Inklusionsassistenz in der Schule - Eure Erwartungen

  • Ich hatte mal eine Schulbegleiterin (heißen die nicht InklusionshelferInnen?), die selbst erst gerade aus der Schule heraus war und eine körperbehinderte S. begleitete.

    Mit der war es lustig, weil sie sich immer meldete und freute, jetzt in Mathe was zu verstehen. Sie hat sich ansonsten aber korrekt und prima um ihren Schützling gekümmert und ich musste sie leider bezüglich ihrer Beteiligung im U. bremsen; habe ihr dann immer auch die Arbeitsblätter gegeben, damit sie was zu tun hatte. :)

    Ansonsten galt natürlich auch für sie: Handy weg, Kappe ab usw. Da würde ich mich nie auf einen Kompromiss für anderenRegeln einlassen. Das wäre nur in nachvollziehbaren Ausnahmefällen möglich, aber bestimmt nicht fürs Daddeln.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • gut fand ich mitdenkende, offene und aufgeschlossene schulbegleiterInnen, die ihren job ernst nehmen, leistungsbereit sind, wertschätzend und erwachsen (vollzogener rollenwechsel...) mit ihrem schüztling umgehen und auch verstehen, dass sie weder zweitlehrer noch erzieher für andere kinder sind.


    nicht hilfreich fand ich übermäßig passive begleiter, die man als l. mit anschieben musste, wenn man mehr haben wollte, als einen weiteren besetzten stuhl im raum, und sb wird ja nicht ohne grund genehmigt.


    einer sehr kompetenten kollegin, die aber sehr jung aussieht, hat eine ältere, weibliche sb ständig versucht, in den unterricht reinzureden - das geht gar nicht und es war leider auch im gespräch nicht zu klären, auch nicht nach einschaltung des trägers. die dame musste dann gehen.

  • Viele Lehrkräfte finden es unangenehm, wenn andere Erwachsene mit in den Unterricht kommen, weil ihnen das Referendariat und deren schlechte Erfahrungen ihr Lehrerleben lang im Nacken hängen.

    Mir geht es zum Glück nicht so.


    Die von mir bisher erlebten SchulbegleiterInnen waren fast alle wirklich gut. Ich finde es anerkennenswert, wenn sie sich trotz Hungerlohn um diese Kinder kümmern und in der Regel bin ich sehr froh, dass jemand da ist, der diesen Kindern hilft und Zeit dafür hat.

    Wir haben viele Schulbegleitungen und ich bin inzwischen eher irritiert, wenn ich ohne weitere Erwachsene im Klassenraum bin.


    Zu den Aufgaben oder den Erwartungen ist es schwierig, eine generelle Aussage zu treffen, häufig ist es auch eine Gratwanderung:

    - Meiner Meinung nach ist es die Aufgabe der Schulbegleitung (auch Einzelfallhilfe) sich um dieses bestimmte Kind zu kümmern. Ich möchte nicht, dass sie sich um sämtliche andere Kinder kümmert und im Unterricht ermahnt und sanktioniert. Andererseits ist eine erwachsene Person im Raum, die bestimmtes Verhalten nicht per se ignorieren darf. Und ich weiß auch, dass es in anderen Klassen anders gehandhabt wird.

    - Ebenso ist es den Kindern ja nicht untersagt, die Begleitung - also erwachsene Person im Raum - um Hilfe zu bitten, mal etwas zu fragen, sich die Flasche öffnen zu lassen etc., ABER es ist nicht generell ein Anlaufpunkt, sodass man sich da Hilfe oder Ergebnisse holen könnte. Auch dies muss man irgendwie abstecken, für sich, miteinander UND für die Kinder.

    - Sicherlich ist es ein Unterschied, welchem Kind geholfen wird und wie viel Aufmerksamkeit oder Hilfe dieses benötigt. Ist das Kind körperlich-motorisch eingeschränkt, benötigt aber nur für bestimmte Aktionen Hilfe, würde mich eine sonst lesende Hilfe womöglich nicht stören. Hat das Kind andere Einschränkungen und braucht zumindest eine aufmerksame Beobachtung, wäre das Lesen unangebracht.

    - Schwierig finde ich auch, an welcher Stelle Aufgabenstellungen oder Erleichterungen diskutiert werden. Einerseits ist es die Aufgabe der Begleitung, hier auf Angemessenheit der Aufgaben zu achten, andererseits bleibt es die Aufgabe der Lehrkraft, die Aufgabe zu stellen und das Voranschreiten oder den Anspruch einzuschätzen.


    Bei manchem ist eine klare Regel oder Grenze zu ziehen:

    - Das Handy gehört nicht in den Raum/ sichtbar in den Unterricht, von Ausnahmen abgesehen. Nach Vorfällen gibt es an unserer Schule inzwischen Vereinbarungen: Es ist nicht in Ordnung, wenn Personen im Unterricht mit dem Handy Aufnahmen machen und diese speichern oder gar verschicken.

    - Begleitungen, die köperlich übergriffig werden, indem sie mit einem sozial-emotional auffälligen Kind rangeln oder kämpfen oder Tritte einstecken oder austeilen, haben ihre Rollen und Aufgabe offenbar nicht verstanden.


    Es bieten sich also eine Menge Reibungspunkte. Manchmal versteht man sich auf Anhieb, manchmal muss man sehr viel kommunizieren.

    Zeit fehlt leider häufig, wenn es dann noch Wechsel gibt oder ständige Vertretungen, wird dies nicht einfacher.

    Unzufrieden werden Lehrkräfte dann, wenn der Aufwand (Beantragung mit viel Bürokratie, Hilfeplangespräche, Absprachen im Alltag, zusätzliche Kommunikation mit Eltern und Ämtern etc.) den selbst wahrgenommenen Nutzen übersteigt.


    Davon ganz abgesehen denken bei uns viele Lehrkräfte, dass die Einzelfallhilfe nur wenige Kinder "am Mann" bräuchten, es aber durchaus eine Menge Kinder gibt, die Unterstützung benötigen, für die die Schulen aber nicht angemessen ausgestattet sind. Hätten wir eine pädagogische Assistenz im Team, die z.B. als zweite Kraft mit in der Klasse wäre, könnte darüber etliches aufgefangen und aufgeholt werden und auch für die Integration etlicher Kinder würde dies helfen.

  • ...

    Natürlich gibt es Kinder die mich schaffen...

    du verstehst mich falsch. Es geht nicht darum, wie anstrengend ein Kind ist, sondern um die Art des Problems. Wenn ein motorisch beeinträchtigter Mensch Hilfe beim Schreiben braucht wird es m.M.n. keine Probleme zwischen den beteiligten Erwachsenen geben. Wenn sich ein sozial-emotional gestörtes Kind schreiend auf den Boden wirft, DANN gibt es meiner Erfahrung nach Probleme zwischen den Erwachsenen.

  • Unsere "Schulbegleiter*innen" betreuen das jeweilige Kind den ganzen Vormittag, also auch in der Pause. Bei einem Jungen im Spektrum ist es so, dass, wenn sie auf sie Toilette muss, er mit raus geht und am Gang wartet. Die sind ein eingespieltes Zeam, da klappt das gut!

    Es geht immer darum, wie man sowas wie,- "die" dürfen sich nicht ins Lehrerzimmer - verpackt! Für mich ist das Zimmer ein Raum zum Austausch, zur Ruhe, warum sollten dort Nicht-LKs ausgeschlossen werden?

    Lala

  • Im Lehrerzimmer haben Inklusionsassistenten auch nichts zu suchen

    Das finde ich tatsächlich schwierig. Im Rahmen von Inklusion verändern sich Schulen und müssen das auch. Inklusionsassistenzen sind Erwachsene, die in der Schule arbeiten. Also Mitarbeiter. Ich finde nicht, dass sie wie Schüler behandelt werden sollten!

  • Im Lehrerzimmer haben Inklusionsassistenten auch nichts zu suchen

    Also bitte, die 1960er Jahre sind schon einige jahrzehnte her. Natürlich gehören Assistenten auch ins Lehrerzimmer.


    OT: ich bin in der Planung unser Lehrerzimmer komplett abzuschaffen und durch einen Sozialraum für alle Bediensteten zu ersetzen.

  • Auch wenn dieser Thread nun schon über zwei Jahre alt ist, noch mein Senf dazu: Bei uns sitzen auch die Schulsozialarbeiter*innen oft und der Schulassistent manchmal (er pendelt im Laufe des Tages häufig zwischen unseren verschiedenen Gebäuden und den beiden Schulstandorten) genausso wie die Lehrkräfte, Refis, Praktikant*innen und die Mitglieder der (erweiterten) Schulleitung im Lehrerzimmer. Nur die Sekretärinnen, die Verwaltungsleiterin und die Hausmeister bleiben meistens in ihren Büros.

    Aber die wenigen Schulbegleitungen, die wir ab und zu mal haben (ist bei uns wirklich selten), kommen selbstverständlich ins Lehrerzimmer, wenn sie die von ihnen betreuten SuS nicht auch in der Pause begleiten. Aber selbst dann holen sie sich bei uns mal einen Kaffee o. ä.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Humblebee

    Alles Andere würde auch dem Konzept ""multiprofessioneller Teams" diametral entgegen stehen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Unsere Lernbegleiterinnen waren früher mit im Lehrerzimmer, irgendwann hat es sich verändert. Der Raum wäre nun zu klein für alle,

    aber die Integrationskräfte sind in der Pause in der Regel auf dem Schulhof, weil die Kinder gerade dort häufig Begleitung benötigen.

  • Sehr spät schalte ich mich zu dem Thema der Inklusion, bzw. Anspruch und Wirklichkeit zu Anforderungen an einer Inklusionsassistenz im Unterricht ein.


    Nach dem großen Lockdown wird festgestellt, dass Inklusion an Regelschulen sinnvoll mit Inklusionsassistenzen (Schulbegleitungen) funktionieren kann.

    Leider wird an den meisten Regelschulen den Lehrkräften keine Zeit zu wichtigen Besprechungen eingeräumt. Es ist sehr zu bedauern, dass dadurch Gespräche oft nur“ zwischen Tür und Angel“ stattfinden können. Das ist unnötig Stress fördernd und bedarf einer rechtlich abgesicherten Arbeitszeitanpassung.

    Ebenso werden Inklusionsassistenzen selten in vollem Umfang bezahlt. Die Abrechnung darf nur im gedeckeltem Rahmen stattfinden. Dieser umfasst in der Regel die Zeit der Unterrichtsstunden und orientiert sich am Stundenplan des Schülers/der Schülerin. Zusatzstunden zu HPGs werden extra genehmigt.

    An den wenigsten Schulen, insbesondere an Gymnasien, werden Multiproffessionelle Teams mit Sitzungszeiten (Arbeitszeitenbezahlung) eingesetzt. Das muss sich ändern. Das muss dem wachsenden Bedarf angepasst werden.


    Gespräche in Räumen und Gängen, wo sich keine SchülerInnen aufhalten dürfen, werden natürlich auch von Schulbegleitungen/ Assistenten mitgehört, insofern diese nicht geflüstert werden.

    Aber warum sollten sie diese nicht mitbekommen? Das ist Schulalltag. Kommunikation ist wichtig. Kommunikation muss stattfinden können.

    Aber keine Sorge: Jede Inklusionsassistenz ist an die Schweigepflicht gebunden und gibt Inhalte von Gesprächen nicht weiter.

    Daher muss niemand Sorge haben, wenn die Assistenz im LehrerInnenzimmer steht, um ein Gespräch mit KollegInnen zu halten, oder um sich einen Tee aufzubrühen.


    Apropos Schweigepflicht: Es ist wirklich unangenehm, wenn man im Café sitzt, oder an der Kinokasse wartet und die beiden Personen vor einem unterhalten sich schön laut über ihre Schüler. Das entspricht nun wirklich nicht der Schweigepflicht. Bittet achtet einmal darauf, was so unüberhörbar in der Öffentlichkeit gesagt wird😉

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