Möglichst alle in Englisch mitnehmen? (Jg. 10 GK)

  • Hallo Zusammen,

    ich hab in diesem Schuljahr einen relativ leistungsschwachen Grundkurs in Englisch erhalten (NRW, 10 Klasse). Ich möchte gerne alle möglichst gut durch den Abschluss bekommen, leider ist durch viele Aspekte sowohl die Lernbereitschaft als auch die Sprachkompetenz etwas gesunken. Ende vom Lied war ein Durchschnitt der ersten KA im 4- Bereich. Ich schaue schon, dass die Themen nach Möglichkeit schülernah gestaltet und offen genug sind, um die individuellen Interessen abzugreifen. Wir machen sehr viel Semantisierung von teils auch sehr einfachem Vokabular, wir üben viel gemeinsam, für Texte gibt es die üblichen Hilfen und Grammatikwiederholung wird zum höheren Verständnis auf Deutsch gehalten. Auch die wöchentlichen Übungs-Vokabeltests sind eigentlich machbar, wobei auch hier absolut die Lernbereitschaft fehlt (bisher nichts besser als eine 3, meistens eher nur 4/5/6). Hat jemand Erfahrung und Tips (für Methoden, Material, etc.). Durch die mündliche Mitarbeit wird bei den leistungsstärkeren SuS die Note zumindest etwas nach oben gepusht aber die ZP ist am Ende ja schriftlich.

    Vielen Dank! Da ich einen sehr schlechten track record habe was zeitnahes Antworten angeht, nicht wundern. Freue mich über jegliche Unterstützung :)

  • shakespeare-lehrer 2. November 2025 10:36

    Hat den Titel des Themas von „Möglichst alle in Englisch mitnehmen?“ zu „Möglichst alle in Englisch mitnehmen? (Jg. 10 GK)“ geändert.
  • Wenn Du schreibst, dass die Lernbereitschaft im Keller ist und auch durch methodische Vielfalt und Dein Engagement nicht mehr rauszuholen ist, dann empfehle ich Dir, Dich von Deinem Anspruch im zweiten Satz Deines Postings dergestalt zu verabschieden, dass Du Dich den Realitäten stellst und es dann so nimmst, wie es ist.

    Wir haben hier viele Stimmen, die das Verschenken von Noten und Abschlüssen kritisieren - und hier musst Du für Dich und Deine SchülerInnen eine Entscheidung treffen. Nicht jede/r Schüler/in muss gut durch das Abschlussverfahren kommen, wenn er/sie nichts dafür tut.

    Ich nehme auch im Leistungskurs in Englisch längst nicht mehr alle SchülerInnen mit. Ich gebe ausführliches Feedback, frage nach den Gründen für die geringe Lern- und Leistungsbereitschaft, versuche Motivationsaufhänger zu finden, ich berate hinsichtlich der möglichen Folgen. Wenn die SchülerInnen dann immer noch nicht wollen, dann kann ich ihnen irgendwann nicht mehr helfen.
    Die meisten werden es dann trotzdem schaffen, weil das Bewertungssystem in NRW ja darauf abzielt, dass jede/r den gewünschten Abschluss erhält.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Du kannst und sollst nicht alle mitnehmen. Wer in der Oberstufe keine Lernbereitschaft zeigt (auch ohne didaktisches Feuerwerk) ist dort schlicht falsch aufgehoben.

    Schule hat immer noch eine Selektionsfunktion, die wird durch die zwanghafte Mitnahme aller ad absurdum geführt, was schließlich dem gesamten System schadet.

  • Wie die anderen schon schrieben: Ich kann - gerade in der Oberstufe - Angebote machen. Bewegen müssen sich die SuS aber selber. Den Anspruch, alle mitzunehmen, muss man (sollte man) gar nicht haben. Den Anspruch, dass alle mitkommen, wenn sie sich entsprechend anstrengen ... das ist etwas anderes.
    Fehlende Lernbereitschaft? Mein Mitleid bei 4er Schnitt und ggf. nicht Erreichen des Ziels hält sich in Grenzen. Die SuS haben die Pflichtschulzeit hinter sich und (wenigstens in Bayern) mit Erreichen der Oberstufe einen Schulabschluss. Alles weitere ist etwas, das die SuS erreichen wollen - dafür müssen sie halt was leisten.

  • Wenn der TE nicht gerade an einem G8-Gymnasium unterrichtet, was ich für extremst unwahrscheinlich halte, dürfte er an einer Gesamtschule sein.

    Die Bezeichnung GK in Jg. 10 mag hier für nicht NRWlerInnen irreführend sein - aber ich tippe auf einen "G-Kurs" in Klasse 10 an einer Gesamtschule. Abhängig von der Art der Kurse (Kurse auf Grundebene, Kurse auf Erweiterungsebene) und der Noten gibt es dann am Ende der Klasse 10 wahlweise den Erweiterten Ersten Schulabschluss, den Mittleren Schulabschluss und den Mittleren Schulabschluss mit Qualifikationsvermerk - sprich die Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe.

    So gesehen besteht an der Gesamtschule durchaus noch der Druck, seine SchülerInnen zu einem besseren Sek I-Schulabschluss zu führen als dem mittlerweile so genannten "Ersten Schulabschluss", sprich HS 9.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Danke, dann hab ich was missverstanden. Das entkräftet mMn nach meine Ausführungen aber nur zum Teil. Anstrengen müssen sich die SuS schon auch wollen, nicht nur die Lehrkraft.

  • Grundkurse an Gesamtschulen sind doch häufig sehr leistungsschwach. Meist werden über die Jahre mehr SuS in den E-Kurs geschickt als andersherum, so dass am Ende die besonders Leistungsschwachen im G-Kurs sitzen.

    10.-Klässler sind auch alt genug, um zu wissen, was Eigenintiative ist. Wenn sie der Meinung sind, dass sie nicht angemessen gefördert werden oder, dass sie ungerecht benotet werden, können sie sich ja an dich wenden und nachfragen.

    Vor der ZP10 hast du noch reichlich Zeit, alte Prüfungsaufgaben durchzugehen und auch das Schreiben zu üben. Man könnte probieren, den SuS mit KI Rückmeldung zu Texten geben, ohne alles selbst auszuwerten. Man kann ihnen auch Hilfen (phrases etc.) an die Hand geben als Orientierung.

    Du bietest etwas an (Unterricht, Beratung, Unterstützung) und die SuS können dieses Angebot nutzen oder eben darauf verzichten. Sonst ist das System ja durchlässig genug und sie können zu einem späteren Zeitpunkt den MSA nachholen oder den EESA (ehemals HSA), je nachdem.

  • Auch an Gesamtschulen muss man keine Schulabschlüsse verschenken. Wenn sie diese Hürde nicht nehmen, landen sie eben am BK und können nochmal einen neuen Anlauf nehmen - ich hab den Eindruck, für manche ist die Erkenntnis, dass man mit Nichtstun sogar in NRW tatsächlich auch scheitern kann, ganz heilsam.

    Mir wäre als Lehrkraft wichtig, dass ich gewissenhaft die entsprechenden Angebote mache, um allen zu ermöglichen gut durchzukommen. Wenn Schüler diese Angebote nicht annehmen oder nicht ernst nehmen, dann liegt das außerhalb des eigenen Gestaltungsrahmens und im Verantwortungsbereich der einzelnen Schüler.

  • Auch an Gesamtschulen muss man keine Schulabschlüsse verschenken. Wenn sie diese Hürde nicht nehmen, landen sie eben am BK und können nochmal einen neuen Anlauf nehmen - ich hab den Eindruck, für manche ist die Erkenntnis, dass man mit Nichtstun sogar in NRW tatsächlich auch scheitern kann, ganz heilsam.

    Das muss dann aber wirklich schon radikales Nichts-Tun sein.

    Bei mäßigem Nichts-Tun kommen doch trotzdem die Kollegen daher mit "er hat doch gut mitgemacht", um die 6 in sämtlichen ZPs trotzdem noch auszugleichen.

  • Das muss dann aber wirklich schon radikales Nichts-Tun sein.

    Bei mäßigem Nichts-Tun kommen doch trotzdem die Kollegen daher mit "er hat doch gut mitgemacht", um die 6 in sämtlichen ZPs trotzdem noch auszugleichen.

    Das stimmt vermutlich.

    Ich habe lustigerweise aber aktuell tatsächlich einige Schüler, die ich vor 4 Jahren noch am Gymnasium in der gleichen Stadt im Unterricht sitzen hatte. Dass tatsächlich Leute diese Schule ohne Abschluss verlassen, hätte ich nicht für möglich gehalten (ist unter der alten Schulleitung auch quasi nicht passiert). Und genauso sitzen da viele ehemalige Gesamtschüler, auch das geht anscheinend 😄

  • Zur Ausgangsfrage: Es hängt davon ab, ob es bei den Schülern (m/w/d) am Können oder am Wollen scheitert.

    Wenn es das Können ist: Vielleicht ist die Schulform ungeeignet. Wie sind die Leistungen in Deutsch und Mathematik? Wenn sie ähnlich schlecht sind und ihr schon auf dem niedrigsten Regelschulniveau arbeitet, könnte ein Förderbedarf vorliegen. Hier wären mehr Infos entdcheidend.

    Wenn es das Wollen ist: Hier hilft es, den Schülern zu erklären, wofür sie den Unterrichtsstoff brauchen. Englisch ist Hauptfach - ohne Englisch ist der abgestrebte Schulabschluss nicht möglich. Vielleicht bringst du mal in Erfahrung, welche Jobs sie gerne später ausüben wollen. Für einige wird sicher der angestrebte Schulabschluss benötigt. Das könntest du als Motivation formulieren und so den Jugendlichen aufzeigen, warum es sich lohnt, am Ball zu bleiben.

  • Eine Kleine Anektdote, wie schüler durchgeschliffen werden. Die beste (leider vom Schüler ernst gemeinte) Frage war: "Wieso bekomme ich eine 6? Ich war doch immer da und hab selten gestört" Seines erachtens nach hätte das eine 4 sein müssen, weil er diese bei den vorherigen Lehrern auch immer deswegen bekommen hat. Er hat aber rein garnichts im Unterricht gemacht, jeder schriftliche Nachweis war auch eine 6.

    Inzwischen bin ich aber auch dazu über gegangen eine 5 zu verteilen, wenn einige wenigstens den Unterricht nicht stören.

  • Das liegt daran, dass die Schüler (m/w/d) meist zwar (grob) wissen, was die Noten bedeuten, aber nicht, was sie machen müssen, um diese zu erreichen. Das kann ich den einzelnen Schülern oft nicht einmal übel nehmen, denn in vielen Fällen sind da die Kollegen bei der Erklärung der Notenvergabe sehr intransparent, wodurch die Schüler zum ersten Mal bei der (Zwischen-)Notenvergabe mit einer Note x konfrontiert werden und diese Zahl gar nicht richtig mit ihren zuvor erbrachten Leistungen in Verbindung bringen können.

  • Ein Kollege hat mal gesagt (und so halte ich es auch): Wenn man nicht aktiv verweigert und meistens anwesend ist, gibt's den Teppichpunkt, denn der Teppich ist auch immer da. Für mehr als eine 5 reicht mir den anderen den Sauerstoff wegatmen und nur körperlich da sein allerdings nicht.

  • Das ist zum Glück bei uns anders, Verhalten und Mitarbeit werden extra benotet und bilden Kopfnoten. In der Fachnote haben sie in Baden-Württemberg nichts zu suchen (das tun immer wieder Kollegen aus anderen Bundesländern, die jetzt hier unterrichten, gibt immer wieder Gespräche). Wir haben deshalb klare Bewertungskriterien und 6 gibt es, wenn wesentliches nicht gewusst wird und es nicht in absehbarer Zeit nachzuholen ist. Und natürlich gibt es jedes Jahr die Note 6, wenn auch nicht so häufig wie andere Noten. Auch ich habe schon einige Male die Note 6 gegeben, Anwesenheit und lieb gucken reicht hier nicht.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Auch die wöchentlichen Übungs-Vokabeltests sind eigentlich machbar, wobei auch hier absolut die Lernbereitschaft fehlt (bisher nichts besser als eine 3, meistens eher nur 4/5/6).

    Dies ist mMn ein Indikator für "nicht wollen" und nicht "nicht können".

    Ich weiß nicht, wie du diese Tests konzipierst. Wenn du willst, hänge den Anspruch noch niedriger (für eine Woche, nur um zu sehen, wie die Ergebnisse sind): Der "letzte" Test war wieder so ein Ergebnis. Bei der Rückgabe sprichst du diesen (wichtigen) Wortschatz noch einmal mit allen durch. Kündigst an, dass dieser nochmals Thema sein wird. Du bist faul und kopierst den identischen Vokabeltest noch einmal. Ist das Ergebnis wieder so schlecht, weißt du, dass die (nicht so) lieben SuS wirklich gar keine Verantwortung für ihr eigenes Lernen übernehmen. Dann musst du das auch nicht tun.

    (Ich vermute, im Test kommen 10-20 Vokabeln dran. Das sollte (fast) jeder deiner SuS lernen können. Eine Ausnahme von dieser Aussage würde ich ggf. nur in den Förderbereichen GB oder Lernen machen.)

  • Danke euch! Nach dem Ref ist man immernoch etwas auf „den Fehler bei sich suchen“ getrimmt. Und sorry für die Verwirrung - wie von anderen erklärt ist es eine Gesamtschulklasse, keine Oberstufe. Bald stehen Quartalsgespräche an, dann vermittle ich da nochmal explizit und den Schülern entsprechend was zu tun ist um mind. das zu erreichen, was die sich selbst setzen, auch wie es danach für die weiter gehen soll (Ausbildung, Oberstufe, etc.) .

    Mir war es nur wichtig mal Feedback einzuholen, da Englisch als Hauptfach ja für den Abschluss nicht ohne ist (die Zp allein zählt ja 50% der Jahresabschlussnote).


    Danke euch!

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