Wie geht ihr dem Corona-Virus entgegen?

  • Ich habe mir den Podcast nicht angehört. Wenn es denn so ist, dass sich Lehrer infizieren "sollen", gilt das analog eigentlich dann auch für Ärzte? Ich meine, wenn die durch sind, wäre das doch wohl auch ein großer Vorteil für alle? Keiner muss mehr Bedenken haben, wenn der Blinddarm zwickt und vor allem auch keine hässliche Maske mehr im Wartezimmer tragen?

  • Schön für dich, dass du dir um niemanden Sorgen machen musst.

    Woher weißt du das?

    Aber ich wünsche mir Solidarität und Rücksicht der Menschen, denen ich im Alltag begegne, und verantwortungsvolles Handeln meines Dienstherrn.

    Erfährst du die nicht?

  • Es sind immer wieder die gleichen Situationen, die zu solchen Superspreader-Ereignissen führen und nicht ein einziges Mal waren Kinder oder Jugendliche daran beteiligt.

    Könnte wohl auch mit daran liegen, dass Kinder sich nicht in enge, überfüllte Bars zwängen oder in Berliner Nachtclubs schwitzen^^


    Als sich die halbe Schule in Frankreich infiziert hat, lief das auch auch nicht als Superspreading-Ereignis. Trotzdem kein schönes Szenario.


    Kinder müssen keine Superspreader sein, es reicht schon, dass sie viel stärker potentiell an Situationen, die zu Infektionsgeschehen führen, beteiligt sind, um den eventuell kleinen Vorteil, dass sie sich nicht so leicht infizieren (und eventuell auch nicht so stark infektiös sind, aber auch da gehen die Meinungen immer noch auseinander), wieder wettzumachen.



    naja, aber ist "Nanny-Staat" nicht die Umschreibung für eine Regierung, die das Größtmögliche tut, um die Gesundheit Ihrer Bürger zu schützen?


    Und wo ist der Sinn, wenn ich in der Schule meinen Kids alles zu gesunder Lebensweise versuche zu vermitteln, wir an einem Rauchfreiwettbewerb und solchen Scherzen teilnehmen, und dann aber u. U. irgendwann gezwungen sind, Zustände hinzunehmen, die fast unweigerlich auf die Infektion mit einem neuen, manchmal tödlichen Keim hinauflaufen?

    Ob ich mich ins Auto setze, mir 10 Kippen am Tag reinpfeife, ständig Fastfood konsumiere, das alles ist meine freie Entscheidung.


    Gegen die Exposition mit diesem Virus kann ich mich aber nunmal nicht frei entscheiden, das ist der kleine, aber feine Unterschied!


    Bayern will eventuell im Herbst wieder zum Normalbetrieb an den Schulen zurückkehren. Das heißt, dass für das Virus, sollte es dann noch so virulent und von der Rate schwerer Verläufe ähnlich sein wie jetzt, perfekte Bedingungen herrschen. Dreißig Kinder in stickigen, kaum gelüfteten Räumen, yippie.

    Und da geht es nicht nur um uns Lehrer, sondern auch um die mir anvertrauten Kinder, die zuhause Angehörige der Risikogruppen haben und deren Leben ich potentiell in Gefahr bringe, wenn ich sie solchen Bedingungen aussetze.

    Abgesehen davon, können auch Kinder/Jugendliche schwer erkranken.


    "Einzelfälle" (für die Statistik^^)

    Wir sind aber keine New Yorker. Bei uns stapeln sich nicht die verwesenden Leichen in ungekühlten Miet-Transportern. Das würde ich tatsächlich auch als erhebliches Problem empfinden. Aber eben nicht grundsätzlich, weil Menschen sterben, sondern weil Behandlungen und Tode das System überfordern und zu hygienischen und gesellschaftlichen Missständen führen.

    Was hätte sie denn machen sollen? In Tränen ausbrechen und panisch im Kreis rennen? Menschen sterben, daran lässt sich nichts ändern. Wenn es kein eigener Angehöriger ist oder einer mit dem man wenig zu tun hat, dann kann man gar nicht über jeden Tod unendlich betroffen sein. Aus dem Betroffensein kommt man bei 900.000 Toten in Deutschland und unzähligen toten afrikanischen Kindern pro Tag, sonst gar nicht mehr raus.


    Es geht nicht darum, dass "Menschen sterben". Es geht um vermeidbare Tote. Wir hatten hier in Deutschland ein Wahnsinnsglück, das vergessen viele.

    Ich jedenfalls bin total dankbar und froh, dass es uns nicht so hart getroffen hat. Das gibt einem aber nicht das Recht, auf die, die dieses Glück eben nicht hatten, herabzuschauen und lapidare Bemerkungen vom Stapel zu lassen.

    Aber, okay, da tickt halt jeder anders, hab ich schon zu Genüge gemerkt^^

  • Keiner muss mehr Bedenken haben, wenn der Blinddarm zwickt und vor allem auch keine hässliche Maske mehr im Wartezimmer tragen?

    Ich bin einmal wöchentlich zur Schmerztherapie beim Orthopäden und trage tatsächlich keine Maske dort. Mein Arzt nur wenn er näher als 2 m an mich ran kommt. Ist übrigens ein Deutscher (also auch in Deutschland wohnhaft) der das ganz cool findet, dass er es tagsüber auf der Arbeit so halten kann.



    und verantwortungsvolles Handeln meines Dienstherrn

    Tja nun, bei uns ist es halt so, dass keiner in den Präsenzunterricht geschickt wird, dem der Arzt bescheinigt, dass er zur Risikogruppe gehört. An den Volksschulen sind deswegen gerade nicht eben wenige Studenten im Einsatz. Du hast recht, ich mache mir um mich selbst überhaupt keine Sorgen. Du hast nicht recht, dass ich niemanden kenne, der zur Risikogruppe zählt. Es gibt z. B. einen guten Freund, den ich seit Lockdown deswegen gar nicht mehr gesehen habe. Ich habe auch durchaus ein paar Kollegen, die zu dieser Gruppe zählen. Viele sind es nicht bei uns und wie gesagt, die müssen vorläufig nicht aus dem Homeoffice raus.

  • Nanny-Staat ist mit Überfürsorge oder eher schlichtweg Bevormundung verbunden.

    Für mich wird es auch interessant, wie du nicht am Straßenverkehr (ob mit Auto, Fahrrad, zu Fuß usw.) teilnimmst. Falls du ins Krankenhaus kommst, hast du auch keine Kontrolle darauf, ob du dir nicht einen multiresistenten Keim einfängst. Man könnte das ins Unendliche fortsetzen. Das Leben ist voller täglicher Risiken und Corona ist derzeit eines davon. Da es ein neues Risiko ist, wird es erst einmal als deutlich gefährlicher bewertet als das, womit man schon Jahrzehnte lebt.

  • Es geht um vermeidbare Tote.

    Weisst Du was ein echt cooler Nebeneffekt von Corona ist? Viele europäische Länder verzeichnen gerade eine ganz deutliche "Untersterblichkeit". Da schreibt nur kaum irgendjemand was darüber, weil's ja nicht zur allgemeinen Hysterie passt. Finland, Polen, Ungarn, Norwegen und Griechenland sind nur die Länder, von denen ich die Statistik gesehen habe. Weisst Du was das heisst? Das sind auch alles "vermeidbare Tote". Bei uns in der Schweiz sind nun nicht gerade wenige Leute an Covid-19 gestorben. Mit der aktuellen Kalenderwoche zeichnet sich aber auch bei uns ab, dass die Sterblichkeit jetzt *unter* den statistisch zu erwartenden Bereich fällt, genau wie ganz krass übrigens auch in Frankreich und Spanien. Ganz zu schweigen davon, dass die letzte schwere Grippewelle in der Schweiz und auch in Deutschland deutlich mehr Menschenleben gekostet hat als Covid-19 bisher. Das sind aber sowas von "vermeidbare Tote" denn gegen die fucking Grippe könnte man sogar impfen. Hat das schon mal irgendjemanden bisher interessiert, wie viele Tote man da jeweils hätte vermeiden können? Wo kommt denn nur all dieser Ethos gerade her?

  • Wo kommt denn nur all dieser Ethos gerade her?

    Der kommt immer gerne, wenn man glaubt in einer Diskussion eher durch moralische Überlegenheit punkten zu können, als durch inhaltliche Argumente.


    Und das schöne ist, dass sich jeder die Toten raussuchen kann, die zu seiner Position passen. Wenn man für mehr Beschränkungen ist, sind das dann halt die Risikogruppen hier, wenn man für schnellere Lockerungen ist, kann man auf die 1,2 Millionen toten Kinder verweisen, die letzte Woche in einem UN Bericht als indirekte Opfer der Folgen der Corona-Epidemie erwartet wurden, weil ein Großteil der Programme zum Impfen und Gesundheitsschutz in Entwicklungsländern eingestellt wurden. Die hängen nämlich zum Beispiel ganz massiv am Flugverkehr und der Reisefreiheit der Helfer.

  • Mit Corona geht es in beiden Fällen besonders schnell.

  • https://www.news4teachers.de/2…-jetzt-schneller-oeffnen/

    Andere hier im Forum sehen seit 400 Seiten in Kindern die Treiber und "Superspreader" schlechthin.


    Ich habe immer gesagt, dass ich die Kita- und Schulschließungen nicht für verhältnismäßig halte.

    Dauernd etwas anderes. Langsam komme ich nicht mehr mit. Gerade sind alle dabei, ihre Klassen zu teilen, Präsenzpläne zu erstellen und gleichzeitig die Notfallbetreuung personell zu sichern. Da bin ich ja mal gespannt.

  • Bis die Schule nach den Sommerferien wieder losgeht, vergehen noch um die 3 Monate. Im Zusammenhang mit einer Pandemie ist das eine halbe Ewigkeit (man vergleiche mal, was in den vergangen 3 Monaten alles passiert ist).

    Kein Mensch kann heute voraussagen, wie die Lage im Juli sein wird, geschweige denn Ende August oder Anfang September.


    Vielleicht haben wir das Contact Tracing bis dahin im Griff und verzeichnen nur noch 5 Neuansteckungen am Tag. Vielleicht tragen Urlauber eine zweite Welle ein und es sind wieder 6000 am Tag. Vielleicht erfahren wir schon nächste Woche von einem Hotspot an einer Schule, vielleicht kommen Schulen ohne Probleme bis zu den Ferien.

    Vielleicht gibts sogar schon einen Impfstoff oder ein wirksames Medikament.


    All das weiß doch keiner, deshalb ist es müßig, jetzt Pläne für den Herbst zu machen. Man muss sich auf verschiedene Szenarien einstellen, darf sich aber nicht darauf versteifen, einfach alles öffnen zu können oder so weiterzumachen wie jetzt. Alles kann, nichts muss.


  • ... und sie haben uns immer noch nicht erlöst ;(


    Ehrlich ey... Ich mag nicht mehr. Selbst Disco soll wieder OK sein und bei uns bestehen sie weiter auf die Abstandsregeln. Ich habe so keine Lust mehr. :autsch:

  • Ja, vorhin war mal wieder PK mit dem Bundesrat. Ich dachte ich hör nicht richtig... Beim Tanzen in der Disco kann man ja den Abstand nicht einhalten, dann sei es ganz wichtig, dass man Gästelisten hat, damit man alles nachvollziehen kann. JA HIMMELHERRGOTT WIR HABEN DOCH SOWIESO GÄSTELISTEN!!! :autsch:

    • Offizieller Beitrag

    Ich stelle mir das gerade bildlich vor. Schulbeginn morgens an der Schule von Wollsocken. Ein vornehm gekleideter Mann steht am Eingang, hält eine Liste in der Hand. Ein Schüler kommt an. Der Mann guckt ihn an. Mustert ihn von oben bis unten. Der Schüler sagt: "Ich stehe auf der Gästeliste. Thomas Meyer." Mit vornehmen Blick studiert der Mann die Liste, nickt schließlich. "Ja. Guten Morgen, Herr Meyer. Schön dass Sie wieder einmal bei uns zu Gast sind. Hat es Ihnen gestern im Unterricht bei uns gefallen? Ist Ihre Gattin heute nicht mit dabei? Treten sie ein." ....


    ;)

  • Ich hab vorhin mal in unseren Teams-Chat gekotzt. Ein Kollege meinte, wir können ja eine Discokugel in jedes Schulzimmer hängen, dann ist das OK wenn wir die Abstandsregeln nicht einhalten. Oder wir mieten Busse als Schulzimmer. Im ÖV gilt ja auch keine Maskenpflicht und es können beliebig viele Personen zugleich im Bus sein.


    Also ehrlich ... Ich hab mich vorhin schon gefragt, ob Herr Berset eigentlich selber merkt, wie bekloppt das ist.

  • Ich hab vorhin mal in unseren Teams-Chat gekotzt. Ein Kollege meinte, wir können ja eine Discokugel in jedes Schulzimmer hängen, dann ist das OK wenn wir die Abstandsregeln nicht einhalten. Oder wir mieten Busse als Schulzimmer. Im ÖV gilt ja auch keine Maskenpflicht und es können beliebig viele Personen zugleich im Bus sein.


    Also ehrlich ... Ich hab mich vorhin schon gefragt, ob Herr Berset eigentlich selber merkt, wie bekloppt das ist.

    Danke für die Inspiration, die Idee mit der discokugel im Klassenzimmer gefällt mir sehr :party: Da unser Arbeitgeber uns ja immer so schlecht mit Arbeitsmaterial versorgt bin ich eh dazu übergegangen gewisse Dinge selbst anzuschaffen, die dann aber eher meiner Belustigung dienen, wie zB Hupe statt klangschale oder Einhornsticker statt rotstift :tanz: Da würde eine discokugel gut in mein Raumkonzept passen. Flackernde Glühbirnen sind ja eh an der Tagesordnung, vielleicht ersetze ich die dann auch gleich durch ein stroboskop.

  • Sowohl Streeck als auch Drosten haben sich freiwillig in eine recht exponierte Position in der Öffentlichkeit begeben und dann erwartet, dort behandelt zu werden, wie unter Fachkollegen. Ihre fachliche Qualifikation stellt das nicht in Frage. Aber unabhängig davon ist jeder Mensch auch anfällig für persönliche Eitelkeiten. Bei Streeck hatte ich immerhin den Eindruck, dass er relativ schnell realisiert hat, dass er da doch als Person anders in den Fokus gerät, als er es vielleicht intendiert hatte, und sich darum etwas zurückgezogen hat. Er hat aber am Anfang natürlich auch direkt ziemlich drauf bekommen.

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