Mathematikabitur

  • Ok. Woher du weißt, wie ich meinen Unterricht mache, ist mir ein Rätsel. Aber es ist eben schön, wenn man eine Erklärung hat.

    Noch einmal: Mein diesjähriger Kurs hat von 13 Schülern genau 11 mal 13, 14 oder 15 Punkte. Einmal sind es (nach der Zweitkorrektur) 12 und einer hat 7. Deshalb "nur" ein Durchschnitt von 13, recht passabel oder? Meine "jüngeren" Kollegen haben einen Schnitt unter 8.

    Komisch nur, dass meine Schüler auch die komplexen Aufgabenstellungen lösen konnten. Ich habe eben einfach nur Glück gehabt.

    Ich bin jetzt aus dem Thread 'raus.

    Wieso fühlst du dich persönlich angegriffen. Ich habe doch gar nicht von dir gesprochen?!

  • Die Realität ist, dass seit Jahren das Anforderungsniveau im Matheabitur kontinuierlich gesenkt wird. Nur 10 Jahre alte Aufgaben kann man kaum noch verwenden, da sie viel zu anspruchsvoll sind.

    Abi wurd schon zu meiner Zeit verschenkt. Ich hatte mal alte Abiaufgaben meines Vaters gesehen... holla die Waldfee. Da wusste ich was Abi wirklich heißt....

    Im 19. Jahrhundert musste man im Abitur noch einen Aufsatz in lateinischer Sprache verfassen. Gute alte Zeit ...

  • Hat es eigentlich mal ein Vorgehen in den anderen Abiturfächern gegeben?

    Soweit mir von Kolleg:innen bekannt ist, waren auch die diesjährigen Englisch-LK-Klausuren an der oberen Grenze. Und zwar zum einen in der Textlänge, zum anderen im Bereich des Wortschatzes. Außerdem war eines der Auswahlthemen ein Gedicht, was auch wohl eher ungewöhnlich ist.

    Es war also trotz der teils nicht unerheblichen Einschränkungen dieses Jahrgangs wegen Corona (es war für dieses SuS in der Q1 ja noch kein „verbindlicher“ Distanzunterricht) eben eher schwieriger als in den Vorjahren. Genau diese Tatsache ist sehr unverständlich.

    Das Geschwafel seitens der Kumis von „die SuS wollten ein richtiges Abitur und keinen Coronabonus“ ist natürlich völliger Quatsch. Es interessiert später keine mehr, wann das Abi gemacht wurde.

    Ich will hier auch auf keinen Fall Faulheit seitens der SuS irgendwie beschönigen, generelle Notenanhebungen finde ich total daneben. Dennoch ist Kritik an der Aufgabenauswahl in Mathe (und offenbar auch Englisch) angebracht.

    Dass ab 2026 der GTR im Abi nicht mehr verwendet werden darf, finde ich gut, leider wird das an vielen Schulen in NRW zur Verwendung von CAS führen.

    Diese Pseudoanwendungsaufgaben sollten aus den Abiklausuren raus, die kann man prima auch als offenere Aufgaben in den Unterricht einbauen.

    Aber 2027 wird wohl mein letzter Abijahrgang sein, danach bin ich hoffentlich im Ruhestand.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Ich darf mit meinem Zertifikatskurs nur FHR unterrichten und hatte selbst nur Mathe GK im Abi. Muss aber sagen, dass meine Abiklausur leichter war (in meiner Erinnerung) als die FHR Abschlussklausuren, die aktuell kompetenzorientiert erstellt werden.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Dass ab 2026 der GTR im Abi nicht mehr verwendet werden darf, finde ich gut, leider wird das an vielen Schulen in NRW zur Verwendung von CAS führen.

    Heißt das, dass CAS nicht verpflichtend wird und man auch wieder auf den normalen wissenschaftlichen TR zurückkommen kann?

  • Wieso fühlst du dich persönlich angegriffen. Ich habe doch gar nicht von dir gesprochen?!

    Weil er oben geschrieben hat, dass er ein älterer Kollege ist und auf die Leistung seiner Klassen stolz ist. Mit der Verallgemeinerung meinst du den TE mit.

  • Heißt das, dass CAS nicht verpflichtend wird und man auch wieder auf den normalen wissenschaftlichen TR zurückkommen kann?

    Leider nein.

    https://www.schulministerium.nrw/ministerium/sc…atz-von-gtr-der

    Zitat

    Für das Fach Mathematik ist inzwischen absehbar, dass zukünftig keine Poolaufgaben entwickelt werden, die einen graphikfähigen Taschenrechner (GTR) als Hilfsmittel voraussetzen. Aller Voraussicht nach wird es daher für das Abitur im Jahr 2026 keine Aufgaben für den Einsatz des GTR mehr geben.

    Gleichwohl erfordern Änderungen zum Einsatz von digitalen Hilfsmitteln in der schriftlichen Abiturprüfung eine entsprechende Übergangszeit.

    Eine Entscheidung, welche digitalen Mathematikwerkzeuge neben Computer-Algebra-Systemen (CAS) in Nordrhein-Westfalen zukünftig in der schriftlichen Abiturprüfung im Fach Mathematik zugelassen werden, wird zu einem späteren Zeitpunkt auf Grundlage eines aktualisierten Kernlehrplans für die gymnasiale Oberstufe erfolgen, der die weiteren Entwicklungen zur einheitlichen Gestaltung des ländergemeinsamen Abituraufgabenpools im Fach Mathematik berücksichtigen und die technischen Möglichkeiten im Rahmen der Digitalisierung aufgreifen wird.

    Heißt also: Entweder CAS oder ein anderes, jetzt noch nicht bekanntes digitales Messwerkzeug,

    Die Frage ist eben, wann diese Entscheidung fällt und wie gut/ schlecht das dann mögliche digitale Messwerkzeug nutzbar ist.

    Letztlich kann es nur darum gehen, irgendein Programm zu nutzen, dass mit dem Tablet (welcher Art auch immer) zu nutzen.

    Dabei müssen dann aber alle möglichen Betriebssysteme, die möglich sind, berücksichtigt werden ... und für jede Schülerin/ jeden Schüler müsste ein solches Gerät zur Verfügung stehen (es sei denn, die Eltern müssen ein Tablet kaufen (statt einem CAS-Rechner).

  • Die Realität ist, dass seit Jahren das Anforderungsniveau im Matheabitur kontinuierlich gesenkt wird. Nur 10 Jahre alte Aufgaben kann man kaum noch verwenden, da sie viel zu anspruchsvoll sind.

    Das kann ich definitiv nicht für Niedersachsen bestätigen. Die Aufgaben z.B. im Bereich "Analytische Geometrie" sind m.E. deutlich anspruchsvoller als vor 10 Jahren. Zudem wurde der Themenbereich "Lineare Algebra" (Matrizenrechnung) vor ein paar Jahren gestrichen - finde ich angemessen, aber auch das hat es schwieriger werden lassen.

    Meine Generation und die meiner Eltern konnten noch ordentlich Punkte sammeln mit der klassischen Kurvendiskussion. Alles Standardverfahren. Ja, auch heute gibt es einiges an anzuwendenden Standardverfahren, aber vieles davon nimmt einem der Taschenrechner ab (unsere Schule: GTR), daher kommen auch mehr Aufgaben vor, bei denen man auf die richtige Idee kommen muss.

    Zudem gibt es den hilfsmittelfreien Teil, für den es anteilig tendenziell über die Jahre immer mehr Punkte gegenüber dem Teil mit Hilfsmitteln gibt. Bei uns ist das der Teil, in dem die SuS schlechter abschneiden. Sie müssen dafür diverse Formeln auswendig gelernt haben (aus meiner Sicht auch viel Unnötiges, auch Sek I-Stoff) und alle Verfahren auch ohne GTR beherrschen.

    Unangebracht finde ich z.B. in Niedersachsen in 2021 (eA), dass man bei einer der Analytischen Geometrie-Aufgaben für den kompliziertesten Aufgabenteil f) 8 von 25 Punkten bekommt. Wer da nicht auf den richtigen Ansatz gekommen ist, hat also direkt massig Punkte verloren.

    Zudem ist es in Niedersachsen seit langem so, dass bei der Auswertung aller Abitur-Prüfungsergebnisse die Mathe-Ergebnisse im Durchschnitt grundsätzlich am Schlechtesten sind, teilweise mit großem Abstand zu anderen Fächern. 2020 lag etwa der Durchschnitt der Ergebnisse in der schriftlichen Mathematik-Abiturprüfung fürs erhöhte Niveau bei 6,1, fürs grundlegende bei 5,18, siehe auch Auswertung Niedersachsen 2020.pdf - da kann man sich vorstellen, wie viele ein Ergebnis unterhalb von 05 Punkten hatten.

    Im Grunde kann man kaum einem*r S empfehlen, Mathe als Prüfungsfach zu wählen.

    Insofern kann ich den Frust nachvollziehen und erlebe selber jedes Jahr selbigen, wenn ich mir die Ergebnisse meiner Kurse anschaue (und das ist an unserer Schule lehrkraftunabhängig).

  • Ich kann die Kritik der Schülerinnen und Schüler am Mathematik-Abitur durchaus nachvollziehen. Sie können die Missstände leider nur nicht konkret benennen und dann heißt es halt einfach, "Es war zu schwierig.".

    Das Einzige, das der Modus der schriftlichen Abiturprüfung in Mathematik mit dem Bildungsplan zu tun hat, ist, dass "zufällig" die gleichen Inhalte abgefragt werden. Im Bildungsplan steht, dass die sich die SuS im Mathematik-Unterricht mit mathematischen Problemstellungen, die sich aus dem Alltag heraus ergeben, handlungsorientiert auseinandersetzen. Wichtig dabei ist die Lösungsoffenheit und die Fähigkeit der SuS sich über diese Problemstellung und ihre selbst erarbeiteten Lösungsmöglichkeiten fachlich austauschen zu können.

    Und drei Jahre später sitzen sie dann eben in der Abiturprüfung in der ganz andere Sachen verlangt werden... Die Abiturprüfung ist schriftlich... Wo ist das denn bitte der fachliche Austausch geblieben?! Lösungsoffenheit... Fehlanzeige. Es gibt die eine richtige Lösung und das war's. Der Alltagsbezug fehlt vollständig. Von Handlungsorientierung brauchen wir gar nicht sprechen...

    Dass die "älteren" Kollegen teilweise vermeintlich "bessere" Ergebnisse erzielen, liegt meiner Beobachtung nach daran, dass sie von Tag 1 an ausschließlich "teaching for the test" machen. Die Inhalte werden den Schülern lehrerzentriert eingetrichtert und anschließend bis zum Umfallen gepaukt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Grundlagen. Komplexere Aufgabenstellungen werden oft außen vor gelassen. Nach dem Motto "Wer in den Einserbereich kommen will, muss sich das eben selbst erarbeiten." Trotzdem gibt es meist ein Zeitproblem. Viele dieser KuK werden oft just-in-time mit dem Stoff fertig. Die Möglichkeit, mit den SuS gezielt alte Prüfungsaufgaben zu üben, gibt es oftmals nicht mehr. Auffällig finde ich, dass diese Kolleginnen und Kollegen im Abitur trotzdem oft einen recht passablen Schnitt haben. Das Mittelfeld ist bei ihnen definitiv größer, allerdings sind selten mal Schüler dabei, die über 13 NP hinaus kommen.

    In BaWü gilt ab dem kommenden Schuljahr die neue Oberstufe. Das ist meiner Meinung nach ein Schritt in die richtige Richtung. Mathematik muss nicht mehr verpflichtend schriftliches Prüfungsfach sein. Die Schüler können stattdessen eine mündliche Prüfung ablegen. In bestimmten Fächerkombinationen muss in Mathematik sogar gar keine Prüfung mehr abgelegt werden. Ich bin gespannt, welche Vorgaben es für die mündliche Prüfung geben wird. Wenn es so ist, wie ich es mir erhoffe, werden die allermeisten meiner Schüler sich für eine mündliche Prüfung entscheiden. In die schriftliche Prüfung werden die ein, zwei, drei Überflieger gehen, die sowieso in jeder Klausur 15NP absahnen. Und gar keine Prüfung werden hoffentlich diejenigen SuS machen, die schon ab Mitte Klasse 11 kein Land mehr sehen.

    Ändert sich das schon wieder oder sprichst du nur von beruflichen Gymnasien?

    Aktuell (seit diesem Jahr) müssen alle Leistungskursler (in Baden-Württemberg an Gymnasien) schriftliches Abitur schreiben, alle Basiskursler müssen in Mathe und Deutsch es mündlich ablegen (schriftlich ist nicht erlaubt). Vor 2 Jahren hat es uns viel Überzeugungsarbeit gekostet, dass extrem schwache keinen Leistungskurs Mathe wählen, weil sie auf keinen Fall eine mündliche Prüfung in Mathe ablegen wollten.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Zudem gibt es den hilfsmittelfreien Teil, für den es anteilig tendenziell über die Jahre immer mehr Punkte gegenüber dem Teil mit Hilfsmitteln gibt. Bei uns ist das der Teil, in dem die SuS schlechter abschneiden. Sie müssen dafür diverse Formeln auswendig gelernt haben (aus meiner Sicht auch viel Unnötiges, auch Sek I-Stoff) und alle Verfahren auch ohne GTR beherrschen.

    Meines Wissens gibt es auch kein anderes Fach, in dem schon in den ersten 60-75 Minuten alle Themen der Oberstufe (z.T. mit Inhalten der Sek I) einmal abgerissen werden, nur um dann in weiteren 200 Minuten noch einmal alle Themen nur mit längeren Aufgaben zu bearbeiten.

    À+

  • Im Aufgabenpool sind die Aufgaben für den erweiterten WTR aber doch drin. Wieso soll das für NRW(?) nicht passen?

    Mit numerischer Integration/Differentiation, Regula-Falsi, LGS bis 4x4. Polynomgleichungen Grad 4, Matrizenrechnung, W-Verteilungen ist doch schon viel gewonnen.

    Die CAS Aufgabenstellungen machen es für die SuS nicht wirklich leichter.

  • Wieso nicht die WTR mit erweiterten Funktionen?

    https://www.casio-schulrechner.de/de/produkte/wi…chner/fx991dex/

    20€ in der Sammelbestellung.

    Mein absoluter Liebling, kann verdammt viel und ist leicht zu bedinen. Empfehle ich Azubis und Technikern, die eben keinen GTR brauchen.

    So etwas würde ich mir definitiv auch fürs Abi wünschen, vor allem an berufsbildenden Schulen.

  • Wir nutzen den auch für die FHR Klassen. Nicht verpflichtend, aber spätestens bei Analysis hat jeder verstanden warum und holt sich dann doch einen.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Der Erlass ist meiner Meinung nach längst nicht so klar, wie manche Kollegen tun. Ob wirklich ein "CAS-Zwang" kommt ist vollkommen offen.

    Die sonstigen digitalen Medien könnten ja auch Tablets etc. für den Gebrauch im Unterricht sein, Prüfungen aber mit dem WTR.

    Ich finde zweiteres gar nicht mal so unlogisch, denn der hilfsmittelfreie Teil hat ja auch schon an Bedeutung zugenommen.

  • Mein absoluter Liebling, kann verdammt viel und ist leicht zu bedinen. Empfehle ich Azubis und Technikern, die eben keinen GTR brauchen.

    So etwas würde ich mir definitiv auch fürs Abi wünschen, vor allem an berufsbildenden Schulen.

    Ich habe mein ganzes Studium mit dem Casio (Vorgängermodell) bestritten. Ich hatte zwar auch einen GTR, aber der war mir zu umständlich und man brauchte ihn wirklich nur sehr selten.

    Ich empfehle den Taschenrechner auch für alle Schulformen, besonders in der Fachschule.

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