicht alles hinschmeißen solltest, weil dir mal eine Sache nicht so ganz glatt gelaufen ist...dann darfst du da auch nochmal bei dir selbst nachschauen, warum das gleich solche extremen Gedanken hervorruft, meinst du nicht?

  • Danke.

    Ich mache mir halt Vorwürfe, da ich das Problem falsch eingeschätzt habe. Ich habe versucht, mit dem Vater des betreffenden Kindes eine gute Vertrauensbasis aufzubauen, im Endeffekt war es so, dass das Kind mir deswegen gerade misstraut. Dabei hab ich versucht, echt umsichtig zu sein. Ich habe damit das Gegenteil bewirkt, wusste jedoch nicht, dass der Vater jedesmal schimpft, wenn er was von der Schule hört.

    Jetzt wird die Situation dem Amt weitergeleitet.

    Du hast ja aber auch die Pflicht, mit Eltern vertrauensvoll zusammen zu arbeiten. Es gibt Situationen, da muss man als Lehrkraft Informationen weitergeben, zum Beispiel ans Jugendamt. Das sollte man dann transparent machen, also dem Kind sagen, dass man das mit dem Vater/ Mutter/ Jugendamt/ Polizei besprechen muss und was als nächstes passieren kann. Man kann auch rückfragen, ob Mutter/ Vater/ Oma informiert werden soll, so offen wie möglich kommunizieren. Man kann keine Anzeichen von Kindeswohlgefährdung für sich behalten, weil man Sorge hat, dass das Kind einem nichts mehr erzählen könnte.


    Und ansonsten ja, man macht Fehler. Deswegen sollte man nicht gleich seine gesamte Eignung infragestellen.

  • In dem Fall ging es um eine Note. Übrigens nicht um eine schlechte.

    Über diese hab ich den Vater informiert, eben weil die Schülerin so traurig drüber war, und meinte Papa schimpft.

    Ich hab ihm dann alles erklärt, wie gut und brav etc - es war keine schlechte Note.

    Die Note hätte der Vater sowieso gesehen, spätestens am Zeugnis.

    Dass der Vater bzw wohl auch Mutter, ist wie sie ist, wussten wir da noch nicht.

    Lg

  • Mein erster Gedanke war, dass das Kind evtl. Zweifel hat, ob Du auf seiner Seite oder der Seite des Vaters stehst.

    Evtl. hat es die Erfahrung im Elternhaus gemacht, dass man Erwachsenen nicht trauen kann. Es könnte also auch sein, dass es gar nichts mit Dir zu tun hat.

  • Im Endeffekt war es wohl so, dass die Erfahrung war, ich rufe den Vater an und sie kriegt Probleme.

    Dass ich versucht habe, sie zu entlasten, hat sie wohl nicht erfahren.

    Sondern - ich rufe an, dann Probleme.

    Einmal hab ich angerufen, weil sie wohl eine allergische Reaktion auf eine Creme hatte - sie ging heim (nach Schulschluss) und ich sagte ihm das, was passiert war. Damit er weiß, dass es wohl von der Creme war. War wohl auch ein Fehler. Lg

  • Ich rufe Eltern nicht wegen jeder Kleinigkeit an. Wenn ein Kind allergisch auf irgendwas reagiert aber schon, das ist ja wichtig. Wo ist das Problem? Manche Dinge muss man mitteilen, es sind eben die Eltern. Kommuniziere künftig mit den Kindern und dann wissen sie, woran sie sind. Geheimniskrämen musst du nicht, es geht nicht darum, Eltern und Kinder gegeneinander auszuspielen.

  • Wenn Du Dich um das Wohl einer Schülerin sorgst und Dich verantwortungsvoll darum kümmerst, der Vater aber daraufhin seiner Tochter Schwierigkeiten macht, ist nach meinem Verständnis der Vater das Problem. Ich vermute, dass in der Familie etwas gewaltig schief läuft und der Vater nicht möchte, dass dies nach außen dringt.

    Ich kann nicht erkennen, dass Du etwas falsch gemacht hättest.

    • Offizieller Beitrag

    und wegen der Note wurde das Jugendamt eingeschaltet?
    Irgendwie verstehe ich die ganze Situation nicht, der Hergang ist für mich nicht transparent, Es kommt alles so kleckerlesweis

  • Nein - nicht wegen der Note.

    Das Jugendamt wurde wegen einer andren Problematik informiert.

    Aber im Zuge dessen, war es Thema, dass sie mit mir nicht über diese Problematik sprechen will, da ich mit dem Vater in Kontakt bin. Und der soll nicht Bescheid wissen, da sie dann Probleme bekommt.

    RotesHuhn

  • Klingt nach einem etwas schwierigen Vater.


    Ich habe selbst lange gebraucht, um zu verstehen, dass Erwachsene mir oft helfen wollen, dass sie mich vielleicht sogar nett finden. Für mich waren sie meist bedrohlich. Lehrer sowieso. War dem Jähzorn meines Vaters geschuldet - das prägt.


    Ich weiß nicht, wie das im konkreten Fall ist, aber mit "nicht schimpfen" und "zugänglich sein" ist es nicht getan, Vertrauen braucht Zeit und lässt sich nicht erzwingen. Mach dir keine Vorwürfe und lass dich nicht entmutigen. Es ist immer eine Gratwanderung mit dem Vertrauen und dem Fürsichbehalten, da helfen Gespräche mit Kolleg*innen und natürlich Erfahrung. Du kannst aber sicher sein, dass die Kinder es merken, dass du sie magst. Für Eltern können wir nichts. Als Kinder nicht. Und als Lehrkräfte nicht.

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