Wie können Prüfungen zu schwer sein?

  • Jedes Jahr beklagt sich irgendwer über zu schwere Abiklausuren.

    Z.B.:

    https://www.spiegel.de/panorama/bildu…c1-a3ab47cc7bd2

    Ich frage mich, wie es dazu kommt, weiß jemand, wer die Aufgaben nach welchen Kriterien erstellt? Zu wievielt spricht man sich da ab? Sind das aktuell unterrichtende Lehrkräfte mit Berufserfahrung?

    Ich erinnere mich an unsere "Zentrale Klassenarbeit" in der 10., keine Ahnung, ob es das noch gibt. Jedenfalls schien sie uns wirklich schwer, der Schnitt war viel schlechter als sonst, auch sehr gute SuS schnitten schlechter ab. Im Jahr drauf wurde entsprechend zurückgerudert. Wie kann das sein, wer vertut sich warum oder ist das lediglich Einbildung?

  • Soweit ich weiß (für Bayern), bekommen Schulen den Auftrag, für ein bestimmtes Fach eine Abituraufgabe zu erstellen. Der SL bestimmt dann einen Kollegen, das alles unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Der Kollege bekommt dann alle möglichen formalen Vorgaben, erstellt etwas, begründet seinen Vorschlag am Curriculum und an den anderen Vorgaben und dsa ganze geht ans Ministerium. Wie es dann weitergeht, weiß ich nicht. Ich gehe davon aus, dass es dort Kommissionen gibt, die die Vorschläge sichten, überarbeiten und dann eine Auswahl treffen. Ob diese Auswahl immer aus den aktuell eingereichten Vorschlägen kommt (- oder vielleicht auch nie -), kann ich nicht sagen.

  • NRW: wie wohl für Bayern.

    Die einreichenden Lehrkräfte bekommen nie einen Hinweis, NICHT MAL, ob die Mail ankam.

    Fun fact: man kann als Schule auch für eine Prüfung gezogen werden, die man nie als Schule hat (zum Beispiel LK oder so). Daraus _könnte_ sich eine falsche Einschätzung ergeben.


    Vor ein paar Jahren gab es in einem meiner Fächer einen kleinen Skandal (wobei der Skandal eher bei den falsch unterrichtenden Schulen lag). Die Abiturfokussierungen waren nicht ausreichend berücksichtigt bzw. es wurden Themen abgefragt, die nur im Lehrplan waren und nicht explizit in den Fokussierungen. (Ja, peinlich für die betroffenen Lehrkräfte und Schulen aber sehr doof für die Schüler)

    -> das kann auch ein Problem sein…


    Auf einer ‚Curricula-Veranstaltung für Fachvorsitzende‘ durfte eine hohe Person aus Düsseldorf, für das Fach zuständig, Rede und Antwort stehen, auch über dieses Problem hinaus, dass die Fragestellungen nicht konsequent ähnlich aufgebauz sind und die Erwartungshorizonte unterschiedlich auf die Operatoren antworten, es sei schwierig, die SuS konsequent vorzubereiten.


    Antwort der Fachdezernentin (oder so): dafür könnte man am Ministerium nunmal nichts, die Vorschläge kämen ja aus unseren Reihen und wenn sie schlampig (mein Wort, ihre Bedeutung) erarbeitet würden, dann könnten wir uns nur an die eigene Nase fassen.

  • Es wird immer irgendwelche Underperformer geben, die die Schuld bei der "Schwere" der Prüfung suchen. Ist doch schön einfach und man muss sich selbst keinen unangenehmen Wahrheiten stellen. ;)

    Ein Problem mit den Prüfungen liegt nur vor, wenn es über alle Prüfungen/Schulen statistisch signifikante Auffälligkeiten bei den Noten gibt.

  • BW: Läuft meiner Kenntnis nach wie wohl in Bayern/ NRW.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich durfte bereits dreimal eine Aufgabe für den Chemie-LK in Baden-Württemberg entwerfen. Wie bereits geschrieben zwei Jahre vor dem Termin muss die Schule einen oder zwei Kollegen nennen (wir dürfen auch als Paar). Dann trifft man sich mit den anderen Auserwählten, bekommt genaue Anweisungen durch das RP und hat ein Vierteljahr Zeit. Aus all den Vorschlägen werde durch eine Kommission (auch Lehrer) die Aufgaben endgültig zusammen gestellt. Dabei werden meistens die Aufgaben geändert, so dass alle Themen des Lehrplans abgebildet werden. Darauf wird geachtet. Beim letzten Mal erhielt ich einen extra Dank für die gute Aufgabe, bei den ersten beiden habe ich nichts mehr gehört. In Chemie waren bisher meine Schülerinnen und Schüler und ich zufrieden.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ergänzend: das sinkende Niveau ist bei jedem Fach einfach so, dass eben SuS dabei sind, die nur meckern (und vielleicht woanders ihre Punkte holen)

    Und bekanntlich beschwert man sich lauter als man sagt, dass es fair war.

  • auch über dieses Problem hinaus, dass die Fragestellungen nicht konsequent ähnlich aufgebauz sind und die Erwartungshorizonte unterschiedlich auf die Operatoren antworten, es sei schwierig, die SuS konsequent vorzubereiten.

    Letzteres finde ich allerdings auch problematisch und es ist nicht nachvollziehbar, wieso sich das nicht abstellen lässt. Das muss der finalen Abnahmestelle doch selbst auch auffallen (spätestens, nahchdem entsprechende Hinweise erfolgt sind).

  • Das Englisch-Abitur in NRW im LK war diesmal beim Hörverstehen teils leicht, teils anspruchsvoll - für eine gute bis sehr gute Note darf man das aber auch erwarten.
    Die beiden Texte waren thematisch wirklich ein Geschenk - zwei Laberthemen, bei denen man über Rassismus oder Gentrifizierung rabulieren darf. Ferner war die Bepunktung angepasst, so dass die Comprehension- und Analysis-Aufgabe dieselbe Anzahl an Punkten bekamen (je 13) und die Aufgabe 3 erstmalig 18 Punkte. Früher war Comprehension die am niedrigsten und die Analyse die am höchsten bewertete Aufgabe - die Aufgabe 3 lag dazwischen.

    So kann man das Niveau absenken...

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Ob diese Auswahl immer aus den aktuell eingereichten Vorschlägen kommt (- oder vielleicht auch nie -), kann ich nicht sagen.

    Aus Erfahrung: es kann durchaus auch bis zum nächsten Termin dauern, bis das erstellte Thema dran kommt.

    Manche kommen wahrscheinlich auch nie dran.

  • Aus Erfahrung: es kann durchaus auch bis zum nächsten Termin dauern, bis das erstellte Thema dran kommt.

    Manche kommen wahrscheinlich auch nie dran.

    Es kann viel länger dauern und die meisten kommen nie dran.

    In Chemie wurden jährlich 80 Aufgaben bei uns erstellt. Vor den deutschlandweiten Prüfungen brauchte man 4 für den Haupttermin und 4 für die Nachprüfung. Manchmal wurde aus 2 Vorschlägen eine Aufgabe, der Rest wartet, ob er irgendwann mal dran kommt.

    Seit diesem Jahr müssen auch die Naturwissenschaften mindestens 50 % aus dem deutschlandweiten Aufgabenpool nehmen. Wie es in Zukunft aussieht, weiß ich (noch) nicht. Bald müsste ich wieder dran sein.

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  • Es kann viel länger dauern und die meisten kommen nie dran.

    In Chemie wurden jährlich 80 Aufgaben bei uns erstellt. Vor den deutschlandweiten Prüfungen brauchte man 4 für den Haupttermin und 4 für die Nachprüfung. Manchmal wurde aus 2 Vorschlägen eine Aufgabe, der Rest wartet, ob er irgendwann mal dran kommt.

    Seit diesem Jahr müssen auch die Naturwissenschaften mindestens 50 % aus dem deutschlandweiten Aufgabenpool nehmen. Wie es in Zukunft aussieht, weiß ich (noch) nicht. Bald müsste ich wieder dran sein.

    Das kann gut sein.

    Das Jahr danach wurde die Prüfungsordnung geändert. Da waren dann andere Themen relevant. :pfeif:

  • Soweit ich weiß (für Bayern), [...] Ich gehe davon aus, dass es dort Kommissionen gibt, die die Vorschläge sichten, überarbeiten und dann eine Auswahl treffen. Ob diese Auswahl immer aus den aktuell eingereichten Vorschlägen kommt (- oder vielleicht auch nie -), kann ich nicht sagen.

    Die Kommissionen gibt es, nur schnarchen die manchmal und winken etwas durch, das so nicht durchgewunken hätte werden dürfen (wo man sich fragt, ob da ein Kollege bei der Erstellung nicht ein ganz privates Steckenpferd bedient hat).

  • Ich sag mal so: Nele hat hier immer mal den Spruch gebracht: "Einer verbeamteten Lehrkraft, der nichts peinlich ist, kann man nichts anhaben." Ich glaube, in diesem Spruch steckt viel Wahrheit.

    Vor diesem Hintergrund kann ich mir gut vorstellen, dass diese Aufgabe sehr (!) unterschiedlich ernst genommen wird. Ich war bislang selbst nie betroffen, habe aber bei einem Kollegen mitbekommen, wie aufwendig das ist. Und natürlich on top, es gibt natürlich keine Entlastung. Bestimmt gibt es Kollegen, die sich nicht sehr viel Mühe machen, gute Aufgaben zu erstellen, sondern einfach nur die Formalia eher schlecht als recht erfüllen und dann halt sozusagen irgendwas einschicken. Dass dann die Kommissionnen da nicht gut genug filtern, ist schon ein ziemliches Versagen auf dieser Ebene.

    Dass dann von Kollegen, die für solche Kommissionen vermutlich zumindest stundenweise abgeordnet werden, solche Sprüche kommen, wie Chili sie hier zitiert, ist schon ziemlich zynisch.

  • In Mathe liegen die "zu schweren" Prüfungen eigentlich häufig nur daran, dass die Schwerpunkte sich immer wieder spontan ändern können.

    Beispielsweise kamen in NRW sehr häufig Aufgaben, bei denen eine Änderungsrate gegeben war. Deshalb hat man die in der Regel viel geübt. Dann gibt es aber auch immer wieder Abiture, wo dieser Aufgabentyp kaum eine Rolle spielt, dafür plöztlich mal das graphische Integrieren.

    Meine Kollegen und ich haben in dem Fach oft das Gefühl, dass wir dies und jenes besonders üben müssen und am Ende gibt es doch nochmal eine andere Überraschung.

  • Ich kenne in Chemie in Baden-Württemberg keine Schwerpunktthemen, es gilt der Lehrplan.

    Einmal habe ich richtig geraten, weil 2 Jahre vor dem schriftlichen das Schiffsunglück mit Schwefelsäure auf dem Rhein passiert ist, zweimal hatte ich zufällig eine ähnliche Aufgabe in einer Klausur gestellt.

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