Wie geht ihr mit Schülern um, die von den sog. "Lernangeboten" keinen Gebrauch machen?

  • Ich überlege gerade, ob es mich wirklich ärgert oder ob ich mich persönlich angegriffen fühle/enttäuscht bin, wenn die Schüler irgendwas nicht machen. Bin noch nicht ganz schlüssig. Irgendwie nicht, oder nicht mehr vielleicht aber wenn es anfängt egal zu werden ist irgendwie auch nicht gut.

    Wieso nicht? Überlege grad... aus meiner E und Q in Englisch sehe ich nur von 40% die erledigten Aufgaben. Ich finde es nicht gut, aber am Ende des Tages müssen die am Ende die Abiturprüfung damit bestehen. Sie haben ihre Wahl getroffen, was gibt es dazu dann noch zu sagen? In dem Sinne ist es mir persönlich dann schon ,,egal‘‘. Mehr als Angebote machen und sinnvolle Aufgaben stellen kann ich gerade nicht.


    Nur Sek 2, bei SEK 1 würde ich das schon anders beurteilen.

  • Ich überlege gerade, ob es mich wirklich ärgert oder ob ich mich persönlich angegriffen fühle/enttäuscht bin,

    Das tue ich dann, wenn von dem Schüler oder dessen Eltern noch mein Unterricht oder meine Notengebung kritisiert wird... Ansonsten ist irgendwann der Punkt erreicht, wo ich auch sage, dann eben nicht. Wer nicht will, der hat schon...

    • Offizieller Beitrag

    bei 18- oder 19jährigen wütrde ich gar nichts machen. Die sind alt genug, um für ihr Handeln Verantwortung zu tragen.


    Bei jüngeren Schülern, so wurde bei uns beschlossen, gehen Meldungen über Untergetauchte an den KL. Reagiert ein Schüler in mehreren Fächern gar nicht, soll der KL zu Hause anrufen.


    (Ich HASSE das mit dem Anrufen !!! meine ganz persönliche Meinung)

  • Einer meiner Schüler (Oberstufe, volljährig) hat es seit September immer noch nicht geschafft, sich in den mebis-Kurs des Faches anzumelden. Ich habe ihn mehrmals darauf angesprochen und ihn darauf hingewiesen, dass ein Teil der Kommunikation über mebis laufen wird und das war noch vor Corona. "Schule und Internet liegt mir nicht so. Nachteile, die mir daraus entstehen, nehme ich in Kauf." Okay. Er wurde während der Schulschließung noch einmal von der Oberstufenkoordinatorin per Mail darauf hingewiesen, sich bei mir per Mail zu melden. Nichts. Dass er zu Beginn der Oberstufe bereits volljährig ist, hat schon seine Gründe.


    Sarek

  • Ich bin gerade in folgender Situation. Ich gehöre zur Risikogruppe und darf nicht arbeiten gehen. Wir sind uns einig, dass die Prüfungsklassen sich auf ihre Prüfungsfächer konzentrieren sollen. Daher habe ich den Entschluss gefasst, die Wirtschaftsaufgabe, die sie bei Schulschließung bekommen haben, per Mail einzufordern. Immerhin ist es ja so, dass wir die Ergebnisse positiv berücksichtigen dürfen. Die Schüler (Klasse 12, BK) melden sich so schleppend, dass ich davon ausgehe, dass ein großer Teil die Aufgaben nicht gemacht hat. Deshalb kommt morgen eine Deadline. Im Prinzip können wir nichts machen, veräppeln lasse ich mich jedoch nicht ...

    Es ärgert mich, wenn ich daran denke wie sehr ich 1,5 Jahre für die Klasse gekämpft habe. Aber da ich eigentlich nur wieder ein normales, altes Leben haben will ... Geben Sie es ab ist es gut, wenn nicht Pech gehabt, dann wird auch nichts positiv bewertet ...

  • "Schule und Internet liegt mir nicht so. Nachteile, die mir daraus entstehen, nehme ich in Kauf."

    OT: Schule liegt mir nicht, ok das geht vorbei. Aber Internet liegt mir nicht, wird mit großer Wahrscheinlichkeit ein ziemlich großes Problem im weiteren Leben sein.


    Aber hier würde ich auch keine weitere Energie rein stecken, denn wird wahrscheinlich wenig bis gar nichts bringen.

  • Ich habe seit Schulschließung mindestens drei bis 4 Mal telefonischen Kontakt zu meinen SuS bzw. deren Eltern gehabt. Zusätzlich dazu noch mehrere Kontakte per Mail oder WhatsApp. Ich habe ausschließlich 5er zu betreuen. Auch da hab ich eine Reihe von Schülern, die nichts machen. Eltern sind informiert, Schüler angeschrieben/angerufen. Mich ärgert es auch... Konsequenzen wird das wohl keine haben.

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Konsequenzen wird das wohl keine haben

    Genau, da sehe ich das Problem.

    In den Medien wurde ja lang und breit darüber geschrieben, dass die Aufgaben nicht negativ in die Zeugnisnote einfließen dürfen. Zumindest nicht in meinem Bundesland NRW. Also warum machen.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Wir wurden damals in der E-Phase von unserer Tutorin in der ersten Schulwoche darauf aufmerksam gemacht, dass der zukünftige Schulbesuch freiwillig sei und demnach alles ab da in unserer Verantwortung lege. So grob 10% meiner ehemaligen Mitschüler brachen nach diesem Schuljahr ab, wiederholten das Schuljahr oder wechselten auf die Realschule. Es ist also völlig normal, dass es in diesem Jahrgang einiges an Schwund gibt und dann müssen diese drei Kandidaten eben schauen, wie sie zukünftig zurechtkommen werden. Deine Aufmerksamkeit gilt Schülern, die bewusst Hilfe von dir in Anspruch nehmen wollen, nicht denjenigen, die keine Lust auf Schule haben. Dass es Schüler gibt, die diese "Lernangebote" nicht nutzen werden, war von Anfang an klar.


    Ruhe: Erinnert mich an meinen Mathelehrer in der 8. Klasse. Ansage: "Hausaufagaben sind freiwillig, liegen in eurer Verantwortung.". Ich machte sie immer, von den Mitschülern nur sehr wenige. Als dann einige Mischüler realisierten, dass dafür irgendwann die Quittung kommt, war das Geschrei groß.

  • Genau, da sehe ich das Problem.

    In den Medien wurde ja lang und breit darüber geschrieben, dass die Aufgaben nicht negativ in die Zeugnisnote einfließen dürfen. Zumindest nicht in meinem Bundesland NRW. Also warum machen.

    Ich versuche es mal vorsichtig: ich kenne die Familien ja ein wenig. Ich vermute, dass wir nicht die selben Medien konsumieren und es völlig egal wäre, selbst wenn wir mit einer 6 nach der anderen drohen könnten :grimmig:

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Genau, da sehe ich das Problem.

    In den Medien wurde ja lang und breit darüber geschrieben, dass die Aufgaben nicht negativ in die Zeugnisnote einfließen dürfen. Zumindest nicht in meinem Bundesland NRW. Also warum machen.

    So etwas hat Berlin auch vorgestern rausgegeben.

  • @Lehramtsstudent , ich werde ja nicht müde zu fragen, wie du als Lehrer Probleme löst. Du musst doch inzwischen Erfahrungen mit Schülern haben, die noch nicht so weit weg sind, wie dein eigenes achtes Schuljahr?


    Edit: ich frage auch deshalb, weil es eben nicht ganz so einfach ist, dass man die Aufmerksamkeit nur denen schenkt, die dankbar an unseren Lippen hängen. Wir haben auch die Pflicht, individuell zu fördern usw.

  • Gymnasiale Oberstufe? Eigenverantwortung der SuS. Ich stelle Aufgaben und Materialien, erkläre, korrigiere eingereichte Arbeiten. Aber nachlaufen und jeden Tag "motivieren" tu ich in der Altersstufe an der Schulform nicht mehr (ich hab meinen Pappenheimern einmal eine Nachricht zur Erinnerung geschickt, dass das Material / die Aufgaben bearbeitet werden sollten - die wollen / sollen in ein paar Wochen Abi machen, wer da keine Eigenverantwortung aufbringt, der hat es nicht verdient. Durchfallen wird wohl eh keiner).

  • @samu: Individuell fördern in einem angemessenen Rahmen, ja, aber Hilfe kann man denen, die nicht wollen, nicht aufzwingen. Auch in deiner Schulform gibt es sicher genug Schüler, die sich zwar mit Lernen schwer tun, aber sich anstrengen, und welche, die... naja, es davon abhängig machen, ob gerade Mathe oder Fortnite cooler ist.

  • ... Individuell fördern in einem angemessenen Rahmen, ja, aber Hilfe kann man denen, die nicht wollen, nicht aufzwingen. Auch in deiner Schulform ...

    neenee, es geht um deine Schulform, nicht um meine. Aber generell ist das:

    ...Deine Aufmerksamkeit gilt Schülern, die bewusst Hilfe von dir in Anspruch nehmen wollen, nicht denjenigen, die keine Lust auf Schule haben.

    einfach falsch und jeder SL würde dir diese Aussage im Elterngespräch um die Ohren hauen, wenn die halbe Klasse 5en schreibt, weil du sie ignorierst.

  • @Lehramtsstudent: Du unterrichtest an einer Grundschule, oder? Ich frage, weil es sich nicht so liest!


    Gerade bei Grundschülern und Unterstufenschülern kann man sich jetzt nicht zurücklehnen und sagen, ich mache Angebote, wer sie nicht annimmt, Pech gehabt. Da muss dann schon angerufen werden und nachgefragt werden, wo das Problem liegt.

    Nur einige Gründe:

    Technische Ausstattung daheim nicht vorhanden, Infos zum Wochenplan nicht bekommen, Verständnisprobleme.

    Ein Grundschüler kann diese Probleme nicht alleine lösen und muss daher schon anders betreut werden (und zwar auch von Ferne) als ein Schüler der gymnasialen Oberstufe.

  • Kathie: Beim letzten Satz hast du auf jeden Fall Recht. Aber in der Ausgangsfrage ging es ja um Sek II-Schüler und in dem Zusammenhang waren auch meine Beiträge gemeint. Mit Drittklässlern gehe ich natürlich schon etwas anders um, wobei auch da irgendwann der Punkt gekommen ist, an dem ich sagen würde, dass man sein Bestes getan hat und jetzt der Spielball beim Schüler ist.

  • Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, daß Telephonanrufe bei den Eltern mitunter Wunder wirken - glücklicherweise bin ich an einer Schule, wo die Mehrzahl der Eltern unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem sozialen Status am schulischen Fortkommen ihrer Sprösslinge durchaus interessiert sind. Die lieben Kleinen erzählen ja nicht nur uns, daß sie "eh alles gemacht" hätten, aber dann sei es halt nicht angekommen, oder der Hund habe ins Mobiltelephon gebissen (und deshalb habe die Technik nicht funktioniert), oder so etwas ähnliches - sie sagen ja auch den Eltern, daß sie schon alles für die Schule erledigt haben. Diese ganze Telephoniererei dem Klassenvorstand aufzubürden, ist halt schon viel - der Klassenvorstand hat ohnedies schon genug zu tun. Da kann ich ruhig selber mal zum Telephon greifen - die meisten Eltern sind durchaus dankbar, wenn sie hören, wie sich ihre Kinderlein in der Schule so machen...

    Wenn jetzt von "weiter oben" entschieden wird, daß man nach Möglichkeit nicht negativ beurteilen soll, dann kann (und muß ich im Grunde auch) anders Druck machen - nämlich, indem ich die Eltern kontaktiere....

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