Es gibt keinen Förderunterricht - Daher Klassenwiederholung sehr wahrscheinlich

  • Weil die Kinder, die man von vorneherein ausgeschlossen hat, keine Jobs mehr finden. Die Anforderungen an Qualifikationen sind gestiegen. Keiner findet mehr Arbeit, wenn er/sie nicht mehr kann als Schrauben sortieren. Alle müssen bestmöglich gefördert werden. Geht halt nur mit viel Personal.

    Davon ab, dass wir Potentiale liegen lassen, nur weil ein Kind mal länger für irgendwas braucht. Ist halt für viele ok, wenn es nicht grad ums eigene Kind geht.

    Damals herrschte Volksschulpflicht und man hatte dort nach 8 Jahren einen Abschluss. Auch von diesen Absolventen mussten nicht alle Schrauben sortieren - das ist eher etwas für Werkstätten im Bereich der Lebenshilfe.

    Wir haben momentan einen Mangel in den vermeintlich „einfachen“ Berufen. Dafür reicht dann auch ein guter Hauptschulabschluss und das ist vollkommen okay so.

  • Hier in Bayern kommen sehr schwache Kinder gleich zu Beginn in das Förderzentrum (wenn die Eltern zustimmen) und davor sogar in den Förderschulkindergarten ("SVE" = Schulvorbereitende Einrichtung), von diesen beiden Konzepten halte ich sehr viel.

    Was es definitv bräuchte, wären kleinere Kindergartengruppen, in denen Versäumtes nachgeholt wird (Motorik, Wissen).

  • Mein "Schrauben sortieren" war natürlich überspitzt dargestellt. Ich muss Dir aber die Illusion nehmen, dass es massenhaft an Berufen für Hauptschulabsolventen gibt. Leider nein, leider gar nicht. Auch in Handwerksberufen sind mittlerweile höhere Qualifikationen nötig. zB hat im Gas-Wasser-Installateurhandwerk das Programmieren einen großen Stellenwert eingenommen. Same beim Industriemechaniker (früher Schlosser).

    Und dann sitzen Massen an Jugendlichen da und können nicht arbeiten, weil sie keiner gebrauchen kann, da sie bereits in der Grundschule nicht für sie passend gefördert wurden. Dass das volkwirtschaftlicher Wahnsinn ist, dürfte klar sein.

  • Vielleicht wäre es aber an der Zeit, angesichts der immer weiter auseinander klaffenden Eingangsvoraussetzungen?

    Abgesehen mal davon, dass deine Antwort die falsche Aussage von FrozenYogurt nicht korrekter macht: Nein.

    a) Grundschule ist ganz massive Beziehungsarbeit. Beziehung zwischen Lehrer und Schüler. Aber auch Beziehung zwischen den Schüler. Grundschule ist Struktur. Grundschule ist zusammen leben und zusammen lernen. Da wäre ein Kurssystem nicht sonderlich hilfreich.

    b) Grundschule ist differenzierte Förderung. Wie ich oben schon schrieb: jeder Stunde in der Grundschule ist eine Förderstunde, bei der die Kinder nach ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten gefördert werden. Mit innerer Differenzierung.

    c) wie Magellan schreibt: wann soll man aufteilen? Gleich zum ersten Schultag? Denn wir haben ja schon Einschätzungen durch die Schulanmeldung? Oder zum 3. Schuljahr? Wäre das dann (im Sinne deiner Argumentation) nicht schon zu spät?

    d) ich halte die Grundschule nicht für einen Zulieferer-Betrieb für die weiterführenden Schulen, ebenso wie ich die KiTas nicht für einen Zulieferungsbetrieb für die Grundschulen halte. Die Kinder kommen so, wie sie kommen, und bekommen in der Grundschule die bestmögliche Förderung im Rahmen der angestrebten Kompetenzen.

    e) ich denke mal, dass man aus der weiterführenden Schule nicht nach früherer äußerer Differenzierung rufen sollte - sondern sich in den weiterführenden Schule Gedanke nach intensiverer innerer Differenzierung machen sollte. (Und ich kenne viele Sek1/2-Lehrer, die das auch schon machen. Auch am Gymnasium.)

  • Ah, ok.

    Wann sollte man diese bilden? Gleich zur ersten Klasse? Nach einer Erprobungsphase? Wann schiebt man sie wieder um (nach wie vielen schlechten Proben...?)?

    Ich verstehe deinen Gedanken, sehe aber diverse Probleme bei der Umsetzung (zumal stabile Gruppen in diesem Alter wichtig sind).

    Ich denke, eine Lehrkraft kann nach wenigen Wochen einschätzen, wo man "wie vorgesehen" im Stoff starten kann und wo es an Basiskompetenzen mangelt, die erstmal gelegt werden müssen. Ich habe gerade einen Kurs, wo wir erst einige Wochen in der Großgruppe doppelt gesteckt waren und nach der Beobachtungsphase die Gruppe in eine leistungsstärkere und eine leistungsschwächere Truppe getrennt haben. Nach 2 Wochen Unterricht zeigte sich, dass die Zuordnung bei Einzelnen evtl. doch nicht ganz passt, also wurden die nochmal umgesteckt. Das kann man doch flexibel und individuell halten.

  • Punkt A verstehe ich, das kann man wahrscheinlich auch schlecht einschätzen, wenn man mit Kindern in dieser Altersstufe keine Erfahrungen hat.

    Punkte B, D und E halte ich von der Grundhaltung her für fatal, denn offensichtlich funktioniert es so ja nicht. Seit nach innerer Differenzierung und individueller Förderung gerufen wird und dies auch Einzug in die Schulen gefunden hat, sind wir in Sachen Bildungsoutput konsequent mehr und mehr im Sinkflug, das ist also augenscheinlich nicht die passende Antwort auf die veränderten Ausgangsbedingungen.

  • Das kann man doch flexibel und individuell halten.

    In der Grundschule eben nicht, weil die Beziehung ein Teil der Arbeit ist. Wie kleiner gruener frosch schreibt.

    Dass man die Kinder nach einigen Wochen gut einschätzen kann, ist richtig. Mitunter verändern sich aber die Kinder noch (gerade in der Zeit der 1. und 2. Klasse, da tut sich noch soooooo viel).

    An meinem Förderzentrum gehen Kinder nach oder während der DFK (die ersten beiden Jahre auf 3 gestreckt) häufig an die GS zurück. DAs managen die Kollegen der DFK sehr gut, sie sind geschult zu sehen, wer es an der GS wohl packt. Oder es kommen Schüler von dort zu uns. Es ist also durchlässig. Es dauert aber Wochen, bis diese Kinder bei uns geistig angekommen sind, es sind halt einfach kleine Kinder.

  • Ich denke, eine Lehrkraft kann nach wenigen Wochen einschätzen, wo man "wie vorgesehen" im Stoff starten kann und wo es an Basiskompetenzen mangelt, die erstmal gelegt werden müssen. Ich habe gerade einen Kurs, wo wir erst einige Wochen in der Großgruppe doppelt gesteckt waren und nach der Beobachtungsphase die Gruppe in eine leistungsstärkere und eine leistungsschwächere Truppe getrennt haben. Nach 2 Wochen Unterricht zeigte sich, dass die Zuordnung bei Einzelnen evtl. doch nicht ganz passt, also wurden die nochmal umgesteckt. Das kann man doch flexibel und individuell halten.

    Ich denke, du hast viel zu wenig Wissen über das Lernen im Anfangsunterricht und viel zu wenig Grundschulpädagogikwissen, als dass du das wirklich beurteilen könntest, was in der Grundschule Sinn macht. Vielleicht können wir es einfach dabei belassen? Es haben jetzt viele Grundschul- und Förderschullehrerinnen sowie ein Schulleiter geantwortet, alle Antworten gehen die die gleiche Richtung.

  • Ich bezog mich darauf, dass die Grundschule auch eine Selektionsfunktion hat und sie dadurch gesellschaftliche Verantwortung trägt. Am Ende "diskriminiert" man immer. Ob man das jetzt ehrlich durch das 3-gliedrige Schulsystem macht oder durch die Hintertür (Gesamtschule, "Differenzierung" etc.), löst die Verantwortung nicht.

    Sissymaus Das sind spezielle Inhalte, die dann in der jeweiligen Ausbildung vermittelt werden. Wer das wirklich möchte, wird es dann angetrieben durch hoffentlich intrinsische Motivation auch schaffen. Da braucht als Handwerker niemand Abi oder nen Bachelor für.

  • Mein "Schrauben sortieren" war natürlich überspitzt dargestellt. Ich muss Dir aber die Illusion nehmen, dass es massenhaft an Berufen für Hauptschulabsolventen gibt. Leider nein, leider gar nicht. Auch in Handwerksberufen sind mittlerweile höhere Qualifikationen nötig. zB hat im Gas-Wasser-Installateurhandwerk das Programmieren einen großen Stellenwert eingenommen. Same beim Industriemechaniker (früher Schlosser).

    Und dann sitzen Massen an Jugendlichen da und können nicht arbeiten, weil sie keiner gebrauchen kann, da sie bereits in der Grundschule nicht für sie passend gefördert wurden. Dass das volkwirtschaftlicher Wahnsinn ist, dürfte klar sein.

    Es ist leider der gesellschaftliche Druck oder die Sichtweise, die es verhindert. Ich behaupte mal, dass 95% der Jugendlichen bei uns an der Hauptschule keine Ausbildung machen wollen. Und wir machen unglaublich viel im Bereich der Berufsorientierung. Es gibt Firmen im Handwerk, die würden die auch ohne Abschluss nehmen. Die meisten beginnen in der 5 an der Realschule und landen in Stufe 7 bei uns. Mit dem großen Versprechen an die Eltern, dass sie bei uns ihren Realschulabschluss erwerben. Wenn es bei uns uns nicht klappt, dann wollen sie am Berufskolleg ihre Abschlüsse nachholen. Man kann die Eltern beraten wie man will. Und das separieren hat halt Vor- und Nachteile. Für die Schüler*innen auf den Gymnasien ist es von Vorteil. Aber an einer Hauptschule in Ballungsräumen ist es, meiner Meinung nach, nicht förderlich. Es wäre schon gut, wenn man zumindest 5 Kinder in der Klasse mit einigermaßen guten Deutschkenntnissen hätte. Auch wir haben Lehrpläne. Aber es ist unmöglich diese Lücken ohne oder mit nur wenig Sprachfähigkeiten zu schließen. Was uns noch retten sind die Inklusionsschüler*innen. Das sind so die einzigen deutschsprachigen Kinder. Und es entsteht so ein bisschen eine positive Durchmischung.

  • Ich denke, du hast viel zu wenig Wissen über das Lernen im Anfangsunterricht und viel zu wenig Grundschulpädagogikwissen, als dass du das wirklich beurteilen könntest, was in der Grundschule Sinn macht. Vielleicht können wir es einfach dabei belassen? Es haben jetzt viele Grundschul- und Förderschullehrerinnen sowie ein Schulleiter geantwortet, alle Antworten gehen die die gleiche Richtung.

    Können wir. Es ist aber problematisch, wenn die Arbeitsweise an Grundschulen die übergeordneten Systeme zwingt ähnliche Ansätze zu adaptieren, weil unpassende Schüler angeliefert werden. Ihr werkelt ja nicht im luftleeren Raum, sondern mit Konsequenzen.

  • Können wir. Es ist aber problematisch, wenn die Arbeitsweise an Grundschulen die übergeordneten Systeme zwingt ähnliche Ansätze zu adaptieren, weil unpassende Schüler angeliefert werden. Ihr werkelt ja nicht im luftleeren Raum, sondern mit Konsequenzen.

    Es ist nicht Aufgabe der Grundschule, den weiterführenden Schulen "passende" Schüler zu liefern. Wir fördern, so gut es geht. Förderung hört aber nicht nach der 4. Klasse auf.

  • Es ist nicht Aufgabe der Grundschule, den weiterführenden Schulen "passende" Schüler zu liefern. Wir fördern, so gut es geht. Förderung hört aber nicht nach der 4. Klasse auf.

    Es ist nicht die Kernaufgabe, aber doch, es ist durchaus eine Teilaufgabe, 4-6 Jahre lang zu ermitteln, inwieweit die curricular vorgeschriebenen Kompetenzen durch die Schüler (m/w/d) erworben wurden, um so eine geeignete Ausgangslage für die weitere Bildungsbiographie zu schaffen.

  • Können wir. Es ist aber problematisch, wenn die Arbeitsweise an Grundschulen die übergeordneten Systeme zwingt ähnliche Ansätze zu adaptieren, weil unpassende Schüler angeliefert werden. Ihr werkelt ja nicht im luftleeren Raum, sondern mit Konsequenzen.

    a) wie ich schon schrieb - wir sind keine Zulieferbetriebe.

    b) die "übergeordneten Systeme" (Anführungsstriche, weil ich den Begriff komisch finde - ich würde eher "weiterführende Schulen" sagen) haben ja die Chance, die Kinder auszuschulen und zu anderen Schulen zu schicken, wenn sie "unpassend" sind.. Es wurde hier ja schon mehrmals von der Durchlässigkeit des Systems geschrieben.

    c) wobei ich mich frage: warum solltet ihr euch nicht an die schülergerechten Ansätze anpassen.

  • Es wäre schön, wenn Grundschulen, die den Lehrplan nur so mehr oder weniger schaffen, diese Kinder dann halt auch auf konsequent auf Hauptschulen oder Realschulen oder meinetwegen Gesamtschulen schicken würden/dürften. Oder - besser noch - die Kinder so lange wiederholen lassen könnten, bis sie halt den angemessenen Leistungsstand haben. Hier unterscheiden sich die Sichtweisen vermutlich essentiell, aber ich meine schon, dass weiterführende Schulen sich auf einen Mindeststandard verlassen können sollten.

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