An meinem Beruf finde ich anstrengend, dass...

  • Vielleicht hat ja der eine oder andere Lust, sich was von der Seele zu schreiben, einfach so, gerne auch OHNE Lösungsvorschläge, therapeutisches Schreiben.

    Ich finde naja, meine Schüler anstrengend, weniger das Unterrichten selbst. Also, für Ruhe sorgen, für Ordnung sorgen, zum Unterrichten erstmal zu kommen. Wann sitzen mal alle gleichzeitig - dass alle gleichzeitig zu mir schauen, habe ich eh schon aufgegeben (war zB am Montag nicht möglich, obwohl nur 6 Schüler!!). Ständig ist es laut, ständig bewegt sich einer, nie können alle gleichzeitig arbeiten, immer muss einer reden, reinrufen, malen, kippeln, fallen, essen, fragen, aufstehen, weinen, aufs Klo...

    Ich bereite auch mal richtig schöne Stunden vor, aber die kann ich eigentlich nie halten, da es immer und immer unruhig ist. Es dauert dann 1-2 Minuten, bis es leise ist, dann sage ich was, dann fangen die nächsten das Babbeln an, dann sorge ich wieder für Ruhe, dann...

    Was ist an eurer Situation stressig, nicht machbar, der Schwerpunkt der Schwierigkeiten?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Die Idee "OHNE Lösungsvorschläge" finde ich schon einmal spitze! Bei mir ist es weniger der Unterricht, sondern eher die Auseinandersetzung mit einigen...ich nenne es mal "beratungsresistenten"....Kollegen. Ich finde es anstrengend, einigen immer wieder deutlich machen zu dürfen, dass bestimmte Vorgaben und Absprachen für alle gelten und nicht nur nach Gutdünken angewendet werden können. Das kommt nicht häufig vor und objektiv nimmt das wenig Zeit in Anspruch, anstrengend ist es dennoch.

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde anstrengend, dass immer mehr an außerunterrichtlichen Dingen erledigt werden muss:


    Dienstberatungen (bei uns 1x/Monat)

    als Klassenleiter viel Verwaltungskram wie Hinterherlaufen von Unterschriften, Einsammeln von Zetteln wegen diesem und jenem, hiermal eine Umfrage zur Gewaltprävention, dort eine zu Mobbing, dann wieder...

    Lauter Dinge, die für sich genommen sinnvoll sind-- keine Frage. Aber in der Menge nervt`s

  • Ich finde es anstrengend, wenn bestimmte Kollegen

    1. die (einfachsten) Absprachen nicht einhalten, z.B. Tafel nach der Stunde wischen (lassen).

    2. ihren Senf zu allen Themen geben, ohne die Hintergründe zu kennen,

    3. die einfachsten Dienstpflichten nicht einhalten: Notenlisten abzeichnen, o.ä.

    4. kein Reflexionsvermögen besitzen und ihre eigenen Fehler nicht eingestehen (wollen)

    5. jegliche Aufgabe an andere abgeben

  • Friesin : Was sind denn diese "Dienstberatungen"?


    Ich finde es manchmal anstrengend, wenn ich Unterrichtstage habe, wo ich Klassen auf verschiedenen Niveaus unterichte. Da habe ich dann bspw. hintereinander je eine Doppelstunde Englisch in meiner eigenen BFS-Klasse (mittleres Niveau), dann die Berufseinstiegsklasse (niedriges Niveau) und danach noch Unterricht im BG, also einem Kurs mit hohem Niveau. Ich merke in den letzten Jahren, dass ich zeitweise Mühe habe, mich auf diese verschiedenen SuS und deren Sprachniveaus einzulassen (ich hoffe, ihr versteht, was ich meine).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Wirklich sehr unterschiedlich, die Schwerpunkte der Schwierigkeiten bzw deren Wahrnehmung...

    Danke euch schonmal!

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • DAs ergänze ich mal mit

    6. zuviele Dienstberatungen, Konferenzen, Fortbildungen usw. dazu kommen

    7. wir fast nur noch Testzentrum sind und Unterricht hinter Testen, Essen, Hort erst an letzter Stelle kommt

    8. wir schon wieder mehr arbeiten müssen, weil sonst den Erziehern 3Minuten Pause fehlen, uns aber mal wieder niemand fragt, ob wir überhaupt eine Pause haben

    9. die Schulleitung uns in den Rücken fällt

    10. man zustehende Dinge mit Gewalt durchsetzen muss, nur weil die anderen nicht lesen können oder wollen

  • Naja, in dem konkreten Fall, dass aus dem Satz:

    Zitat

    Eine Einrichtung zur Kinderbetreuung oder eine Schule ist pandemiebedingt behördlich geschlossen, der Zugang zur Einrichtung oder Zeiten sind eingeschränkt oder die Präsenzpflicht im Unterricht wurde ausgesetzt (zum Beispiel bei Homeschooling oder Distanzlernen).“

    geschlussfolgert wird, dass eine Aussetzung des Präsenzunterrichts NICHT reicht zur Freistellung. Sprich ich musste mir nun einen anderen Weg suchen bzw. tritt gerade die Frauenvertretung der Schulleitung mächtig auf die Füße


    Anderes Beispiel war, dass Frauen in Elternzeit bevorzugt bei berufsbegleitenden Fortbildungen zu berücksichtigen sind, ich wurde abgelehnt, erst mit der Frauenvertretung ging dann etwas. (Steht wortwörtlich so im Frauenförderplan)


    Drittes Beispiel, es gibt ein Urteil vom Bundesarbeitsgericht, dass alle Beschäftigungsverhältnisse beim selben AG für das Weihnachtsgeld/Jahressonderzahlung zu berücksichtigen sind. Die Personalstelle hat mir mitgeteilt das Urteil vom Bundesarbeitsgericht gelte aber nicht für Berlin. Die GEW hat dann mit der Rechtsanwältin dafür gesorgt, dass ich mein Geld doch bekomme (immerhin 10/12 statt 3/12


    to be continue

  • An meinem Beruf eigentlich nichts. An meiner Arbeitsstelle finde ich anstrengend, dass ich mich durch meine Vorgesetzten nicht ausreichend geschützt fühle. Oft gehen die Wünsche von Eltern vor den Bedürfnissen und Rechten der Lehrkräfte. Auch ist Gewalt durch SuS am Ende das Privatproblem von uns Lehrer*innen. Ich habe da lange lautstark gegen angekämpft und das hat mich sehr verletzlich gemacht, was mir erst nach und nach bewusst wurde.

    Einmal editiert, zuletzt von karuna ()

  • Im Moment finde ich die Menge der Kanäle, auf denen ich schulische Informationen erhalten zu viele:


    - Zettelchen von der Sekretärin

    - whatsapp von der Schulleitung/Kollegen (Threema)

    - private whatsapp von Kollegen

    - auch mal SMS von Kollegen

    - Zettel an der Windschutzscheibe (Hausmeister)

    - Teams

    - e-mails bei der privaten Adresse

    - e-mails bei meiner eher dienstlichen Adresse

    - e-mails bei Belwue

    - Zurufe auf dem Gang

    - Zurufe aus dem Auto

    - Telefonate ...


    Es ist mir einfach zu unübersichtlich und stresst mich. An meiner Stammschule läuft nach Absprache fast alles nur noch ausschließlich über schoolfox. Das finde ich viel entspannter und man übersieht so schnell nichts.

  • Ich finde im Klassenraum sehr anstrengend:


    - gefühlt nie in Ruhe gelassen zu werden

    - ständig jede Befindlichkeit mitgeteilt zu bekommen, und dabei auch beim 20. Kind noch so wertschätzend zu reagieren wie beim 1. Kind

    - den Geräuschpegel

    - immer, jede Minute, geistig voll präsent sein zu müssen

    - nicht die Möglichkeit zu haben, mal einen Tag lang einen Gang runter zu schalten, wenn man zwar nicht ganz fit, aber auch nicht krank ist, ist

    - sich wiederholende Streitigkeiten

    - sich wiederholende aggressive Angriffe von Kindern gegenüber Mitschülern

    - daraus resultierend: sich wiederholende Streitklärungsgespräche und Konsequenzen


    Abgesehen davon strengt mich derzeit an:

    - Kollegen, die mir nach der Pause / nach dem Fachunterricht erzählen, was meine Kinder angestellt hätten (als könnte ich daran im Nachhinein was ändern)

    - E-Mail / Padlet / anderer Kontakt mit Eltern von Coronakranken bzw. Quarantänekindern wird zunehmend zeitaufwändiger, da es mehr Fälle gibt

    - Testungen im Unterricht mit uneindeutigem Ergebnis, sehr zeitraubend

  • Zitat

    Ich finde naja, meine Schüler anstrengend, weniger das Unterrichten selbst. Also, für Ruhe sorgen, für Ordnung sorgen, zum Unterrichten erstmal zu kommen. Wann sitzen mal alle gleichzeitig - dass alle gleichzeitig zu mir schauen, habe ich eh schon aufgegeben (war zB am Montag nicht möglich, obwohl nur 6 Schüler!!). Ständig ist es laut, ständig bewegt sich einer, nie können alle gleichzeitig arbeiten, immer muss einer reden, reinrufen, malen, kippeln, fallen, essen, fragen, aufstehen, weinen, aufs Klo...


    ...möchte ich ergänzen mit:

    • Keine Ruhe in den Unterricht zu bekommen, trotz strukturiertem Vorgehen, festen Abläufen etc., besonders zu Stundenbeginn.
    • Erklärungen auch zu organisatorischen Dingen (z.B. Unterrichtsabläufen, Datenschutz, Sonstiges) kommen bei den SuS nicht an, weil das Verständnis (der intellektuelle/kulturelle Horizont) fehlt, bzw. die SuS sich dagegen sperren und nicht bereit sind, sich auf Erklärungen einzulassen.
    • Ich kann teilweise keine zwei zusammenhängenden Sätze zu Unterrichtsthemen sagen/erklären, ohne durch Störungen unterbrochen zu werden.
    • Vorwürfe von SuS und Eltern, ich würde ständig Dinge nicht erklären. (Doch, ich erkläre alles, und meist mehrfach, aber die SuS bekommen es gar nicht mit.)
    • Mit Eltern über Sachthemen oder pädagogische Entscheidungen diskutieren zu müssen, weil Eltern zum Thema X gerade "einen Kurs absolviert" haben und sich nun für Experten halten (was sie lautstark verkünden).
    • Die völlige Unorganisiertheit unserer SL (gepaart mit erheblichen Wissensschwächen im Schul- und Arbeitsrecht).
    • SL fällt charakterlich ständig von einem Extrem ins andere (neudeutsch nennt man sowas aktuell wohl "toxisch").
    • Die häufige Weigerung bestimmter (immer derselben) Kollegen bezüglich dienstlicher Anweisungen ("Das mach ich nicht."), leider ohne Reaktion durch die SL.
  • An meinem Beruf eigentlich nichts. An meiner Arbeitsstelle finde ich anstrengend, dass ich mich durch meine Vorgesetzten nicht ausreichend geschützt fühle. Oft gehen die Wünsche von Eltern vor den Bedürfnissen und Rechten der Lehrkräfte. Auch ist Gewalt durch SuS am Ende das Privatproblem von uns Lehrer*innen. Ich habe da lange lautstark gegen angekämpft und das hat mich sehr verletzlich gemacht, was mir erst nach und nach bewusst wurde.

    :troest:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Volle Tage mit sechs Stunden (drei Doppelstunden am Stück) und noch einer Pausenaufsicht. Wenn so gar keine Zeit bleibt, mal fünf Minuten runterzukommen und man gefühlt die ganze Zeit unter Strom steht. Der ständige Input, der auf die verschiedenen Sinne einprasselt und die ständige Aufmerksamkeit/Konzentration erfordert.

    Dass ich häufig am Abend noch tätig bin, nicht mehr richtig abschalten kann, übermüdet ins Bett falle und am nächsten Morgen zu früh aufwache. Am Nachmittag bin ich so platt, dass die ersten zwei Stunden gar nichts mehr geht und ich in Folge den halben Abend am Schreibtisch verbringe.

    Beratungsresistente Kollegen/Kolleginnen, wo ich weiß, dass mir wieder ein Konfliktgespräch bevorsteht, wenn ich ihnen die respizierte Arbeit zurückgebe.

    Schüler, die sich nicht für fünf Minuten konzentrieren können .

    Wenn von oberer Stelle der Satz kommt: „Ich weiß, Sie sind derzeit alle sehr belastet, aber…“ und dann kommt etwas neues dazu.


    Sarek

  • Volle Tage mit sechs Stunden (drei Doppelstunden am Stück) und noch einer Pausenaufsicht. Wenn so gar keine Zeit bleibt, mal fünf Minuten runterzukommen und man gefühlt die ganze Zeit unter Strom steht. Der ständige Input, der auf die verschiedenen Sinne einprasselt und die ständige Aufmerksamkeit/Konzentration erfordert...

    Stimmt, solche Tage sind anstrengend. Da muss man gut aufpassen, Grundbedürfnisse wie 'etwas trinken' zu erfüllen...

  • state_of_Trance, ich weiß nicht, was dich verwirrt, daher ein Vorschlag: komm' vorbei und unterrichte mal eine Woche lang bei uns. Los geht's mit Vertretung einer gemischten 2/3 mit Kindern, die du nicht kennst und die dich mit ihren klebrigen Händen anfassen, das eine oder andere "Malheur" haben, sprich zwischen zwei Stunden musst du fix "Kacke aus Unterhosen duschen" und runter laufen, um Eltern anzurufen, währenddessen die Türen offen lassen, weil du den Rest der Klasse eigentlich nicht alleine lassen kannst und dann pünktlich auf dem Pausenhof für die Aufsicht stehen, um dort einen sinnlosen Konflikt nach dem anderen zu lösen und dann hoch zu hechten, um der Klassenlehrerin der 4b mitzuteilen, welcher Konflikt noch nicht zu Ende bearbeitet werden konnte, um dann ins Klassenzimmer der 6a zu sprinten, die gerade Federmäppchen auf Schränke wirft, um die Kinder auf ihre Plätze zu befördern und denen unmissverständlich mitzuteilen, dass man gleich komme, man müsse nur noch den Stapel Biobücher holen und dann zielsicher den größten Störenfried raussuchen, der dir irgendwas tragen hilft, damit es keine Verletzten gibt, während der 2 min, die du den Innere-Organe-Torso durchs Treppenhaus schleifst... Und huch, plötzlich ist es 11.30h und du hast noch keinen Schluck getrunken. So geht's irgendwie nicht weiter, nicht wahr? Aber du kannst nicht darüber nachdenken, weil du gleich in die 8a musst, wo...


    Die Idee war ja, hier keine Tips zu geben. Vielleicht wäre es daher auch möglich, mal nicht verwirrt zu gucken? Ich weiß, dass du insgesamt alles richtig machst, verbeamtet bist, nur erwachsene SuS unterrichtest, die einen vernünftigen Beruf erlernen und deswegen au ihren Plätzen sitzen, keine Aufsicht brauchen und an deinen Lippen hängen, während alle Grund-, Förder- und Hauptschullehrerinnen unverbesserliche Idealistinnen sind, die Teilzeit arbeiten, um noch "ein bisschen was dazuzuverdienen", während deren Mann das liebe Geld fürs Einfamilienhaus und die Birkenstocksandalen heranträgt, und für den nachhaltigen Campingurlaub in den Harz, während du dir ganz entspannt am Strand eines möglichst weit entfernten Landes die Schultern einölen lässt, nur um dich über die Mütter lustig zu machen, die einem Beruf nachgehen, der so organisiert ist, dass keine Zeit für einen Schluck Wasser bleibt.

  • Sarek : Das kann ich alles so unterschreiben.


    Was für mich persönlich noch hinzukommt ist, dass ich aufgrund meiner Schwerhörigkeit durch die Masken vor den Mündern der SchülerInnen kaum noch höre was gesagt wird (vgl. Thread von mir vor einiger Zeit). Sehr anstrengend sind die daraus resultierenden Unterrichtsstörungen.

    Ich bin jeden Tag nach der Schule fix und fertig und muss dann erst mal schlafen.

    Meine Schulleitung sagt nur: Wir hören doch alle schlechter, wenn die SchülerInnen Maske tragen."

  • @karuna  Sarek

    Tage, an denen man keinen Schluck Wasser trinkt, nicht aufs Klo geht bzw man gar nicht merkt, dass man muss, an denen der mitgebrachte Apfel in der Schultasche zerquetscht wird... So sind nahezu alle Tage, richtig. Es ist ein bisschen wie Feuerwehr, von einem Brandherd zum nächsten. Nicht eine Minute aus dem Fenster starren, vielleicht, mit viel Glück, mal 10 Sekunden.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

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