Wie viele Nachmittage bei halber Stelle?

  • Hat man zum Beispiel ein frisch eingeschultes Kind, nützen einem freie Vormittage gar nichts. Und in unserer Kita muss man entweder einen Ganztagsplatz (8-16) nehmen, oder einen Vormittagsplatz (8-12) oder einen Nachmittagsplatz (12-16). So einfach ist das alles nicht. ;)


    Und dass man nicht zur 1. Stunde kann ist ganz oft einfach ein logistisches Problem. hier betreuen viele Kindergärten erst ab 8, Schulen auch.


    LG Anja

  • Wie es Chili schon sagt: Rücksicht auf eine Mama nehmen geht sicher problemlos, aber wenn es sich häuft (und jede Mama möchte da natürlich die gleiche Rücksicht haben), dann geht das zu Lasten der Vollzeit/kinderlosen/was-weiß-ich. Und da hapert es auf Dauer mit dem Verständnis.


    Zitat

    Du solltest aber auch Berufe mit ähnlicher Qualifikation vergleichen. Einen Lehrer mit einer Friseurin oder Verkäuferin zu vergleichen hinkt schon gewaltig. Wenn wir nicht als Lehrer arbeiten würden, hätten wir als Akademiker doch sicherlich irgendwo einen Job mit Büro und dann würde man selbstverständlich im Arbeitsvertrag entsprechende Arbeitszeiten aushandeln.


    Ts, Nele hat dankenswerter Weise noch Berufe ähnliche Quali herausgesucht, aber was mir da auf den Lippen brennt: Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Du im Büro Deine Arbeitszeiten aushandeln kannst! Es gibt nur wenige Betriebe, die flexibel sind. Wenige! Die meisten sind es nicht, da kenne ich etliche Beispiele und musste leider auch schon selbst sowas erleben wie: Sie wollen nicht Vollzeit wiederkommen? Dann suchen Sie sich was neues. Man hat nämlich in der freien Wirtschaft KEIN Anrecht auf Teilzeit nach der Elternzeit. Jedenfalls nicht, wenn der Arbeitgeber es nicht will. Es geht nämlich um eine einvernehmliche Vereinbarung. Spielt eine Partei nicht mit, hat man schlechte Karten.


    Will man als Frau (auch als Mann natürlich) in einer Führungsposition wiederkommen, aber bitte nur von 8-13 Uhr dann ist es leider Praxis, dass das nicht geht! Ob das nun ok ist oder nicht, drüber kann man streiten. Es ist in 95% der Fälle nicht möglich. Und warum das bei Lehrern als so selbstverständlich gesehen wird, erschließt sich mir nicht.

  • Jeder Chef (egal ob Schule oder Wirtschaft) wird wohl den bestmöglichen Plan versuchen, schließlich möchten die auch zufriedene/motivierte Mitarbeiter haben.
    Aber Mara hat es schon ganz richtig gesagt: Es handelt sich nur um "soll", nicht um "muss" Angaben.
    chilipaprika hat auch einen guten Grund dafür genannt. Kopplungen. Wenn es sich um "muss"-Regeln handeln würde, könnten ansonsten durch einige Regeln einige Halbtagskräfte an meiner Schule das Lösen der Planung unmöglich machen. z.B. wenn sich die Religionslehrer verschiedene freie Tage wünschen würden, oder wenn sich mehrere Halbtragskräfte den gleichen freien Tag wünschen würden.
    Das Beste ist wohl zu fragen warum es in dem speziellen Fall nicht geht. Denn obwohl es wie oben angegeben sehr einfach wäre einen Stundenplan mal eben unmöglich zu machen, haben an meiner Schule alle ihren gewünschten freien Tage bekommen und jeder Lehrer hat maximal 2 Springstunden :)
    (Wer wie viel Nachmittagsunterricht hat war schon vor den Lösen des Plans klar, da dies durch das Setzen der UV schon klar war. (Keine Ganztagsschule, also nur relativ wenig Nachmittagsunterricht))

  • Oh, wie mich das nervt, dass man sich als TZ-Kraft immer verteidigen muss. Ich arbeite nicht in der freien Wirtschaft, deswegen lehne ich Vergleiche damit auch ab. Aber ich vergleiche gerne mit anderen Stellen im Öffentlichen Dienst. Eine Bekannte von mir arbeitet als Richterin mit halber Stelle am Familiengericht. Die Sitzungstermine liegen lange Zeit fest. Dass dort kurzfristig Präsenz verlangt wird (über Nacht) oder von jetzt auf dann irgendwelche Fortbildungen/Konferenzen am Nachmittag auf dem Plan stehen oder am Freitag bekannt gegeben wird, dass ab Montag völlig neue Arbeitszeiten herrschen (wie bei uns gerne mal am Beginn des zweiten Schulhalbjahres beim Stundenplanwechsel) - völlig undenkbar. Jurist am Landratsamt - feste Arbeitszeiten. Umweltingenieurin am Landesamt für Umweltschutz - dito. Da fällt der Stift um 13 Uhr bei halber Stelle. Architekt im Bauamt dasselbe. Meine Sachbearbeiterin bei der Beihilfe erreiche ich seit Jahren nur dienstags bzw. donnerstags, da sie TZ-Kraft ist. Die angeführten Beispiele kenne ich aus eigener Erfahrung, aber ich denke, dass für Sozialpädagogen mit Stelle im Rathaus/Jugendamt beispielsweise dasselbe gilt.


    Ihr Kinderlosen könnt euch gar nicht vorstellen, unter welchem Druck man ständig steht. Ich habe noch relativ Glück, weil ich meine Eltern im Hintergrund habe. Als diese aber eine Zeit sehr krank waren und sich nicht wie gewohnt um die Kinder kümmern konnten, waren wir voll drin im Hamsterrad. Das Problem sind die kurzfristigen Termine wie Fachkonferenzen etc. (ja auch eine Woche vorher ist kurzfristig, wenn man mal wieder eine zusätzliche Nachmittagsbetreung mit offenem Ende organisieren muss). Die KiTa macht halt immer um 16.30 Uhr zu, auch wenn wir noch so lange pädagogisches Bullshitbingo im Lehrerzimmer spielen.
    Bei halber Stelle hatte ich bisher immer 2 Deutschklassen. Das unterrichten auch viele meiner Kollegen mit ganzer Stelle. 2/3 meiner Stunden waren teilweise in der Oberstufe, wäre bei voller Stunde undenkbar. Ich sitze auf genauso viel Konferenzen, Weihnachtsbasaren, Schulfesten, Elternsprechtagen, etc. wie die VZ-Kräfte. Die TZ-Kräfte bedeuten eine Entlastung für die Kollegien, das könnt ihr mir glauben. Wenn alle Volllzeit arbeiten würden, müsste man die Arbeit auf viel weniger Schultern verteilen. Wenn man mir mit halber Stelle zwei Deutschklassen gibt, dann bedeutet das defacto eine Entlastung für die VZ-Leute, die selbst natürlich nicht vier Klassen haben. Selbst für Sachen, die einem rechtlich zustehen, muss man kämpfen und wird dann auch noch blöd angeschaut. Ich habe z.B. lange Zeit auch schwanger Vertretungen/Mehrarbeit gemacht, obwohl das jeder Arbeitnehmerin in Deutschland verboten ist. Eine Zeit lang war es an meiner Schule üblich, dass auf Vertretungen/Präsenzen wenig Rücksicht genommen wurde (Argument: "Die TZ-ler haben doch mehr Zeit und "Lücken" im Stundenplan!"). :autsch: Das hat sich aufgrund von Protesten im Kollegium und Wechsel im Vertretungsplan-Team zum Glück gebessert.
    Noch einmal: Ich verdiene nicht aus Blödelei weniger Geld, habe mal bedeutend weniger Pension, sondern für meine Halbzeitstelle habe ich eigentlich nur eine Antriebskraft: Ich möchte meinen Vorschulkindern die in Deutschland äußerst bescheidene Ganztagsbetreuung so gut wie möglich ersparen.
    Ich unterstelle der Threadstarterin die gleiche Intention und verstehe deswegen ihren Unmut, wenn sie mit halber Stelle eine Ganztagesbetreuung bezahlen soll und ihre Kollegen mit voller Stelle auch die gleiche Belastung am Nachmittag haben.


    Ach ja, nele, biete mir doch bitte mal einen Akademiker/in im ÖD - am besten verbeamtet - mit Halbtagsstelle, die ähnliche Belastungen nachmittags/am Abend und ständige Unplanbarkeiten in Kauf zu nehmen hat wie wir.

  • Gingergirl, ich verstehe jetzt nicht, was die Unterrichtsverteilung mit Vollzeit-/Teilzeit zu tun hat.
    Ich finde es jedenfalls als Mutter zweier kleiner Kinder unverschämt, was einige Mutterkolleginnen da von ihren Vollzeitkollegen verlangen. Da bleibt mir echt die Spucke weg.


    Zitat

    Ich möchte meinen Vorschulkindern die in Deutschland äußerst bescheidene Ganztagsbetreuung so gut wie möglich ersparen.


    Und das auf Kosten der Vollzeitkräfte? Da fällt mir echt nichts mehr zu ein. Wenn du ihnen das ersparen möchtest, dann kannst du das ja gerne tun. Aber dann reduzier du bitte doch einfach deine Stundenzahl oder höre ganz auf.
    Warum sollten sich VZ-Kräfte bei solch einer Einstellung solidarisch oder hilfsbereit erklären? Ich würde das jedenfalls bei so einer Anspruchshaltung nicht tun.

  • Ich habe lange überlegt, ob ich hier antworte, doch möchte ich als kinderlose Kollegin auch etwas zu bedenken geben.
    Mir ist völlig klar, dass Eltern, die arbeiten einer starken Belastung unterliegen und ich bin gerne bereit an der ein oder anderen Stelle auszuhelfen. Doch habe ich in den letzten Jahren durch die vielen Blockungen so schlechte Stundenpläne bekommen, dass ich gesundheitlich am Stock ging.
    Wenn ich bei einer vollen Stelle grundsätzlich Springstunden im zweistelligen Bereich habe (das Maximum lag in einem Halbjahr bei 18!!!) und Kollegen, die sich auf ihre Kinder berufen keinen oder max. einen Nachmittag und nur 3-5 Springstunden haben, schwillt mir der Kamm.
    Ich finde man muss möglichst für alle Kollegen eine zumutbare Lösung finden und die Belastungen gleich verteilen. Rücksichtnahmen wegen KiTa-Öffnungszeiten und Betreuungproblemen sind OK, aber bei Tennisstunden und Fitnesstrainung mit dem Personal-Trainer (das ist bei und wirklich schon vorgekommen) hört der Spaß auf.
    Wobei ich auch anmerken muss, dass es immer dieselben waren, die eine Sonderbehandlung bekamen. Wenn Kollegen auf mich zukommen und fragen, ob ich mal für sie einspringen kann, weil sie einen wichtigen Termin mit ihren Kindern haben, bin ich gern bereit auszuhelfen. Aber ich sehe nicht ein aufgrund meiner Kinderlosigkeit grundsätzlich benachteiligt zu werden.

  • Effi, Warum denn gleich so offensiv? Ich habe doch nie geschrieben, dass das auf Kosten der Vollzeitkollegen gehen soll. Wo liest du denn das heraus? Ich bin nur grundsätzlich ein großer Anhänger einer fairen Behandlung. Wenn also VZ-Kollgen genauso viel Vertretungen/Nachmittagsunterricht/Präsenzen/Aufsichten schieben wie TZ-Kräfte, dann passt was nicht. Ich verlange keine Extrawurst, sondern eine Gleichbehandlung. Halbe Stelle = halbe Belastung. Ganz einfach.

  • Zitat

    Ihr Kinderlosen könnt euch gar nicht vorstellen, unter welchem Druck man ständig steht.


    Das scheint wirklich Teil des Problems zu sein.

  • genau aus dem grund ( dass man doch immer mehr arbeitet als Teilzeitkraft) arbeite ich auch mit bald 3 kinder immer Vollzeit.
    natürlich gibt es viele leute die es überhaupt nicht verstehen können.. da kommen dann so sprüche wie.. deine kinder sind doch noch so klein ( 3,2 und im Januar dann Kind nummer 3) wieso halbierst du nicht.. wieso bleibst du nicht noch zu hause (ok bald steht ein jahr elternzeit an, aber danach geht's auch voll weiter).. man kommt sich immer vor, als wäre man eine rabenmutter, wenn man anderen sagt, dass man voll arbeitet.


    aber man bekommt in der Gesellschaft halt wirklich wenig Unterstützung mit mehreren kindern.. man wird immer darauf verwiesen, dass man es ja selbst so gewollt hat ( das ist natürlich richtig trotzdem wäre ich über mehr entgegenkommen mehr als dankbar).
    dazu muss ich sagen, dass ich zur zeit das glück habe, dass keiner bei uns an der Grundschule im nachmittagsbereich eingesetzt wird.
    da gibt es dann die hausaufgabenbetreuungsstunden die liegen bei uns aber in der 5+6h.
    das heißt im Regelfall hat man um 13.20h schluss.
    das war auch mit ein grund mich versetzen zu lassen.. war früher auch an einr Ganztagsschule mit 100 Springstunden und ständigem Nachmittagsunterricht.
    da ist es natürlich jetzt alles viel einfacher.. aber wie schon erwähnt, kommt es selbst bei uns an der schule manchmal zu Problemen bzgl. der kita-Abholzeiten (z.b. an konferenztagen.. elternsprechtagen etc.)

  • Zitat

    ).. man kommt sich immer vor, als wäre man eine rabenmutter, wenn man anderen sagt, dass man voll arbeitet.


    Kann ich nur bestätigen.
    Gerade heute musste ich mir wieder anhören, dass die ganze Misere der schlechten Schüler in den BGs daher kommt, dass die Mamas Vollzeit arbeiten gehen, während sie früher schön daheim betreut wurden. Danke. :sauer:


    Ich schätze, dass dazu kein Konsens gefunden wird. Ich bin jedenfalls weiterhin der Meinung, dass die Vollzeit arbeitenden Kollegen (egal ob kinderlos oder nicht) nicht alles auffangen können. Das will und kann ich nicht. Denn ich habe auch Familie.


    Da fällt mir ein: Eigentlich müsste ICH den perfekten Stundenplan mit 0 Springstunden bekommen, schließlich leidet meine Familie mehr als die einer TZ-Kollegin :teufel:

  • Ts, Nele hat dankenswerter Weise noch Berufe ähnliche Quali herausgesucht, aber was mir da auf den Lippen brennt: Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Du im Büro Deine Arbeitszeiten aushandeln kannst! Es gibt nur wenige Betriebe, die flexibel sind. Wenige! Die meisten sind es nicht, da kenne ich etliche Beispiele und musste leider auch schon selbst sowas erleben wie: Sie wollen nicht Vollzeit wiederkommen? Dann suchen Sie sich was neues. Man hat nämlich in der freien Wirtschaft KEIN Anrecht auf Teilzeit nach der Elternzeit.


    Nicht von Interesse. Unser Vergleichspunkt ist der öffentliche Dienst...

  • Zitat


    Und das auf Kosten der Vollzeitkräfte? Da fällt mir echt nichts mehr zu ein. Wenn du ihnen das ersparen möchtest, dann kannst du das ja gerne tun. Aber dann reduzier du bitte doch einfach deine Stundenzahl oder höre ganz auf.


    Sag mal, geht's noch? Gingergirl hat völlig klar und sachbezogen dargelegt, dass im Lehramt Teilzeitlehrkräfte im Vergleich zu Vollzeitkräften an vielen Schulen überproportional belastet werden. Das beginnt bei der Zahl der Korrekturklassen und hört mit der Anwesenheitspflicht bei Sprechtagen, Konferenz und der Begleitung von Klassenfahrten an unterrichtsfreien Tagen noch lange nicht auf. Dass es einzelne wenige gibt, die überzogene Ansprüche stellen, ändert nichts dran, dass sehr viele TZ-Kräfte an Deutschlands Schulen nach Strich und Faden ausgenutzt werden.

  • Ich sitze auf genauso viel Konferenzen, Weihnachtsbasaren, Schulfesten, Elternsprechtagen, etc. wie die VZ-Kräfte. Die TZ-Kräfte bedeuten eine Entlastung für die Kollegien, das könnt ihr mir glauben. Wenn alle Volllzeit arbeiten würden, müsste man die Arbeit auf viel weniger Schultern verteilen. Wenn man mir mit halber Stelle zwei Deutschklassen gibt, dann bedeutet das defacto eine Entlastung für die VZ-Leute, die selbst natürlich nicht vier Klassen haben. Selbst für Sachen, die einem rechtlich zustehen, muss man kämpfen und wird dann auch noch blöd angeschaut. Ich habe z.B. lange Zeit auch schwanger Vertretungen/Mehrarbeit gemacht, obwohl das jeder Arbeitnehmerin in Deutschland verboten ist.


    Vorweg: Gingergirl, du hast im Grundsatz vollkommen Recht. "Schuld" sind aber nicht die Vollzeitkräfte, die auf Kosten der Teilzeitkräfte eine ruhige Kugel schieben. Als Vollzeitkraft ist man in der Regel auch am Limit seiner Leistungsfähigkeit (Klassenleitung praktisch obligatorisch, Klassenarbeiten, Klausuren, Abitur, ... das übliche halt).


    Die Frage ist: Warum lässt DU, warum lassen WIR es mit uns machen, jeden Quatsch, der irgendwie pädagogisch begründet wird (und ich nenne es wieder: "leuchtende Kinderaugen") mitzumachen: Du nennst es selber: Schulfeste, Weihnachtsbasare, dazu kommen Tage der offenen Tür, AGs, Klassenfahrten, Wandertage,... Das sind letztendlich alles "freiwillige" Leistungen, die unter dem Druck von Schulleitung und Lehrerkollektiv (die berühmten Idealisten) dann nicht mehr so freiwillig sind, sondern schleichend obligatorisch werden. "Freiwillige Selbstausbeutung" würde wahrscheinlich ein Lokführer dazu sagen. Warum werden auf den Gesamt- / Schulkonferenzen nicht Anträge gestellt (meinetwegen vom Personalrat, wenn sich sonst keiner traut), auf solche Dinge zu verzichten oder sie notfalls zu limitieren?


    Und: Wenn das Gesetz ganz klar sagt, keine Mehrarbeit für Schwangere: Warum hast du das trotzdem mit dir machen lassen? Schlechtes Gewissen? "Aber die Kleinen können doch nichts dafür, wenn der Unterricht ausfällt"? Nein, können Sie nicht, aber ihre Eltern, wenn diese nicht von der Schulpolitik endlich eine ausreichende Vertretungsreserve einfordern! Und wenn die Politik sagt: "Dafür ist kein Geld da." Na dann ist Bildung eben gesellschaftlich nicht so wichtig. Warum sollten WIR dagegen ankämpfen wollen, auf UNSERE Kosten?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ich denke, man kann diesen ganzen Problembereich am nüchternsten und sinnvollsten betrachten, wenn man nicht den Blick auf die Frage "Mutter oder nicht" richtet sondern ganz allgemein den Fall eines Lehrers oder einer Lehrerin annimmt, die aus sehr gewichtigen, persönlichen Gründen nur eine halbe Stelle hat und besondere Ansprüche, was den Einsatz zu bestimmten Tageszeiten angeht. Wenn man über die Elternschaft redet, begibt man sich in ideologisches Minenfeld und verstellt sich selbst völlig den Blick auf das wesentliche.


    Grundlegend bei Fragen des Arbeitseinsatzes sind die Rechtsvorschriften, die dergleichen regeln: Krankheiten, Einsatz bei politischen Mandaten, Elternschaft, Krankheit. Die sind immer zu befolgen.


    Gleich danach kommt das, wofür eine Schule da ist: der Unterrichts- und Prüfungsbetrieb muss reibungslos laufen. Das ist die Kern- und Hauptaufgabe einer Schulleitung und der von ihr beauftragten Verwaltungs-, Stundenplan- und sonstwie -kommissionen. Dahinter hat alles andere zurückzustehen und jeder Arbeitnehmer an einer Schule muss sich bewusst sein, dass er oder sie dafür bezahlt wird, an dieser Aufgabe mit voller Kraft im Rahmen der bezahlten Arbeitszeit mitzuwirken.


    Bei der Frage nach der Umsetzung kommen darunter sowohl Management- als auch Führungsfragen ins Spiel. Die Schulleitung muss daran interessiert sein, ihre Mitarbeiter zu motivieren und ihre Arbeitskraft zu erhalten. Dazu gehört sowohl, dass sie für ein Gefühl der Gerechtigkeit und der guten Arbeitsatmosphäre sorgt; dazu gehört aber auch, dass sie Mitarbeiter in besonderen Belastungssituationen entlastet und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Belastungssituation bestmöglich zu überwinden und danach mit voller Arbeitskraft wieder einzusetzen. Diese Prinzipien müssen gegeneinander abgewogen werden, denn sie können einander bedingen.


    All das bedeutet, dass man sich als Mitarbeiter einer Schule nicht darauf zurückziehen kann, dass man über ein Privileg mit Anspruch auf besondere Schonung verfügt, auch wenn man das persönliche Anliegen als sehr lebensbestimmend empfindet. Dadurch, dass man sich in die Anstellung begibt, übereignet man seinem Arbeitgeber einen Anspruch auf Leistung auch über die persönliche Unbequemlichkeit hinaus. Das bedeutet übrigens auch, dass man nicht aus der Tätigkeit im Lehrerberuf irgendwelche Vorteile gegenüber der "freien Wirtschaft" ableiten kann. Die Prinzipien, die ich genannt habe, gelten nämlich für alle Rechtsformen der Arbeitsorganisation und der Arbeitnehmerschaft. Prinzipiell muss man als Arbeitnehmer davon ausgehen, dass man persönliche Nachteile in Kauf nehmen muss, auch, wenn die eigenen Motive redlich und für einen persönlich bedeutsam sind.


    Innerhalb der Belegschaft ist es durchaus von Bedeutung, wie Arbeitsgerechtigkeit empfunden wird. Es ist mit Sicherheit ganz prinzipiell so, dass Kollegen auf andere Kollegen Rücksicht nehmen, wenn diese besonderen Belastungen unterworfen sind. Es ist aber auch so, dass diese Rücksichtnahme Grenzen kennt. Und wenn Spannungen entstehen, dann ist es Aufgabe der Schulleitung, die Situation zu beurteilen und Entscheidungen zu treffen, die im Sinne der Allgemeinheit sind. Das kann, rein situativ bedingt, der einen wie auch der anderen Seite zu Nutzen kommen. Eine gute Schulleitung wird Entscheidungen treffen, die kurzfristig vielleicht einzelne belasten, langfristig aber im Interesse aller sind.


    Wie das aussieht, ist eine konkrete Frage der Verhandlung von Konflikten. Eine gute Schulleitung arbeitet hier transprarent, neutral und willensstark. Sie trifft klare Entscheidungen, die das Interesse aller so weit wie möglich berücksichtigt, die aber immer den eigentlichen Seinszweck von Schule, nämlich Unterricht und Prüfungen, die Priorität verleiht. Dabei ist sie transparent, auch wenn es für den einzelnen schmerzhaft ist.

  • Hmm... es kann hier zu einer Endlosdiskussion führen. It' s friday!


    Ich hätte schlichtweg das Problem, mein Kind so schnell unterzubringen. Finde es äußerst schwierig, dies innerhalb einer Woche regeln zu müssen.
    Zudem muss man bei vielen Betreuungseinrichtungen oft die komplette Woche bezahlen, auch wenn man diese nur tageweise nutzen möchte. also müsste ja eigentlich eine VZ Stelle her...

  • Nele:
    Schön ist alle Theorie. Aber die Praxis sieht doch oft so aus:


    - Da werden bewusst "Springstunden" in den Stundenplan eingebaut, um möglichst viel Vertretungsreserve zu haben. Da kllingt doch sehr nach "systematischer" Mehrarbeit, die durch die entsprechenden Erlasse gerade NICHT gedeckt ist. Kurzfristige (bei den Beamten sogar oft unentgeltliche) Mehrarbeit ist nur bei UNVORHERGESEHENEM Bedarf erlaubt. Da jeder weiß, dass eine Unterrichtsversorgung von <= 100% automatisch wegen Krankheiten u.a. zu Vertretungsbedarf führt, wird diese Vorschrift m.E. systematisch unterlaufen.


    - Die Ganztagsschule verschlimmert das Problem tendenziell nur, da die Unterrichtszeiten in den Nachmittag ausgedehnt werden. Die ganzen Versprechungen der Bildungspolitik (keine Mehrarbeit, da ausreichende Stellenzuweisung und Mitarbeit nicht-schulischer Anbieter) haben sich als falsch erwiesen. Am Nachmittag findet mittlerweile ganz normaler Unterricht statt (und keine AGs, Dritt-Projekte usw.), da es die notwendige Ressourcen entweder nicht gibt oder kein "Dritter" für die paar Peanuts am Nachmittag in der Schule arbeiten will (sofern es ausreichend qualifizierte Leute überhaupt gibt). Die Lehrkräfte dürfen für die "pädagogisch wertvolle" Idee der Ganztagsschule (wieder einmal) die Knochen hinhalten. Am Ende des schulisches Ganztages ist in der Regel noch keine Klausur korrigiert und noch kein Unterricht vorbereitet.


    - Jetzt kommt die Inklusion. Viele Kollegen und Kolleginnen haben deshalb schon ihre Arbeitszeit reduziert oder werden noch reduzieren (schon einmal an die Zunahme der "Burnout-Themen" alleine in DIESEM Forum in den letzten Jahren gedacht?). Da freut sich doch still und heimlich der Dienstherr darüber. Bekommt er doch Lehrkräfte, die freiwillig auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten, nur um irgendwelchen (selbst eingebildeten?) Ansprüchen an "guten Unterricht", "individueller Förderung" usw. genügen zu können (Stichwort wieder einmal: "Selbstausbeutung"). Und die Schulleitungen freuen sich wegen der durch die neuen Teilzeit-Kollegen entstehenden Vertretungsreserve. So schließt sich der Kreis.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    2 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

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