Sonderweg Schweden - wo die Schulen nicht schließen

  • Schweden geht einen anderen Weg, weil sein Chefvirologe Anders Tegnell anderes rät. Ob das besser oder schlechter ist, werden wir wohl erst nach der Corona-Krise wissen.



    Ich frage mich vor allem, wie soll es nach den Osterferien weitergehen? Wie lange sollen die Schulen denn geschlossen bleiben? Wie können sie öffnen, wenn das Corona-Virus noch grassiert?


    Wie lassen sich Schulschließungen vor dem Hintergrund des Zitierten überhaupt noch rechtfertigen?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Das Pangolin

    Hat den Titel des Themas von „Sonderweg Schwedens - wo die Schulen nicht schließen“ zu „Sonderweg Schweden - wo die Schulen nicht schließen“ geändert.
  • Zwei Probleme bei der Sache:

    1. Entgegen der These, dass jüngere Menschen ohne Vorerkrankungen nur einen leichten Schnupfen hätten, gibt es in der letzten Zeit immer wieder Berichte über entsprechende Personen, die entweder starben oder zumindest erheblich erkrankten.

    2. Was ist mit den Personen, die symptomfrei sind, aber das Virus in sich tragen und damit es potentiell an andere Menschen weitergeben können? Klein-Ali könnte ja ganz unauffällig in der Schule sitzen und unbeabsichtigt die Mathematiklehrerin Müller, vlt. sogar mit Vorerkrankung, anstecken.


    Bis vor einer Woche hätte ich ja auch gesagt: "Lasst es uns alle schnell bekommen, dann haben wir es hinter uns und können mit dem Alltag weitermachen!", aber anscheinend ist das Virus doch komplexer als zunächst angenommen.


    Mit freundlichen Grüßen

  • Zu 1.:

    Nach dem verlinkten Artikel bereitet sich Schweden ja durchaus auch auf (mehr) schwere Krankheitsverläufe vor.

    Zu 2.:

    Nach dem verlinkten Artikel geht man in Schweden davon aus, dass

    a) symptomfreie Infizierte das Virus nicht weiter übertragen können,

    b) es generell keine Fälle gäbe, in denen Kinder das Virus an Erwachsene übertragen hätten.

  • Im gestrigen Podcast mit dem Virologen Drosten habe ich erfahren, dass das Virus auch ansteckend ist/sein kann, bevor Symptome auftreten. Wer symptomfrei durch die Gegend läuft, ist vermutlich trotzdem ansteckend. Bei wem verläuft es nach bisheriger Erfahrung sehr häufig symptomfrei? Genau: Kinder. Diese Infektionsketten dann nachzuverfolgen, ist extrem schwierig. Das ist ja ein riesiges Stochern im Nebel.

  • b) es generell keine Fälle gäbe, in denen Kinder das Virus an Erwachsene übertragen hätten.

    Rätsel, rätsel.... wie soll das vonstatten gehen? Hat das Virus einen eingebauten Hemmschutz? Sollte das an der ungleichen Kopfhöhe zu Erwachsenen liegen? Kommen die Kinder mit ihren verschnupften Händen nicht an die Türklinke?
    Grübel..grübel...

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Klein-Ali könnte ja ganz unauffällig in der Schule sitzen und unbeabsichtigt die Mathematiklehrerin Müller, vlt. sogar mit Vorerkrankung, anstecken.

    Dschieses Kraist - warum wählst du ausgerechnet den Namen Ali? :wacko:

    Es könnte doch genauso Klein-Lisa oder Klein-Linus sein.


    Ooooh… verräterische Sprache...

  • "Symptomfreier Verlauf" ist etwas anderes als "nicht erkranken".

    Wer symptomfrei erkrankt ist, kann das Virus weitergeben (wobei auch das unwahrscheinlicher ist, als bei einem mit Symptomen Erkranktem), wer nicht erkrankt ist, kann es nicht weitergeben.


    Aktuell ist der Stand, dass Kinder nur sehr selten erkranken, also auch da, wo man die Kontaktpersonen durchtestet sind Kinder meist negativ, selbst wenn sie mit einem Erkrankten zusammen leben. Auch wenn man mit dem Virus in Kontakt kommt, erkrankt man nicht automatisch. Das Immunsystem reagiert unter Umständen so schnell, dass es zu überhaupt keine signifikanten Vermehrung im Körper kommt. Und das scheint bei Kindern eben oft der Fall zu sein.


    Um die Verwirrung komplett zu machen: ein Antikörpertest kann hinterher trotzdem positiv sein. Dieser sagt als nicht aus, dass man tatsächlich an Corona erkrankt war, sondern lediglich, dass man irgendwie mal mit dem Virus in Kontakt gekommen ist.


    Dies gilt im Übrigen für Ali, Lisa, Linus und sogar für Rüdiger.

  • Es gibt aus China eine Studie, nach der sich Kinder zwar manchmal bei Erwachsenen anstecken, die Krankheit aber kaum an Erwachsene weitergeben. Ursachen dafür werden in der unspezifischen Immunabwehr vermutet, die bei Kindern anders läuft als bei Erwachsenen, aber da ist viel Spekulation dabei. Es gab in China bisher drei Kinder die intensivmedizinisch behandelt werden mussten, in Italien gar keins. Deswegen ist Schweden da wissenschaftlich eine Art Experiment, aber die müssen verdammt viel testen, wenn sie das unter Kontrolle halten wollen.


    @Lehramtsstudent: Diese Berichte von "Mensch Mitte 30 ohne Vorerkrankungen an Corona gestorben" werden sich häufen, nicht weil das Ding gefährlicher geworden ist, sondern weil die Chance unter den Voraussetzungen zwar kleiner als 0,1% ist daran zu sterben, aber sich momentan einfach verdammt viele daran infizieren.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Gruenfink: Lisa und Linus sind schöne Namen. Bei mir musste auch schon der Karl-Heinz herhalten, diesmal der Ali. Hast du einen Ali in der Klasse sitzen :) ?

  • Hast du einen Ali in der Klasse sitzen :) ?

    Leider nein.

    Ich kann nur Husam, Aida, Stojan, Pelin, Ibrahim, Noel, Jowana, Isidora und Nikolaos anbieten.:weissnicht:


    Tante Edith will noch was sagen:

    Die o.g. Kinder sind in meiner Klasse, in der ich die Klassenleitung habe.

    Ansonsten unterrichte ich in nur 2 (!) anderen Klassen Tabea, Jermaine, Maha, Sahibvir, Muntadher, Ramón, Tade, Erion, Damyria, Abdullah, selim, Mohamad, Zainab, Zahraa, Ajla, Jwana und Teodora. :_o_)

  • Ich sehe neben den Kindern in der Schule ein ganz anderes Problem.


    In eine Schule gehen ja nicht nur Kinder. Dort arbeiten auch viele Erwachsene in verschiedensten Funktionen. Bei uns gibt es Lehrer, Erzieher, Schulbegleiter, Köche und Küchenkräfte, Putzkräfte, Hausmeister, Busfahrer und ein paar katholische Schwestern.

    Das ganze in einem Altersspektrum von 3 bis 98 Jahren. Neben dem Alter als Risiko haben viele Mitarbeiter auch Vorerkrankungen.


    An meiner Schule gibt es also neben den Kindern ca. 150 erwachsene Mitarbeiter. Da muss doch nur ein infizierter Mitarbeiter in die Schule kommen, der fröhlich andere ansteckt und schon haben wir fröhliches Anstecken unter Erwachsenen. Die Lehrer gehen dann nach Hause und infizieren ggf. ihren Partner. Der geht am nächsten Morgen in seinen systemrelevanten Beruf und infiziert weiter, weil er vielleicht noch keine Symptome hat.

    Zusätzlich haben wir noch eine Beratungsstelle, in der viele viele Menschen täglich ein- und ausgehen. Die medizinischen Untersuchungen können ebenfalls nicht mit ausreichendem Abstand durchgeführt werden (Ohren).

  • P.S.: Lustig finde ich auch, dass in Schweden das Skigebiet Are noch geöffnet und sehr gut besucht ist, nachdem man doch gesehen hat, was in Ischgl und Südtirol passiert ist.

    Ich glaube, dass den Schweden ihr Corona-Management evtl. noch ganz schön um die Ohren fliegen wird!

  • Hmhh, ich stelle mir gerade vor, wie bei uns Schule weiter funktionieren sollte, wenn wir wieder anfangen würden und alle aus dem Kollegium mit Hochrisiko daheim bleiben müssten. Wenn man also alle mit hohem Blutdruck, Asthma, Krebsvorerkrankung, Diabetes außer Dienst stellt, ist an normalen Schulbetrieb eigentlich nicht zu denken. Bei uns wären geschätzt 20 Prozent rauszunehmen.

  • Hmhh, ich stelle mir gerade vor, wie bei uns Schule weiter funktionieren sollte, wenn wir wieder anfangen würden und alle aus dem Kollegium mit Hochrisiko daheim bleiben müssten. Wenn man also alle mit hohem Blutdruck, Asthma, Krebsvorerkrankung, Diabetes außer Dienst stellt, ist an normalen Schulbetrieb eigentlich nicht zu denken. Bei uns wären geschätzt 20 Prozent rauszunehmen.

    Und deren Partner ja auch.

  • In Schweden kann man auch immer noch Skifahren.

    Also, die machen anscheinend gar nichts zu.

    Gegen Skifahren an sich ist auch überhaupt nichts zu sagen.

    Von den in Ischgl & co. infizierten dürften sich wenige bis niemand beim Skifahren selbst angesteckt haben.

  • Gegen Skifahren an sich ist auch überhaupt nichts zu sagen.

    Von den in Ischgl & co. infizierten dürften sich wenige bis niemand beim Skifahren selbst angesteckt haben.

    Nur wie kommt man auf den Berg? Problematisch waren in Südtirol (Anfänge hier im Kreis) oft die zu vollen Gondeln etc. Sessellifte etc. sind selten geworden

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Schweden ist nicht das einzige Land. Australien lässt die Schulen auch auf. (Neuseeland aber nicht. Da regen sich die Australier natürlich auch auf. Ich kenne Leute, die überlegen Homeschooling zu beantragen. Das geht dort vergleichsweise einfach.)

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Hmhh, ich stelle mir gerade vor, wie bei uns Schule weiter funktionieren sollte, wenn wir wieder anfangen würden und alle aus dem Kollegium mit Hochrisiko daheim bleiben müssten. Wenn man also alle mit hohem Blutdruck, Asthma, Krebsvorerkrankung, Diabetes außer Dienst stellt, ist an normalen Schulbetrieb eigentlich nicht zu denken. Bei uns wären geschätzt 20 Prozent rauszunehmen.

    Genau!

    Vom Rest erkranken dann nochmal 20% an "normalen" Krankheiten, weil sie durch den Stress, der durch die ausufernden Vertretungen entsteht, ein angeschlagenes Immunsystem bekommen.

    Dazu kommt, dass das viele Vertreten, dann natürlich wie eine Gruppenparty wirkt, sodass garantiert jeder mit jedem in Kontakt kommt. Happy Corona. ;)

Werbung