Gendern in den Abiturklausuren in NRW

  • Das ist ja gerade der große Vorteil. Im Wort Lehrer gibt es keinen Bestandteil, der Männer meint.

    Das hattest Du schon einmal geschrieben. Es gibt also eine generische Form, die alle meint und eine weibliche, die nur Frauen meint? „Der Lehrer“ kann also männlich, weiblich oder divers sein und „die Lehrerin“ nur weiblich? Das klingt für mich ziemlich absurd.

  • Das hattest Du schon einmal geschrieben. Es gibt also eine generische Form, die alle meint und eine weibliche, die nur Frauen meint? „Der Lehrer“ kann also männlich, weiblich oder divers sein und „die Lehrerin“ nur weiblich? Das klingt für mich ziemlich absurd.

    Genau so funktionieren generische Formen. {-er} leitet aus einer Tätigkeit die Person her, die diese Tätigkeit ausführt. {-in} macht daraus explizit eine weibliche Person. Es gibt kein Morphem, das einem Substantiv explizit dem männlichem Sexus zuweist.

  • Wie kam es dann dazu, dass die generischen Formen den männlichen Artikel bekommen haben? Weil es den sächlichen noch nicht gab?


    Ich fühl mich grad so bezeichnungslos ... :traenen:

  • Wie kam es dann dazu, dass die generischen Formen den männlichen Artikel bekommen haben? Weil es den sächlichen noch nicht gab?


    Ich fühl mich grad so bezeichnungslos ... :traenen:

    Und der Plural hat grundsätzlich die weibliche Form, weil der Artikel "die" lautet?

  • Wie kam es dann dazu, dass die generischen Formen den männlichen Artikel bekommen haben? Weil es den sächlichen noch nicht gab?


    Ich fühl mich grad so bezeichnungslos ... :traenen:

    Maskuline Substantive werden vom maskulinen Artikel begleitet, weil sie maskulin sind. Das Morphem {-er} markiert maskuline Substantive, sowie {-lein} neutrale Substantive markiert oder {-in} feminine.

    Natürlich gibt es eine gewisse Verbindung von Genus und Sexus. Die ist aber nicht fehlerfrei. Ich – als Mann – kann von Substantiven erfasst werden, die maskulin (der Mensch), feminin (die Person), oder neutral (das Wesen) sind. Ich werde aber nicht von Morphemen umfasst, die auf das biologische Geschlecht referieren. Ich wäre also keine Feuerwehrfrau, keine Ballkönigin und auch keine Braut.

  • Ich möchte Normalität, keine Extrawürste. [...] Ich möchte jeden Menschen gleich behandeln.

    In Deiner "Normalität" finden sich aber womöglich viele nicht wieder. Was sind "Extrawürste"? Aufzüge und Rampen für Menschen mit einer körperlichen Behinderung? Reizreduzierte Zeiten in Supermärkten für Menschen mit Autismus? Die Nutzung von Gebärdensprache für Menschen mit einer Hörbehinderung? Was für Dich eine "Extrawurst" ist, sehnen sich viele Betroffene vermutlich als Normalität herbei. Was für Dich "normal" ist, ist für andere mühsam. Es gibt einen großen Unterschied zwischen gleich und gerecht:

  • Maskuline Substantive werden vom maskulinen Artikel begleitet, weil sie maskulin sind. Das Morphem {-er} markiert maskuline Substantive, sowie {-lein} neutrale Substantive markiert oder {-in} feminine.

    Natürlich gibt es eine gewisse Verbindung von Genus und Sexus. Die ist aber nicht fehlerfrei. Ich – als Mann – kann von Substantiven erfasst werden, die maskulin (der Mensch), feminin (die Person), oder neutral (das Wesen) sind. Ich werde aber nicht von Morphemen umfasst, die auf das biologische Geschlecht referieren. Ich wäre also keine Feuerwehrfrau, keine Ballkönigin und auch keine Braut.

    Das ist sprachhistorisch sicherlich korrekt. Es widerspricht aber dem Sprachgebrauch in meinem Umfeld. In der Generation meiner Eltern (zwischen 1930 und 1940 geboren) gab es eine Altenpflegerin, eine Schneiderin, eine Köchin, eine Buchbinderin. Keine von diesen Frauen hätte sich selbst als Altenpfleger, Schneider, Koch oder Buchbinder bezeichnet.

    Vor kurzem hörte ich eine Frau (auch in dem Alter), die sagte, sie hätte Schneider gelernt, wäre jetzt aber Rentner. Das klang für mich sehr falsch, weil ich es eben aus meinem persönlichen Umfeld und auch aus den Medien so kenne, dass eine männliche Person mit {-er} und eine weibliche mit {-in} bezeichnet wird.

    Und eine Gruppe weiblicher Lehrpersonen ist mit „die Lehrerinnen“ eindeutig bezeichnet, „die Lehrer“ können rein männlich oder gemischt sein. Es fehlt also hier eine Bezeichnung - je nach Sichtweise eine männliche oder eine generische. (Und da halte ich die *_:-Innen-Form nicht für eine gute Lösung.)

  • Das ist sprachhistorisch sicherlich korrekt. Es widerspricht aber dem Sprachgebrauch in meinem Umfeld. In der Generation meiner Eltern (zwischen 1930 und 1940 geboren) gab es eine Altenpflegerin, eine Schneiderin, eine Köchin, eine Buchbinderin. Keine von diesen Frauen hätte sich selbst als Altenpfleger, Schneider, Koch oder Buchbinder bezeichnet.

    Vor kurzem hörte ich eine Frau (auch in dem Alter), die sagte, sie hätte Schneider gelernt, wäre jetzt aber Rentner. Das klang für mich sehr falsch, weil ich es eben aus meinem persönlichen Umfeld und auch aus den Medien so kenne, dass eine männliche Person mit {-er} und eine weibliche mit {-in} bezeichnet wird.

    Und eine Gruppe weiblicher Lehrpersonen ist mit „die Lehrerinnen“ eindeutig bezeichnet, „die Lehrer“ können rein männlich oder gemischt sein. Es fehlt also hier eine Bezeichnung - je nach Sichtweise eine männliche oder eine generische. (Und da halte ich die *_:-Innen-Form nicht für eine gute Lösung.)

    Ich kann natürlich nicht über dein Umfeld reden, denn das kenne ich nicht. Ich habe auch nie gesagt, dass Menschen die Ableitungen auf {-in} nicht verwenden sollen oder können. Ich werde zur Beschreibung auch das movierte Wort verwenden, wenn ich eine konkrete Person vor mir habe. Generische Formen sind auch gar nicht dafür da, einzelne Menschen zu bezeichnen (was zum Beispiel die AfD bei Reden im Bundestag nicht rafft, wenn sie die amtierenden Präsidentinnen als "Sehr geehrte Frau Präsident" begrüßen).


    Ich habe auch gestern erst einen Podcast gehört, wo eine Strafgefangene von ihrem Leben im Gefängnis berichtete. Da hat sie ausschließlich generische Formen verwendet, wobei immer klar war, dass nur Frauen gemeint sein können, da der Strafvollzug ja nach Geschlechtern getrennt organisiert ist. Ich kann kein echtes Zitat bringen, aber ich meine, dass sie zum Beispiel davon sprach, auch im Gefängnis "gute Freunde" finden zu können.


    Dass man männliche Personengruppen nicht gut benennen kann, ist sicher eine Schwäche der deutschen Sprache. Man kann sie schon explizit benennen, zum Beispiel durch ein Adjektiv. Aber ein Morphem dafür gibt es nicht. Ich glaube aber, dass hier die Lösung liegen könnte. Indem man ein Morphem für männliche Personen einführt, würde man das generische Maskulinum von diesem Druck befreien, sowohl Männer als auch Menschen zu bezeichnen. Ohne viel Sprachingenierskunst hätte man dann schnell eine geschlechtergerechte Form.

  • Wenn ich das generische Maskulinum verwende, dann meine ich Frauen auch nicht mit. Ich meine auch nicht-binäre Menschen nicht mit. Das generische Maskulinum meint alle, ohne das Geschlecht explizit nennen zu müssen, da wird niemand einfach mitgezogen. Das ist ja gerade der große Vorteil. Im Wort Lehrer gibt es keinen Bestandteil, der ausschließlich Männer meint.

    Mag sein, dass es grammatikalisch oder wie auch immer so ist. Bei Ingenieur oder Lehrer denke ich nicht an mich. Ich bin Ingenieurin oder Lehrerin.

  • Irgendwann wurde das hier auch schon mal diskutiert:


    Singular:

    Die Lehrerin (Frau)

    Der Lehrerer (Mann)

    Plural:
    Die Lehrer: neutral, mehrere männliche und weibliche Lehrer

    Die Lehrerinnen: eine rein weibliche Gruppe Lehrkräfte

    die Lehrerer: eine rein männliche Lehrerschaft


    Viel Spaß

  • Dass man männliche Personengruppen nicht gut benennen kann, ist sicher eine Schwäche der deutschen Sprache. Man kann sie schon explizit benennen, zum Beispiel durch ein Adjektiv. Aber ein Morphem dafür gibt es nicht. Ich glaube aber, dass hier die Lösung liegen könnte. Indem man ein Morphem für männliche Personen einführt, würde man das generische Maskulinum von diesem Druck befreien, sowohl Männer als auch Menschen zu bezeichnen. Ohne viel Sprachingenierskunst hätte man dann schnell eine geschlechtergerechte Form.

    Wie pepe schon schrieb, könnte es etwas wie „Lehrerer“ sein. Da das länger ist, als die bisherige Form, dürfte es sich wahrscheinlich nur sehr langsam durchsetzen. Da könnte es die „Lehri“-Variante (als generische Form) leichter haben.

  • Ich bin ja sowieso für die Feminispräch, vielleicht erinnern sich die Älteren noch daran.


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    Man muss erst ein bisschen zuhören, bevor die Regeln erklärt werden ca. Min 3.

    Oder hier zum Nachlesen:

    Missfits-Fanseite Feminispräch Frauensprache

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)


  • Da is es aktuell voll.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Dennoch wenden in allen Klassenstufen zunehmend SuS gegenderte Formen von sich aus- denn ich würde solche niemals von meinen SuS erwarten, auch wenn ich sie selbst ziemlich konsequent verwende- an sowohl im mündlichen als auch im schriftlichen Sprachgebrauch. Das entsteht nicht einfach im luftleeren Raum.

    Könntest du dir vorstellen, dass die Schüler das machen, um im Unterricht einen positiven Eindruck zu hinterlassen bzw. negative Konsequenzen zu vermeiden? Anders gefragt: Nutzen sie auch diese Sprachformen, wenn sie unter sich sind, z.B. in der Pause auf dem Schulhof?

  • Ich nutze diese Sprachform nicht und ein Teil meiner Schüler gendert trotzdem. Erstmals bewusst aufgefallen ist mir das übrigens bereits im Abitur vor 4 Jahren. Kann ich persönlich mich nicht für begeistern, aber dafür, dass die junge Generation den Sprachwandel tendenziell eher vorantreibt, sehe ich durchaus auch Indizien.

  • Könntest du dir vorstellen, dass die Schüler das machen, um im Unterricht einen positiven Eindruck zu hinterlassen bzw. negative Konsequenzen zu vermeiden?

    Kann man sich theoretisch vorstellen, klingt aber eher wieder mal nach einer von dir konstruierten Hypothese ohne jegliche Grundlage, die du als rhetorische Frage formuliert in den Raum stellen willst.


    Nutzen sie auch diese Sprachformen, wenn sie unter sich sind, z.B. in der Pause auf dem Schulhof?

    Ja. Glottisschlag nutzen meine SuS in der Regel zwar nicht, mein jüngerer Nachbar aber schon seit Jahren ganz selbstverständlich, da hatte ich noch kaum davon gehört, dass es diese Möglichkeit gibt.

  • Kann man sich theoretisch vorstellen, klingt aber eher wieder mal nach einer von dir konstruierten Hypothese ohne jegliche Grundlage, die du als rhetorische Frage formuliert in den Raum stellen willst.

    Bitte solche Unterstellungen lassen und generell die Mituser hier im Forum nicht als Gegner auffassen - danke!

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