Dienstrechtliche Beurteilung "Lebenszeitverbeamtung NRW"

  • Ich weiß, dass 3 Punkte völlig ausreichend sind und alles darüber für wirklich, wirklich, wirklich exorbitant gute Leute reserviert sein soll,

    Die Frage ist nur, was "wirklich, wirklich, wirklich exorbitant gute Leute" sind.

  • Die Frage ist nur, was "wirklich, wirklich, wirklich exorbitant gute Leute" sind.

    Das könnte je nach Perspektive (Bezirksregierung, Schulleitung, Elternschaft, SchülerInnenschaft, Kollegium) zu völlig divergierenden Ergebnissen führen.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Mich macht das fassungslos und ich verstehe die Logik dahinter nicht :-(


    Echt traurig, dass getätigte Leistung etc. nicht gewürdigt wird - wie soooooooo oft!!!

    Die Logik ist, dass Leistung als messbares Kriterium in einer so großen Gruppe definitiv normalverteilt ist und man gerne erkennen möchte, wer tatsächlich gut ist und ein durchschnittlicher Lehrer eben 3 Punkte erhält. Ist natürlich furchtbar gemein, wenn man sich doch so angestrengt hat und dann wird einem gesagt, dass man für diese Anstrengung bezahlt wird und dass das die meisten anderen Lehrer auch genauso machen. Witzig ist das, wenn überhaupt, nur aufgrund der Tatsache, dass bei den Schülernoten inzwischen recht oft linksseitig vor die Wand gefahren ("Inflation" beim 1,0er Abitur) und das auch so gewünscht ist...

    Die Logik bzw. die Sichtweise der Behörde ist auch, dass alle Lehrkräfte, zumindest diejenigen im gleichen Statusamt, nach den gleichen Kriterien bewertet werden sollen. Das heißt, dass die Bewertung eines jungen Studienrats für seine Lebenszeitverbeamtung und des arrivierten Studienrats mit 30 Dienstjahren, der sich doch noch aufrafft, sich auf eine Beförderungsstelle zu bewerben, nach den gleichen Kriterien abläuft. Dass der junge StR noch damit beschäftigt ist, seinen Unterricht mit voller Stelle irgendwie mit nur vier Nachtschichten pro Woche auf die Reihe zu bekommen, während der alte StR sich aus einem reichhaltigen Fundus bedient und alle Zeit der Welt hat, um in Gremien und Arbeitsgruppen zu sitzen - ich überspitze natürlich - spielt aus Sicht der Behörde für die Bewertung der Leistung keine Rolle.

    Vor diesem Hintergrund kann der junge StR quasi gar nicht so gut sein.

    So habe ich das damals gehört, als ich selbst in der Behörde war. Ich sage nicht, dass ich diese Sicht teile, gerade aus Sicht einer Lehrkraft, die ja auch je nach Leistungsstand bewertet, ist das eher befremdend. Aber so die Logik.

  • Mich macht das fassungslos und ich verstehe die Logik dahinter nicht :-(


    Echt traurig, dass getätigte Leistung etc. nicht gewürdigt wird - wie soooooooo oft!!!

    Das ist die eine Möglichkeit das zu sehen, die andere wäre die, dass die eigene Leistung im Idealfall einfach differenziert betrachtet und beurteilt wird und niemand einfach nur per Bestnoten in allen Kategorien undifferenziert "hochgelobt" wird.

    Hier in BW gibt es als Teil der Beurteilungen bei der Verbeamtung auf Lebenszeit auch Kategorien zu Persönlichkeitsmerkmalen, die statt Punkten Buchstaben haben. Ich war nach der ersten Beurteilung auch erst kurz enttäuscht, dass ich keinerlei Bestbewertungen habe, weil das im ersten Moment nicht zum Wortgutachten zu passen schien. Nachdem ich mir das System dann aber habe erklären lassen habe ich verstanden, dass überall die zweitbeste Bewertung zu haben bereits außergewöhnlich ist, es eben nicht realistisch wäre als einzelner Mensch überall Bestbewertungen zu haben (selbst die mittlere Bewertung in unserem System, sprich eure drei Punkte, würde noch bedeuten, dass man in allen Bereichen die gestellten Erwartungen erfüllt), aber durchaus realistisch, dass ich bei der Endbewertung für die Verbeamtung auf Lebenszeit angesichts der Ausgangslage in einzelnen Kategorien eine Bestnote erlange. Solange das gleichermaßen für alle gilt ist mir das so bedeutend lieber als einfach nur irgendeine Punktzahl angehängt zu bekommen. Mit so einer Bewertung kann ich dann nämlich tatsächlich etwas anfangen (anders als mit meinem gut benoteten aber mit manchem inhaltlichen Unsinn gefüllten SL-Gutachten im Ref), weil sie tatsächlich etwas über meine besonderen Stärken oder eben auch Schwachstellen besagt. Traurig ist es dann aber natürlich, wenn von oben vorgegeben wird, wie man überhaupt nur maximal bewerten dürfe einerseits in diesem Jahr oder eben andererseits SLen, weil sie den Begründungsaufwand scheuen verdient gute Bewertungen lieber nicht vergeben.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Die Quote und die Vorgabe zur "Zurückhaltung" bei 4 oder 5-Punkte-Bewertungen kann ich aus verschiedenen Quellen bestätigen. Aus Sicht der vorgesetzten Behörden "darf" es nur eine bestimmte Quote an guten und sehr guten Bewertungen geben - wenn dem nicht so sein sollte, werden die Maßstäbe fiktiv angehoben, bzw. sind eben alle so gut, dass die Maßstäbe angehoben werden, damit es wieder passt.


    Die Richtlinien für NRW habe ich hier im Forum auch im Bereich Dienstrecht verlinkt.
    BASS 2021/2022 - 21-02 Nr. 2 Richtlinien für die dienstliche Beurteilung der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Leiterinnen und Leiter an öffentlichen Schulen und Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung des für Schule zuständigen Ministeriums (schul-welt.de)

    Dann würde ich mir im Gegenzug wünschen, dass das für die Abiturergebnisse ebenfalls gilt...ich seh die Elternanrufe schon kommen:D


    Lustig wäre es auch bei der Quote an Leuten, die fast immer da sind. "Chef, ich bin Freitags jetzt immer krank und Donnerstags manchmal. Die Soll-Quote der Leute, die fast nie krank sind, ist erreicht."

  • Danke für die zahlreichen Impulse!


    Ich versuche auf alle Fälle die andere Sichtweise ebenso, wie z. B. von CDL beschrieben, zu verstehen.

    Aber und das ist der Punkt, welcher mich ärgert bzw. die intrinsische Motivation sinken lässt:

    1. Einige LuL in meinem Kollegium erhalten 4 Punkte bzw. auch mal 5 Punkte, wo ist da eine Differenzierung? Warum gibt es das System von 1-5?

    2. "Im vollen Umfang bewährt" - dies würde man auch wohl mit 3 oder vielleicht sogar 2 Punkten im Durchschnitt erhalten. Warum bemüht man sich dann ab? Was ist das für eine "textliche Skalierung"?

    3. Wenn es nicht bei 6 Bereichen die Möglichkeit gibt überall 5 Punkte zu erzielen; dann kann ich das nächste Mal in einer Klausur die Messlatte auch so unrealistisch und wenig transparent legen, so dass es keine 15/14/13 Punkte mehr für das Schülerklientel gibt...

    Also, ich verstehe es nicht und möchte gerne einfach dann wissen, "was hätte ich machen sollen, damit ich in Punkt xyz ebenso 5 Punkte, statt 4 Punkte erhalten hätte" - diese Frage kann man zu 99,99% mir definitiv nicht beantworten.

  • Hier eine Schilderung aus einem anderen Bundesland mit ähnlicher Praxis: Mein SL hat mir damals vor der Beurteilung zur Lebenszeitverbeamtung ganz deutlich unter 4 Augen gesagt, dass das eh kein "sehr gut" wird, das sei momentan von oben nicht gewünscht. Und so war es dann auch.

    Ein paar Jahre später, 2021: alle Kolleg:innen, die auf Lebenszeit verbeamtet wurden: "sehr gut".

    Was soll man dazu sagen? 🤮

    gar nix würde ich dazu sagen. Die Bewertung ist ja schein völlig willkürlich und liegt nicht in deiner Hand. Deshalb wäre es mir auch komplett egal.


    Es ist in Hessen ähnlich wie alle schreiben. Bei der Bewertung in der Probezeit bekommt keiner voll Punkte, denn:


    1. Kann noch keiner sehr gut sein nach 3 Jahren

    2. Es muss ja noch eine Steigerung bei einer Beförderung möglich sein.


    Von daher ist das für mich nur ein Amtsakt und hat für mich keine weitere Bedeutung und ich mache mir da gar keine Gedanken drum.


    Also, ich verstehe es nicht und möchte gerne einfach dann wissen, "was hätte ich machen sollen, damit ich in Punkt xyz ebenso 5 Punkte, statt 4 Punkte erhalten hätte" - diese Frage kann man zu 99,99% mir definitiv nicht beantworten.

    Gar nichts, weil es nicht gewünscht ist. Es bringt dir auch im Prinzip nichts. Einziger unterschied ist eine Zahl auf einem Zettel. Irgendwann schaut vielleicht jemand drauf und denkt sich " ist genau wie die anderen". Ich würde da auch nicht mehr reininterpretieren, denn es ändert an deinem Alltag gar nichts.

    Entropy is a bitch, embrace her.

    Einmal editiert, zuletzt von s3g4 ()

  • Es ist in Hessen ähnlich wie alle schreiben. Bei der Bewertung in der Probezeit bekommt keiner voll Punkte, denn:


    1. Kann noch keiner sehr gut sein nach 3 Jahren

    2. Es muss ja noch eine Steigerung bei einer Beförderung möglich sein.

    Dann herzlich willkommen an unserer Schule:


    Unser begnadeter SL - ich erwähnte ihn hier schon des öfteren ‐ fährt eine ganz clevere Taktik: KollegInnen, die noch in der Probezeit sind, werden ausgewrungen bis aufs letzte Tröpfchen Energie - und derjenige, der am meisten für ihn schuftet (und dabei auch gerne im Hintergrund Schulleitertätigkeiten übernimmt), wird mit der besten Beurteilung belohnt und gerne nach der Lebenszeitverbeamtung auch direkt befördert.


    Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Praxis bei unseren Beurteilungen ist genauso, wie sie bei SuS nicht sein soll.

  • Unser begnadeter SL - ich erwähnte ihn hier schon des öfteren ‐ fährt eine ganz clevere Taktik: KollegInnen, die noch in der Probezeit sind, werden ausgewrungen bis aufs letzte Tröpfchen Energie - und derjenige, der am meisten für ihn schuftet (und dabei auch gerne im Hintergrund Schulleitertätigkeiten übernimmt), wird mit der besten Beurteilung belohnt und gerne nach der Lebenszeitverbeamtung auch direkt befördert.

    Das ist der Vorteil an A13 für alle und A14 für keinen in Thüringen und co:


    Beurteilung? Probezeit? Mir doch egal, Beförderung gibt es eh nicht. Und die Hürden für eine "Nichtbewährung" sind sehr hoch. Gerade wenn man meine Fächer hat:D

  • Beurteilung? Probezeit? Mir doch egal, Beförderung gibt es eh nicht. Und die Hürden für eine "Nichtbewährung" sind sehr hoch. Gerade wenn man meine Fächer hat:D

    Zu diesem Schluss bin ich für mich auch gekommen, habe sämtliches Zusatzengagement abgestellt und mich sowohl mit meinen Krankentagen als auch der erbrachten Leistung dem Durchschnitt unserer Schule angepasst. 3 Punkte eben. Schade, ich hatte eingangs eigentlich eine ganz andere Motivation. Immerhin habe ich jetzt einen ähnlichen Stundenlohn wie Consultants bei mir im Freundeskreis. 8_o_)

    Schon verrückt, dass es CEOs, Minister, zum Teil sogar Staatsoberhaupte in der Alterklasse "Ende der Probezeit Lehrer" gibt. Im Umfeld Schule hätten sie es wohl kaum geschafft.

  • Zu diesem Schluss bin ich für mich auch gekommen, habe sämtliches Zusatzengagement abgestellt und mich sowohl mit meinen Krankentagen als auch der erbrachten Leistung dem Durchschnitt unserer Schule angepasst. 3 Punkte eben. Schade, ich hatte eingangs eigentlich eine ganz andere Motivation. Immerhin habe ich jetzt einen ähnlichen Stundenlohn wie Consultants bei mir im Freundeskreis. 8_o_)

    Schon verrückt, dass es CEOs, Minister, zum Teil sogar Staatsoberhaupte in der Alterklasse "Ende der Probezeit Lehrer" gibt. Im Umfeld Schule hätten sie es wohl kaum geschafft.

    What you get is what you pay.

    Konsequenter Dienst nach Vorschrift muss auch nichts schlechtes sein, bedeutet es doch 100% Pflichterfüllung.


    Es gibt am Ende der Karriere auch keine Medaille dafür, dass man sich immer über die Maßen eingebracht hat. Im Gegenteil, Kollegen, die dadurch erkranken (Burnout etc.) werden in die Dienstunfähigkeit verfrachtet, um die Stellen freizumachen, weil es für Stellen von Langzeitkranken sonst keinen Ersatz gibt.

  • Ich hab bereits im Ref aufgehört mich darüber aufzuregen. Hatte einen Fachleiter der einen UB mit zwei bewertet hat und vier weitere mit sehr gut. In seinem Gutachten stand dann ein gut. Ein sehr gut gibt es quasi nur, wenn du Unterricht komplett neu erfindest. Im Dinge zeigst die er noch nie gesehen hat... Braucht man sich einfach nicht drüber aufregen, bringt nix. Hab den anderen mit in die UPP genommen und war mehr als zufrieden mit allem.


    Bezüglich SL-Gutachten wurde da einer Kollegin auch gesagt sie würde keine eins bekommen, ich hätte schon eine bekommen. Was eine Begründung...


    Bezüglich der Beurteilung denke ich mir, ich mache meinen Job so, wie ich es für mich gut vertreten kann und weiß, dass meine persönliche Latte da deutlich höher liegt als die einiger KuK. Ich bezweifle das mein Schulleiter alle Bereiche entsprechend beurteilen kann. Wie auch? Um meine Leistungsbewertung beurteilen zu können, müsste er wohl mal meine Leistungsbewertung ansehen. An meiner gezeigten Stunde hatte mein SL nichts auszusetzen und keine weiteren Anmerkungen oder Anregungen.


    Ich mache meinen Job so, dass ich es mit gutem Gewissen vertreten kann und meine SuS weiterbringe. Da gehört für mich auch ein gewisses Engagement in der Schule dazu, aber so etwas ist wohl nicht selbstverständlich. Wenn ich dann die mit A14 sehe, die sich beschweren, weil sie auf ihr Protokoll der Zeugniskonferenz einen Satz mehr schreiben sollen, oder irgendwo zur Unterstützung Anderer etwas mit dem Textmarker markieren sollen... Aber es ändert auch nichts, wenn ich mich darüber aufrege, es schadet höchstens meinen Nerven.

  • Es gibt am Ende der Karriere auch keine Medaille dafür, dass man sich immer über die Maßen eingebracht hat. Im Gegenteil, Kollegen, die dadurch erkranken (Burnout etc.) ...

    Aus meiner Beobachtung (habe jetzt keine Literaturrecherche betrieben) sind insbesondere die KuK burnout-gefährdet, die zwar eine Gratifikationskrise erleiden, dabei ist in der Regel aber eher keine versagte Beförderung oder mangelnde pekuniäre "Aufwandsentschädigung" gemeint.


    Andersherum (vermutlich etwas überspitzt) behauptet:
    Wer ein Burnout wegen nicht-erhaltenem A14 bekommt, der hätte das Burnout bei Beförderung ansonsten halt ein halbes Jahr später. Denn nach welcher Karotte soll es dann gehen? Zusätzlich gibt es, glaube ich, ein weit verbreitetes Missverständnis über Funktionsstellen.

    Ansonsten müsste es ja an anderen Schulformen, in denen es die Beförderungsmöglichkeit nicht gibt, nur unmotivierte, aber dafür Burnout-freie KuK geben.

    Zurück zum Thema Leistungsbewertung von KuK:
    Die Vergabe von Bestnoten in möglichst vielen Bereichen kann man sich als Beurteilender offen halten für die KuK, denen man - nett ausgedrückt - bei einer Wegbewerbung keine Steine in den Weg legen möchte.

  • Aus meiner Beobachtung (habe jetzt keine Literaturrecherche betrieben) sind insbesondere die KuK burnout-gefährdet, die zwar eine Gratifikationskrise erleiden, dabei ist in der Regel aber eher keine versagte Beförderung oder mangelnde pekuniäre "Aufwandsentschädigung" gemeint.


    Andersherum (vermutlich etwas überspitzt) behauptet:
    Wer ein Burnout wegen nicht-erhaltenem A14 bekommt, der hätte das Burnout bei Beförderung ansonsten halt ein halbes Jahr später. Denn nach welcher Karotte soll es dann gehen? Zusätzlich gibt es, glaube ich, ein weit verbreitetes Missverständnis über Funktionsstellen.

    Ansonsten müsste es ja an anderen Schulformen, in denen es die Beförderungsmöglichkeit nicht gibt, nur unmotivierte, aber dafür Burnout-freie KuK geben.

    Da stimme ich vollauf zu und finde den Begriff "Gratifikationskrise" sehr treffend. Ich kann mich selbst davon in der Tat auch mit Blick auf die Vergangenheit nicht frei machen und habe diese Krise auf meine Art und Weise überwunden und bin meinen Weg gegangen bzw. eben auch weggegangen.

    So abgenutzt die Phrase mit den "leuchtenden Kinderaugen" auch sein mag - wenn wir unseren SchülerInnen Wissen, Werte und Kompetenzen vermitteln und wir bei einigen unserer Zöglinge dann besonders deutlich sehen, dass das Früchte trägt, dann ist das tatsächlich eine objektive und eine objektiv schöne Gratifikation. Aber die alleine reicht eben nicht.

    Echte Entlastung im Beruf, die die Schule aus eigener Kraft jedoch selten gewähren kann, wäre jedoch die größte Gratifikation, die man mir darbieten könnte. Ob Du nun als A12erIn, A13erIn, A14erIn oder A15erIn Deine 100+ Klassenarbeiten und Klausuren pro Quartal korrigieren darfst, ist glaube ich tatsächlich egal. Dass ich fast 500 Euro mehr bekomme als vorher, stimmt mich hinsichtlich der Korrekturen alles andere als froh bzw. genauso wenig froh wie seinerzeit als A13er oder A14er. Dass ich ein bisschen mehr gestalten und verwalten kann, hingehen schon eher. Mal sehen, ob und wann ich dann die nächste Gratifikationskrise durchlebe. Vielleicht bin ich aber in den 17 Jahren meines Lehrerdaseins nach dem Referendariat auch älter, reifer und weiser geworden, so dass ich mich mit "dem Spiel", wie ich es ja immer nenne, abgefunden habe...

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Da stimme ich vollauf zu und finde den Begriff "Gratifikationskrise" sehr treffend. Ich kann mich selbst davon in der Tat auch mit Blick auf die Vergangenheit nicht frei machen und habe diese Krise auf meine Art und Weise überwunden und bin meinen Weg gegangen bzw. eben auch weggegangen.

    So abgenutzt die Phrase mit den "leuchtenden Kinderaugen" auch sein mag - wenn wir unseren SchülerInnen Wissen, Werte und Kompetenzen vermitteln und wir bei einigen unserer Zöglinge dann besonders deutlich sehen, dass das Früchte trägt, dann ist das tatsächlich eine objektive und eine objektiv schöne Gratifikation. Aber die alleine reicht eben nicht.

    Echte Entlastung im Beruf, die die Schule aus eigener Kraft jedoch selten gewähren kann, wäre jedoch die größte Gratifikation, die man mir darbieten könnte. Ob Du nun als A12erIn, A13erIn, A14erIn oder A15erIn Deine 100+ Klassenarbeiten und Klausuren pro Quartal korrigieren darfst, ist glaube ich tatsächlich egal. Dass ich fast 500 Euro mehr bekomme als vorher, stimmt mich hinsichtlich der Korrekturen alles andere als froh bzw. genauso wenig froh wie seinerzeit als A13er oder A14er. Dass ich ein bisschen mehr gestalten und verwalten kann, hingehen schon eher. Mal sehen, ob und wann ich dann die nächste Gratifikationskrise durchlebe. Vielleicht bin ich aber in den 17 Jahren meines Lehrerdaseins nach dem Referendariat auch älter, reifer und weiser geworden, so dass ich mich mit "dem Spiel", wie ich es ja immer nenne, abgefunden habe...

    Wenn es dir nicht um die 500€ geht, lass ich dir gern meine IBAN zukommen, dann kannst du sie mir überweisen ;) Spaß bei Seite, ich verstehe was du meinst.
    Die ständige Mangelverwaltung ist für mich das größte Manko am Lehrerberuf. Selbst simpelste Lösungen für Probleme muss ich entweder selbst bezahlen oder es dauert Jahre. So kann man nur arbeiten, wenn einem das Ergebnis ziemlich egal ist.

  • Was die richtige Gratifikation für jede Person ist, ist extrem individuell.


    Manche KuK würden sich ein Bein abhacken für leuchtende Kinderaugen. Andere gehen in Verwaltungsaufgaben auf, der nächste freut sich tatsächlich, wenn das Netzwerk stabil läuft.
    Allen gemeinsam ist, dass es aber in unterschiedlicher Taktung eine ehrliche Wertschätzung genau der richtigen Person bedarf.
    Die Kinder, die Weihnachten extra ein Bild malen, die Eltern, die sich nach einer anstrengenden Zeit aufrichtig bedanken oder auch die SL, die mal ehrlich lobt und danke sagt.
    Für eine finanzielle Belohnung als Ausdruck der Wertschätzung durch die Leitung ist unser System leider nicht gemacht.


    Eine Schwierigkeit guter Führung (und damit auch der Burnout-Prophylaxe - wie viel da aber tatsächlich beeinflussbar ist, weiß ich nicht. Für mich ist aber die Aussicht darauf, dass unser Tun einen Einfluss hat essentiell für die eigene Berufszufriedenheit):
    Wie findet die SL heraus, welcher KuK genau einem gegenübersitzt. Wie erreicht man, dass KuK ehrlich ihre eigenen Ziele und Vorstellungen kommunzieren. Und, genau wie die Notengabe bei SuS: Wie kann man wertschätzende, transparente und dennoch realistische Beurteilungen vornehmen.
    (SuS: Aber ich habe doch fleißig gelernt und habe immer beim Geräteabbau geholfen, warum habe ich dann nur eine drei in Sport?
    KuK: Ich habe immer die Blumen im Schulhaus gegossen, warum habe ich dann in "Wahrnehmung leitender Aufgaben" nur ein normal ausgeprägt?)

  • Ich habe mich auch über die dienstliche Beurteilung geärgert, habe ich mir doch mehr erwartet. Ich glaube aber, dass das Hauptproblem die mangelhafte Kommunikation durch die SL war.


    Ich habe keine 5 Pkt. erwartet. Ich habe auch nicht erwartet, überall 4 Pkt. zu haben. Aber ich hätte dann doch gerne eine vernünftige Erklärung, wieso ich im Bereich X nicht 4 Pkt. erhalten habe, obwohl ich Y und Z gemacht habe. Das hätte man durch ein vernünftiges Gespräch vor der Beurteilung - und kein "Quiz", wie ich es erlebt habe - "vorentlasten" können, so blöd es auch klingt.


    Im Nachhinein hätte ich aber auch selbst zuvor noch einen Gesprächstermin vereinbaren sollen. Das kann ich hier nur allen raten - wartet nicht einfach, sondern fragt nach einem Termin bei der SL. Macht Werbung für euch selbst - so will es das System! Schildert klar und deutlich eure Sichtweise! Wenn die Zahlen einmal auf Papier stehen, ist es zu spät.


    Seine Mitarbeiter bei Laune zu halten ist nicht zu unterschätzen. Wenn man dann überall oder fast überall "entspricht den Anforderungen" liest, ist das nunmal nicht motivierend. Normalverteilung und Statistik hin oder her. Wir sehen ja hier, was schlechte Kommunikation und strikte Vorgaben zur Beurteilung vonseiten der Bezirksregierung anrichten.


    Meine Sichtweise hat sich nachhaltig verändert: Ich stehe für mich ein und tue das, was ich für richtig halte. Auch, wenn die SL eine andere Sicht der Dinge hat. Ich kenne meine Rechte und weiß auch, was die SL darf ... und was nicht. Dafür muss ich mich wiederum bei der Bezreg bedanken. Sonst hätte ich diesen Sinneswandel nicht gehabt.

  • Finde ich gut, was du konstruktiv für dich daraus mitgenommen hast. :top:


    Ich kann am Handy das BL nicht lesen, verstehe ich das aber richtig, dass es bei euch nur ein Punktegutachten gibt zur Lebenszeitverbeamtung, kein ergänzendes Wortgutachten und auch kein Gespräch vorgesehen ist, in dessen Rahmen man sich äußern kann? Oder die Option Widersprüche schriftlich festzuhalten?


    In BW gibt es das Buchstabensystem zu Persönlichkeitsmerkmalen und Engagement (deutlich mehr als 6 Kategorien), dazu ein Wortgutachten, sowie eine persönliches Gespräch mit der SL, wo die Gelegenheit besteht, Unstimmigkeiten zu besprechen. Dazu hat man die Möglichkeit auf dem Formblatt, welches man unterzeichnen muss, seinen Widerspruch festzuhalten und Argumente anzuführen bzw. Aspekte zu nennen, die nicht ausreichend beachtet wurden. Meine SL hat mich vor der ersten Beurteilung in der Probezeit auch um eine kurze Aufstellung gebeten zu meinem sonstigen Engagement, damit sie nicht am Ende etwas übersieht. Das hat ebenfalls geholfen, dass ich mich in meinem Zusatzengagement gewürdigt gefühlt habe im Rahmen des Gutachtens, welches enorm differenziert und detailliert war. Ich verstehe sehr gut, dass man sich weniger gesehen und unfairer bewertet fühlt, wenn es am Ende einfach nur auf ein paar Punkte ohne Erklärungen reduziert wäre. Das fände ich auch demotivierend.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    2 Mal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Autofill

  • Meine SL hat mich vor der ersten Beurteilung in der Probezeit auch um eine kurze Aufstellung gebeten zu meinem sonstigen Engagement, damit sie nicht am Ende etwas übersieht.

    Ich halte das auch für hilfreich, einige KuK verstehen diese Bitte allerdings als "Jetzt muss ich meine Beurteilung auch noch selbst schreiben" oder "Klar, die Chefin interessiert sich nicht für mich, daher weiß sie gar nicht, dass ich xy mache."

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