• Bei mir ist mal eine Klassenarbeit in Mathe Klasse 6 mit 4,6 ausgefallen. Die Schulleitung meinte, die wäre machbar gewesen, weil viele Inhalte schon in der Grundschule angerissen wurden. Ich habe sie zurückgegeben und den Kids gesagt, wir schreiben noch mal einen Test darüber. Habe die Arbeit etwas gekürzt mit den gleichen Zahlen als Test geschrieben. Durchschnitt von 4,8. Ja, da wusste ich auch nicht weiter… ein paar Monate später mussten dann auch 12 Leute zur Hauptschule. 🙈


    Ganz oft hatte ich auch (besprochene und unveränderte!) Aufgaben aus dem Unterricht in der Arbeit, trotzdem miserable Ergebnisse.


    In der Klasse hatte ich Gott sei Dank häufiger einen Förderschullehrer mit. Der schüttelte immer den Kopf, seufzte und meinte: „Die Klasse können wir so nehmen und an die Hauptschule setzen. Die passen da gut hin.“ Und das sagte er als jemand, der vorher lange auch an der Hauptschule war. Das machte es mir etwas leichter, nicht alles auf meine eigenen fehlenden Kompetenzen zu schieben. Das war nämlich meine erste eigene Klasse nach dem Ref. 😅

  • trotzdem kann ich nicht jedem eine 5 oder 6 geben

    Wenn das die Bewertung ist, die aufgrund nachvollziehbarer und angemessener Bewertung der Leistung zustande kommt, warum nicht? Solange du klar machst, was die Anforderungen sind und diese angemessen sind, sehe ich da kein Problem.

  • chilipaprika : Wir hatten es vor ein paar Wochen schon einmal dazu und ich kann diesen Frust, der hier und da durchblitzt, völlig verstehen. Leistungen passen schlichtweg nicht zu Leistungsanforderungen. Du hast mir ja schon einmal geschrieben, dass du auch durchaus bereit bist, schwache Leistungen entsprechend auch zu bewerten. So unbefriedigend das sicher ist, in der momentanen Bildungslandschaft müssen wir in den sauren Apfel beißen, vor allem angesichts der wieder lauter werdenden Kritik (z.B. durch den Lehrerverband und die Union), dass gute Noten inflationär vergeben werden.

  • Vielleicht müssen wir alle umdenken.

    Wichtig zu lernen vor allem ist Einverständnis. (B. Brecht)

    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Was soll ich also deiner Meinung nach machen? 99% der Klasse eine 5 geben?

    Bei uns am Berufskolleg machen wir es genau so! Wir sehen uns aber auch als Gatekeeper, die die Gesellschaft vor unfähigen Gesellen bzw. Facharbeitern schützen müssen.

    Wenn ihr einen Elektriker nach Hause bestellt, geht ihr als Kunden davon aus, dass dieser mit seiner Arbeit weder sich selber umbringt, euch als Kunden umbringt oder euer Haus abfackelt. Gleiches gilt für den Klempner und den KFZ-Mechaniker. In der Werkstatt ist es auch unverzeihlich, wenn ihr den Wagen zurück bekommt und die Bremsen oder die Lenkung nicht funktionieren.

  • Bei uns am Berufskolleg machen wir es genau so! Wir sehen uns aber auch als Gatekeeper, die die Gesellschaft vor unfähigen Gesellen bzw. Facharbeitern schützen müssen.

    Das ist tatsächlich ein wichtiger Punkt. Ein Kollege meinte neulich noch, unsere Schule hätte früher (inzwischen nicht mehr ganz so sehr, aber insgesamt eben doch noch) einen hohen Stellenwert bei Betrieben gehabt: wen wir mit guten Abschlüssen entlassen, der ist wirklich zu gebrauchen. Hätten auch Gymnasien und BKs insgesamt so gesehen.
    Ich glaube allerdings auch, dass das insgesamt nachgelassen hat. Trotzdem bekommen bei uns die wenigsten etwas geschenkt, behaupte ich mal so. 😅

  • Ich bin auch bereit, die ganze Skala zu nutzen (tue ich auch! Ich habe regelmäßig die Hälfte der Arbeiten auf einer 5 oder 6), aber ich muss irgendwo auch der ganzen Klasse gegenüber fair bleiben (mein Unterricht ist nunmal nach unten angepasst, sie hätten also keine Möglichkeit, die offizielle 1 des Referenzrahmens zu erreichen) und auf der Ebene der Beziehungsarbeit muss ich nicht die Lieblingslehrerin werden, kann aber auch nicht das fordern, was woanders oder vor 30 Jahren gefordert wurde.
    Auch wenn das Niveau der Curricula sich kaum geändert hat (was ja zeigt, wie lächerlich es ist.)

    Fakt ist aber: egal wie tief ich gehe, in DIESEM Fach geht es noch weiter nach unten.
    Ich hab nächstes Jahr (erstmal) kein Französisch (PARTY!), ich bin sicher, dass ich in meinen anderen Fächern zwar auch Unterschiede zu früher entdecken werde, aber positive Überraschungen haben werde.

  • Ich würde eher vermuten: in der zweiten Fremdsprache.
    Ich glaube kaum, dass Spanisch als 2. Fremdsprache volle Leistungskurse füllt.
    Der Fremdsprachenerwerb verzeiht keine zu lange Durchhänger. Und die Pubertät kann bei vielen länger als 2 Wochen dauern ;)
    Latein rettet sich mit dem Latinum.

    In NRW ist natürlich die schriftlich/mündlich-Belegung auch in der Oberstufe tödlich. Ich hatte schon viele gute bis sehr gute Schüler*innen, die entweder Französisch weitermachen (inklusive Tests, regelmäßige Abfragen und ggf. Klausuren) oder Informatik und Bio mündlich belegen. Wer überall gut ist, trifft auch die Entscheidung zum Weg des minimalen Aufwands. (absolut nachvollziehbar!)
    und für NRW sind wir Latinist*innen und Frankoromanist*innen einig: wir können nichts dagegen machen. Der Aufwand der Fächer in der Fächergruppe 1 (Lernen, Tests, Klassenarbeiten) ist für die SuS im Vergleich zur Fächergruppe 2 (Lernen in einem ganz anderen Zusammenhang, weniger "auswendig lernen" (Vokabeln), maximal Tests) so viel größer, dass die Haltung ggü dem Fach nicht positiv sein kann. Die 2. FS ist das einzige Fach, das man abwählen kann und mit Mathe das mit Abstand schwierigste.
    Zwei Faktoren, die die zweite Fremdsprache zum langsamen Tod führen, außer in den Familien, die besonders Wert darauf legen, jedes Jahr nach Frankreich fahren, auf das Latinum bestehen, keine Ahnung ... (aber das Latinum ist bei uns am Ende der EF, eine Q haben wir nie)

  • In meinem Geburtsort wird die Sekundarschule als einzige weiterführende Schule des Ortes jetzt sogar plattgemacht, nachdem Millionen an Geldern auch noch mal in einen neues Naturwissenschaftsgebäude geflossen sind

    Sekundarschule Wickede/Ruhr?

    Die wird nicht "plattgemacht", das klingt irgendwie so negativ konnotiert, sondern da haben sich über Jahre hinweg zu wenig Schüler angemeldet - und im Gegenteil sind ein großer Teil der Schüler bewusst ausgependelt. Folglich wird sie geschlossen.


    https://www.soester-anzeiger.de/lokales/wicked…g-92876987.html


    Zitat

    Obwohl die Sekundarschule eine integrierte Schulform wie die Gesamtschule sei, „treffen in einer regelmäßig beachtlich hohen Zahl Familien beim Übergang von der Grundschule die Entscheidung für die Gesamtschule Fröndenberg und ist in Wickede (Ruhr) ein teilweise über Generationen typisches Wahlverhalten für Werler Gymnasien bzw. die Ursulinen-Realschule auffallend“, so der Bürgermeister.

  • Danke, chilipaprika, für die Erklärung.

    Verstehe ich es richtig, dass es bei euch in Latein nicht einmal einen GK gibt? Mangels Interesse der SuS? Gerade in Latein (und Griechisch) wird es doch in der Kursstufe dadurch angenehmer, dass ein Wörterbuch verwendet werden darf. Klar, eine Grundlage an Vokabeln und Flexionsformen sollte man schon haben, aber der Wortschatzerwerb und das Vokabel- und Formenlernen stehen - nach meiner Erfahrung als Schüler, was paar Jährchen her ist - nicht mehr so im Vordergrund, oder?

    Dass die Fächer der Fächergruppe 1 tendenziell immer mehr Lernaufwand haben, ist sicher allgemein so. Bei euch in NRW kommt dann aber dazu, dass in den Nebenfächern (zumindest in der Sek. 1?) keine Klassenarbeiten geschrieben werden und dieser Unterschied dadurch noch krasser wird. Das ist ja nicht überall so.

    So krass wie du das mit den zweiten Fremdsprachen schon darstellst (was ich auch glaube): Gibt es bei keine sprachinteressierten SuS, die auch eine dritte Fremdsprache wählen?

  • Kein einziger Schüler entscheidet sich für Latein in der Q1/Q2? Und das nie? Das ist aber merkwürdig.

    alle paar Jahre 1. es hat schon mal Koopkurse in Latein gegeben, aber auch die Koopschule hat keine SuS. und bei 2-3 SuS werden sie einfach anders beraten.
    Seitdem wir keine Überbelegung in Latein haben, wird es sicher keine Geschenke mit Minikursen geben (gab es vor sehr vielen Jahren).

    So krass wie du das mit den zweiten Fremdsprachen schon darstellst (was ich auch glaube): Gibt es bei keine sprachinteressierten SuS, die auch eine dritte Fremdsprache wählen?

    die dritte Fremdsprache ist der Ersatz für die "weggeworfene" 2. Fremdsprache (beginnt in der Oberstufe). Wir haben in WP2 offiziell Latein und Französisch als 3. Fremdsprache, wird nie angewählt.

    Abitur 2016 ist die mir letzte bekannte Schülerin mit 3 Fremdsprachen. Und es muss die letzte sein, da ich alle anderen SuS seitdem kenne, die Französisch (bei uns oder in der Koop-Schule) weitergemacht haben.
    (sie hatte Französisch mündlich und war sehr genervt, obwohl sie auf eienr 1 stand, dass sie alle Tests schreiben musste, und "nur" die Klassenarbeiten nicht. Sie empfand es so, dass es quasi der selbe Aufwand war. War es auch. Wäre sicher bei einer anderen Lehrkraft anders, die keine Tests schreibt, aber in Französisch ist der Spracherwerb noch nicht abgeschlossen, wenn man über die Themen des Abiturs sprechen will).

    Dass die Fächer der Fächergruppe 1 tendenziell immer mehr Lernaufwand haben, ist sicher allgemein so. Bei euch in NRW kommt dann aber dazu, dass in den Nebenfächern (zumindest in der Sek. 1?) keine Klassenarbeiten geschrieben werden und dieser Unterschied dadurch noch krasser wird. Das ist ja nicht überall so.

    So ist es.
    Und ja, ich kann nur für NRW sprechen.
    In meinem Ref in NDS vor fast 15 Jahren gab es Kurse in allen Fremdsprachen, aber es waren Huckepackkurse mit LK/GK mündlich/Abdecker zusammen, zum Teil jahrgangsübergreifend. Das muss sich eine Schule vom Stundenplan auch leisten können. Dafür konnte man an dieser Schule bestimmte andere Fächer in der Oberstufe nicht wählen, das ist eben der Punkt.

  • Bei euch in NRW kommt dann aber dazu, dass in den Nebenfächern (zumindest in der Sek. 1?) keine Klassenarbeiten geschrieben werden

    Zumindest für meine Schulform finde ich die Aussage "Nebenfächer" immer etwas unglücklich (nicht als Vorwurf gemeint). Sinnvoller wäre hier die Bezeichnung Fächergruppe 1 und 2, die sich aber, je nach Schulabschluss, unterscheidet.

    So kann es sein, dass Englisch, das Wahlpflichtfach, oder auch Arbeitslehre je nach Schulabschluss zur Fächergruppe 1 oder 2 zählt - oder überhaupt nicht (falls 2. Fremdsprache als WP-Fach und EESA)

  • Meines Wissens nach ist das ja das Recht der Schüler, also würde ich das eher nicht Geschenk nennen. (für die Kollegen ist das natürlich ein Geschenk, klar)

    Der Schüler hat Anspruch auf Fortführung seiner 2. FS in der Q?
    Das möchte ich gerne belegt sehen und eine Erklärung, warum so viele Schulen dagegen verstossen.

    Habt ihr jedes Jahr Latein und Französisch (falls 2. FS) in der Q?

  • Kein einziger Schüler entscheidet sich für Latein in der Q1/Q2? Und das nie? Das ist aber merkwürdig.

    Die Beobachtung kann ich bestätigen: In anonymen Evaluationen wird auch seit 10 Jahren immer der Hauptgrund genannt (neben natürlich: "Fach interessiert mich nicht"): Die Anforderungen sind zu hoch im Vergleich zu den Naturwissenschaften (Auswendiglernen, Hausaufgaben, Anspruchsniveau der Inhalte [Wobei ich persönlich Chemie oder Physik anspruchsvoller fände.]).

  • Abitur 2016 ist die mir letzte bekannte Schülerin mit 3 Fremdsprachen.

    Ich komme wohl aus einer anderen Zeit. Oder einer anderen Gegend. Oder beides.

    Ich kenne SuS, die insgesamt vier Fremdsprachen belegt (und die fünfte als AG) und drei davon in der Kursstufe bis zum Abitur weitergeführt haben.

    Und man muss hier in allen Fächern Klassenarbeiten schreiben, nicht nur in denen, die man als Prüfungsfach wählt.

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