Versetzung wegen belastender Klientel möglich?

  • Ich sehe kulturelle Unterschiede als Übung und Gelegenheit in gegenseitiger Toleranz. Das gehört zu einer funktionierenden multikulturellen Gesellschaft dazu.

    Jein. Toleranz ist wichtig, keine Frage. El Mafalaani hat ja Recht damit, dass es eigentlich ein Merkmal von Integration ist, wenn Menschen aus fremden Kulturkreisen in Deutschland Forderungen nach Berücksichtigung ihrer Interessen stellen, doch heisst das ja nicht zwangsläufig, dass wir die alle zufriedenstellen müssen. Im Gegenteil: die Offenheit unserer multikultirellen Gesellschaft sollte immer an erster Stelle stehen. Popper sagt es so schön: "Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die unbeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen." Ich will damit nicht sagen, dass Mädchen in Kopftüchern per se unseren Staat abschaffen, sondern, dass uns bei zu viel Toleranz ggü. z.B. dem Kopftuchtragen vielleicht irgendwann die Kontrolle darüber entgleitet, wer hier eigentlich Toleranz ausübt und welches Verhalten toleriert wird. Keine Ahnung jedenfalls, an wie vielen Gesamtschulen in NRW die im GEW-Artikel über das Nicolaus Cusanus Gymnasium in Bad Godesberg geschilderte Situation (https://www.gew.de/aktuelles/deta…ist-nicht-halal) nicht bereits absoluter Alltag ist.

  • ja, ein Risiko besteht durchaus. und ja, auch an meinem Gymnasium außerhalb/am Rande des Ruhrgebiets hatten wir durchaus religionsbedingte Probleme.
    Aber nicht der Islam ist schuld, nicht die kopftuchtragende Schülerin der 9b.
    Sondern die Erziehung von Murat in der 7c, der der Meinung ist, Mädchen zu sagen, wie lang ihre Hosen sein dürfen oder anderen Muslimen, wie man besser fastet.
    Einzelne Kinder. Einzelne Eltern. Einzelne Menschen.
    Neben ganz vielen anderen, die einfach (ich vereinfache!!!) kein Schwein essen, regelmäßig beten und manchmal ein Kopftuch tragen, manchmal nicht.

  • Und abseits dieses abstrusen Falles ist es ja nicht abwägig, aus Gesprächen mit Kolleg*innen eigene Fragestellungen zu haben, ohne selbst betroffen zu sein.

    Es ist die Frage, welche Motivation dahintersteckt. Die sollte eigentlich dann klarwerden. Aber hier bleibt vieles im Unklaren. Bei diesem Thread hört es sich so an, wie der TE selbst so denken würde.

  • Natürlich gibt es keinen Freund.
    Da reicht ein Blick in seine Beitragshistorie (erwarte ich nicht von anderen!) zur Bestätigung.
    Der TE hat selbst im Frühling von seiner Versetzung gesprochen und von seinem kulturellen Schock und Problemen.

  • [Mod-Beitrag]
    Nur als Info: Wir überlegen im Hintergrund durchaus, was wir mit den Beiträgen machen. Einerseits ist rassische Kacksch.. (mein eigenes Wording, kein Mod-Sprech) eben das: Sch..., aber der Gegenwind ist da, so dass klar ist, dass es dieser User ist und nicht die Gesamtheit der Lehrkräfte ist.

    Wenn das Stehenlassen rassistischer Kackscheiße davon abhängt, ob es Gegenrede gibt, rede ich gegen.

    Dass es ältere Beiträge des Users gibt, hatte ich nicht gesehen, macht die Sache aber nicht besser, weil es die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich hier eine Lehrkraft äußert.

    Zu fragen, welche Probleme der TE selbst hat und welche der besagte Freund, ist m.E. kein "schießen", sondern die Aufforderung, konkret zu werden und vom unsäglichen besorgter-Bürger-Ton wegzukommen.

  • Ich sehe kulturelle Unterschiede als Übung und Gelegenheit in gegenseitiger Toleranz. Das gehört zu einer funktionierenden multikulturellen Gesellschaft

    Solange es notwenig ist, sich in dieser Toleranz zu "üben", sind wir aber ehrlicherweise keine funktionierende multikulturelle Gesellschaft. Ganz im Gegenteil, die Konflikte, die mittlerweile in Schulen hineingetragen werden, sind vielmehr Ausdruck von zunehmender Dysfunktionalität und vom Vormarsch problematischer weltanschaulicher Haltungen in Teilen der Gesellschaft, die das multikulturelle Zusammenleben für mich persönlich zunehmend schwieriger erscheinen lassen, als noch vor einigen Jahren.

  • Keine Ahnung jedenfalls, an wie vielen Gesamtschulen in NRW die im GEW-Artikel über das Nicolaus Cusanus Gymnasium in Bad Godesberg geschilderte Situation (https://www.gew.de/aktuelles/deta…ist-nicht-halal) nicht bereits absoluter Alltag ist.

    Also, an denen, die ich jetzt in der Region kenne, ist das nicht üblich. Allerdings wird im Artikel erstens bereits gesagt, dass Godesberg eine besondere Salafisten-Hochburg ist und zweitens zitiere ich aus dem Artikel: „Es liegt nicht an den Regeln. Sie werden nur nicht durchgesetzt.“

    Und auch ein bisschen an der Bereitschaft zum Standpunkt-Beziehen. Wenn ich kommendes Jahr Sexualkunde unterrichte, dann werde ich das tun und eine moderne naturwissenschaftliche Haltung einnehmen. Dabei ist mir egal, ob Salafisten, AfDler oder orthodoxe Russen da sitzen.


    Solange es notwenig ist, sich in dieser Toleranz zu "üben", sind wir aber ehrlicherweise keine funktionierende multikulturelle Gesellschaft.

    Ich glaube, wir wissen gar nicht, was echte Multikulturaltität bedeutet. Das hat man sogar streckenweise in diesem Forum gemerkt, dass jemand bspw. streng katholisch ist, wurde hier meiner Erinnerung nach oft genug angegriffen. Das bedeutet nämlich ganz oft, dass man ertragen muss, wenn jemand anders eigene Moralvorstellungen hat, die man vielleicht sogar ablehnt, solange er sie einem nicht aufzwingt sondern nach außen im gesellschaftlichen Konsens bleibt.

    Schwierig wird es in der Schule, weil unsere Gesellschaft eine zumindestens grundlegende gemeinsame Kultur vorgibt und sich herausnimmt, bei Kindern auch über den Elternwillen hinweg zu agieren. Für mich ok, weil ich große Teile dieser gemeinsamen Kultur mittrage (gewaltfreie Erziehung, Sexualerziehung, etc.). Allerdings lehne ich zum Beispiel die Versuche, einen allgemeinen Religionsunterricht zu etablieren, rundheraus ab und würde mein Kind notfalls an eine Privatschule schicken, wenn das käme (unwahrscheinlich in NRW).

    Man kann natürlich durchaus diskutieren, ob wir hier an ein Problem der Begriffsdefinition von Multikulturalität kommen. Für mich bedeutet das nämlich nur, dass verschiedene Menschen in Frieden zusammenleben, nicht dass wir alle alles mitmachen.

  • Schwierig wird es in der Schule, weil unsere Gesellschaft eine zumindestens grundlegende gemeinsame Kultur vorgibt und sich herausnimmt, bei Kindern auch über den Elternwillen hinweg zu agieren.

    Schwierig wird es, weil unsere Gesellschaft grundlegende Standpunkte nicht in letzter Konsequenz vertritt. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an das Existenzrecht Israels.


    —>

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Wird jemandem, der im Anschluss an die Einbürgerung das Existenzrecht Israels leugnet, die deutsche Staatsbürgerschaft wieder aberkannt und wird dieser danach des Landes verwiesen?

  • Schwierig wird es, weil unsere Gesellschaft grundlegende Standpunkte nicht in letzter Konsequenz vertritt. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an das Existenzrecht Israels.

    Und da kommen wir aber wieder an das Zitat aus dem GEW-Artikel: „Es liegt nicht an den Regeln. Sie werden nur nicht durchgesetzt.“

  • Im Grunde sieht die deutsche Gesetzgebung für fast alle Szenarien Handlungsmaßnahmen vor. Wie BlackandGold andeutet, scheitert es im Zweifelsfall nicht am Können, sondern am Wollen. Man kann selbstverständlich Gesetze problematisch finden, aber dann muss man sich dafür einsetzen, dass sie geändert werden. Bis zu dieser Änderung allerdings gelten sie und müssen Anwendung finden - alleine der Glaubwürdigkeit der Rechtstaatlichkeit wegen.

  • und was passiert, wenn man vorher eingebürgert wurde?
    Werde ich ausgebürgert, wenn ich mich nicht zum Existenzrecht Israels bekenne? (tue ich, aber ich warte auch daran, dass meine zwei Staaten Palästina anerkennen)

  • Vor der Wahl von Merz forderte dieser eine Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft bei Doppelstaatsbürgern im Falle von schwerer Straftaten und die Koppelung des Erwerbs besagter Staatsbürgerschaft an die Bekenntnis zum Existenzrecht des Staates Israels. Ob beide Punkte jedoch nach der Wahl mit einem Juniorpartner SPD in der Regierung umsetzbar sind, bleibt abzuwarten.

    Bereits jetzt gibt es die Möglichkeit, die deutsche Staatsbürgerschaft nachträglich abzuerkennen, wenn diese nachweislich auf Basis erheblicher falscher Behauptungen erworben wurde. Im Internet finde ich fast nur theoretische Überlegungen hierzu, weswegen ich vermute, dass die Anzahl an Gerichtsurteilen hierzu in den letzten Jahren an einer Hand abgezählt werden könnte.

  • Multikulti heißt für mich, ich suche mir aus den verschiedenen Kulturen aus, was zu mir passt und nicht, dass mir unter dem Label "Toleranz" alles mögliche aller möglichen Kulruren aufgedrückt wird.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Multikulti heißt für mich, ich suche mir aus den verschiedenen Kulturen aus, was zu mir passt und nicht, dass mir unter dem Label "Toleranz" alles mögliche aller möglichen Kulruren aufgedrückt wird.

    Wo wird dir denn irgendwas "aufgedrückt"?

  • Multikulti heißt für mich, ich suche mir aus den verschiedenen Kulturen aus, was zu mir passt und nicht, dass mir unter dem Label "Toleranz" alles mögliche aller möglichen Kulruren aufgedrückt wird.

    Es könnte helfen, sich mit dem Begriff an sich einmal ausführlicher auseinanderzusetzen...

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • ...

    Und auch ein bisschen an der Bereitschaft zum Standpunkt-Beziehen. Wenn ich kommendes Jahr Sexualkunde unterrichte, dann werde ich das tun und eine moderne naturwissenschaftliche Haltung einnehmen. Dabei ist mir egal, ob Salafisten, AfDler oder orthodoxe Russen da sitzen...

    Eben. Wer meint, sich von Extremisten unter Druck setzen lassen zu müssen, statt den Maßnahmenkatalog zu nutzen, der zur Verfügung steht, muss sich nicht wundern, wenn seine als weinerliche Schlaffheit verstandene Toleranz ausgenutzt wird.

    Wir sind ein funktionierender Rechtsstaat und mögen dies lange bleiben. Ich fühle mich von der AfD jedenfalls mehr bedroht als von prolligen Jugendlichen.

  • Wo wird dir denn irgendwas "aufgedrückt"?

    Wann warst Du das letzte Mal auf Klassenfahrt und welches Essen kam da auf den Tisch? Darf man Halal ablehnen oder ist man dann schon Rechtsextrem? Oder muss man sich dem Islam beugen und das dann mitmachen, weil sich ein einzelner Schüler auf die Religionsfreiheit beruft?

  • Wann warst Du das letzte Mal auf Klassenfahrt und welches Essen kam da auf den Tisch? Darf man Halal ablehnen oder ist man dann schon Rechtsextrem? Oder muss man sich dem Islam beugen und das dann mitmachen, weil sich ein einzelner Schüler auf die Religionsfreiheit beruft?

    Ich fahre demnächst auf Klassenfahrt und es wird abgefragt, wer kein Schweinefleisch will. Die kriegen dann halt was halales. Ich persönlich mag manche halalen Sachen, andere nicht, fertig. Dass es sich manche Mittagsessenanbieter einfach machen und nur noch Geflügel anbieten (weil billig und kein Schwein) ist mehr dem Preisdruck geschuldet.

    Das man das heute im Angebot hat, ist wie was Vegetarisches anzubieten. Gehört halt dazu.

  • Wann warst Du das letzte Mal auf Klassenfahrt und welches Essen kam da auf den Tisch? Darf man Halal ablehnen oder ist man dann schon Rechtsextrem? Oder muss man sich dem Islam beugen und das dann mitmachen, weil sich ein einzelner Schüler auf die Religionsfreiheit beruft?

    Du warst auf Klassenfahrt, bei der dir Essen aufgezwungen wurde, das Halal ist mit der Begründung, du seist sonst rechtsextrem?

  • und was passiert, wenn man vorher eingebürgert wurde?
    Werde ich ausgebürgert, wenn ich mich nicht zum Existenzrecht Israels bekenne? (tue ich, aber ich warte auch daran, dass meine zwei Staaten Palästina anerkennen)

    Konsequenterweise müsste und sollte das so sein. Gilt auch für andere grundlegende Prinzipien unserer Gesellschaft, wie beispielsweise der Geschlechtergleichheit. Wer hier beispielsweise bei TikTok das Selbstbestimmungsrecht seiner weiblichen Verwandtschaft in Frage stellt, müsste meines Erachtens sofort die Staatsbürgerschaft verlieren. Genau an der falschen Toleranz, die man hier walten lässt, scheitert imo funktionale Multikulturalität.

    Ich habe Multikulturalität nie in Frage gestellt oder übermäßig kritisch gesehen. Mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher, ob eine multikulturelle Gesellschaft ohne sehr extrem eng definierte Leitplanken funktionieren kann.

Werbung