Klassenlehrerprinzip - oder doch nicht?

  • Hallo in die Runde,

    Von meinen bisherigen Schulen kenne ich nur das Klassenlehrerprinzip. Sprich: KuK , die mit einer Klassenleitung betraut sind, gehen mit ihren Stunden nahezu und komplett vollständig in die eigene Lerngruppe. Fachunterricht wird ggf von anderen KuK erteilt, sofern das Deputat des Klassenlehrers diese Stunden nicht mehr "hergibt". Dabei ergibt sich natürlich sachlogisch, dass Mangelfächer, für die nur einzelne Personen eine Fakultas besitzen, schon als Fachunterricht erteilt werden (Reli, Schwimmen).

    Hat jemand Erfahrungen mit dem Fachlehrerprinzip in der Grundschule (Bundesland NRW)? Das bedeutet, was könnten mögliche Vorzüge sein, die Unterrichtsstunden / Fächer nicht priorisiert nach Klassenlehrer, sondern gemischt zu verteilen, so dass in einer Lerngruppe viele Lehrkräfte eingesetzt werden?

  • Mal aus Elternsicht, auch wenn wir persönlich da positive Erfahrungen mit der Grundschule unserer Kids haben: weniger Abhängigkeit von nur einer einzigen Person. Das gilt insbesondere wenn Störungen im Lehrer-Schüler-Verhältnis vorliegen, aber auch im Krankheitsfall. Ansonsten kann es auch von Vorteil für die Schüler sein, einen höheren Anteil an Unterricht mit explizit für das jeweilige Fach ausgebildeten Lehrkräften zu haben und durch die verschiedenen Lehrkräfte auch mal etwas Abwechslung im Schulalltag zu genießen.

  • Mal aus didaktischer Sicht: Als Klassenlehrer kann man relativ problemlos "Epochenunterricht" gestalten. Da nimmt man ein Thema aus dem Sachkundeunterricht, erstellt und sucht dazu Lesetexte und Schreibaufgaben für den Deutschunterricht, dazu ein Gestaltungsthema für Kunst und passende Musik für den Musikunterricht. Zusätzlich lässt sich jedes Thema in Mathematikaufgaben verkleiden. Auf diese Weise durchdringt man das Thema aus verschiedenen Richtungen. Auf diese Weise kann man auch aus dem Stundenplankorsett ausbrechen.
    Als Klassenlehrer führt man eine Stundenbilanz und achtet darauf, dass die Unterrichtsstunden der einzelnen Fächer am Schuljahresende den Vorgaben entsprechen. So habe ich viele Jahre auch in den Klassen 5-7 unterrichtet.
    Schwierig wird das nur, falls an der Schule Parallelklassen im Gleichschritt marschieren sollen - aber auch hier ist es machbar.

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  • Als Lehrkraft kannst du dich stärker fokussieren und spezialisieren, das kann den Aufwand verringern und das kann auch für das Team günstig sein, wenn die Talente passend verteilt sind.

    Ich finde, NDS hat in den letzten Jahren sehr stark auf Fachunterricht gesetzt, die Fachlichkeit führt aber auch dazu, dass anderes vernachlässigt wird, z.B. das Fächerübergreifende oder Arbeiten in Projekten. Das abzusprechen würde einen extremen zusätzlichen Aufwand bedeuten.

    Unterricht, wie Wolfgang Autenrieth ihn beschreibt, ist dadurch sehr zurückgegangen, in meiner Beobachtung ist alles sehr viel nüchterner oder technokratischer geworden, das kommt nicht allen Kindern entgegen - und auch nicht allen Lehrkräften. Durch den Wechsel nach jedem Fach verlieren sich Zugänge und Möglichkeiten, man ist viel stärker an den Minuten-Takt gebunden.

    Außerdem sieht man als Klassenlehrkraft die Kinder viel eher in unterschiedlichen Kontexten, erkennt dadurch, wo ein Kind Stärken hat, wenn man viele Fächer selbst abdeckt. Andererseits bekommt man von Fachlehrkräften andere Sichtweisen und Einschätzungen, kann sich mit anderen beraten, die das Kind und die Klasse auch kennen, und kann Elterngespräche oder anderes gemeinsam machen, wenn es notwendig ist.

    Meiner Meinung nach sind Klassen weniger unruhig, wenn die Lehrkräfte nicht ständig wechseln, da ist es besser, wenn die Fachlehrkraft auch mehrere Fächer abdeckt.

    Das bringt auch für die Lehrkraft mehr Ruhe in den Plan, da man nicht jede Stunde wechselt, sondern viel Zeit in bestimmten Klassen eingesetzt ist und für sich dann wiederum Doppelstunden oder Tage mit mehreren Stunden passend bei der Planung berücksichtigen kann. Das wäre also eher ein Lehrkräfte-Team, das sich den Unterricht in einer Klasse. Oder als Lehrkraft in der eigenen Klasse als Klassenleitung mit jemandem anderen unterm, und selbst die Team-Partnerin für eine andere Klassenleitung.

    Hinsichtlich der Umsetzung der Inklusion finde ich es angenehmer, in weniger Klassen eingesetzt zu sein, da man ja für jede Klasse die I-Kinder mit bedenken muss und um Ausprägung, Hintergründe etc. wissen sollte. Da habe ich als Klassenlehrkraft schon einen anderen Blick. Auch hat man als Lehrkraft mit vielen Stunden mehr Möglichkeiten, individuelle Förderung unterzubringen, da kann man auch mal Zeit zum Erklären nutzen, während die anderen in einem ganz anderen Fach selbstständig arbeiten.

    Im Hinblick auf den Schulwechsel ist es dagegen schon sinnvoll, wenn die Kinder auf Lehrkräftewechsel und Fachwechsel vorbereitet werden.

    Hat man aber ohnehin ständigen Wechsel durch Vertretungssituationen/ Abordnungen/anderes, ist es auch gut, mehr Ruhe in die Situation zu bringen, statt unbedingt am Fachprinzip zu hängen.

    • Offizieller Beitrag

    Hm. Meine Devise ( für die Grundschule).

    Alle verfügbaren Stunden der Klassenlehrerin gehören in die eigene Klasse.

    Warum?

    Grundschul-Arbeit ist Beziehungsarbeit. Und die braucht Zeit. Zeit über 2-3 Fächer hinaus. Zeit über die Fächer hinaus.

    Daher: alle verfügbaren Stunden der Klassenlehrerin müssen aus meiner Sicht in die Klasse. Soweit möglich.

    Ausnahmen sind nur:

    - Englisch (aus sinnvollen Gründen)

    - Sport (aus rechtlichen Gründen)

    - Religion (aus rechtlichen Gründen)

    - Musik ... kann auch die Klassenlehrerin, wenn nicht gerade eine studierte Musik-Kollegin da ist.

    Deutsch, Mathe, Sachunterricht, Förder, Kunst sollten in einer Hand sein. Wenn möglich auch die anderen Fächer.

    ---

    Ausnahme:

    in der Klasse 4 tauschen wir auch ab und zu ein Hauptfach aus. Damit sich die Kinder (wie Palim schreibt) auf den Lehrerwechsel vorbereiten. Und damit man ggf. bei der Beratungsgespräch noch eine Hauptfach -Kollegin dabei hat.

  • Grundschul-Arbeit ist Beziehungsarbeit. Und die braucht Zeit. Zeit über 2-3 Fächer hinaus. Zeit über die Fächer hinaus.

    Arbeit an Schule ist immer Beziehungsarbeit. Das gilt aber für alle Lehrkräfte und nicht nur für die eine Klassenlehrkraft. Die Kinder kennen aus den Kitas auch mehrere Betreuungspersonen pro Gruppe und an den weiterführenden Schulen gibt es wiederum oft mehrere Klassenlehrkräfte pro Klasse als Bezugsgrößen (bei uns 2-3). Warum sollte das ausgerechnet an den Grundschulen nicht möglich sein, mehrere Bezugspersonen für eine Klasse zu etablieren? Gerade das Erkennen von Stärken und Schwächen sollte m.E. nicht nur von einer Person abhängig sein, die dafür alleine die Verantwortung tragen muss. Hier mit mehreren Augen draufzuschauen kann durchaus sinnvoll sein....für beide Seiten.

  • Was anderes als Klassenlehrerprinzip finde ich in den Klassen 1-3 (die ja bei uns eh eine JÜL sind) schwierig, denn es gibt ja offiziell gar keinen Fachunterricht, sondern nur vorfachlichen Unterricht und somit muss eigentlich Deutsch, Mathe, Sachunterricht in einer Hand sein (tut es bei uns leider auch nicht immer), weil eben gar nicht festgelegt ist, was in welcher Stunde dran ist.

  • Aus Sicht einer Lehrkraft am Gymnasium und mit einem Problem, das in Niedersachsen besonders auftritt:

    Ich finde das Fachlehrerprinzip hier nicht gut und in Mathematik treten die sich daraus ergebenden Probleme oft besonders deutlich vor.

    In Niedersachsen werden Grundschullehrkräfte nicht zwingend voll in den zentralen Fächern ausgebildet sondern wählen 2 oder 3 Fächer, wie auch Lehrkräfte in weiterführenden Schulen. Der Großteil der Studenten studiert dann mit den Fächern Deutsch und Sachunterricht, weil die den Ruf haben, am leichtesten zu sein. In Mathe muss man dann lediglich eine Veranstaltung "Anfangsunterricht Mathematik" besuchen, meines Wissens 6 SWS. Im Ergebnis landen viele Lehrkräfte in den Grundschulen, die als Schüler selber in Mathematik schlecht waren und dann darin auch praktisch nicht ausgebildet wurden. Und wenn Schüler 4 Jahre lang von einer solchen Lehrkraft Mathematikunterricht hatten merkt man das.

    Um Mathematik zu unterrichten, benötigt man ein grundsätzlichen Verständnis vom Fach und eine Ahnung davon, wie es in den weiterführenden Schulen weiter geht und welche Modellvorstellungen tragfähig sind. Wir arbeiten sehr eng mit einigen Grundschulen zusammen und tauschen uns regelmäßig aus, das Problem wird dort regelmäßig angesprochen und stößt in den Grundschulen oft auf Unverständnis und Unwillen ("Das bisschen Plus, Minus, Mal und Geteilt, kriege ich ja wohl noch hin").

    Mein Eindruck ist, dass das Klassenlehrerprinzip zumindest in Klasse 3 und 4 eher der Bequemlichkeit der Lehrkräfte dient, weil es natürlich sehr viel einfacher ist, nur sehr wenige SuS zu unterrichten. Zumindest Deutsch, Mathematik und Englisch sollten von Lehrkräften unterrichtet werden, die dafür auch vollumfänglich ausgebildet worden sind. Wir reden dann davon, dass SuS in Klasse 3 und 4 im "schlimmsten" Fall 3 verschiedene Lehrkräfte haben. Ab Klasse 5 haben sie bei uns 8-10 verschiedene Lehrkräfte, und das ohne Probleme. Dass 3 Lehrkräfte in Klasse 3/4 da schlecht sein sollen, halte ich für vorgeschoben.

  • Wir reden dann davon, dass SuS in Klasse 3 und 4 im "schlimmsten" Fall 3 verschiedene Lehrkräfte haben.

    Die Realität kann so sein, muss sie aber auch nicht.

    Es gibt ja dann noch Teilzeitlehrkräfte und SL, die im Unterricht eingesetzt werden, auch als Klassenleitung,

    Für Sport und Reli gibt es Vorgaben, sodass man darüber zu Fachunterricht kommt.

    Werken und TG geht häufig an bestimmte Lehrkräfte, Englisch auch.

    Fällt dann noch eine Lehrkraft aus und will man langfristig zumindest Lehrkräfte in D und Ma und im Anfangsunterricht einsetzen, statt Aufsichten, muss man den Plan umstellen und den Vertretungen/ Aufsichten andere Fächer geben.

    Im günstigen Fall deckt ein KL-Team zusammen die Fächer ab,

    ab, im ungünstigsten Fall aber nicht und die Klassen haben auch dann schon 6 oder mehr Lehrkräfte.

    In NDS hatte man früher 3 Fächer im Studium, die Vorgaben haben häufig gewechselt, derzeit sind es 2, davon eines D/Ma. Stellen sind häufig mit Ma-beliebig oder D-beliebig ausgeschrieben. Dann im Kollegium alle Fächer zumindest einmal abzubilden, ist gar nicht so einfach.

    Je mehr man dabei auf Fachgebundenheit setzt, um so stärker dezimiert man den KL-Unterricht und die damit verbundenen Vorteile. Genau das hatte ich die vergangenen 10 Jahre durch sehr viel Vertretung/Abordnung und es geht etwas anderes verloren, als angebliche Bequemlichkeit der Lehrkräfte.

    Auch ich denke, dass es bei den jüngeren Schüler:innen besser ist, wenn es eine KL gibt. Die Beziehung sieht anders aus als bei älteren Schüler:innen, die Kinder beziehen dich in ihr Leben ein. Ich erinnere mich an die erstaunte Aussage eines Gym-Lehrers, der zu uns abgeordnet war. :)

    Der Vergleich zur KiTa würde bedeuten, dass es in jeder Grundschulklasse zusätzlich eine „pädagogische Assistenz“ gibt, die dann fest dazu gehört und während des Unterrichts anwesend ist. Fände ich seit Jahren gut, gerne als Ausbildung, sodass diese Kraft dann vieles unterstützen kann. Das wäre auch für die Umsetzung der Inklusion ein Segen.

    • Offizieller Beitrag

    Mein Eindruck ist, dass das Klassenlehrerprinzip zumindest in Klasse 3 und 4 eher der Bequemlichkeit der Lehrkräfte dient

    Nein. Dem ist nicht so. (Siehe dazu unter anderem die bisherigen Beiträge der Grundschul-Lehrer.)

    Spätestens wenn du als Klassenlehrer ein Fach fachfremd unterrichtet, ist das alles andere als "bequem".


    Bzgl. Mathe: Ich glaube sogar, dass es hilfreich ist, wenn man als Mathelehrer selber nicht der beste (Oberstufen-)Schüler in Mathe war. Denn dann verfällt man nicht so leicht ins "Mathe ist ja ein Kinderspiel'-Denken.

  • Bzgl. Mathe: Ich glaube sogar, dass es hilfreich ist, wenn man als Mathelehrer selber nicht der beste (Oberstufen-)Schüler in Mathe war. Denn dann verfällt man nicht so leicht ins "Mathe ist ja ein Kinderspiel'-Denken.

    Für die Oberstufe magst du (in Einzelfällen) Recht haben, ich kann dies aber nicht bestätigen, aber Grundschulmathematik inkl. Klasse 5 glaubt jeder zu können.

    (Meine MathekollegInnen mit dem größten Erfolg auch bei schwachen Schülern hatten selbst immer sehr gute Noten. Um gut erklären zu können, muss man es selbst verstehen und die didaktische Reduktion gelernt haben. Ich glaube eher, dass eine gewisse Unlust und "nicht so wichtig- Einstellung" weiter gegeben wird.)

    Ich stimme Moebius in diesem Punkt zu. Wenn der Aufbau des Zahlenraums nicht gelingt, wenn Grundrechenarten irgendwie beigebracht wird, dann haben diese Schüler später extreme Probleme (und Schwächere werden es vielleicht nie mehr aufholen. Auch ich merke es, wenn vorher fachfremd unterrichtet wurde.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ich habe als Schülerin in der Grundschule (3./4. Klasse) sehr unter meiner Klassenlehrerin gelitten. Ich ging regelmäßig mit Bauchschmerzen zur Schule, wenn wir sie 6. Stunden am Tag hatten. Ich war froh, als in der 5. Klasse verschiedene Lehrkräfte den Unterricht erteilten und ich bestimmte Lehrkräfte nur in 5 Stunden die Woche hatte.

  • Bzgl. Mathe: Ich glaube sogar, dass es hilfreich ist, wenn man als Mathelehrer selber nicht der beste (Oberstufen-)Schüler in Mathe war. Denn dann verfällt man nicht so leicht ins "Mathe ist ja ein Kinderspiel'-Denken.

    Niemand der in Mathe gut war und es dann anschließend vollumfänglich an der Uni studiert hat glaubt, dass Mathe ein Kinderspiel ist.

    Ich habe aus der Sicht einer Lehrkraft an der weiterführenden Schule argumentiert und darauf hingewiesen, dass wir hier sehr deutlich die Probleme sehen, die durch Unterricht von fachlich unqualifizierten Lehrkräften verursacht werden.

    Und doch, den Unterricht kann man sich da durchaus bequem machen, er besteht dann in der Regel daraus, dass ein neues Rechenverfahren einmal leidlich an der Tafel vorgemacht wird und dann gibt es die nächsten 4 Wochen "Lerntheke", bei der die SuS einfach mit Kopien zugeschmissen werden. Gerade wenn man fachlichen Rückfragen der SuS nicht gewachsen ist, kann man das Credo des "schülerzentrierten Unterrichtes" auch sehr schön nutzen, um sich aus seiner Verantwortung als Lehrkraft zurückzuziehen. Das habe ich durchaus schon selber so erlebt und kriege bei den SuS mit Problemen auch entsprechende Rückmeldungen von den Eltern.

    • Offizieller Beitrag

    Ich stimme Moebius in diesem Punkt zu. Wenn der Aufbau des Zahlenraums nicht gelingt [...], dann haben diese Schüler später extreme Probleme (und Schwächere werden es vielleicht nie mehr aufholen.

    dem möchte ich nicht widersprechen.

    Aber: auch von Grundschul-Lehrern, die Mathe nicht als (Voll-)Fach haben, werden die Grundrechenarten nicht "irgendwie beigebracht".

    Klassenlehrer mit fachfremden Unterricht zu sein ist eben nicht bequem, sondern man muss dann wissen, was man tut.

    -----

    Ich finde es aber auch etwas kurzsichtig, wenn man aus den Fakten

    "Es gibt weniger ausgebildete Mathelehrer" und "Die Kindet haben später Probleme in Mathe" den alleinigen Schluss zieht: die Probleme sind da, weil die Grundrechen-Arten irgendwie beigebracht worden sind.

    a) war niemand von euch mit in dem Unterricht

    b) gibt es noch eine Menge anderer Stellschrauben, die einem Einfluss auf das Ergebnis haben.


    Sprich: nur aufgrund dieses unbegründete Vorwurfs würde ich nicht vom Klassenlehrer-System abrücken.

  • Für die Oberstufe magst du (in Einzelfällen) Recht haben, ich kann dies aber nicht bestätigen, aber Grundschulmathematik inkl. Klasse 5 glaubt jeder zu können.

    Und dann sehen wir allenthalben in den sozialen Medien empörte Eltern, weil das Kind im Mathetest keine Punkte erhalten hat, da es 5 mal 4 und nicht 4 mal 5 gerechnet hat. Und das wird dann von Lehrkräften auch noch verteidigt.

  • Ich stimme Moebius in diesem Punkt zu. Wenn der Aufbau des Zahlenraums nicht gelingt, wenn Grundrechenarten irgendwie beigebracht wird, dann haben diese Schüler später extreme Probleme (und Schwächere werden es vielleicht nie mehr aufholen.)

    Dem ist leider so und ich bedauere sehr, dass viele meiner KollegInnen so schlecht in Mathe-Didaktik ausgebildet sind.

    Wir arbeiten an unserer Schule nach dem Klassenlehrkraftprinzip, wie eigentlich alle Grundschulen in meinem Umkreis.

    Dabei nehmen wir Mathe raus, das von einer anderen Lehrkraft in der Klasse unterrichtet wird. Sport, wenn notwendig und Musik, wenn möglich.

    Die Vorteile wurden ja schon mehrfach genannt:

    Projekt- und Schwerpunktarbeit ist möglich, genug Zeit die Kinder kennen zu lernen und Beziehungen vernünftig aufzubauen...

    Aus meiner damaligen Zeit in NRW kenne ich aber auch das Klassenlehrkraft Prinzip in der 1. und 2. Klasse und dann vestärkt Fachunterricht in der 3. und 4. Klasse. Hat aus meiner Sicht nicht so gut geklappt, die Beziehungsarbeit hat deutlich gelitten und die ist in der Grundschule einfach noch wichtiger.
    Zu meiner Studienzeit mussten wir noch Deutsch und Mathe studieren, eins davon als Schwerpunktfach und dann ein drittes Fach dazu.

  • Sprich: nur aufgrund dieses unbegründete Vorwurfs würde ich nicht vol Klassenlehrer-System abrücken.

    Davon abrücken würde ich auch nicht, aber es ist nun mal Fakt, das die Ausbildung zum großen Teil Verbesserungswürdig ist. Die Fachfremden Lehrkräfte in Mathe machen es sich nicht leicht, aber wenn sie nicht in der Lage sind, eine vernünftige Diagnostik durchzuführen, um dann zu Fördern oder zu Fordern oder nur stur das Mathebuch abarbeiten, ohne das bewerten zu können, was davon vielleicht unsinnig für die eigene Klasse ist und selbst nachbessen können, dann ist das problematisch.

  • Hm eben warst du noch bei der Aussage, dass das Klassenlehrerprinzip der Bequemlichkeit dient.

    Jetzt ...

    Und doch, den Unterricht kann man sich da durchaus bequem machen, er besteht dann in der Regel daraus, dass ein neues Rechenverfahren einmal leidlich an der Tafel vorgemacht wird und dann gibt es die nächsten 4 Wochen "Lerntheke", bei der die SuS einfach mit Kopien zugeschmissen werden.

    ... wirfst du in den Raum, dass man aus "Bequemlichkeit" nur Lerntheken macht.

    Lerntheken sind alles andere als "Schüler mit Kopien zuschmeißen" und Bequemlichkeit.

    Schule ist schön ... und macht Spaß.

    • Offizieller Beitrag

    Davon abrücken würde ich auch nicht, aber es ist nun mal Fakt, das die Ausbildung zum großen Teil Verbesserungswürdig ist

    Ich würde mir auch wünschen, dass jeder D / M / SU studieren muss. Und dann noch 1 bis 2 weitere Fächer.

    Aber Ich weiß auch , dass es trotzdem im Schuldienst nicht so ist, dass die nicht grundanständig ausgebildeten Grundschullehrer das Fach "irgendwie beibringen" sondern sie klemmen sich dahinter, tauschen sich mit dem Teampartner aus, bilden sich fort.

  • Jeder Unterricht sollte fachlich fundiert sein und damit am besten studiert. Deutlich sieht man die Folgen von "kann ich eh" - Unterricht am Englischunterricht, da fällt es schnell auf. Aber in Mathe ist es das gleiche, auch in Kunst. Ich hatte Mathe und Deutsch als Fächer an der Uni. Nicht aber Kunst und obwohl ich selbst gerne male, finde ich nur den richtigen Zugang bzw Erklärung zu den Schülern.

    Auf der anderen Seite ist es so: Je kleiner, desto weniger Bezugspersonen. In der Regel belogen sich Grundschullehrkräfte auch um legen einzelnen Schüler.

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