Arbeitsplatz Schule = Atavismus in die infantile Phase?

  • Ist es sonderpädagogenspezifisch, dass Lehrkräfte wie Schüler*innen behandelt werden? Bekommt ihr eine Mail der Leitung, weil ein Kaffeetassenrand auf dem Lehrerzimmertisch gesichtet wurde? Erhaltet ihr ad hoc Tips, wie ihr Unterricht vorbereiten könnt, wenn ihr Bedingungen hinterfragt? (Z.B. "Sie können ja den Unterricht sehr theoretisch vorbereiten und Rezepte abschreiben", wenn die Hauswirtschaftsgruppen zusammengelegt werden und man mit 16 Behinderten 5 Stunden lang kochen soll.) Werden Alltagsgegenstände aus euren Klassenzimmern genommen, weil ein Schüler der 7b damit Schabernack getrieben hat?


    Ach ich könnte noch so vieles aufzählen, worüber ich manchmal milde den Kopf zu schütteln vermag, was mir aus aktuellem Anlass aber die Galle hochtreibt.


    Helft! Helft der armen Kollegin, indem ihr hier Hanebüchenes aus eurem Lehrerleben sammelt, gedemütigt durch dutt-und-zeigestockhaftes Gehabe eurer Kolleg*innen oder Vorgesetzten, damit ich weiß, ich arbeite nicht alleine in der Irrenanstalt.

  • Bekommt ihr eine Mail der Leitung, weil ein Kaffeetassenrand auf dem Lehrerzimmertisch gesichtet wurde? Erhaltet ihr ad hoc Tips, wie ihr Unterricht vorbereiten könnt, wenn ihr Bedingungen hinterfragt? (Z.B. "Sie können ja den Unterricht sehr theoretisch vorbereiten und Rezepte abschreiben", wenn die Hauswirtschaftsgruppen zusammengelegt werden und man mit 16 Behinderten 5 Stunden lang kochen soll.) Werden Alltagsgegenstände aus euren Klassenzimmern genommen, weil ein Schüler der 7b damit Schabernack getrieben hat?

    Nein.

  • Nein.

    Aber manche KollegInnen agieren auch nach dem Motto "Nach mir die Sintflut." ("Wieso muss ich darauf achten, dass am Unterrichtsende die Stühle hochgestellt sind und der Ordnungsdienst fegt?") oder lassen daran zweifeln, ob sie studiert haben ("Die Corona-Regeln in der Schule kann man gar nicht umsetzen, das ist viel zu kompliziert und ändert sich dauernd." - Äh... nein.)

  • Nein.

    Aber manche KollegInnen agieren auch nach dem Motto "Nach mir die Sintflut." ("Wieso muss ich darauf achten, dass am Unterrichtsende die Stühle hochgestellt sind und der Ordnungsdienst fegt?") oder lassen daran zweifeln, ob sie studiert haben ("Die Corona-Regeln in der Schule kann man gar nicht umsetzen, das ist viel zu kompliziert und ändert sich dauernd." - Äh... nein.)

    Jetzt wo ich das lese:

    Oh, tatsächlich doch, noch gar nicht so lange her!


    Als letztens nach einem Starkregen mehrere Räume unter Wasser standen, kam eine sehr "oberlehrerhafte" Mail eines stinksauren Chefs, wir mögen gefälligst darauf achten, dass nach dem Unterricht die Fenster geschlossen werden. Er hatte wohl an dem Tag Abendunterricht und noch gerettet, was zu retten war.

    Der Ton war in diesem Fall allerdings völlig angemessen.

  • Ich hab bei uns oft den Eindruck, dass die Kollegen sich wie Schüler benehmen:


    In der letzten Gesamtkonferenz (online) fragte eine Kollegin die Schulleitung, ob diese damit einverstanden sei, wenn wir Lehrer den Kühlschrank im Lehrerzimmer reihum sauber machen würden.


    Immer wieder bitten Lehrkräfte die Schulleitung um Erlaubnis, wenn sie untereinander Pausenaufsichten tauschen wollen (was weiter keine Konsequenz hat).


    Wenn es tröpfelt und keine Durchsage kam, dass deshalb Innenpause ist, rennen manche Kollegen zur Schulleitung, und fragen, ob bei dieser Tröpfelei nicht Innenpause sein kann (es steht den Kollegen jederzeit frei, mit ihrer Klasse im Klassenzimmer zu bleiben während einer Außenpause).


    Das ist echt so unmündig.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

    • Offizieller Beitrag

    Klassenlehrerin, in deren Klasse ich mal Mathe hatte: "Wenn Herr Frosch euch heute keine Hausaufgaben in Mathe aufgibt, mache ich das jetzt!" *kopfkratz*


    kl. gr. frosch


    P.S.: über die infantilen Phasen des Schulleiters unserer Schule müssen andere User herziehen. (Die sind aber nicht hier. ;) )

  • Klassenlehrerin, in deren Klasse ich mal Mathe hatte: "Wenn Herr Frosch euch heute keine Hausaufgaben in Mathe aufgibt, mache ich das jetzt!" *kopfkratz*


    kl. gr. frosch


    P.S.: über die infantilen Phasen des Schulleiters unserer Schule müssen andere User herziehen. (Die sind aber nicht hier. ;) )

    Euer Schulleiter sing ja sogar!

  • Ich habe Kollegen, die sich herausreden (aus selbstverständlichem) mit "das hat mir keiner gesagt" und ich denke, genau wie meine Schüler. (Aufreger in der letzten Woche, die SL musste dann eine Mail ans Kollegium mit Selbstverständlichem schreiben und letztendlich alle Lehrer wie Schüler behandeln (da ich weiß, wie es zur Mail kam, habe ich vollstes Verständnis für meine SL. Andere denken vermutlich wie du karuna. Schwierig, es allen immer recht zu machen.) Manche meiner Kollegen wollen anscheinend für alles Anweisungen, ein kleiner Transfer ist nicht möglich.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Edit: eigentlich hast du doch genau dieselben Erfahrungen, nur mit Studienseminar und Schulamt, oder?

    Nein, da geht es eher um vollkommene, offen zur Schau gestellte Inkompetenz bei gleichzeitig maximalem Machtgebaren. Seminar ist allerdings in den letzten 2, 3 Jahren besser geworden, zumindest soweit ich es dank meiner Refs mitkriege. Da haben viele Personalien gewechselt.


    Das "von oben behandeln" im Seminar war da nur ein nerviges, aber kleines Mosaiksteinchen.

  • Ein Kollegium ist insgesamt so wie eine Klasse.


    Es gibt die, die immer absolut zuverlässig und unkompliziert sind.

    Es gibt die, hinter denen man tausendfach hinterherlaufen muss.

    Es gibt die, die sich nicht um Absprachen kümmern.

    Es gibt die, die sich zu dumm anstellen und deswegen keine Aufgaben mehr bekommen.

    Und

    Und

    Und

  • So als Motivations-Tip: wenn jemand wütend ist und darum bittet, ähnliche Erfahrungen zu schildern, ist es für denjenigen tatsächlich aufbauender, ähnliche Erfahrungen zu hören. Dass es euch total gut an eurem Arbeitsplatz geht und ihr euch nie ärgert ist zwar generell schön, hier aber ziemlich kontraproduktiv.


    Etwa so, wie wenn jemand sagt "ich finde die 8a sehr anstrengend" und die Antworten der Kolleginnen lauten "was? Die ist doch total toll. Ich hab mit der nie Probleme. Aber es gibt ja immer Kollegen, die sich nicht durchsetzen können".

    • Offizieller Beitrag

    So als Motivations-Tip: wenn jemand wütend ist und darum bittet, ähnliche Erfahrungen zu schildern,

    Ich habe tatsächlich nachgeschaut, ob du für die TE in die Bresche springen willst, aber das bist du ja selbst. Dann schreib doch: "Ich bin verärgert über eure Antworten und will jetzt nur noch xyz lesen..." (oder was auch immer).

  • So als Motivations-Tip: wenn jemand wütend ist und darum bittet, ähnliche Erfahrungen zu schildern, ist es für denjenigen tatsächlich aufbauender, ähnliche Erfahrungen zu hören. Dass es euch total gut an eurem Arbeitsplatz geht und ihr euch nie ärgert ist zwar generell schön, hier aber ziemlich kontraproduktiv.


    Etwa so, wie wenn jemand sagt "ich finde die 8a sehr anstrengend" und die Antworten der Kolleginnen lauten "was? Die ist doch total toll. Ich hab mit der nie Probleme. Aber es gibt ja immer Kollegen, die sich nicht durchsetzen können".

    Hier kommt Support. Ich fühle mit dir, da es bei uns ähnlich zugeht. :troest:


    Mails von der SL mit Sätzen wie "Bitte kommen Sie morgens pünktlich." oder "Bitte lesen Sie Ihre Mails bis zum Ende durch." sind bei uns an der Tagesordnung.


    Allerdings muss ich zugeben, dass es bei uns KollegInnen gibt, die solche bescheuerten Instruktionen tatsächlich brauchen - bloß kriegen die von derlei Ansagen nix mit. Weil sie ihre Mails nicht zu Ende lesen... :hammer:


    Mich empört es, dass wegen dieser 1% Dumpfbäckchen direkt alle nach dem Gießkannenprinzip gemaßregelt werden und auch, dass die SL Infos für uns vorfiltert und in leichtem Deutsch zusammenfasst, weil: "Sonst sind manche Kollegen überfordert". (Zitat der SL)

  • Als die Maskenpflicht an der Schule neu war, kam mein Schulleiter gern in der großen Pause ins Lehrerzimmer, um zu kontrollieren, dass wir uns dran halten... Ich habe auch mal Ärger bekommen, weil er den Joghurtbecher in meiner Hand nicht gesehen hatte.


    Wohlgemerkt war das zu der Zeit, als es noch keinen Impfstoff gab, wir alle mit höchst mulmigem Gefühl in die Schule fuhren und froh waren, zumindest die Masken als Minimum an Schutz zu haben.

  • Mich empört es, dass wegen dieser 1% Dumpfbäckchen direkt alle nach dem Gießkannenprinzip gemaßregelt werden und auch, dass die SL Infos für uns vorfiltert und in leichtem Deutsch zusammenfasst, weil: "Sonst sind manche Kollegen überfordert". (Zitat der SL)

    Es gibt Vorurteile, die fußen auf Erfahrung.

    Wohlgemerkt war das zu der Zeit, als es noch keinen Impfstoff gab, wir alle mit höchst mulmigem Gefühl in die Schule fuhren und froh waren, zumindest die Masken als Minimum an Schutz zu haben.

    Echt alle? Oder nur die Vernünftigen? Denn: siehe oben.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • damit ich weiß, ich arbeite nicht alleine in der Irrenanstalt

    Ok, wie wäre es damit:

    • Ich hatte gerade an dem Tag meine UPP bestanden, es war ein Freitag. Gegen 16 Uhr saßen der stellv. Schulleiter, zwei Abteilungsleiter und fünf weitere Kollegen mit mir zusammen mit einer Kiste Bier im Lehrerzimmer, als die Schulleiterin reinkam und einen riesen Aufriß machte von wegen "Alkohol auf dem Schulgelände". Schüler wurden seit 2 Stunden im ganzen Schulgebäude nicht mehr gesichtet und im Lehrerzimmer sowieso nicht. Da die Chefin nur mich zusammenfaltete von wegen "Alkohol auf dem Schulgelände" und sich nicht an den stellv. Schulleiter hielt, war meine Antwort nur noch: "Fr. X, sie sind zwar ranghöher als ich, sie sind aber nicht meine Vorgesetzte. Mein Dienstvorgesetzter ist das Seminar!" Auf den Untersten in der Hierarchie treten ist ja einfach. Hätte sie ihren Stellvertreter zusammengefaltet, hätte sie meine Hochachtung verdient, aber so nicht. Aber ok, ich wußte vorher schon, daß ich an der Schule nach dem Ref. eh nicht übernommen werde.
    • Meine Kollegin wurde von der Chefin damals zusammengefaltet, weil sie ein privates Foto in der Schule eingescannt und auf ihrem USB-Stick gespeichert hat. Das wäre Mißbrauch von Dienstgeräten.
    • "Die Referendare sollen froh sein, daß sie einen Tisch neben dem Kopierer haben und nich auf dem Flur sitzen müssen."
    • Note der UPP: 1,3, Note des Schulleitergutachtens: 5
    • An einem Freitag kommt die Ausbildungskoordinatorin weinend ins Sekretariat, weil sie gerade von einer Azubi-Klasse fertig gemacht wurde. Zusammenfassung: Die Kollegin kann ja nicht zur Schulleitung gehen, um die Azubis in die Betriebe zu schicken, weil das die Vorführklasse war, in der die Schulleiterin selber Klassenlehrerin war. die Azubis haben dann alle Kollegen gegen die SL ausgespielt.

    Und jetzt mal was Positives:

    • Als ich an meiner jetzigen Schule eingestellt wurde, war der Kommentar des Schulleiters nur noch: "Hr. Plattyplus, ich habe mir ihr Schulleitergutachten durchgelesen und auch mit ihrer damaligen Chefin telefoniert. Dabei bin ich zu dem Schluß gekommen, daß das Gutachten mit über 20 Rechtschreibfehlern allein auf der ersten Seite nur aus Boshaftigkeit geschrieben worden sein kann. So schlimm geht gar nicht. Sie haben den Job." :staun:
      Und genau DAS ist der Grund warum ich über all die Jahre trotz eines Arbeitswegs von über 100km (einfache Strecke) keinen Versetzungsantrag eingereicht habe. So erkauft man sich Loyalität.
    • Als ich meiner Abteilungsleiterin von den Schoten aus meinem Ref. erzählte, wollte sie es nicht glauben. So schlimm könne es ja gar nicht sein. Wie es der Zufall wollte, studierte ihre Tochter auch auf Lehramt und war 2 Jahre nach mir an meiner Ausbildungsschule im Praktikum. Ihr Töchterchen wollte danach hinschmeißen und ich mußte ihr erklären, daß das nur an der einen Schule so schlimm ist und nicht der Standard überall. Danach glaubte ihre Mutter = meine Abteilungsleiterin dann die Horrorgeschichten, die sie vorher für unmöglich hielt.

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