"Bewährungsstunden"? - Vertretungslehrer in NRW

  • Hallo zusammen!


    Ich arbeite derzeit als Vertretungslehrer an einem Gymnasium in NRW. Bisher ist alles entspannt, im Februar bin ich zum Halbjahr eingestiegen und bisher lässt man mich in Ruhe meinen Unterricht machen, soweit easy. Von (Vertretungs-) Lehrern im Freundeskreis habe ich ganz unterschiedliche Dinge gehört: Manche Schulleiter kommen in den Unterricht im Sinne einer "Bewährungsstunde", bei manchen hat sich aber niemand dafür interessiert und es ist ausgeblieben.

    Mein Schulleiter hat auch noch nichts in der Richtung verlauten lassen. Auf was muss ich mich evtl. einstellen? Ist das so wie im Ref ein UB mit Methodenfeuerwerk etc. oder will man eher ne solide Stunde sehen? Welche Konsequenzen kann eine "verhauene" Stunde im schlimmsten Fall haben?


    Viele Grüße und einen schönen Samstagabend!

  • genau wie du schreibst: es ist alles unterschiedlich.
    Ich war Vertretungslehrerin an 4 Schulen und es hat sich nie irgendwer für meinen Unterricht im Sinne eines Besuchs interessiert.
    1) dafür ist man als Zwischendurch-Vertretungslehrkraft viel zu unwichtig.

    2) Man bekommt als Schulleitung und Stammlehrkraft auch aus anderen Quellen viel mit (wenn es darum geht zu wissen, ob eine Lehrkraft gut passt, gut arbeitet, usw.. Ein "Unterrichtsbesuch" ist zwar das in vielen Verfahren und Situationen vorgeschriebene Hochheilige, aber wirklich nicht das einzige Mittel. Schulen brauchen mehr als vorzeigbare Wunderstunden alle Jubeljahre/-monate.

  • Danke für deine Antwort! Dann schaue ich mal, was noch so passiert. Ich versuche sonst in den Fachschaften einen guten Eindruck zu hinterlassen, meine Klausuren vernünftig zu stellen und so etwas. Ich hoffe, dass das dann in eine gute Richtung geht und gesehen wird.

  • Ich versuche sonst in den Fachschaften einen guten Eindruck zu hinterlassen

    Besonders dabei GANZ vorsichtig rangehen; könnte bei so manchen KuK eher kontraproduktiv wirken.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Ist das so wie im Ref ein UB mit Methodenfeuerwerk etc. oder will man eher ne solide Stunde sehen?

    Gegenfrage: Was ist für dich eine "solide" Stunde? Informierender Einstieg mit anschließender Bearbeitung von Aufgaben im Buch mit abschließender Besprechung am OHP? Das will niemand sehen und ist in meinen Augen auch keine "solide Stunde".


    Was man, in sämtlichen Unterrichtsbesuchen, zeigen sollte: Das, was man kann und was die bestmöglichen Methoden für das jeweilige Thema und die Kompetenzen sind. Wenn das in deinen Augen ein "Methodenfeuerwerk" ist, dann ist okay, erschreckt mich das etwas, da das Wort generell und auch hier negativ konnotiert ist.

  • Was man, in sämtlichen Unterrichtsbesuchen, zeigen sollte: Das, was man kann und was die bestmöglichen Methoden für das jeweilige Thema und die Kompetenzen sind. Wenn das in deinen Augen ein "Methodenfeuerwerk" ist, dann ist okay, erschreckt mich das etwas, da das Wort generell und auch hier negativ konnotiert ist.

    Es gibt halt diese Stundenplanungen, die um die Methode herum gebaut werden, nur um eben diese Methode zu zeigen und nicht, um sie sinnvoll einzusetzen.

    Wenn ein informierender Einstieg straff zur (methodisch durchdachten) Erarbeitungsphase hinführt, ist es sicherlich zielführender als für jede Unterrichtsphase eine neue Methode einzusetzen, so dass man vor lauter Methodik den Inhalt übersieht. Und das würde ich als „Methodenfeuerwerk“ bezeichnen.

  • Es gibt halt diese Stundenplanungen, die um die Methode herum gebaut werden, nur um eben diese Methode zu zeigen und nicht, um sie sinnvoll einzusetzen.

    Wenn ein informierender Einstieg straff zur (methodisch durchdachten) Erarbeitungsphase hinführt, ist es sicherlich zielführender als für jede Unterrichtsphase eine neue Methode einzusetzen, so dass man vor lauter Methodik den Inhalt übersieht. Und das würde ich als „Methodenfeuerwerk“ bezeichnen.

    Vor allem, wenn krampfhaft nach einer Methode gesucht wird, nur damit man eine Methode drin hat.

    Dass man z.B. binnendifferenziert arbeitet, sollte klar sein.

  • Wenn das in deinen Augen ein "Methodenfeuerwerk" ist, dann ist okay, erschreckt mich das etwas, da das Wort generell und auch hier negativ konnotiert ist.

    Das liegt wohl daran, dass den Methoden viel zu viel Gewicht geschenkt wird. Bis dahin, dass diese Methoden ja auch mit den Klassen geübt werden müssen damit sie gut funktionieren. Wenn ich sowas wirklich erst noch mit der Klasse üben muss, dann sollte ich es wirklich bleiben lassen. Keine Sau braucht später diese exotischen Methoden, die das Seminar geil findet. Also die Lehrkraft vielleicht schon, aber nicht die Lernenden (es sei denn sie werden auch Lehrkräfte).


    Ich weiß es jetzt ehrlich gesagt auch nicht, was an einer Stunde mit Einstieg, Bearbeitung und Besprechung so verkehrt sein soll. Vielleicht magst du das mal erklären.

  • Mein Schulleiter hat auch noch nichts in der Richtung verlauten lassen. Auf was muss ich mich evtl. einstellen? Ist das so wie im Ref ein UB mit Methodenfeuerwerk etc. oder will man eher ne solide Stunde sehen? Welche Konsequenzen kann eine "verhauene" Stunde im schlimmsten Fall haben?

    Das ist glaube ich überall unterschiedlich. Ich hatte Vertretungsstellen an drei verschiedenen Schulen in NRW.


    Schule 1: vollständiger Plan, so ausgearbeitet wie für die UPP, aber nur eine Stunde in einem Fach. Besprochen wurde da nichts.


    Schule 2: Verlaufsplan - mehr nicht. Da gab es dann nachher Diskussionen, dass mein PDF-Dokument unlogisch aufgebaut sei - denn ich habe die AB angehangen, und der Schulleiter hatte sich nicht die gedruckte Version der AB angeschaut, sondern nur die digitale. Und dadurch war nicht klar, wo denn welche Hilfekarte (und warum dort) ist. Dafür aber eine Nachbesprechung - und das war wirklich hilfreich, nämlich noch einmal andere Hinweise von außen.


    Schule 3: "Ich habe keine Zeit, Unterricht zu besuchen - erzählen Sie mir mal theoretisch, wie Sie xyz einführen würden."

    Danach bin ich an Schule 1 zurück - und dort dann keine zweite gezeigte Stunde.


    Kurzfassung: kommt komplett auf die Schule an. Aber es gibt nur einen Dreischritt in der Bewertung. "hat sich bewährt" / "hat sich mit Einschränkungen bewährt" / "hat sich nicht bewährt" - oder irgendetwas in die Richtung. Mir wurde erzählt, bei Einschränkungen müsste man dann noch einmal eine Stunde zeigen - und dass wenn du durchs Ref gut durchgekommen bist, es unwahrscheinlich ist, dass du dich nicht bewährst.


    Und ganz so verrückt wie im Ref ist das nicht mehr. Ich hab niemals mehr im Klassensatz für alle Karten die Ecken abgerundet, damit sich da auch ja keiner wehtut ;)

  • Bis dahin, dass diese Methoden ja auch mit den Klassen geübt werden müssen damit sie gut funktionieren. Wenn ich sowas wirklich erst noch mit der Klasse üben muss, dann sollte ich es wirklich bleiben lassen.

    Warum?


    Keine Sau braucht später diese exotischen Methoden, die das Seminar geil findet.

    Welche exotischen Methoden meinst du hier konkret beispielsweise?

    Ich weiß es jetzt ehrlich gesagt auch nicht, was an einer Stunde mit Einstieg, Bearbeitung und Besprechung so verkehrt sein soll.

    Da ist überhaupt nichts verkehrt dran, ist auch kein Widerspruch zu meiner Aussage.

  • Mein Schulleiter hat auch noch nichts in der Richtung verlauten lassen. Auf was muss ich mich evtl. einstellen? Ist das so wie im Ref ein UB mit Methodenfeuerwerk etc. oder will man eher ne solide Stunde sehen? Welche Konsequenzen kann eine "verhauene" Stunde im schlimmsten Fall haben?

    Es gibt keine verhauenen Stunden. Es gibt Stunden, die das angedachte Stundenziel nicht erreichen und dafür woanders landen. Von dort weiterplanen zu können gehört zum Job dazu. Siehs vom Chef aus: wenn du sinnvoll begründen kannst, warum jedes einzelne Kind das gemacht hat, was es gemacht hat und wieviel davon das war, was es machen sollte und dazu vielleicht noch ein, zwei Ideen hast, was man anders demnächst auch noch ausprobieren könnte, sollte die Sache reichen.

    Aber: ich bin nicht dein Chef. Frag ihn. Beiläufig bei nem entspannten Kaffee. Periodische Beurteilungen gehören in RLP dazu. Unterrichtsbesuche braucht man dazu aber nicht zwangsläufig. Kann sein, dass dein Chef gern mal ein, zweimal in der Woche morgens in den Unterricht kommt, um dir irgendwelche Elternbriefe zum austeilen zu geben und dabei nen schnellen Blick an die Tafel und in die Schülerhefte wirft. Profis kann das reichen.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • es gibt auch einen Unterschied zwischen "Herr Frozenjoghurt, Sie sind ja bei uns Vertretungslehrkraft, ich würde gerne übernächste Woche kommen, passt Ihnen die Stunde in der 5c am Dienstag? Legen Sie mir bitte bis 7.55 einen Kurzentwurf vor" und "Herr Frozenjoghurt, mein Termin heute um 10 fällt aus, ich schaue mir gerne spontan Ihren Unterricht an".
    Bei Ersterem finde ich schon, dass man sich Mühe geben kann, ein "Methodenfeuerwerk" zu starten (bzw. einfach das zu zeigen, was man kann!). Bei Zweiterem: je nach dem, was geplant war. Eine mindestens solide Stunde müsste da zu sehen sein. Ggf. eine super Stunde (Ich habe direkt nach der Planstelle und auch seitdem immer versucht: (mindestens) eine richtig schöne Stunde, auf die man besonders stolz ist, pro Woche. Bei Hauptfachgruppen kommt es auf eine tolle Stunde pro Monat hin, und natürlich mit der Zeit hat man dadurch einen besonderen Stock an Stunden, auf die man sich freuen kann. Zumindest für mich immer der mentale Anker der Woche, "quasi UB-Stunden" zu haben, die auch mit der Zeit immer einfacher aus dem Handgelenkt gehen.)

  • Doch, du hast oben sehr deutlich deinen Unmut über den Aufbau einer klassischen Unterrichtsstunde kundgetan:

    Nein, das habe ich nicht. Ich habe gesagt, die einfachste Version einer Unterrichtsstunde ist für mich keine solide Stunde und will insb. in einem Unterrichtsbesuch niemand sehen.

    Hast du jemals ein Referendariat absolviert?

    Nein, mein Werdegang war nicht so geradelinig. Ursprünglich in der Systemgastro gelernt, dann ein Aufbaustudium Management Systemgastro an einer Berufsakademie und eine Vertretungsstelle ergattert und mich dann unbefristet eingeklagt wegen Formfehlern. Ist das wichtig?



    Was für dich jetzt aber eine "solide Stunde" ist, weiß ich immer noch nicht.

  • Das ist mir schon klar 🙄 die Frage / Aussage ging ja auch nicht an dich, sondern an den Threadersteller, bezogen auf deine dusselige Gegenfrage, ob ich ein Ref gemacht habe. Und nach klassischen Lehramtsstudium, Ref, Beförderung und noch vier inzwischen ausgebildeten Referendaren kann ich mir da durchaus eine Meinung erlauben

  • Seltsam, ich hab dir überhaupt keine Gegenfrage gestellt, ganz zu schweigen eine dusselige.:rolleyes: Ich hab dir lediglich nen Hinweis gegeben auf deine Frage, ob es wichtig sei, ein Ref absolviert zu haben. Ob die dusselig war oder rhetorisch gemeint weißt du selbst am besten.


    Ich hab genug Fachleiter und Mentoren gekannt und teilweise auch selbst gehabt, die gerade im Primarbereich gemeint haben, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und waren doch nur aufgeblasene Luftsäcke, die sich vor jeder tiefergehenden Diskussion in Querverweise und hinter Fachartikeln versteckten um bloß nicht als Fassade ohne Substanz enttarnt zu werden.


    Was jemand sehen will, entzieht sich letztlich deiner Kenntnis. Sprich für dich selbst.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Zitat

    Mein Schulleiter hat auch noch nichts in der Richtung verlauten lassen. Auf was muss ich mich evtl. einstellen?


    Bei mir ist während meiner Vertretungslehrerzeit in NRW in mehreren Jahren nie einer gekommen (und ich habe kein Ref). Auch später "so nebenbei" nicht. Unterrichtsbesuche gab es nur die formal vorgesehenen während des Seiteneinstiegs in MV.

  • Welche exotischen Methoden meinst du hier konkret beispielsweise?

    muss nicht mal furchtbar exotisch sein. Alles was komplizierter als eine Gruppenarbeit ist, macht in der "richtigen" Welt niemand.

Werbung