• Ich habe dieses Jahr mehr Kinder mit massiven Aufmerksamkeitsproblemen und es nervt mich manchmal, muss ich ehrlich sagen. Ich mache m.E. nichts anders als sonst, aber 4 Leute kriegen prinzipiell nichts mit. Einfachste Anweisungen 3-7x wiederholt... "Was soll ich jetzt machen?"

    Bei einem Kind habe ich ernsthaft überlegt, ob es eine Hörbehinderung hat, aber das ist es nicht: Süßigkeitenankündigungen werden auch flüsternd wahrgenommen. Vielleicht strengt es mich auch nur momentan besonders an? Auch simple Aktionen, wie sich in einer Reihe aufzustellen dauern ewig. Ich habe gemacht, was man so macht als erfahrene Lehrerin, aber mein Eindruck ist, dass es Null Komma nicht besser wird.

    Edit: nicht zu vergessen die täglich gleichen Konflikte der immerselben Kinder. Wo nehmt ihr die Geduld her?

    Normale Phase meinerseits, oder kann es wirklich sein, dass die Hälfte Ritalin braucht? :neenee:

  • Ich kenne deine Klasse nicht, insofern wäre wichtig für dich, zu klären, wie KuK diese einschätzen.

    Gibt es, wenn du über dich selbst nachdenkst, denn aktuell große Stressoren / Bekastungsfaktoren, die dich möglicherweise zusätzlich viel Kraft kosten? Wie schläfst du momentan? Was erzählen dir deine Wechseljahre momentan über deine Gemütsverfassung?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich habe dieses Jahr mehr Kinder mit massiven Aufmerksamkeitsproblemen und es nervt mich manchmal, muss ich ehrlich sagen. Ich mache m.E. nichts anders als sonst, aber 4 Leute kriegen prinzipiell nichts mit. Einfachste Anweisungen 3-7x wiederholt... "Was soll ich jetzt machen?"

    Normale Phase meinerseits, oder kann es wirklich sein, dass die Hälfte Ritalin braucht? :neenee:

    Ich merke es auch, habe es auf mein Alter geschoben: Ohren sind empfindlicher und ich bin schneller überreizt und ungeduldig.

  • Ob jetzt so viele Ritalin brauchen weiß ich nicht,aber grundsätzlich stelle ich auch fest, dass es einfach sehr viel mehr Kinder mit solchen Schwierigkeiten gibt als früher.

    Gerade die Aufmerksamkeitsschwächen fallen mir auch massiv auf und hängen meines Erachtens nach viel mit dem stark geänderten Medienkonsum zusammen. Die Kinder, die jetzt in der Grundschule sind haben oft schon mit 2 Jahren regelmäßig am Handy von Mama und Papa Inhalte konsumiert und haben selbst bereits (unbegrenzt oder kaum begrenzten) Zugang am eigenen Tablet oder Smartphone.

  • Normale Phase meinerseits, oder kann es wirklich sein, dass die Hälfte Ritalin braucht? :neenee:

    Mit der Verbesserung der Diagnoseverfahren haben wir natürlich auch eine Erhöhung der Anzahl der Kinder mit ADHS und Asperger-Autismus. Insbesondere Letzteres scheint aktuell wie Pilze aus dem Boden zu schießen.

    Die Erziehung daheim und der Medienkonsum können in der Tat in der Schule eine entsprechende Unruhe auslösen, da viele Kinder ein hochgradiges Sucht- bzw. Entzugsverhalten zeigen.

    Das ist mit ein Grund dafür, dass Schulen zunehmend zur handyfreien Zone werden - und ich bin mittlerweile auch dafür, weil ich den Smombies jeden Tag auf den Fluren begegne.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Ob jetzt so viele Ritalin brauchen weiß ich nicht,aber grundsätzlich stelle ich auch fest, dass es einfach sehr viel mehr Kinder mit solchen Schwierigkeiten gibt als früher.

    Also in meiner Grundschulklasse in den 90ern hat schon die Hälfte der Mitschüler Ritalin genommen :D

  • Ich merke das vor allem in Klassen, wo ich nur Fachunterricht habe, in "unwichtigen" Fächern wie Kunst und in 5. und 6. Stunden. Die Kinder sind dermaßen aufgeregt und angespannt wie Flitzebogen. Ich denke, dass das am Nichtmehrvorhandensein von Langeweile kommt, da es mit neuen Medien nie langweilig wird. Man hat ständig was im Hirn. Daher würde ich in der Schule nie in kurzen Pausen oder in Kunst Hörspiele anmachen, was manche Kollegen tun. Das wäre nur noch mehr zu verarbeitender Input.

  • Ist bei mir gerade genauso und ich empfinde mich selbst eigentlich gerade als erstaunlich ruhig und stabil. Trotzdem hatte ich an dieser Schule noch nie eine so unruhige Klasse. Ansonsten nette und kognitiv fitte Kinder (lernen ist für die meisten kein Problem), aber sie sind immerzu unter Anspannung, haben einen enormen Bewegungsdrang, können eigene Bedürfnisse kaum aufschieben, Zuhören klappt kaum, auch nur kurz ruhig sitzen geht nicht. Jedes Kind für sich genommen empfinde ich gar nicht unbedingt als so untypisch für das Alter, aber die Masse an Kindern, bei denen das so ausgeprägt ist, macht es echt schwer. Ein Kind kam mit Diagnose, bei einem anderen läuft die Diagnostik, aber es sind noch so viele andere... und ich hatte auch schon den Gedankengang, dass die doch unmöglich alle neurodivergent sein können (habe dazu gerade ein Buch gelesen und dabei erschreckend viele Verhaltensweisen wiedererkannt). Inwieweit Medienkonsum bei diesen kleinen Kindern mit dieser eher behütenden Elternschaft schon eine Rolle spielt, weiß ich nicht (wobei ich denke, dass auch die ständige Abgelenktheit der Eltern durch Medien sich auswirken könnte), einen weiteren erschwerenden Faktor vermute ich aber auch in der meist bedürfnisorientierten Erziehung, die hier viel zu beobachten ist und auch in den Kitas gelebt wird. Das heißt die Kinder sind es einfach gewohnt, nur ihren eigenen Bedürfnissen nachzugehen und sehen dabei aber die Bedürfnisse der anderen nicht. Ich habe einfach das Gefühl, sie sind alle noch komplett im Ich-Modus und haben einfach noch nicht gelernt, Teil einer Gruppe zu sein.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Ja, hier auch. Bis Dienstag war ich noch ruhig, Mittwoch habe ich mehrfach gemeckert.

    Ritalin-Eis für alle!

    🍦 Eis macht Spaß! 🍦
    Schoko, Vanille – ganz egal,
    Hauptsache lecker jedes Mal! 😋

    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Mit der Verbesserung der Diagnoseverfahren haben wir natürlich auch eine Erhöhung der Anzahl der Kinder mit ADHS und Asperger-Autismus. Insbesondere Letzteres scheint aktuell wie Pilze aus dem Boden zu schießen.

    Die Erziehung daheim und der Medienkonsum können in der Tat in der Schule eine entsprechende Unruhe auslösen, da viele Kinder ein hochgradiges Sucht- bzw. Entzugsverhalten zeigen.

    Das ist mit ein Grund dafür, dass Schulen zunehmend zur handyfreien Zone werden - und ich bin mittlerweile auch dafür, weil ich den Smombies jeden Tag auf den Fluren begegne.

    Wir sind so dankbar, dass die Schule des Sohnes bis zur 10 Klasse komplett die Handys morgens in einer Handygarage für den Rest des Tages wegschließen lässt :) Von der Schule wurde die Maßnahme zuerst ein bisschen entschuldigend kommuniziert und wir haben dann gleich unsere Unterstützung dafür und Freude darüber zurückgemeldet. Die Kinder müssen dadurch auch in den Pausen spielen und reden. Finde ich toll!

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Nee, ich bin einfach zu nett.

    Das vielleicht auch :)

    Aber im Ernst: ich versuche gerade bewusst in meinem Unterricht weniger potentiell "Witziges" zu sagen, weil die Kinder sich bei jeder sich bietenden Gelegenheiten totlachen und von alleine nicht wieder einkriegen.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Danke für eure Inputs und Rückmeldungen, dass es der einen oder anderen auch manchmal so geht...

    An meinem Förderschultyp ist die Konzentrationsfähigkeit sowieso tendenziell geringer, daher fällt es vielleicht besonders auf, wenn ein paar Kinder extrem abweichen und sich gegenseitig multiplizieren. Ein Kind dreht sich 100 mal um, dann kann ein anderes, das eh schon reizoffen ist, sich überhaupt nicht mehr fokussieren.

    Ob das am Medienkonsum liegt... Glaube ich eher nicht, ich hab nicht den Eindruck, dass genau diese Kinder viel zocken. Vielleicht kommen einfach verschiedene Störungsbilder zusammen, der eine hat enormen Stress zu Hause, der andere von Geburt an eine neurologische Besonderheit.

    Ich schlage 'unseren' Eltern eigentlich äußerst selten ADHS-Diagnostik vor, eben weil da so viele Probleme sind und auch, weil zuverlässige Therapiedurchführung unrealistisch ist. Aber profitieren könnte mancher sicher schon, vor allem ich :lach2:


    Edit: da gibt's doch den Bilderwitz, auf dem die Mutter sagt "mein Klaus-Uwe leidet ja unter ADHS..." Und der Lehrer sagt: "Er hat es, ICH leide darunter!" :lach:

  • Wir sind so dankbar, dass die Schule des Sohnes bis zur 10 Klasse komplett die Handys morgens in einer Handygarage für den Rest des Tages wegschließen lässt :) Von der Schule wurde die Maßnahme zuerst ein bisschen entschuldigend kommuniziert und wir haben dann gleich unsere Unterstützung dafür und Freude darüber zurückgemeldet. Die Kinder müssen dadurch auch in den Pausen spielen und reden. Finde ich toll!

    Es gibt auch Eltern, die zu Hause bei den Freunden, die zu Besuch kommen, die Handys einsammeln. Finde ich gut.

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