Angst vor Klassenfahrt

  • sinnvoller Beitrag zum Bildungs- und Erziehungsauftrag sind

    Das ist ein relativ grobes, weil allgemein gehaltenes Kriterium. Hier wurde auch schon vom Sozialverhalten, Zusammenhalt in der Klasse und ähnlichem gesprochen. Auch das ist noch wenig konkret.


    Ich habe auch schon erlebt, dass einzelne nicht mitfahren. Hinter den angegebenen Gründen vermutet man dann oft, dass diese sich in der „Gemeinschaft“ nicht wohl fühlen. Was macht das mit der Gemeinschaft? Und wie verhindert man ansonsten, dass Linien, die zwischen Gruppen verlaufen, nicht tiefer werden?


    Dass Klassenfahrten hier einen Beitrag leisten sollen, glaube ich genau so wie den Umstand, dass sie es können. Dass sie es tatsächlich tun, wäre wohl einfach nachzuweisen, wenn es so klar wäre.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Tom123 du schreibst immer von PMs, von so etwas habe ich noch nie gehört und ich kenne auch keine (weiterführende) Schule, die so etwas hat, aber das scheint ja irgendwie schon mal in diese Richtung zu gehen.

    Die Pädagogischen MitarbeiterInnen in Niedersachsen sind zum Teil zusätzliche Kräfte an der Grundschule, die mittags 1 Stunde Betreuung übernehmen (Verlässlichkeit) oder die Stunden als Vorrat als Pool haben, die sie als Betreuung in die Klassen gehen, sozusagen als Vertretung (Vertretungskonzept) oder im Ganztag eingesetzt sind, wenn die Schule dies

    Andere PM sind mit großer Stundenzahl an Förderschulen GE eingesetzt und haben andere Aufgaben!

    Dabei schärft sich die Aufgabenbeschreibung immer mehr, sodass sie jetzt allein für die Beaufsichtigung eingesetzt werden dürfen. Mögliche Aufgaben müssen die Lehrkräfte selbst (vor Fortbildung, Termin) oder andere Lehrkräfte (bei plötzlicher Abwesenheit/Erkrankung) ausarbeiten und zur Verfügung stellen. Sind die Stunden des Pools verbraucht, muss die Schule viele Zahlen offenlegen und kann ggf. Eine Erweiterung des Vertrages bekommen.

    Insgesamt sind es oft prekäre Beschäftigungen, häufiger unter der Grenze zur Sozailversicherungspflicht, die Schule hat ein bestimmtes Budget und kommt damit nur aus, wenn sie als PM gering Qualifizierte einstellt, die also für die Tätigkeit der Aufsichtsführung schmal entlohnt wird.


    Früher konnte man die PM auf Klassenfahrten mitnehmen, inzwischen muss man ihnen da die gesamte Arbeitszeit anrechnen, sodass viele Stunden aus dem Pool verbraucht werden. Deshalb veröffentlicht das Land selbst folgende Hinweise:

    „Auf die Teilnahme von pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Grundschule und im Ganztagsschulbereich an Klassenfahrten sollte aus budgetwirtschaftlichen Grün- den verzichtet werden, da die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pro Tag der Klassenfahrt einen Vergütungsanspruch in Höhe der täglichen Arbeitszeit einer Beschäf- tigten oder eines Beschäftigten haben. Die Teilnahme von pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an Klassenfahrten ist bei den Faktoren zur Berechnung des Budgets nicht berücksichtigt worden. Dies wird auch künftig nicht erfolgen.“ siehe https://www.mk.niedersachsen.d…47018/FAQs_zum_Erlass.pdf


    Wenn es so wichtig ist, dann gibt es in den verschiedenen Regierungsbezirken, Schulamtsbezirken etc. vielleicht sozialpädagogisch oder erlebnispädagogisch geschultes Personal, das man für die Mitfahrt abrufen kann, um die Lehrkraft entsprechend während der Fahrt zu unterstützen.

    Den Ansatz finde ich gut, damit hat der Einsatz der PM in NDS aber gar nichts zu tun.



  • Danke für die Erläuterung.

    Die Pädagogischen MitarbeiterInnen in Niedersachsen sind zum Teil zusätzliche Kräfte an der Grundschule, die mittags 1 Stunde Betreuung übernehmen (Verlässlichkeit) oder die Stunden als Vorrat als Pool haben, die sie als Betreuung in die Klassen gehen, sozusagen als Vertretung (Vertretungskonzept) oder im Ganztag eingesetzt sind, wenn die Schule dies

    Das finde ich erstmal einen guten und richtigen Ansatz. Leider zeigt alles, was du danach schreibst, wie wenig wichtig es dem obersten Dienstherrn ist, dass der Bildungs- und Erziehungsauftrag richtig und sinnvoll umgesetzt wird, wenn es um Geld geht. Vor allem, dass die PMs häufig mit prekärer Bezahlung abgespeist werden und dass man deshalb in der Regel nur minderqualifizierte Bewerber um die Stellen hat, zeigt ja sehr deutlich, wo hier die Prioritäten liegen.

    Ich sehe es dann aber ehrlich gesagt nicht als Aufgabe der Lehrkräfte an, diesen mangelnden Willen des Dienstherren durch eigene Mehrarbeit auszugleichen.

  • Ich sehe es dann aber ehrlich gesagt nicht als Aufgabe der Lehrkräfte an, diesen mangelnden Willen des Dienstherren durch eigene Mehrarbeit auszugleichen.

    Die Lehrkräfte legen für eigene Fehlzeiten oder die anderer KollegInnen Material auf den Tisch. Das kann auch mal Übungsmaterial sein, fehlt jemand über längere Zeit, ist das aber nicht so ohne Weiteres möglich und eben auch nicht günstig für die Klassen.

    Natürlich gibt es keinerlei Anrechung auf das zusätzliche Erstellen von Materialien zur Vertretung.


    Für Langzeit-Vertretungen gibt es auch andere Vertretungskräfte, allgemein als "Feuerwehrlehrkraft" betitelt (ab Bachelor-Studierenden aufwärts), dazu braucht es aber viel Aufwand und Anträge etc., sodass es a) oft zunächst über mehr als 6 Wochen die Vertretung über die PM benötigt und b) nicht immer zu einem Abschluss kommt, weil es unterschiedliche Genehmigungen braucht und weil andere Stunden (DaZ u.a.) gegengerechnet werden oder nur die Kernzeit (Stunde 1-4) vertreten wird oder weil es c) keine Bewerbungen mehr/in dieser Region darauf gibt.


    Für Klassenfahrten bedeutet das:

    Fährt eine Klassenlehrkraft, übernimmt die Kollegin, die sonst in dieser Klasse gesteckt wäre, den Unterricht in den Fachklassen.

    Fährt eine Co-Lehrkraft, fallen bis zu 28 Std. an, die durch die PM erteilt beaufsichtigt werden müssen, die diese Lehrkraft vorab hinlegen muss - also Material, das keinen Unterricht erfordert, sondern von den Kindern möglichst selbstständig bearbeitet werden kann.


    UND:

    Für die Klassenfahrt erhalten die Lehrkräfte insgesamt 4 Stunden erlassen, wenn sie diese nehmen möchten, müssen sie noch einmal Material für die Vertretung bereitstellen, damit eine PM die Stunden beaufsichtigt und die Lehrkräfte abwesend sein können. Das geht natürlich nur, wenn die Schule mit entsprechenden Stunden versorgt ist und die PM nicht in Vertretungen stecken, denn dann kann man nicht fehlen.


    Neuerdings sind die Verträge der PM anders gesetzt, die PM muss nun wöchentlich 6 feste Stunden eingesetzt werden, statt flexibel auf Abruf zu sein. So ist ihre Arbeitszeit verlässlicher, es kommt zu keinen kurzfristigen Anforderungen (was vorab aber schon vertraglich ausgeschlossen war) und die Pool-Stunden können nicht zum Halbjahr aufgebraucht sein - also spart das Land die Erweiterung der Verträge.

    Nun kann die PM aber gar nicht mehr das Deputat einer fehlenden Lehrkraft von 28 Stunden in der Woche ersetzen.

    Wie das während Klassenfahrten oder anderen Vertretungen klappen soll, wissen wir nicht ... und hangeln uns mal wieder durch... und stellen Fragen, ohne Antworten zu erhalten... und streichen alles zusammen, um irgendwie den Unterricht/ die Aufsicht in den Klassen gewährleisten zu können.

  • Weil es grade so gut zum Thema passt:


    Das Kind einer Kollegin kam heute zurück von einer Klassenfahrt, die die gesamte Stufe (5. Klasse) gemeinsam unternommen hatte. Beim Abholen wurden die Eltern informiert, dass aufgrund mehrerer positiver Schnelltests nun alle SuS in Quarantäne müssen. Inzwischen sind die ersten PCR Ergebnisse auch schon da, der Verdacht hat sich bestätigt. Somit sind jetzt mehr als 130 Kinder in Quarantäne.


    Super, die Klassenfahrt hat sich ja mal richtig gelohnt. :autsch:

    Update: bislang wurden 33 SuS des Jahrgangs positiv getestet (leider auch das Kind meiner Kollegin).

    Etliche Ergebnisse stehen noch aus.


    Ohne Worte. Hoffentlich erholen sich alle schnell und vollständig.

  • Update: bislang wurden 33 SuS des Jahrgangs positiv getestet (leider auch das Kind meiner Kollegin).

    Etliche Ergebnisse stehen noch aus.


    Ohne Worte. Hoffentlich erholen sich alle schnell und vollständig.

    Ich hoffe, dass es den SuS soweit gut geht

  • Update: bislang wurden 33 SuS des Jahrgangs positiv getestet (leider auch das Kind meiner Kollegin).

    Etliche Ergebnisse stehen noch aus.


    Ohne Worte. Hoffentlich erholen sich alle schnell und vollständig.

    Das klingt schrecklich, 33 SuS in einem Jahrgang. :staun:

    Allen gute Besserung.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Ich hoffe, dass es den SuS soweit gut geht

    Ich hoffe, dass die Schule für die Durchführung der Klassenfahrt verklagt wird und als Konsequenz Bundesweit Klassenfahrten gestrichen werden. Es wird Zeit!

    Ganz klare Sache: Würde ich mich auf so einer Fahrt infizieren, da könnte mir der Dienstherrr bis zum St. Nimmerleinstag Krankengeld zahlen.

  • Gibt es da einen Zeitungsbericht o.ä.?

    Ich habe bisher keinen gefunden.

    Auf der Seite der Stadt ist nur nachzulesen, dass alle Klassen des Jahrgangs in Quarantäne sind, aber natürlich nicht, wieviele SuS infiziert sind.

    An die Presse gelangt das ja nur, wenn es jemand den Medien mitteilt.

    Ich habe jedenfalls keinen Grund, meiner Kollegin nicht zu glauben.

  • Ich hoffe, dass die Schule für die Durchführung der Klassenfahrt verklagt wird und als Konsequenz Bundesweit Klassenfahrten gestrichen werden. Es wird Zeit!

    Ganz klare Sache: Würde ich mich auf so einer Fahrt infizieren, da könnte mir der Dienstherrr bis zum St. Nimmerleinstag Krankengeld zahlen.

    Das Problem ist, dass das Schulministerium NRW nach der letzten oder vorletzten Schulmail (wo wieder Klassenfahrten erlaubt wurden), den Schulen den schwarzen Peter zuschiebt.

    Wenn ein Schulleiter dann sagt: Wir fahren nur noch nach der 2 G Regel, wird der gleich zurückgepfiffen, dass das ja gar nicht geht.

  • Ganz klare Sache: Würde ich mich auf so einer Fahrt infizieren, da könnte mir der Dienstherrr bis zum St. Nimmerleinstag Krankengeld zahlen.

    Haha, das bekommst Du doch als Beamtin gar nicht, ätschbätsch. Da musst Du Dich schon mit Deinem kargen Sold bescheiden... der Dir allerdings auch dann bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag in voller Höhe gezahlt wird, wenn Du aufgrund eigener Dummheit krank bist.

  • Bislang hat sich die Schule gar nicht geäußert, geschweige denn in irgendeiner Form Verantwortung übernommen.


    Die SuS wurden vor Abfahrt mit Schnelltest getestet und dann wieder am 3. und 5. Tag. Erst am 5. Tag waren 4 Kinder positiv.

    Das zeigt anschaulich, dass Schnelltests unzuverlässig sind und zu spät positiv werden.

  • Da musst Du Dich schon mit Deinem kargen Sold bescheiden... der Dir allerdings auch dann bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag in voller Höhe gezahlt wird, wenn Du aufgrund eigener Dummheit krank bist.

    Ich würde mein Sold in voller Höhe nehmen, ja, so war es gemeint und so ist es recht. So sehr der Dienstherr möchte, aus der Verwantwortung kommt er zum Glück nicht heraus. Sein letzter Ausweg (Frühpensionierung) ist bei mir auch gut abgesichert, da bin ich schmerzlos.

    Was das mit eigener Dummheit angeht so verstehe ich das nicht. Wenn mich der Dienstherr per Dienstpflicht zu einer Klassenfahrt zwingt in der Pandemie, dann ist es wohl kaum meine eigene Dummheit.
    Außer du meinst, man sollte sich trotz Dienstpflicht geschickt vor einer Klassenfahrt drücken, gut, dann hast du recht.

  • Das Problem ist, dass das Schulministerium NRW nach der letzten oder vorletzten Schulmail (wo wieder Klassenfahrten erlaubt wurden), den Schulen den schwarzen Peter zuschiebt.

    Wenn ein Schulleiter dann sagt: Wir fahren nur noch nach der 2 G Regel, wird der gleich zurückgepfiffen, dass das ja gar nicht geht.

    2G fände ich schlichtweg unmenschlich, zumindest, wenn es um Minderjährige geht, die ja nicht selbst entscheiden können, ob sie geimpft werden oder nicht. Wobei ich generell finde, daß wir in den Schulen unseren SuS gegenüber altersunabhängig diese Art Diskriminierung (i.S.v. Unterscheidung) nicht betreiben sollten. Das schafft soziale Gräben mitten durch Klassen, die wir nie wieder geheilt bekommen. Bei uns kam das zu Schuljahresbeginn ganz kurz auch mal auf für dieses Jahr ein Fahrtenkonzept mit 2G zu entwickeln. Nach einem flammenden Plädoyer unserer großartigen GK-Fachschaftsleitung war das dann zum Glück direkt wieder vom Tisch. Dann lieber keine Klassenfahrten als eines der großen Ziele solcher Fahrten - den sozialen Zusammenhalt zu stärken - noch vor Fahrtantritt dauerhaft zu unterminieren durch ein solches Exklusionskonzept.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Bislang hat sich die Schule gar nicht geäußert, geschweige denn in irgendeiner Form Verantwortung übernommen.

    Warum sollte sie? Die Eltern wollen doch diese Fahrten reihenweise.


    "Meine" Eltern sind regelrecht ungehalten, dass ich dieses Jahr nicht fahre. Zum Glück wird nicht gerade von oben zugeraten, das Land hat definitiv jegliche finanzielle Verantwortung abgelehnt. Die 2020 abgesagten Fahrten waren sehr, sehr teuer fürs Land.

  • Soweit ich weiß, sind Klassenfahrten keine dienstliche Pflicht. Ohne Übernachtung ja, aber nicht mit. Du kannst frei entscheiden, ob du das machst oder nicht. Wenn es nicht passt, dann sagst du halt ab. Mach es aber rechtzeitig, damit genug Zeit ist, einen Ersatz zu finden.

    Generell lohnt es sich aber sicherlich, an den Belastungen und Überforderungen, an den Ängsten und an der Ungewissheit zu arbeiten. Davon profitierst du ja dann nicht nur dienstlich, sondern auch privat. Mit einer dafür ausgebildeten Person darauf einen Blick werfen, ist sicherlich sehr lohnenswert. Die Klassenfahrt würde ich aber für´s erste absagen.

  • Eliza100 : Du hast dir diesen Thread anscheinend noch nicht ganz durchgelesen, oder? ;) Vermutlich kommt die TE aus NRW oder einem anderen BL, wo Klassenfahrten sehr wohl zur Dienstpflicht gehören. In NDS ist dies - wie hier ( Lehrerin2007 schrieb es ja schon) bereits festgestellt wurde - hingegen nicht der Fall.


    Leider scheint die TE sich aber ja nicht mehr für unsere Antworten zu interessieren, da sie seit ihrem Anmeldetag vor einem Monat nicht mehr online war...:weissnicht:

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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