Wie nehmen eure Schüler digitale Angebote im Fernunterricht an?

  • Liebe Community,


    zurzeit findet der Unterricht bei uns (wie bei euch) hauptsächlich als Fernunterricht statt. Digitale Unterrichtsmethoden werden hochgepriesen. Wir nutzen an der Schule IServ. Ich habe mich schlau gemacht und versucht, den Fernunterricht spannender zu gestalten, u.a. mit Lernplattformen wie z.B. Kapiert... Von der Schulleitung hochgelobt.

    So die Idee. In den ersten Tagen scheiterte es daran, dass das Programm laufend zusammen gebrochen ist wegen schlechter Internetverbindungen. Dann gibt es SuS, die sich trotz diverser Hilfsangebote meinerseits noch nicht ein Mal dort eingeloggt haben und die Eltern dazu, die überfordert sind (sich auf einer Internetseite einzuloggen?).

    Dann von Eltern- und Schülerseite einige Bitten, ob ich das Material nicht einfach wieder hochladen könnte....


    Ich bin echt frustriert. So eine Diskrepanz zwischen Arbeitsaufwand und Akzeptanz der SuS?(. Für den Fernunterricht habe ich einen ungleich höheren Aufwand als für den normalen Präsenzunterricht. Was okay wäre, wenn es die SuS und auch die Eltern es annehmen würden....


    Achja, ich unterrichte Deutsch und Englisch 5,6, 7 und 9. Klasse Realschule (wobei Klasse 5 + 6 das viel besser annehmen als 7 + 9).


    Wie gestaltet ihr denn so den Fernunterricht? Welche digitalen Möglichkeiten nutzt ihr? Und wie wird das von den SuS angenommen?


    Viele Grüße!

  • Mein Fazit: die Lernwilligen nehmen alle Angebote an, egal auf welche Art ich sie zur Verfügung stelle. Die LernUNwilligen nehmen keine der Angebote an, egal, was ich alles versuche.


    Ja - es ist extrem frustrierend und demotivierend für mich als Lehrperson!

  • Dito.


    Und dann gibt es Schüler, die eigentlich nichts machen und echt schlecht sind, die plötzlich perfekte Aufgaben abgeben und behaupten sie könnten sich halt jetzt und in Ruhe viel besser konzentrieren als jetzt. Im Gespräch kommt dann raus, dass Mami die Aufgabe gemacht hat. (11. Klasse wohlgemerkt)

    • Offizieller Beitrag

    Ich empfehle weder das eine noch das andere.

    Das Wissen darum, dass es einen Teil der Schüler nicht juckt, führt dazu, dass ich mir nicht den Allerwertesten aufreißen würde.
    Das Wissen darum, dass es einen Teil der Schüler sehr wohl interessiert, führt dazu, dass ich nicht resignieren würde.

  • Aber frustrierend ist die ganze Situation so oder so. Mein mit Abstand schwächster Schüler (wohlstandsverwahrlost) ist in der Notbetreuung und ich erlebe Woche für Woche, wie er immer mehr abbaut. :(Laut Eltern alles nur meine Aufgabe.:(

  • So geht es mir auch.

    Das Problem ist halt, dass (zumindest bisher) vom Ministerium gesagt wurde, dass es der Schülerin / dem Schüler nicht zum Nachteil werden darf, wenn sie / er die Lösungen nicht einreicht. Nur wenn gute Lösungen vorhanden sind, dürfen in die Note einfließen.

    Es wird eh jeder versetzt ... da muss ich meine Ressourcen dann nicht mit den Lernunwilligen unnötig vergeuden.

  • Unser Schulträger hat Office365 schon vor einigen Jahren gekauft und ich nutze TEAMS. Ich nutze ausschließlich das für die Kommunikation mit den Schülern. Das klappt mit der 6. Klasse tatsächlich am besten. Allerdings als Mini-Gruppen-Chat mit 4-5 Schülern einer Klasse jeweils 30 min. Das sind dann schon mal 6 Chatgruppen x 30 min = 3 Zeitstunden.

    Mehr Zeitstunden würde ich in der normalen Schulwoche auch nicht brauchen (5x45 min).

    Das läuft eigentlich ganz gut. Auch wenn es aufwendig war mit den Kleinen die Chats zu erklären. Aber nach 2 Wochen lief es gut.

    Außerdem haben die Schüler jetzt einen Klassenchat. Und erzählen ihren Eltern, dass ihre Klassenlehrerin mit ihnen chattet.

    Meine Elternvertreterin wünscht sich eigentlich, dass ich das 2x pro Woche mache. Aber nachdem ich ihr Nachmittagstermine vorgeschlagen hatte, war dann nicht mehr die Rede davon.

  • Ich denke, Schüler in der 12. Klasse sollten in der Lage sein, ihre E-Mail zu benutzen.


    Das ist aber offenbar sehr schwierig. Auch schwierig ist es, Abgabefristen einzuhalten, sich zu motivieren, mal über etwas nachzudenken, das man nicht sofort kapiert hat ... Und ja: Die willigen Schüler nehmen dies sogar als Chance. Sie lernen, sich einen Plan zu machen, nicht immer gleich die Lehrkraft, sondern halt mal den Mitschüler zu fragen, eine Frage auch mal schriftlich zu formulieren ... und andere steigen aus. Oder sie schicken irgendeinen Rotz.


    Ich nutze die Zeit, meine Materialien zu verbessern, Dinge genauer auszuformulieren usw., das kann ich dann auch später noch verwenden. Ich habe ein paar pdfs erstellt, die als Wiederholungsquiz tauglich sind, ich verlinke Videos oder andere Online-Angebote. Aber nicht dass das mal gewürdigt würde. Kann ich auch verstehen, die Schüler haben auch so ihre Probleme.


    Es ist wirklich das Drama, dass die Schere weiter auf geht. Hier die Motivierten, Leistungsstarken, die auch von zu Hause unterstützt werden - und da die ohnehin in schwierigen Verhältnissen lebenden, die sehr auf die persönliche Betreuung angewiesen sind. Das gibt Langzeitfolgen, man möchte nicht so genau drüber nachdenken.

  • Moin!

    Ich hab auch alles Mögliche bereits ausprobiert. Erst habe ich Material auf Sofatutor freigeschaltet, dazu gab es noch einmal erklärende AB, da es für einige SuS zu schwierig war. Dann habe ich Anton verwendet, da haben sich bis heute nicht alle angemeldet oder gearbeitet. Nun verschicke ich Wochenpläne, die mir eigentlich zurückgeschickt werden sollen. Ganz einfach: Foto machen und in der App (SchulApp, haben alle) in der Nachricht anhängen. Viele Eltern wissen anscheinend nicht, wie das geht. Es ist sooo simpel. Da ist eine Büroklammer auf die man drücken muss und schon läuft es wie bei WhatsApp. Dennoch habe ich auch dafür eine Erklärung zusammengestellt. Den Wochenplan der letzten Woche, also bis zum 1. Mai, habe ich von 8 SuS zurück bekommen. Diese haben auch alle eine persönliche Rückmeldung mit Notizen am Rand erhalten. 1 Schüler hat mir daraufhin seine Korrekturen geschickt. 1 Schüler hat wirklich gar nichts verstanden und quasi alles falsch. Er hat von mir noch einmal differenziertes Material erhalten. Diese Eltern haben mir bereits zu Beginn des HomeSchoolings ganz offen mitgeteilt, dass sie völlig überfordert sind mit den schulischen Inhalten. In meiner Klasse sind 25 SuS, dass ich nur von 8 Material erhalte, ist erschreckend.

    Heute ist eigentlich bereits die Abgabe des zweiten Wochenplans fällig. Ich renne da bestimmt nicht hinterher. Nächste Woche liegen hier noch die ZAP rum.

    • Offizieller Beitrag

    Und reißt ihr euch trotzdem noch den xxxx auf oder resigniert ihr da?

    wie Bolzbold: weder noch


    So isses halt. Ich kann nur verschiedenste Arten von Lernangeboten machen. Wer nicht will, den kann ich nicht zwingen.

    Auch ein Arzt kann seine patienten letztendlich nicht zwingen, die verordneten Mediakmente regelmäßig und gewissenhaft zu nehmen und sein Verhalten gesundheitsfördernd zu gestalten.


    Das ist so, und mich juckt es nicht persönlich. Heißt, ich fühle mich nicht angegriffen oder missachtet durch lernunwillige Schüler.

    Meine Aufgabe ist es nicht, jeden zu zwangsbeglücken.


    Ich habe nämlich meine Abschlüsse alle gemacht, für den ihren müssen sie schon selbst etwas tun.


    Über arbeitswillige Schüler freue ich mich!


    Schau in deiner Bewertung auf die Schüler, die deine Angebote, nicht auf die, die sich weigern. Think positive :)

  • WhatsApp-Verlauf meiner Elterngruppe vom großen Kind: die Aufgaben sind zu schwer/zu leicht/ Karl macht gar nichts/Jessi braucht ewig/Max langweilt sich/Herr x will etwas zurückgeschickt bekommen, bei Anhängen kommt aber eine failure notice/Herr x schreibt: doch doch, ich hab viele Anhänge bekommen, geben Sie mir die Aufgabe einfach nach Corona/Mutter y und z können Herrn x auch nichts schicken/schicken Sie es ans Sekretariat/angekommen? Hallo? allo? o? Hört uns jemand? emand? mand?/ könnt ihr Geschichte öffnen?/Nein, nein, ja, ich auch nicht/Frau Geschichte hat keine Mailadresse angegeben, wer Informiert den Klassenlehrer? /Physik wurde eingescannt-> kann das jemand von euch noch entziffern?/kommt Englisch noch? Ja, immer mittwochs/Kunst war freiwillig/Kunst war Pflicht/Konnten eure Kinder Kunst alleine lösen? Ich verstehe nur Bahnhof...


    to be continued


    Habt Geduld, man ignoriert euch im Allgemeinen nicht absichtlich, online-Kommunikation ist einfach kacke, weil "linear" und das für eine große Gruppe von Menschen, die man sonst mit einem Satz plus Visualisierung direkt erreicht, ohne Eltern dazwischen.

  • Es ist wirklich das Drama, dass die Schere weiter auf geht. Hier die Motivierten, Leistungsstarken, die auch von zu Hause unterstützt werden - und da die ohnehin in schwierigen Verhältnissen lebenden, die sehr auf die persönliche Betreuung angewiesen sind. Das gibt Langzeitfolgen, man möchte nicht so genau drüber nachdenken.

    So ist es. Schlimm auch, wenn Eltern von den ganz Kleinen einen überhaupt nicht unterstützen und immer noch meinen, das sei weiterhin alles Aufgabe des Lehrers. Wie denn?

  • Huhu!


    Das macht nicht wirklich Mut, aber nun weiß ich, dass ich nicht alleine bin :_o_).


    Wo mir jetzt noch die Hutschnur hochgehen könnte, sind irgendwelche „offenen Briefe“ von Eltern oder Beschwerden, dass die Lehrer so digital zurück geblieben oder faul seien, nicht einfallsreich oder offen für neues||.


    Ich bin Lehrerin mit Kindern in der Schule und kann mich so gar nicht beschweren, jedenfalls nicht über die Lehrer meiner Kinder:_o_D.

    • Offizieller Beitrag

    Was Brief und Beschwerden von Eltern angeht, so sind die durch das Homeschooling auch sehr belastet, ggf. noch in Verbindung mit Sorgen um die eigene Existenz.
    Und lass uns mal ehrlich sein: Es gibt genug Lehrer die wirklich digital zurückgeblieben sind oder sich schlichtweg weigern, sich auf den "neumodischen Kram" einzulassen. Das Internet IST nach wie vor für viele Menschen Neuland.

  • Bei uns läuft dies im Großen und Ganzen relativ gut. Wir haben gleich im März eine Cloud eingerichtet auf der man UR-Material hochladen kann. Die Schüler bearbeiten die Aufgaben und laden sie dort wieder hoch. Da wir alle auch eine Schulmailaccount erhalten haben, können uns die SuS auch das Material und Fragen per Mail schicken. Das Angebot ist also da. Bei meiner FOS 12 haben mir ca 10% meiner SuS bearbeitete Aufgaben zurück geschickt. Was der Rest macht ist nicht mein Problem. Einem angehenden Studenten muss ich die Eigenverantwortung zutrauen.


    Im BG haben mir fast alle SuS die bearbeiteten Aufgaben zugesandt.


    Weiterhin nutzen wir Zoom. Dort ist/war die Anwesenheit bei ca 80%. Hat auch gut geklappt.


    Die Schule meiner Kinder (Gym 5 und 7) nutzt Teams und ich bin sehr zufrieden mit der Umsetzung. Es machen auch alle Kinder der Klasse mit, laut Aussage meiner Kinder.


    Auch wenn das Ganze nicht das Gelbe vom Ei ist, läuft es zusammengefasst ganz gut. Auch wenn man merkt, dass so langsam die Luft raus ist. Ich bin froh, dass nächste Woche in Hessen der Schulbetrieb für alle wieder anläuft.

  • Ich schwanke auch immer wieder zwischen frustriert/resigniert und geistigem Schulterzucken.

    Klar könnte ich jedem Schüler, der keine Aufgaben abgibt, hinterhertelefonieren (meine Schüler sind Klasse 9 aufwärts), aber wozu den Stress auf sich nehmen?

  • Da meine Schüler die Plattformen und Unterrichtsformen bereits aus meinem "normalen" Unterricht gewohnt sind, nehmen sie es sehr gut an. Bis auf gelegentliche technische Probleme läuft es also recht gut.

  • Bei uns ist es derzeit sehr nervig, weil so viele unterschiedliche Kommunikationswege genutzt werden (es gibt keine einheitliche Regelung an meiner Schule): die einen KuK nutzen "Teams", die anderen "moodle", außerdem "Jitsi" oder "Zoom", wieder andere kommunizieren per Mail mit ihren SuS. Eine Abteilung, in der ich mit 2 Stunden eingesetzt bin, hat angewiesen, dass die Aufgaben im "school@min" eingestellt werden, auf den die SuS über ihre schulischen E-Mail-Adressen Zugriff haben. Dadurch braut nun jeder sein eigenes Süppchen...


    Was die Rückmeldungen der SuS angeht, so sind diese "durchwachsen". In einigen Klassen - auch meiner eigenen - bekomme ich von fast allen die bearbeiteten Aufgaben zurück, in anderen kaum. Ich werde aber größtenteils diese Arbeitsaufträge noch einmal mit den Klassen durchsprechen, wenn sie wieder zurück in der Schule im Präsenzunterricht sind. Dann lassen sich auch offene Fragen und Schwierigkeiten bei der Aufgabenbearbeitung klären. Wer's dann gar nicht vorliegen hat, hat eben Pech. Ich erwarte, dass die SuS es zumindest versucht haben! Denn wer allzu große Probleme bei der Bearbeitung hat und auch sonst mit der momentanen Situation nicht klarkommt, kann sich natürlich telefonisch oder per Mail bei mir melden; das haben aber bisher nur recht wenige SuS (und drei Erziehungsberechtigte!) in Anspruch genommen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

Werbung