Corona Vorerkrankung

  • Ich bin auch erstaunt, dass ein gebildeter Mensch ein solch pervertiertes Demokratieverständnis an den Tag legt. Wer in einer Demokratie bei Entscheidungen, die ihm nicht passen, von Diktatur spricht, disqualifiziert sind im Grunde als seriöser Diskussionspartner.

    Und doch passiert das immer häufiger. Besonders erschrocken war ich, als ein Fachkollege von Diktatur im Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen sprach.

  • Das ist Unsinn. Wir haben uns vom Philologenverband beraten lassen. Die einzige rechtliche Unsicherheit (die auch definitiv besteht) ist, dass eine Corona-Erkrankung im Dienst mit anschließender Dienstunfähigkeit nicht als dienstbezogen gewertet und zu entsprechenden Abschlägen führen wird.

    Das ist ja ein riesiger Skandal! Tja, aber wir Lehrer sind ja so privilegiert. Ziehen wir uns durch diese ganzen Schulöffnungen Corona zu, behauptet der Dienstherr das sei nicht nachweisbar im Dienst geschehen oder würde mit dem zusammenhängen.

    Die Gesundheit ruiniert und finanziell in den Ruin getrieben. Der Dienstherr indessen lacht.


    Ähhh ich meine natürlich, ich bin ja so dankbar, dass ich momentan viele unbezahlte Überstunden für Risikokollegen jede Woche leisten darf. Und sollte mich Corona heftig erwischen, na dann bin ich so dankbar, dass ich finanziell immerhin so viel bekomme, dass ich gerade eben nicht verhungere. Jetzt fühle ich mich auch endlich privilegiert. Was ein Traumjob!

  • Bei uns ist das jetzt so geregelt, dass die die ausfallen, einfach weiter den Unterricht online machen. Sprich es muss niemand etwas vertreten und niemand hat dadurch direkte Mehrarbeit (mal abgesehen davon, dass ich online Unterricht aufwändiger finde). Außer wir lassen Klassenarbeiten schreiben, dann müsste da eben jemand die Aufsicht übernehmen. Aber da weiß ich noch gar nicht wie das geregelt ist, da wir auch einige SuS haben die nicht in die Schule kommen können/dürfen.

  • Wisch dir den Schaum vom Mund Firelilly, das gilt auch für alle anderen Berufsgruppen außer im medizinischen Bereich:


    "Erkrankungen in Folge einer Infektion mit COVID-19 sind keine Arbeitsunfälle. Ein Arbeitsunfall liegt nicht vor, wenn sich eine Gefahr verwirklicht, von der ein Versicherter zur selben Zeit und mit gleicher Schwere auch außerhalb seiner versicherten Tätigkeit betroffen gewesen wäre. Da derzeit die Ansteckungsgefahr allgegenwärtig ist, sind alle Menschen in Nordrhein-Westfalen dem Risiko im Wesentlichen gleich ausgesetzt, so dass ein spezifisches berufliches Risiko nicht mehr besteht." (Unfallkasse NRW)


    "COVID-19-Erkrankungen können die Voraussetzungen der Berufskrankheit 3101 erfüllen. Davon umfasst sind „Infektionskrankheiten, wenn der Versicherte im Gesundheitsdienst, in der Wohlfahrtspflege oder in einem Laboratorium tätig oder durch eine andere Tätigkeit der Infektionsgefahr in ähnlichem Maße besonders ausgesetzt war." (Unfallkasse NRW)

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Wenn man die Gleichung "Demokratie = Anspruch auf grenzenlose Freiheit" aufstellt, kommt man wohl dahin. Uns geht es echt zu gut in Deutschland...

    Wer diese Gleichung aufstellt hat unser Grundgesetz schlichtweg nicht verstanden und die inhärenten Grenzen eigener Freiheitsrechte immer dort, wo die eigene Freiheit Gesundheit und Leben von Mitmenschen gefährdet.


    @MarlenH : Nachdem das nicht der erste Beitrag von dir ist der sehr ernsthafte Zweifel aufwirft an deinem Verfassungsverständnis, würde ich dich- gleich welchem Berufsstand du künftig angehören möchtest- als Bürgerin der Bundesrepublik Deutschland die du bleiben wirst darum bitten, dich ganz ernsthaft damit auseinanderzusetzen, wer den Preis für deine absolute Freiheit zahlen müsste und dir bewusst zu machen, dass es zu einer Demokratie dazugehört demokratische Spielregeln und auch Grenzen zu akzeptieren bzw. ggf.politisch zu kämpfen für Veränderung unter Achtung geltender Gesetze (was ein Verständnis derselben allerdings voraussetzt). Freiheitsrechte sind absolut essentiell in einer Demokratie, allerdings nur dann voll umsetzbar, wenn deine Freiheit nicht mein Leben kostet oder das irgendeines anderen Bürgers dieses Landes, da andere Grundrechte nunmal unmissverständliche Grenzen setzen. Nutz deine neu gewonnene Freizeit nach dem Berufsaustieg vielleicht zu einem Grundkurs Verfassungslehre an einer Hochschule. Das könnte ein Augenöffner werden- falls du bereit bist dich darauf einzulassen, dass deine Meinung zu Grenzen von Freiheitsrechten kein fachlich begründetes oder begründbares Urteil darstellt. Ich wünsche dir für deine weitere berufliche Zukunft alles Gute.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wer muss denn etwas "beantragen"?

    Nur mal so: Anführungszeichen können vor und hinter Wörtern oder Textstücken stehen, die hervorgehoben werden sollen. Dazu gehören u.a. ironische Hervorhebungen. Deshalb habe ich sie benutzt.


    Und aus den zurzeit gültigen Bestimmungen:

    Zitat

    Lehrerinnen und Lehrer, die das 60. Lebensjahr vollendet haben


    Lehrerinnen und Lehrer, die das 60. Lebensjahr vollendet haben, sind unabhängig von Vorerkrankungen nicht im Präsenzunterricht einzusetzen. Ein Einsatz bei digitalen Lernformaten (Lernen auf Distanz) sowie die Teilnahme an Konferenzen und schulinternen Besprechungen ist – unter strikter Einhaltung der Hygienevorgaben (siehe hierzu IV.) – zulässig.


    Wollen Lehrerinnen und Lehrer dieser Altersgruppe in der Schule im Präsenzunterricht freiwillig tätig werden, ist dies möglich. Eine kurze schriftliche Erklärung gegenüber der Schulleiterin oder dem Schulleiter ist erforderlich.

    Wenn ich schriftlich erklären muss, dass ich mich freiwillig in eine für mich riskante Situation begeben will, ist das doch so etwas wie ein Antrag... Ohne den darf die Schulleitung mich nicht in den Präsenzunterricht schicken. Alles klar jetzt?

  • Jetzt verstehe ich es, Pepe! Liegt daran, dass es hier in Niedersachsen mal wieder völlig anders gehandhabt wird als in NRW: hier muss man keine schriftliche Erklärung in irgendeiner Art bei der Schulleitung einreichen, weil es gar keine Vorschrift gibt, dass irgendjemand - wie es in dem von dir zitierten Schrieb steht - nicht im Präsenzunterricht eingesetzt werden darf.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • :D Die gute Nordseeluft! Daran wird's liegen!!!

    Wenn jemand hier zu einer Risikogruppe gehört und deshalb nicht im Präsenzunterricht eingesetzt werden möchte, muss er/sie dies vom Arzt bestätigen lassen und dann eine ärztliche Bescheinigung bei der Schulleitung einreichen (dafür gibt's einen Vordruck, der vom Arzt ausgefüllt werden muss). Also quasi genau umgekehrtes Vorgehen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Denen FFP2-Masken zur Verfügung stellen und dann können die wieder arbeiten.

    Arbeiten können sie, nur eben nicht im Präsenz-Unterricht. Mäßiger Trollversuch, IMHO, auch bei Wiederholung zu stammtischig.

  • Nun hat mich meine SL auch gefragt, ob ich in geringem Rahmen (zB nur in meine eigene Klasse) zurück kommen würde.

    Meine SL weiß, dass ich schwanger und darüber hinaus Risikogruppe bin.

    Ich bin gerade echt niedergeschlagen, weil ich mich gerade irgendwo zwischen Verantwortung den Kollegen und den Kindern gegenüber und mir selbst sehe... Vor 4 Wochen hätte ich wohl fast noch ja gesagt, weil da drum herum noch viel strengere Regeln galten... Aber jetzt :angst:

    Ich würde die Kinder so gerne sehen, aber ich kann das Risiko ja selbst ehrlicherweise gar nicht einschätzen. Blöde Zwickmühle. Und dann ist da ein kleiner Mensch in meinem Bauch, der auch seine Rechte hat und meine Verantwortung verdient...

  • EducatedGuess

    Wäge kurz die negativen Folgen ab, wenn du nicht kommst: unzufriedene Kollegen, Kinder, die dich vermissen, Lernen, das ohne deine Präsenz vielleicht weniger gut stattfindet,...

    Dann im Gegensatz dazu denke zu Ende, wenn du zurückkommst und es für dich und/oder dein Ungeborenes schief geht.

    Auf der einen Seite etwas, das alle - inklusive du selbst - doof finden.

    Auf der anderen Seite die möglichen Folgen für ein ganzes Leben.

    Nix Zwickmühle!

  • Bei uns trat heute der genau gegenteilige Fall ein: bei einer schwangeren Kollegin, die eigentlich gerne weiter unterrichten wollte, hat unser Schulleiter sein Veto eingelegt, weil er sich nach eigenem Bekunden schlecht damit fühlen würde, wenn sie weiter im Präsenzunterricht wäre. Er hat sich nun dafür eingesetzt - und auch sie selbt überzeugt-, dass sie bis zu den Sommerferien ins Homeoffice gehen wird.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ehrlich gesagt, habe ich mich heute doch sehr über unseren Schulleiter gewundert - im positiven Sinne! Denn in den letzten Wochen ist er mir und vielen meiner KuK eher "sauer aufgestoßen". Ich weiß gerade wirklich nicht, was ich von ihm halten soll (er ist noch nicht so lange Schulleiter bei uns)...

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Nun hat mich meine SL auch gefragt, ob ich in geringem Rahmen (zB nur in meine eigene Klasse) zurück kommen würde.

    Meine SL weiß, dass ich schwanger und darüber hinaus Risikogruppe bin.

    Ich bin gerade echt niedergeschlagen, weil ich mich gerade irgendwo zwischen Verantwortung den Kollegen und den Kindern gegenüber und mir selbst sehe... Vor 4 Wochen hätte ich wohl fast noch ja gesagt, weil da drum herum noch viel strengere Regeln galten... Aber jetzt :angst:

    Ich würde die Kinder so gerne sehen, aber ich kann das Risiko ja selbst ehrlicherweise gar nicht einschätzen. Blöde Zwickmühle. Und dann ist da ein kleiner Mensch in meinem Bauch, der auch seine Rechte hat und meine Verantwortung verdient...

    Ist es denn ein Betreuungs- oder Fachproblem?

    Bei letzterem könnte man dich ja evtl. per Videokonferenz eben dazu schalten und du machst von zuhause Unterricht. Vor Ort würde ich es an deiner Stelle auf keinen Fall machen, denn es kann ja nicht nur für dich, sondern auch dein Kind Folgen haben, das will wohl keiner! Das ist ja noch was anderes als nur für sich zu entscheiden.

  • Ein bisschen ist es von beidem. Sie würden halt gerne die Klassenlehrer mit drin haben, weil wir wichtige Ansprechpartner für die Kinder sind. Auf der anderen Seite bin ich ja eh irgendwann raus und der Abschied wird kommen...

    Naja und mein Fach könnte ich tatsächlich per Video unterrichten... Wenn man Mal ehrlich ist, es sind ja auch nur noch 4 Wochen bis zu den Sommerferien in Hamburg, viel wird da fachlich eh nicht mehr laufen.


    Ich hab mir Bedenkzeit erbeten bis morgen, bin mir aber nun ziemlich sicher, dass ich Zuhause bleiben werde. Wenn mir die Schulleitung die Entscheidung nicht abnimmt muss ich sie eben selber treffen.


    Eine Freundin meinte eben, was würdest du mir denn raten, wenn ich du wäre. Da rutschte mir gleich raus "Auf jeden Fall bleibst du Zuhause!" Damit ist es ja eigentlich klar ;)


    Ich danke euch sehr für eure Meinungen und Anregungen!

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