Große Unruhe im Matheunterricht

  • Das war früher Standard, in den Sprachen sowieso wegen der Vokabeltests.

    Nein, "Standard" war das nicht unbedingt. Zu meiner Schulzeit gab es die an den Schulen, die ich besucht habe, nicht. Wir haben in keinem Fach wöchentliche Tests, auch keine wöchentlichen Vokabeltests in den Sprachfächern, geschrieben.

    Die Störer erfahren so eine Konsequenz ihres Verhaltens für ihre Note.

    Noten gibt es ja nicht, wie die TE schreibt:

    Auch durch Noten lässt sich wenig regulieren, da es hier in Klasse 9 und 10 keine Noten geben soll.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Daher finde ich weiterhin die Frage, die bislang unbeantwortet blieb, wichtig: Rücken Schüler (m/w/d) automatisch weiter oder findet doch irgendeine Art Bewertung statt, die dazu führt, dass im Einzelfall das Weiterrücken verwehrt werden könnte?

  • Humblebee Stimmt, das hatte ich vergessen!

    Aber doch, das war tatsächlich bei uns so. Gerade in Latein, in Englisch in den unteren Stufen auch häufiger, später weniger. Ist aber auch verständlich, man muss halt beim Erwerb einer Sprache Wörter lernen. Und das nicht in der Unterrichtszeit. Das sehen ja selbst die Hardcore-Gegner von Hausaufgaben hier in NRW so, dass Vokabellernen als Ausnahme gilt.

    Grundsätzlich mag ich Tests sehr gerne und habe den Eindruck, dass sie zu unrecht fast schon tabuisiert werden.

  • Daher finde ich weiterhin die Frage, die bislang unbeantwortet blieb, wichtig: Rücken Schüler (m/w/d) automatisch weiter oder findet doch irgendeine Art Bewertung statt, die dazu führt, dass im Einzelfall das Weiterrücken verwehrt werden könnte?

    Schüler*innen rücken so auf, Verbleib in einer Jahrgangsstufe bzw. Verlassen des Klassenverbands ist in allen mir bekannten Settings eine super duper Ausnahme und eher freiwillig. (passt auch nicht zum Konzept)

  • Verstehe - keine Noten (außer vielleicht ein Ankreuz-/Textzeugnis) und so gut wie kein Wiederholen schulseitig durchsetzbar.

    Das ganze Konzept setzt dann auf Einsicht der Eltern und Schüler, dass es nicht dazu kommt, dass die Kinder und Jugendlichen im Zweifelsfall so weit im Stoff zurückfallen, dass sie die Stofflücken nicht mehr realistisch auffangen können.

    Dann läuft es aus meiner Sicht auf zwei Dinge heraus: Entweder wirklich engmaschige Feedbackkultur an Eltern und Schüler (Gibt es etwas Ähnliches bereits an der Schule?) oder, was ja schon oft vorgeschlagen wurde, eine neue Schule suchen.

  • Daher finde ich weiterhin die Frage, die bislang unbeantwortet blieb, wichtig: Rücken Schüler (m/w/d) automatisch weiter oder findet doch irgendeine Art Bewertung statt, die dazu führt, dass im Einzelfall das Weiterrücken verwehrt werden könnte?

    Wo blieb das unbeantwortet? Waldorfschulen haben Berichtzeugnisse.

    Übrigens noch ein Punkt auf der To-Do-Liste von Waldorflehrer*innen: für jedes Kind werden in jedem Fach von Hand Zeugnistexte verfasst, die Klassenlehrperson schreibt eine Seite.

    Kannst du ja mal ausprobieren, Gymshark , ich bin gespannt, ob es mehr oder weniger aussagt, als die Note, die du dem Schüler im letzten Zeugnis gegeben hast.

  • Was das Aussagt oder wie viel Arbeit das macht, war nicht die Frage, sondern ob das Nicht-Erfüllen von Leistungsanforderungen Folgen hat.

    Freiwilliges Wiederholen ist an Waldorfschulen wohl auch möglich, so etwas wie eine Nichtversetzung gibt es meines Wissens nicht.

  • Übrigens noch ein Punkt auf der To-Do-Liste von Waldorflehrer*innen: für jedes Kind werden in jedem Fach von Hand Zeugnistexte verfasst, die Klassenlehrperson schreibt eine Seite.

    Textbausteine und LLMs regeln das doch. Längere Texte muss heute eigentlich niemand mehr selbst schreiben, nur korrekturlesen.

  • Wie von Moebius bereits geschrieben, ging es mir nicht um den Aufwand hinter der Erstellung eines etwaigen Textzeugnisses, sondern eher, ob die Schüler (m/w/d) an besagter Schule durch Minderleistungen ein Nicht-Vorrücken zu befürchten haben, dessen Vermeidung wiederum ein extrinsischer Motivationsfaktor (und damit ein Regulationsinstrument durch die Lehrkraft) darstellen kann.

  • Hallo ihr Lieben,

    ich hätte nicht erwartet, dass das Thema hier so eine Diskussion lostritt...

    Vielen Dank für eure Inputs zu meiner Frage!

    Ich habe mich für die Waldorfschule entschieden, weil ich dort einige gute Ansätze sehe. Vielen scheint der künstlerische und handwerkliche "Ausgleich" auch sehr gut zu tun. Wenn die Hauptfächer nur dabei nicht so kurz kämen... Unsere Schule ist zum Glück nicht sehr "Steiner-indoktriniert". Dennoch gibt es eben ein paar Elemente des Grundkonzepts von Waldorfschulen, die manche pädagogische Arbeit nicht gerade erleichtern. Große Klassen, keine Noten und kein Sitzenbleiben gehören leider dazu.

    Ich habe das Problem der mangelnden Konsequenzen für Fehlverhalten mal angesprochen und es soll nun in der nächsten Konferenz thematisiert werden. Mal schauen was das gibt.

    Andere Lehrkräfte berichten ähnliches bei der Klasse, tun es aber größtenteils mit "typisches Alter" oder Grenzen austesten ab. Die KL hat mir Hilfe angeboten, allerdings sollte ich selbst sagen, wie diese aussehen soll. Und da bin ich noch immer ein bisschen ratlos .

    Generell fällt mir aber auf, dass die meisten Kinder dort sehr viel reifer und ausgeglichener wirken als Kinder von den Regelschulen an denen ich bisher war.

  • Man bleibt halt an der Waldorfschule milieumäßig gerne unter sich. Chantal und Merve sind eher nicht an der Schule zu finden.

    Die Eltern von Chantal und Merve haben vllt. auch nicht genug Geld, um sich die Waldorfschule leisten zu können. Außerdem muss man bestimmte Dienste übernehmen wie Vorhänge waschen, Klassenzimmer putzen Zaun streichen, Rasenmähen usw, usw, Klassenzimmer streichen natürlich auch, Fenster putzen......

    Dass Kinder bei der Waldorfpädagogik machen dürften, was sie wollen, ist pure Phantasie, im Gegenteil, der Tagesablauf und Jahresrhythmus und viele Dinge mehr sind fest strukturiert. Ich kenne die Waldorfpädagogik aus der Sicht einer Waldorfkindergartenmutter. Diesen Kindergarten hatte ich u.a. wegen seiner guten Öffnungszeiten - 7.00 Uhr-13.30 Uhr - gewählt, was vor 20 Jahren in meiner Wohngegend echt supi war.

    Wenn ich meinen Sohn nach 6 einhalb Stunden dort abholte, hatte er nach seiner Aussage "noch überhaupt nicht gespielt." Meine Tochter, die dort ein mehrwöchiges Sozialpraktikum absolvierte, bestätigte dies. Die Kinder kommen spieltechnisch gesehen zu nicht viel, sondern werden viel mehr angeleitet, es wird gemeinsam gesungen, Hände gewaschen, Essen zubereitet, gegessen, Eurythmie gemacht, gewebt. Das Wort BEDÜRFNISORIENTIERT, das sich unsere anderen Kindergärten auf die Haustür schreiben, findet man da eher wenig. Wobei dieses B-Wort in mir eine Hitzewallung auslöst, da wir fast nur noch so erzogene Kinder einschulen. Im Waldorfkindergarten musste man angefangene Dinge beenden, was ich immer noch sehr gut finde.

  • Das ist jetzt anekdotisch:

    Ich habe auf einem Campingplatz eine Gruppe von ca. 20 jugendlichen Schülern einer Waldorfschule kennengelernt, die im Rahmen einer AG eine Paddeltour auf einem Fluss machten. Sehr positiv empfand ich, dass das Jugendliche waren, die sich ganz normal und unauffällig (ohne Lärm bis spät in die Nacht) auf dem Campingplatz verhielten und man sich mit ihnen ganz normal unterhalten konnte. Die waren offen und freundlich.

  • Das ist jetzt ganz anekoditsch: Auch andere Gruppen Jugendlicher sind nicht automatisch Monster. Auch, ehrlich gesagt ganz besonders, 2025 nicht. Ich hatte das Gefühl "Jugendliche" waren vor 20 Jahren im Schnitt deutlich asozialer.

  • Auch andere Gruppen Jugendlicher sind nicht automatisch Monster.

    Mit Sicherheit nicht. Ich habe mich gewundert, dass so eine Aktion, wo man einiges an Eigenverantwortung aufbringen muss, im schulischen Rahmen ging und habe die Lehrkräfte bewundert (sie hatten 2 Lehrkräfte dabei und noch junge Erwachsene), die sich darauf einließen. Aber offensichtlich war das mit diesen Jugendlichen unproblematisch.

  • Waldorfschulen und Waldorfschüler ticken anders. Das ganze Waldorfumfeld ist eine eigene Welt für sich. Ist nicht wertend gemeint. Ich denke, wenn man an der Waldorfschule arbeitet, sollte man sich mit der Anthroposophie auseinandersetzen wollen. Unterricht muss anders gedacht werden als an einer Staatschule.

    Man sollte sich entscheiden, ob man das will.8)

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